von ebony-zoot
Kapitel 14 - Nie wieder Alkohol
Nach meinem dritten Glas Feuerwhiskey, ermahnte mich meine innere Stimme, nichts mehr zu trinken. Unter normalen Umständen hörte ich immer auf das, was sie mir sagte. Aber heute war sie so leise, das ich nicht wusste ob ich sie mir vielleicht nur einbildete.
Ich fühlte mich jedenfalls gut, meine Wut auf Berry war fast verflogen. Der Alkohol hatte seine Wirkung nicht verfehlt.
"Severus", meinte ich nachdenklich und er blickte fragend zu mir rüber. Augenblicklich musste ich kichern und hatte s hon wieder vergessen was ich eigentlich sagen wollte. "Das hört sich seltsam an, ich habe noch nie deinen Vornamen benutzt. Severus... Severus... Ist dir mal aufgefallen, das Wörter ihre Bedeutung verlieren, je öfter man sie wiederholt?"
"Ich glaube du hast genug getrunken", stellte er mit einem genervten Blick fest. Ihm schienen die zwei Gläser überhaupt nichts ausgemacht zu haben.
"Ich bin nicht betrunken", sagte ich und sprach dabei sehr langsam um die Worte deutlich rauszubringen. "Vielleicht ein bisschen angeheitert, aber in einer guten körperlichen und seelischen Verfassung."
"Das beruhigt mich" meinte er trocken und ich verzog das Gesicht. Vermutlich hatte er Recht, mir war auch schon aufgefallen das ich nicht mehr ich selbst war. Ein weiterer Grund, weswegen ich so selten trank. Ich hasste es die Kontrolle über mich zu verlieren.
"Ich benehme mich lächerlich, oder?", seufzte ich und meine Laune sank wieder ein wenig. Severus sah mich an, sagte aber nichts dazu.
"Du kannst mir ruhig zustimmen. Ich habe keine Arbeit, einen Ex-Freund, der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat und ich habe keine Ahnung was ich jetzt tun soll.", niedergeschlagen blickte ich ihn an "Kann man noch tiefer sinken?"
"Ja, kann man", erwiderte er sofort und ich lächelte schwach. Natürlich, er war noch tiefer gesunken als ich. Ich hatte immerhin noch meine Rechte, er hingegen hatte nicht mal mehr einen Namen.
"Siehst du, ich rege mich schon bei solchen Kleinigkeiten auf und du findest dich einfach damit ab."
"Weil ich keine Wahl habe", entgegnete er bitter. Ich schüttelte entschieden den Kopf. Ich hatte mich schon oft gefragt, was ich an seiner Stelle getan hätte. Ich hätte auf keinen Fall aufgegeben.
"Du hättest abhauen können, mit deinen Fähigkeiten wäre das sicher kein Problem gewesen."
"Denkst du, das hätte ich nicht versucht? Hast du dich nie gefragt, warum ich so oft in der Erziehungsmaßnahme war?" fragte er und sah mich ernst an. "Nach dem dritten Mal war es mir das nicht mehr wert!"
"Es tut mir leid, das wusste ich nicht", sagte ich daraufhin reumütig "Aber dann hast du trotzdem einfach so aufgegeben?"
Severus atmete sichtlich genervt aus.
"Selbst wenn es mir gelungen wäre, was hätte ich dann tun sollen? Mich den Rest meines Lebens verstecken, so wie Black es getan hat?"
"Sirius hat wenigstens nie aufgegeben. Er hat bis zum Schluss gekämpft.", fauchte ich wütend. Wenn Severus ihn damals nicht so angestachelt hätte, wäre Sirius vielleicht nicht so unvorsichtig gewesen.... Nein, das war Unsinn. Jetzt fing ich schon an wie Harry.
"Und er ist zum Schluss gestorben. Was hat ihm das gebracht?"
"Er konnte für Harry ein guter Pate sein, er hat sein Leben für ihn gegeben. Sirius hatte die Hoffnung auf ein freies Leben. Ich wäre auch lieber gestorben, als alle meine Träume aufzugeben und mich vor anderen in den Dreck zu knien!", rief ich erhitzt und meine Wangen glühten. Ob das nun vom Alkohol kam, oder von meiner Wut, konnte ich nicht sagen.
Severus antwortete nicht darauf, sondern fixierte ausdruckslos einen Punkt auf dem Tisch. Ich wusste nicht was er fühlte, aber ich hatte ihm zu denken gegeben. Für ein paar Minuten herrschte eisiges Schweigen.
Ich hoffte ich war nicht zu hart gewesen, im Grunde brachte es ihn auch nicht weiter, wenn ich ihm sagte, was er hätte tun können.
"Ich wollte dich nicht verletzen", sagte ich leise, weil das schlechte Gewissen mich nicht los ließ.
"Das würdest du auch nicht schaffen", entgegnete er spöttisch, blickte zu mir rüber und ich lächelte.
Nachdenklich strich ich ihm eine schwarze Haarsträhne aus den Augen. Mir war nicht bewusst was ich tat, erst als ich ihn küsste, wurde mir klar, das ich mal wieder zu weit ging. Er wehrte sich nicht dagegen, aber ich war mir auch nicht sicher ob er erwiderte. Ich fühlte seine warmen Lippen an meinen und hatte keine Kraft, mich von ihm zu lösen. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Daran war vermutlich der Whiskey Schuld. Ich konnte mich so schon schwer beherrschen und nun war jede Hoffnung verloren.
"Ich hab es gewusst!", hörte ich eine kühle Stimme hinter mir. Severus und ich sprangen gleichzeitig auf und ich blickte in Berrys wütendes Gesicht. Er stand mit ausgestrecktem Zauberstab mitten in meinem Wohnzimmer.
"Wie bist du hier reingekommen?" fuhr ich ihn erschrocken an.
"Mit dem Schlüssel unter deiner Fußmatte", sagte er triumphierend und schmiss mir den kleinen silbernen Schlüssel vor die Füße. Ich hatte vergessen, das ich Berry mal gezeigt hatte, wo ich meinen Ersatzschlüssel aufbewahrt hatte. Entsetzt blickte ich zu Severus der jedoch stand am Rande des Sofas und hatte den Kopf gesenkt.
"Du glaubst doch nicht, du kannst mich einfach so stehen lassen!", zischte er "Du schuldest mir was und das werde ich auch bekommen!"
"Ich schulde dir gar nichts!", rief ich stur, weichte jedoch verunsichert zurück, als er einen Schritt auf mich zu machte.
"Tatsächlich? Was denkst du, wird das Ministerium zu der Szene eben sagen?" fragte er spöttisch. Ich schluckte unbehaglich, egal aus welchem Grund ich ihn geküsst hatte, das Ministerium würde es nicht gut heißen. Sie würden ihn mir wegnehmen und mich wahrscheinlich vors Gericht stellen. Dann wären unsere ganzen Bemühungen umsonst gewesen.
"Was willst du?" fragte ich kühl um gleich auf den Punkt zu kommen. Jetzt hatte er etwas um mich zu erpressen.
Er lächelte wieder süffisant.
"Ich möchte ihn zurück" erklärte er und mein Blick verdunkelte sich. Ich war mir sicher das das noch nicht alles war.
"Und weiter?"
Er kam noch einen Schritt auf mich zu und zog mich ruckartig am Handgelenk zu ihm. Ich hatte meinen Zauberstab in der Hosentasche, aber ich bezweifelte, das ich ihn schnell genug ziehen konnte, um ihn zu schocken.
"Und ich möchte dich" sagte er und strich mir mit seiner Hand durchs Gesicht. "Als kleine Entschädigung sozusagen."
Ich schnaubte verächtlich und versuchte mich von ihm zu lösen, jedoch erfolglos.
"Das glaubst du doch selbst nicht!", fauchte ich und er lachte kalt. "Lieber stelle ich mich dem Ministerium freiwillig."
Sein Griff um meine Arme verstärkte sich und ich japste vor Schmerz.
"Und wenn ich dich einfach mitnehme?" flüsterte er und wieder versuchte ich mich loszureißen, aber er hielt mich eisern fest.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Snape sich uns näherte und nur einen Moment später brach Berry über mir zusammen.
Schreiend stürzte ich rückwärts zu Boden und wurde unter Berry begraben. Ich keuchte erschöpft und versuchte ihn von mir runterzuschieben, jedoch vergebens.
"Hilf mir mal", rief ich ächzend. Mit Leichtigkeit schob Severus ihn von mir runter und ich sprang schwer atmend auf.
"Du hast ihn niedergeschlagen!", stellte ich fest als ich wieder einigermaßen klar denken konnte "Severus, du hast dich strafbar gemacht!"
"Gern geschehen!", knurrte er verärgert.
"Was meinst du was passiert, wenn er das dem Ministerium meldet?" rief ich entrüstet. Er hatte wirklich kopflos gehandelt. Aus der Sache würden wir niemals mehr heil rauskommen.
"Glaubst du wirklich das macht jetzt noch einen Unterschied?", gab Severus zurück und ich schwieg betroffen. Meine Hände zitterten vor Aufregung, es war alles schief gelaufen. Ich stieg über den bewusstlosen Berry hinüber zum Tisch und nahm einen großen Schluck, aus der Feuerwhiskey Flasche.
"Was machen wir jetzt mit ihm?" fragte ich seufzend.
Severus sah mich ausdruckslos an.
"Du änderst sein Gedächtnis!" entgegnete er und ich sah ihn ungläubig an. Wir verschlimmerten unsere Situation in jeder Minute die verstrich. Ich blickte zu Berry und lachte plötzlich.
"Du bist gut, wie soll ich das denn machen?" meinte ich und winkte mit der Flasche in meiner Hand. "Was meinst du was passiert, wenn ich mich in dem Zustand an ihm zu schaffen mache? Ihm wird es so gehen wie Lockhart!"
Severus warf mir einen Blick zu, der zeigte, dass ihm das vollkommen egal war.
"Prima, und was jetzt?" fragte er ungeduldig. Nachdenklich blickte ich zu Berry, als mir ein Gedanke kam.
"Du bist ein viel besserer Zauberer, warum machst du es nicht?", schlug ich vor und warf ihm meinen Zauberstab zu. Er fing ihn geschickt auf und starrte mich fassungslos an.
"Ich darf nicht zaubern!" entgegnete er und ich verdrehte genervt die Augen.
"Du weißt so gut wie ich, dass keiner rausfindet das du es warst, sie können lediglich sehen wo ein Zauber ausgeführt wurde. Wir haben uns bisher nichts zu schulden kommen lassen, also interessiert sich auch keiner für uns.", erklärte ich geduldig. Zweifelnd blickte er auf Berry runter.
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