von käfer
Vorab: Danke an AndromedaSnape für das liebe Review. In Deine FF schaue ich nachher mal rein.
Jetzt hat Elfie erst mal Stress...
Ich bekam es mit allen Schülern zu tun; Angewandte Magie war Pflichtfach von der ersten bis zur siebten Klasse.
Ich traf auf Draco Malfoy und seine unterbelichteten Anhängsel. Der blonde Slytherin machte kein Hehl aus seiner Sympathie für Du-weißt-schon-wen. Er trompetete herum, dass es den Muggelstämmigen – er sagte natürlich „Schlammblütern“ – bald tüchtig an den Kragen gehen würde. Von Zeit zu Zeit hörte ich ihn einen sehr geheimen, sehr wichtigen Auftrag erwähnen, der ihm unendlichen Ruhm einbringen und für Hogwarts den Beginn einer neuen Ära bedeuten würde. Ich machte mir so meine Gedanken und versuchte, etwas herauszufinden. Aber Malfoy beherrschte Okklumentik besser als ich die Legilimentik und ich erfuhr nichts.
Von Harry Potter war ich enttäuscht. Ich hatte einen Musterschüler erwartet, einen starken Zauberer, dem alles auf Anhieb gelang. Aber er war nur mittelmäßig, seine schriftlichen Arbeiten zeugten von Flüchtigkeit und er brauchte oft lange Zeit, ehe er einen Zauber beherrschte.
Die Musterschülerin im sechsten Jahrgang war eindeutig Hermine Granger. Ihre schriftlichen Arbeiten waren umfangreich und stets perfekt und selten brauchte sie mehr als zwei Versuche, bis ihr Zauber funktionierte.
Von Beginn an hatte ich es genossen, durch das riesige Schloss zu wandern. Anfangs war es notwendig gewesen, weil ich mich nach der kleinen Führung von Snape absolut nicht auskannte. Später befriedigte ich damit meinen Bewegungsdrang. Meist trug ich dabei Pullover, Jeans und Turnschuhe unter dem Umhang und konnte so nahezu geräuschlos gehen.
Je besser ich mich in der Schule auskannte, umso öfter erwischte ich Schüler, die spät abends verbotenerweise unterwegs waren. Ich gebe zu, dass es mir Vergnügen bereitete, knutschende Pärchen in ihren Verstecken aufzustöbern. Darin war einzig Severus Snape noch besser.
Am häufigsten traf ich auf Harry Potter und Draco Malfoy. Während der erste meistens ein Zettelchen vom Direktor dabeihatte, war der zweite garantiert in dunklen Geschäften unterwegs. Ich zog ihm nach und nach an die hundert Punkte ab, aber ihn schien es nicht zu stören.
Ich versuchte herauszubekommen, wohin er ging, und folgte ihm, verlor ihn aber im siebten Stock aus den Augen. Ich suchte in allen Räumen auf diesem Flur – vergebens.
Als ich weit nach Mitternacht eine staubige Abstellkammer verließ, sah ich gerade noch, wie Malfoy im schwachen Schein seines Zauberstablichtes davoneilte. Vor lauter Frust vergaß ich, ihm nachzulaufen und Punkte abzuziehen. Wütend marschierte ich auf und ab und wünschte mich auf eine einsame Insel mit Palmen, Strand und blauem Meer.
Plötzlich befand sich dort, wo eben noch nackte Wand gewesen war, eine Tür. Mit gezücktem Zauberstab öffnete ich sie, trat vorsichtig durch – und glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Ich stand in einem Palmenhain, vor mir ein Sandstrand und dahinter rauschte das Meer. Staunend lief ich zum Wasser und wollte probieren, ob es echt war. Eine Welle rollte heran, ich bekam nasse Füße. Ohne weiter nachzudenken riss ich mir die Kleider vom Leib und stürzte mich ins Wasser. Es war herrlich. Bis zur Erschöpfung schwamm ich im badewannenwarmen Wasser, dann zog ich mich wieder an und ging durch die Palmen zur Tür.
Kaum stand ich auf dem Gang, verschwand die Tür spurlos. War das etwa Malfoys Geheimnis? Aber was wünschte er sich? Palmen und Strand bestimmt nicht.
Am nächsten Abend ging ich wieder zu der Stelle und wünschte mir eine gemütliche Stube mit Schaukelstuhl, Kaminfeuer und Märchenbüchern. Nichts geschah. Kam die Tür nur, wenn man frustriert war? Oder nur zu bestimmten Zeiten? Da fiel mir ein, dass ich am Vorabend auf und ab gegangen war. Genau das war das Geheimnis – man musste an der Stelle auf- und abgehen. Ich bekam meine Bücherstube und las, bis mir die Augen brannten.
Ein paar Tage später hatte ich die Abendaufsicht und bemerkte Malfoy, der durch die Korridore schlich. Ich versetzte mir einen Desillusionierungszauber und folgte ihm auf leisen Sohlen. Tatsächlich, vor der nackten Wand im siebten Stock lief er auf und ab, die Tür erschien, er schlüpfte hinein, die Tür verschwand.
Ich versuchte, meine Bücherstube zu bekommen, aber nichts rührte sich. Aha, wenn schon jemand drin war, kam man nicht hinein. Ich hexte mir ein Kissen her, setzte mich in einiger Entfernung an die Wand und wartete, bis Malfoy den siebten Stock verließ. Dann wanderte ich auf und ab und dachte dabei: ´Ich brauche den Raum, in dem Draco Malfoy gewesen ist.´
Zu meiner Überraschung bekam ich eine Rumpelkammer. In hogwartsuntypischem Durcheinander waren allerlei Dinge gestapelt oder aufeinandergeworfen: Bücher, halbkaputte Büsten, Schränke mit den merkwürdigsten Dingen. In einer Ecke befand sich ein halb zerlegtes Verschwindekabinett, daneben lagen Werkzeuge. Ein Spurenlesespruch brachte Gewissheit: Malfoy war hier gewesen und hatte an dem Verschwindekabinett gebastelt.
Was sollte ich tun? Was hatte Malfoy vor? Ein Verschwindekabinett hatte immer ein Gegenstück. Wo stand das? Wohin wollte Malfoy verschwinden? Oder sollte er jemanden nach Hogwarts schmuggeln? War das die geheime und ruhmträchtige Aufgabe? Ob ich wohl zu Dumbledore ging und ihm von meinen Vermutungen erzählte? Oder doch erst mit Snape redete, dem Hauslehrer von Malfoy? Aber wenn Snape nun insgeheim doch noch mit Du-weißt-schon-wem in Verbindung stand?
In diesem Augenblick stieß ich mit einer schwarzen Masse zusammen. „Aua!“
„He! Passen Sie auf, wo Sie hinlaufen!“, rief es aus der Masse.
Snape! Mist!
„Oder schlafwandeln Sie etwa?“
„E-e-entschuldigen Sie, Sir. Ich war wohl etwas in Gedanken.“
„Etwas?“, höhnte Snape. „Wenn das ´etwas´ ist, wie sieht es dann aus, wenn Sie richtig in Gedanken versinken?“
Ich wurde krebsrot und beeilte mich, weiterzukommen.
Es dauerte drei Tage, bis ich mit Professor Dumbledore sprechen konnte, er war unterwegs gewesen. Als ich ihm dann gegenüber saß, erschrak ich. Innerhalb weniger Tage war er um Jahre gealtert; er sah krank und erschöpft aus. Trotzdem lächelte er mich freundlich an und fragte, ob ich mich inzwischen in Hogwarts eingelebt habe.
„Ja, sehr gut, danke, alles bestens“, log ich. Es erschien mir frevelhaft, diesem alten Mann von meinen kleinlichen Streitereien mit Susan Sinistra zu erzählen.
Dumbledore bot mir Drops an und sagte: „Freut mich zu hören.“ Dabei sah er mich über seine Brille hinweg so an, als glaubte er mir nicht.
„Wenn ich mich recht besinne, wollten Sie mir eine Mitteilung machen?“, brachte er das Gespräch auf das Eigentliche.
„Ja, Sir. Ähm, ich habe Draco Malfoy desöfteren nachts in den Gängen beobachtet. Er ist in einem Raum im siebten Stock verschwunden, der aussieht wie eine Rumpelkammer. Und darin habe ich ein halb zerlegtes Verschwindekabinett gefunden.“
Was tat ich da? Ich saß hier beim Direktor und äußerte schlimme Vermutungen über einen unbescholtenen Schüler. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr, Dumbledore nickte mir zu, er wollte alles hören.
„Es ist alles nur eine Vermutung, aber ich glaube, der junge Malfoy baut das Verschwindekabinett wieder zusammen.“
Es war totenstill im Raum. Dumbledore wirkte in sich gekehrt, wie zu sich selber sagte er: „Ein Verschwindekabinett…wieder ein Puzzleteilchen mehr…“ Etwas lauter, aber immer noch so, als würde er Selbstgespräche führen, fuhr er fort: „Eine eigenartige Sache, dieser Raum der Wünsche, nicht wahr? Für den einen ist es eine Rumpelkammer, für den, der einen Nachttopf braucht, hält er gleich eine ganze Sammlung bereit…“
Ein melodischer Schrei ertönte, der Vogel, der bisher still auf seiner Stange im Halbdunkel gesessen hatte, breitete seine Schwingen aus und schwebte herab. Ein Phönix! Dumbledore hatte einen Phönix! Noch nie hatte ich so einen majestätischen Vogel aus der Nähe gesehen. Und jetzt landete er auf meiner linken Schulter und knabberte an meinem Ohr. Dumbledore lächelte mich an. „Fawkes mag Sie anscheinend.“
Als wolle er diese Worte bestätigen, schmiegte sich der Vogel an mich.
Dumbledore bedeutete mir, zu gehen. Fawkes blieb bis zur Tür auf meiner Schulter sitzen.
Als ich die Hand auf die Klinke legte, sagte Dumbledore: „Elfie, halten Sie Augen und Ohren offen, aber mischen Sie sich nicht in Dinge ein, die Sie nichts angehen.“
Mit einem freundlichen Nicken verabschiedete er mich.
Im Unterricht schaute ich mir Draco Malfoy genauer an. Er sah bleich aus wie der Tod, hatte dicke Ringe um die Augen und war wohl auch ein wenig abgemagert seit dem Schuljahresbeginn.
Von Zeit zu Zeit ist es notwendig, den Schülern ein wenig Theorie zu vermitteln – richtig erfolgreich wird ein Zauberer doch erst, wenn er bestimmte Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge kennt. In einer solchen Stunde passierte es: Mr. Malfoy schlief. Bevor einer seiner noch nicht ganz weggetretenen Nachbarn ihn wecken konnte, ließ ich sein Lehrbuch vor seiner Nase zuknallen. Malfoy schreckte hoch und sah sich mit vor Müdigkeit tränenden Augen um.
„Fünfzig Punkte Abzug für den schlafenden Slytherin Draco Malfoy!“, rief ich laut genug, dass es auch Ron Weasley in der letzten Reihe mitbekam (dessen Kopf auch schon genickt hatte.) „Und morgen erhalte ich von Ihnen eine ausführliche Ausarbeitung über den Stoff der vergangenen beiden Stunden. Vielleicht sollten Sie mal zeitig ins Bett gehen, statt nachts wie eine Maus auf der Suche nach Käse durch die Gänge zu huschen!“
Ich hatte die Lacher auf meiner Seite und eine Viertelstunde später Severus Snape in meinem Büro.
„Was soll das?“, begann er in gefährlich halblautem Ton, „Wieso ziehen Sie einem meiner Schüler innerhalb von ein paar Wochen hundertvierzig Punkte ab?“
´Jetzt bloß nicht entschuldigen´, dachte ich und bemühte mich, meine Stimme kühl klingen zu lassen: „Weil er es verdient hat, wenn Sie Draco Malfoy meinen. Der schleicht nach der Sperrstunde draußen herum; erst letzte Woche habe ich ihn zweimal kurz vor Mitternacht im siebten Stock getroffen. Und heute ist er – wohl als Folge der kurzen Nächte – in meinem Unterricht eingeschlafen.
Im übrigen halte ich mich beim Punkteabziehen an die Richtlinien, die Sie mir gegeben haben.“
Nun hatte ich mich doch wieder entschuldigt und viel zu viel geredet. Aber wenigstens war ich ruhig geblieben und hatte beim Sprechen gelächelt.
Snape sah mich mit unergründlicher Miene an, dann drehte er sich um und schritt mit wehendem Umhang hinaus.
Als ich zum Abendessen ging, lauerte Draco Malfoy mir auf und zischte mir zu: „Das werden Sie büßen! Die Zeiten werden sich ändern.“
„Zweifellos werden sich die Zeiten und die Regeln ändern, Mr Malfoy. Aber im Augenblick sind Sie hier Schüler und haben sich als solcher an die Schulregeln zu halten. Im übrigen steht es Ihnen frei, sich bei Professor Dumbledore zu beschweren.“
Malfoy zischte etwas, das kein Parsel war, und trollte sich.
Im nächsten Kapitel kommen ein paar ebenso ungebetene wie ungeliebte "Besucher" nach Hogwarts...
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