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Fanfiction

Accidentally - Ménage à trois

von Dr. S

Was immer heute Morgen mit allen losgewesen war, es schien sich erledigt zu haben. Scorpius konnte nicht abstreiten, dass er froh darüber war, dass irgendjemand den Stöpsel gezogen hatte, um die fast überlaufenden Emotionen ablaufen zu lassen. Trotzdem war es ihm immer noch extrem unangenehm, James auch nur ins Gesicht zu sehen. Heiße Verlegenheit ließ jedes Mal, wenn er den Blick auch nur auf James‘ Kinn richtete, seine Wangen scharlachrot glühen. Zum Glück schien es niemand merkwürdig zu finden, dass er sich stur auf die Urne seines Vaters in seinen Armen fixiert hatte.

„Willst du die wirklich mit dir herumschleppen?“ Anscheinend schien zumindest Louis es merkwürdig zu finden, dass er seinen Vater nicht irgendwo stehen und verstauben ließ.

„Ich dachte, ein bisschen Sonne tut ihm vielleicht ganz gut“, sagte Scorpius, was Louis und James einen für ihn undeutbaren Blick tauschen ließ. Scorpius scherte sich aber nicht über weitere Merkwürdigkeiten, die die beiden wieder zu fassen versuchten, und stellte seinen Vater auf den Tisch, der in der rechten Ecke der Terrasse stand. James ließ sich auf den Stuhl am Kopfende fallen und stützte sich mit einem Ellenbogen auf, während er den Blick über den Garten schweifen ließ.

Das penibel gepflegte Grün wurde von geraden Hecken durchzogen, hinter denen ab und an ein weißer Pfauenkopf auftauchte. Es war wolkenloser, sonniger Tag und die prächtigen Vögel gönnten sich in kleinen Grüppchen ein Schlückchen Wasser aus dem nahegelegenen Brunnen aus Stein, der nicht nur schon immer da gewesen war, sondern auch so aussah, als stamme er aus einem anderen Zeitalter. Weit hinter der Heckenlandschaft konnte Scorpius zwischen der Allee von Bäumen hindurch das in der strahlenden Sonne glitzernde Wasser des kleinen Sees sehen, indem ein Paar Schwäne eine Runde nach der anderen zogen.

„Mann, das ist echt protzig hier“, sagte James, dessen Blick an den frischerblühten Blumen entlangwanderte. Das letzte Mal, als Scorpius den Garten etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt hatte, war der unter einer zentimeterdicken Schneeschicht verborgen gewesen, und sein Vater… sein Vater war noch da gewesen.

„Ich find’s schön“, sagte Louis, streckte sich und atmete die klare Frühlingsluft ein, während Scorpius sich ungesehen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. „Hier hätte Epikur doch gerne philosophiert.“

„Na, dann philosophier doch mal, Lou. Vielleicht hast du Glück und ein paar Vögelchen setzen sich auf deine Schultern, während die Pfauen um dich herum stolzieren“, sagte James spöttisch, worauf Louis sich zu ihm drehte.

„Ich doch nicht, du Idiot“, sagte er mit einem Schnauben, ließ sich mit verschränkten Armen auf den Platz neben James fallen und schaute hoch zu Scorpius, der ein wenig verloren herumstand und sich fühlte, als wäre er zu Besuch bei jemanden, der ihm keinen Platz anbot. „Philosophen haben sie nicht mehr alle. Die labern, labern und kommen nicht auf den Punkt.“

Bei dieser Vorlage konnte nicht einmal Scorpius sich ein Grinsen verkneifen, aber James sprach glücklicherweise aus, was er dachte: „Passt doch zu dir, Louis.“

„Ich lache mich tot, James“, erwiderte Louis betont emotionslos. Seine Augen huschten zu Scorpius, der nervös sein Gewicht auf den anderen Fuß verlagerte. „Willst du dich nicht setzen?“

„Oder will Draco spazieren gehen?“ James streckte den Zeigefinger nach der Urne aus, berührte sie schon fast und bekam dafür Louis‘ Hand hart auf die Finger geschlagen, was Scorpius erleichtert aufatmen ließ.

„Ich dachte nur…“ Scorpius versuchte sich erfolglos eine längere Ponysträhne aus den Augen zu streichen, aber sie rutschte immer wieder zurück. Das letzte Mal, als er sich die Haare hatte schneiden lassen, hatte sein Vater ihm das Gold dafür gegeben… „Ein bisschen Sonne ist doch nicht schlecht…“

„Kann er nicht schmelzen?“, fragte James, die Augen starr, aber auf eine morbide Art und Weise fasziniert auf die Urne gerichtet.

Louis‘ Hand hob sich, als wolle er James wieder einmal schlagen, aber er bemerkte Scorpius‘ bettelnden Blick und fuhr sich einfach nur durch die Haare, brachte sie mit einer fast tänzerischen Bewegung wieder dazu perfekt zu liegen, obwohl er sicherlich auch mal wieder einen Haarschnitt gebrauchen könnte. Nur sah Louis eben immer perfekt aus…

„Er kann nicht schmelzen, Idiot. Was lernst du eigentlich in der Schule?“ Louis bedeutete Scorpius sich endlich hinzusetzen, worauf der etwas zu schnell auf den nächstbesten Stuhl plumpste, die Hände in seinem Schoß verknotend.

„Na ja…“ James gluckste. „Das war jetzt aber eine rhetorische Frage, oder?“

Louis sah aus, als wolle er sich eine Antwort darauf nicht verkneifen, aber Scorpius war ganz froh, dass das Plopp des Hauselfen, der ihnen Frühstück brachte, ihn davon abhielt. Sie fingen schon wieder an zu streiten, dabei hatte er doch gesagt, dass er das nicht wollte.

Es war doch so schön. Die Sonne schien, die Vögel sangen miteinander und der Duft des Blumenmeeres mischte sich mit dem frischgebackener Waffeln, auf die Scorpius sich eine große Portion Puderzucker streute. Mit James und Louis friedlich zu frühstücken schien aber ein Wunschtraum zu bleiben und irgendwo konnte Scorpius das ja auch verstehen. Wenn man Gefühle füreinander hatte, dann konnte man ja nicht plötzlich so tun, als wäre man die besten Freunde.

„Wolltest du nicht auf Puderzucker verzichten?“, fragte Louis und spielte mit seinem Teebeutel, den er eine Runde nach der anderen in der Tasse drehen ließ. Das Bändchen hatte sich dabei so elegant um seine Finger gewickelt, dass Scorpius für einen Moment das Bedürfnis verspürte, einen Tee zu trinken, damit er versuchen konnte, das nachzuahmen.

„Sahne, Lou, es war Sahne“, antwortete James für ihn, lehnte sich zu Scorpius‘ Tasse vor und leckte sich über die Lippen, als er die perfekte Sahnehaube mit dem Wirbel aus Schokostreuseln auf dem Kakao liegen sah. „Sag mal, kriegst du immer so ein Frühstück hier, Scorpius?“ James hob den Blick und betrachtete das angerichtete Frühstück, das sogar jedes Festtagsessen in Hogwarts an Vielfalt zu übertreffen schien.

Scorpius schüttelte den Kopf. „Ich weiß ja nicht, was ihr gerne esst, also haben die Hauselfen alles gemacht. Wenn meine Eltern mit mir frühstücken, dann wäre das ja überflüssig. Meine Mutter hat ein Faible für Fischeier und mein Vater hat immer Speck gegessen…“

Louis hielt in der Bewegung inne und zögerte sich seinen Teller mit gebratenem Speck zu beladen. Allerdings siegte der köstliche Anblick der leicht zerknitterten, roten und rosafarbenen Streifen schließlich und nahezu die Hälfte von ihrem Gesamtbestand landete auf Louis‘ Teller.

„Möchtest du einen Toast dazu?“, fragte Scorpius vorsichtig, deutete aber von Louis ungeachtet auf den Brotkorb. Bloß den Kopf schüttelnd machte Louis sich an die für Scorpius eigentlich unmöglich erscheinende Aufgabe, den Speckhaufen zu essen.

„Er isst den immer so“, murmelte James mit leicht verzogenen Mundwinkeln. „Ist doch irgendwie widerlich, oder?“

Scorpius zuckte mit den Schultern. „Mein Vater hat’s auch immer so gemacht.“

„Na, dann ist es fies das vor Draco zu machen, der gar nicht mitessen kann“, sagte James und lehnte sich grinsend zurück. Als aber niemand ihm auch nur das kleinste Lachen, sondern nur Schweigen als Antwort schenkte, machte er sich mit leicht rosafarbenen Wangen daran eine Schale mit Haferflocken zu füllen.

„Du kannst auch was anderes haben“, schlug Scorpius vor, der nicht verstehen konnte, wie Menschen so einen matschigen Brei essen konnten. Dass sie so etwas überhaupt im Haus hatten.

„Nee, ich bin Sportler. Ich muss da ein bisschen drauf achten.“ James seufzte auf, fast sehnsüchtig. „Ich war heute nicht mal laufen. Meine ganze Kondition geht über die Ferien flöten.“

Scorpius stoppte auf seiner Waffel herumzukauen, als James den Ärmel seines T-Shirts hochzog und den Bizeps anspannte, dabei anscheinend nach so etwas wie überflüssigem Fett suchte.

„Na ja, wenigstens werd ich nicht fett“, sagte James mit Blick auf Louis, der sich mit einem Seufzen, das einem Stöhnen schon verboten nahe kam, die Finger ableckte. Bei diesem Anblick konnte Scorpius gar nicht verhindern, dass seine Gedanken in eine ganz bestimmte Richtung zu wandern versuchten, aber bevor sie zu weit abdrifteten, konnte er sie erfolgreich in die hinterste Ecke seines Kopfes schubsen.

Immerhin wollte er ja, dass James und Louis seine Freunde blieben. Dann durfte er gar nicht anfangen an solche Sachen zu denken. Das war ihm sowieso nie so wichtig gewesen, also war er da relativ zuversichtlich.

„Vielleicht geh ich gleich noch eine Runde laufen… Hab ja nie so viel von Wiltshire gesehen. Ist bestimmt nett“, sagte James, der unbedingt etwas sagen musste, wenn Scorpius hochrot damit beschäftigt war seine Waffel anzusehen und Louis auf jede denkbare Weise ausdrückte – ob verbal oder mit Gesten – dass das der beste Speck war, den er je gegessen hatte. „Wollt ihr mitkommen?“

Scorpius schüttelte gleichzeitig mit Louis den Kopf. Deutlich enttäuscht fing James an in seinem Haferbrei herumzurühren, worauf Scorpius sich schon schlecht fühlte, aber bevor er erklären konnte, dass er einfach verboten unsportlich war, hellte James‘ Miene sich schon wieder auf.

„Schwimmen! Das Wetter schreit geradezu danach. Und der globalen Erwärmung zum Dank ist mir jetzt schon total heiß.“

„Das liegt nicht an der globalen Erwärmung“, sagte Louis heiser, hatte dabei den Blick aber auf den restlichen Speck gerichtet, den er mit den Augen schon längst gegessen hatte.

Scorpius verstand zwar nicht, warum James jetzt schon wieder leicht rosa um die Nase die Augen verdrehte, aber er verstand, warum Louis den Speck so ansah. „Du kannst den gerne aufessen“, sagte er und kaum hatte das letzte Wort seine Lippen verlassen, lag der Speck schon auf Louis‘ Teller.

„Ah, Scorpius, komm schon“, quengelte James und schnappte sich Scorpius‘ Hand, schloss sie fest zwischen seinen warmen Fingern ein, während er einen flehenden Blick aufsetzte. „Deine Vögel dürfen auch schwimmen gehen. Muss ich erst dein Vogel werden, damit ich auch darf?“

Scorpius öffnete den Mund, obwohl er unschlüssig war, was er sagen sollte.

„James, du willst da nicht wirklich drin schwimmen, oder? Der See ist bestimmt auf dem besten Weg polytroph zu werden“, schnaubte Louis, als er für kurze Zeit einmal keinen Speck im Mund hatte.

„Unser See ist sehr schön“, sagte Scorpius leicht schmollend.

James nickte heftig. „Dann benutzen wir ihn.“

„Merlins Bart…“ Louis verdrehte die Augen. „Ich zieh mein Hemd nicht aus, wenn die Sonne so scheint. Dann kommen die Sommersprossen und verunstalten mich.“

„Nicht, wenn du ganz braun werden würdest“, gab James immer noch in einem bettelnden Ton zurück.

Scorpius räusperte sich, damit er auch wieder etwas Aufmerksamkeit bekam. „Ich… Ich kann leider nicht schwimmen.“ Bei den entsetzten Blicken, die er geschenkt bekam, musste er das natürlich gleich richtigstellen: „Also, zumindest nicht gut. Ich hab mal versucht durch den See zu schwimmen, konnte ab der Hälfte aber nicht mehr und bin untergegangen.“

„Ein Trauma“, sagte Louis, sogar so fasziniert, dass er seinen Speck kalt werden ließ. „Wir helfen dir, es zu überwinden, Dummerchen.“

Scorpius‘ Augen weiteten sich aus Angst, Louis könnte das ernstgemeint haben. Immerhin hatte er so doch vermeiden wollen, seine dünnen Beinchen in die Nähe von Wasser kommen zu lassen.

„Louis mag sonst nicht sehr sportlich sein, aber er ist ein klasse Schwimmer. Wenn einer es dir zeigen kann, dann er“, sagte James, als würde er Scorpius so Mut zu sprechen können. „Lebt ja auch am Meer… Ist also zu erwarten…“

„Tja…“ Scorpius lachte verlegen. „Zu schade, dass wir gerade gegessen haben. Dann soll man nicht schwimmen.“

„Quatsch“, stieß James amüsiert aus.

Louis winkte ab. „Das ist absoluter Unsinn.“

Scorpius schluckte und zog für einen Moment in Betracht die Wahrheit zu sagen, aber da war James schon freudig aufgesprungen und zog ihn automatisch hoch, weil er seine Hand scheinbar auch nicht nach einem abgelehnten Heiratsantrag loslassen wollte. Aber so, wie er James kannte, hatte er das sowieso nicht wirklich gewollt, sondern rausgehauen, was immer ihm gerade durch den Kopf gegangen war.

Voller Eifer zog James ihn die Steintreppen hinunter in den Garten und verlangsamte seine Schritte dann, damit Louis aufholen konnte, der sich noch die Zeit genommen hatte, um seinen Speck aufzuessen. Scorpius schaute unsicher auf seine Hand, die mit James‘ verknotet war, und wusste nicht, was er davon zusammen mit James‘ merkwürdig fröhlichen Gesichtsausdruck halten sollte. Vielleicht war es ja wirklich nur das schöne Wetter, das ihm ein wenig Harmonie verschaffte…

Scorpius schaute über die Schulter, wo er die Urne langsam kleiner werden ließ, und spürte kurz darauf eine Hand auf seinem unteren Rücken.

„Er schmilzt schon nicht“, sagte Louis mit einem Zwinkern, das Scorpius errötend auf den Boden sehen ließ.

War das jetzt einfach nur Freundschaft? Konnte das überhaupt gehen, nach allem was alleine heute Morgen passiert war? Scorpius schob diese Gedanke genauso in die hinterste Ecke seines Kopfes, wie die nicht ganz sauberen von vorhin. Warum darüber nachdenken, wenn er einfach genießen konnte – dass er sich gleich wunderbar blamieren würde…

Das ordentlich angelegte Blumenfeld ging langsam in das satte Grün der Wiesen über und die Bäume wurden größer, spendeten so viel Schatten, dass Scorpius in seinem dünnen Hemd zu frieren begann. Nur die ab und an durch die dichten Baumkronen fallenden Sonnenstrahlen hielten ihn davon ab zu zittern wie im tiefsten Winter.

Am Ufer des Sees ließ James seine Hand los und stemmte die Hände in die Hüften, schaute sich lächelnd um. „Schöner als in Hogwarts“, stellte er fest und zog sich im nächsten Moment das T-Shirt über den Kopf, bevor er sich an seine Schuhe machte.

Scorpius spürte die Hitze der Verlegenheit in seinen Wangen und wandte den Blick ab, schaute zurück zu dem hinter den Bäumen aufragenden Herrenhaus. Wenn er jetzt einfach ganz schnell wieder zurücklief, dann…

Ein lautes Platschen ließ Scorpius herumfahren und so sah er gerade noch James‘ Kopf wieder aus der Wasseroberfläche brechen. Das nasse schwarze Haar ausschüttelnd drehte James sich zu ihnen um und hob grinsend den Daumen, bevor er sich nach rechts warf und in geschickten Zügen vorwärts schwamm. Dabei schien es ihn überhaupt nicht zu interessieren, dass seine nur schwer verheilten Wunden auf dem Rücken so komplett aufgeweicht wurden, weshalb sie ganz leicht wieder aufreißen könnten.

„Wenigstens hat er Spaß“, sagte Louis und gab Scorpius so wahrscheinlich ungewollt das Gefühl, dass er wieder einmal nervte.

Scorpius räusperte sich. „Ich kann auch einfach –“

„Scorpius, kann ich kurz mit dir reden?“, unterbrach Louis ihn und schenkte ihm deswegen einen entschuldigenden Blick. „Danach können wir ja immer noch ein bisschen im Wasser spielen.“

Louis‘ Blick ausweichend zuckte Scorpius mit den Schultern. Wenn er richtig dachte, dann würde Louis ihn jetzt zusammenstauchen, weil er das Tagebuch entsorgt hatte. Aber das hatte er doch nur getan, weil es das Beste für Louis – und so viele andere war. Dieses Ding hatte so viel kaputt gemacht… und jetzt würde es nachwirkend diesen schönen Tag kaputt machen.

„Setzen wir uns, solange James alleine Spaß haben kann“, sagte Louis und übte mit der Hand auf Scorpius‘ Rücken etwas Druck aus, um ihn auf einen Baum zuzuschieben, in dessen Schatten sie sich niederließen.

Scorpius zog die Beine an seine Brust und beobachtete, wie James inzwischen wieder zurückschwamm, sagte aber kein Wort zu Louis. Er war es ja auch nicht gewesen, der reden wollte. Wenn Louis sagte, dass er reden wollte, dann hieß das sowieso, dass er sich selbst reden hören wollte. Aber da aus Louis‘ Mund alles wie Musik klang, war es nicht sonderlich schlimm für Scorpius nichts sagen zu dürfen.

„Hör zu, Scorpius…“ Louis klang, als wäre Scorpius zu beschäftigt den Vögeln beim Zirpen zuzuhören, aber er wartete nur darauf, dass Louis zu reden begann. „Das mit uns… das kann nicht so weitergehen. Irgendwer ist immer unglücklich und –“

„Ich finde, es ist doch schön so“, redete Scorpius dazwischen und konnte auch gar nichts dagegen tun. Die Arme um seine Beine schlingend lehnte er die Schläfe gegen seine Knie und schaute Louis an, der daraufhin den Blick vom See nahm. „Wir können doch Spaß zusammen haben. Alle drei. Wir müssen dafür nicht Händchen halten oder…“ Er wich Louis‘ bohrendem Blick aus. „…oder mehr…“

„Würdest du doch aber gerne, oder?“ Louis rutschte näher, presste seinen Oberschenkel gegen Scorpius‘ Hüfte und löste so wie auf Knopfdruck ein heißes Kribbeln aus, das wie ein brennender Pfeil in seinen Kopf schoss und dort das Seil in Flammen steckte, das bis eben alle möglichen unangebrachten Gedanken fest zusammengeschnürt hatte.

Scorpius schüttelte trotzdem den Kopf. „Ich muss das nicht haben. Es ist mir egal…“

„Mir aber nicht.“ Louis lehnte sich gegen Scorpius, schlang den Arm so fest um ihn, dass Scorpius gar keine Wahl hatte, als sich gegen ihn zu lehnen – auch wenn er nicht anders konnte, als sich zu versteifen, wenn James doch nur wenige Meter von ihnen entfernt war und jeden Moment den Kopf heben könnte. „Ich will dich, Scorpius.“

„Aber…“ Scorpius hob den Kopf, schaute Louis verwirrt aus seinen großen grauen Augen an. „Du hast gesagt… Ich… Nein, Louis, ich will da nicht mehr drüber reden.“ Scorpius versuchte sich aus Louis‘ Griff zu befreien, aber der schloss sich fester um ihn, wie eine Würgeschlange um ihr Opfer. „Lass mich bitte los.“

„Jetzt lass mich doch erstmal ausreden“, sagte Louis und klang dabei fast amüsiert, was Scorpius die Tränen in die Augen trieb. Es ging hier um so viel für ihn, um die einzigen Menschen, die ihm so viel bedeuteten, und für Louis war das wieder nur zu Unterhaltungszwecken gut.

„Nein!“ Scorpius schüttelte vehement den Kopf. „Ich will nicht immer hören, dass James dir ja ach so wichtig ist und du ihn nicht unglücklich sehen kannst. Er ist doch frei! Schnapp ihn dir doch einfach und alles ist gut…“ Den Kopf hängen lassend schloss Scorpius die Augen, bis das Brennen langsam verschwand. Fast zeitgleich hob Louis sein Kinn an und brachte Scorpius so dazu vorsichtig die Augen zu öffnen.

„Natürlich will ich, dass James glücklich ist, aber nicht, wenn das zur Folge hat, dass du unglücklich bist. Ich habe das Gefühl, dass ich euch beide glücklich machen kann“, sagte Louis, ließ die Hand langsam auf Scorpius‘ Wange gleiten und strich ihm dann schmunzelnd die widerspenstige Ponysträhne aus den Augen. Bei ihm fiel sie merkwürdigerweise nicht wieder zurück. „Ich dachte immer, dass… allein meine Präsenz nicht gut für dich ist oder dass meine Gefühle für James ihn nur unglücklich machen, aber das hat sich geändert. Ich fühle mich leichter. Und ich bin der Meinung, dass ich dafür sorgen kann, dass wir jetzt alle glücklich werden können – zusammen.“

Scorpius runzelte die Stirn. „Aber das hab ich doch auch gesagt…“ Verwirrt versuchte er sich von den weichen Fingern, die zärtlich über seine Schläfe strichen, nicht allzu sehr ablenken zu lassen, sondern darüber nachzudenken, was er jetzt schon wieder nicht verstanden hatte.

„Was bedeutet Glück für dich, Scorpius?“, fragte Louis sanft.

Scorpius blinzelte ganz automatisch schneller. „Mit James… und dir zusammen zu sein. So wie jetzt“, sagte er mit heißen Tränen in den Augen.

Louis lächelte ihn an. „Und wenn ich dir verspreche, dass du all das bekommst und das auf die bestmöglichste Art und Weise? Würdest du mir genug Vertrauen schenken, um es einmal auszuprobieren?“

Scorpius war sich nicht sicher, ob er wirklich verstand, was Louis von ihm wollte, aber dazu ‚Nein‘ zu sagen schien einfach extrem blöd, also nickte er. „Jaah… Ja, ich denke… ich kann dir ruhig noch einmal vertrauen.“

Louis‘ strahlendes Lächeln hätte jedes noch so harte Herz schmelzen lassen und Scorpius‘ war sowieso ein wabbeliger Pudding aus Sentimentalität. „Wunderbar“, sagte Louis und küsste Scorpius‘ Wange, wie er es schon so oft getan hatte, aber trotzdem fühlte es sich jedes Mal wie das spannende erste Mal an. „Ich werde dich ganz bestimmt nicht enttäuschen.“

Scorpius wünschte sich, dass er das so einfach glauben könnte. Er war im Grunde sogar froh, dass James ihn davon abhielt zu lange in Louis‘ Augen zu schauen und dann wieder alles zu glauben, was der sich in seinem manchmal doch recht merkwürdig gestricktem Gehirn zusammenreimte.

„Hey, was macht ihr denn da?“ James baute sich vor ihnen auf und stemmte die Hände in die Hüften. Die Wassertropfen auf seiner braungebrannten Brust glitzerten in der Sonne wie kleine Kristalle und bei jedem An- und Entspannen seiner Muskeln rannen sie über diesen perfekten Körper, den man nicht anstarren konnte, ohne rot zu werden.

Scorpius senkte den Blick auf den Boden. Er wusste nicht, was los mit ihm war. In den Ferien und auch kurz davor hatte er nur Zeit mit Louis verbringen können, weil James in Rumänien gewesen war. Vermisst hatte er ihn da natürlich, hatte die starke Hand vermisst, die seine immer so entschlossen umfasst hatte, und auch die sanften Küsse, die James ihm immer dann gegeben hatte, wenn er einmal aufgehört hatte, zu viel nachzudenken.

Nur war das schon so lange her… Scorpius wusste nicht, ob er früher auch schon einen so großen Drang verspürt hatte, sich an James‘ Brust zu kuscheln, und dabei einfach nur genauso schüchtern gewesen war, wie jetzt auch, wo er sich jetzt nicht einmal mehr traute, James‘ Körper anzusehen.

Bei Louis war es einfacher gewesen, sich in dieser Hinsicht zu öffnen, aber Scorpius wusste auch nicht mehr, ob das nur an den Veela-Genen gelegen hatte. Er wusste nur, dass er weniger Angst gehabt hatte, Louis zu verlieren. James hatte ihm immer so viel bedeutet, tat es immer noch, aber durfte er sowas auch nur denken, wenn er etwas Ähnliches für Louis empfand, auch wenn es eher auf einer körperlichen Ebene basierte?

Früher hatten sich diese Gefühle leichter voneinander trennen lassen, aber inzwischen waren sie so durcheinandergekommen, dass er nur noch verwirrt war. War es jetzt umgekehrt? Wollte er jetzt James gegen eine Wand pressen, weil er seinen Körper dann so viel besser spüren könnte, und mit Louis auf ein Date gehen, vor dem er dann Angst haben würde, dass es komplett in die Hose ging?

Nein, sowas konnte sich nicht ändern… Ganz bestimmt nicht. Und ganz bestimmt konnte er nicht für beide die gleichen Dinge immer abwechselnd fühlen. Normalerweise müsste er sich wirklich nur entscheiden, was er lieber mochte: Liebe oder Leidenschaft. Oder war es jetzt Leidenschaft oder Liebe? Und warum konnte er das nicht einfach beides haben? Dann war es doch die richtige Entscheidung, keines haben zu wollen. Nur Freunde war eine gute Entscheidung. Auch wenn James sie wieder als keine bezeichnen würde.

„Wir machen jedenfalls keine Kinder. Ich dachte, die Frage überlasse ich dir, James, da sowas ja eher dein Metier ist.“ Louis stand auf, bevor Scorpius seine Worte ansatzweise erfassen konnte, aber sie schienen auch nicht wichtig zu sein.

„Oh, du bist so witzig heute, Lou. Hast du dir diesen Humor in den Staaten gekauft oder war der immer schon da?“ James hielt Scorpius die Hand hin um ihm aufzuhelfen, nickte dann zum See. „Ich wollte euch nur daran erinnern, dass wir schwimmen wollten. Die Schwäne machen mir alleine Angst.“ Er lehnte sich zu Scorpius und hätte die Nähe dieses warmen, nassen Körpers ihn nicht einfach erstarren lassen, dann hätte er bei James‘ geflüsterten Worten vielleicht gelacht. „Die verfolgen mich, siehst du?“

Tatsächlich waren die Schwäne ans Ufer geschwommen, trauten sich aber nicht an Land und reckten einfach nur ihre Hälse in James‘ Richtung.

„Tja, drei scheint ja leider einer zu viel zu sein“, sagte Louis grinsend, worauf James ein gekünsteltes Lachen von sich gab.

„Könnt ihr jetzt endlich mal kommen oder müssen wir erst darauf warten, dass Louis den Comedypreis gewinnt?“ James übersah Scorpius‘ flehenden Blick einfach und stritt sich weiter mit Louis.

„Ich…“ Scorpius schluckte hart. Aber wenn sie sich am Ende nicht wieder prügeln sollten, dann musste er etwas tun. „Ich zieh mich schnell… um…“

„Aus reicht“, sagte James mit einem verräterisch dreckigen Grinsen, was Louis‘ Ellenbogen reflexartig in seine Seite zucken ließ.

Scorpius hoffte wirklich darauf, dass sich das bessern würde, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden wieder anfingen sich zu schlagen lag näher. Trotzdem schlich er sich hinter den nächsten Baum und kämpfte sich aus seinen Klamotten. Und obwohl James und Louis ein gutes Stück entfernt standen, konnte er sie reden hören. Und zwar ganz anders. Als würde Scorpius‘ Abwesenheit sie automatisch ruhiger machen.

Scorpius lugte um den Stamm herum, zog sich aber schnell wieder zurück, als James und Louis die ganze Zeit in seine Richtung gestarrt hatten. Redeten sie vielleicht über ihn? Sagte Louis James auch so komisches Zeug? Und wenn ja, was bedeutete das dann?

Tief durchatmend ließ Scorpius seine Sachen auf den Boden fallen und trat wieder um den Baum herum. Er verschränkte trotzdem schützend die Arme vor der Brust, als er sich auf James zubewegte, der breit grinste.

„Bisschen mehr aus hätte mich auch nicht gestört“, sagte James, griff Scorpius‘ Hand und zog ihn auf das Wasser zu, machte dabei verscheuchende Bewegungen in Richtung der Schwäne.

„Mich schon“, murmelte Scorpius, wusste aber nicht, ob er das wirklich so meinte. Als er über die Schulter schaute und Louis dabei beobachtete, wie er sich so ganz unbekümmert auszog, da wusste er, dass er das wirklich so meinte. Es würde ihn nur noch mehr verwirren, wenn ausgerechnet diese beiden ihm derartig nahe kamen, wenn sie fast nichts trugen.

Trotzdem setzte er vorsichtig einen Fuß nach dem anderen ins Wasser – nun, jedenfalls bis James sich dazu entschied, dass es lustiger war, Scorpius gleich komplett hineinzustoßen.

Das Wasser spritzte ihm natürlich direkt in die Augen und bevor Scorpius es wegwischen konnte, hatte sich etwas von hinten auf ihn geworfen, um seinen Kopf unter Wasser zu tauchen. Vor Schreck ließ Scorpius die ganze Luft sofort heraus und ruderte wild mit den Armen, versuchte das Gewicht von seinem Rücken zu bekommen. Wie genau er es schaffte, wusste er nicht, aber alles was zählte war sowieso, dass er wieder an die Wasseroberfläche und damit an Luft kam.

Keuchend und hustend drehte er sich um, kam aber gar nicht dazu richtig Luft zu schnappen, weil Louis‘ Arme sich prompt von hinten um seinen Oberkörper schlangen. Er zog ihn nach hinten und damit ins tiefere Wasser des Sees, was Scorpius ganz und gar nicht behagte.

„Lässt du ihn wohl in Ruhe!“, rief Louis lachend über seinen Kopf in James‘ Richtung.

„Was du mit ihm machst ist viel schlimmer!“, rief James zurück und damit hatte er verdammt Recht. „Kommt wieder her!“

Louis schüttelte auch dann den Kopf, als Scorpius flehentlich über die Schulter schaute. „Dann kann er seine Angst ja nicht überwinden! Hörst du wohl auf zu strampeln“, fügte er an Scorpius gewandt hinzu.

Scorpius strampelte nicht, er versuchte nicht unterzugehen, klammerte sich dabei eher schmerzhaft an Louis‘ Arm fest und reckte den Hals ganz ähnlich wie die Schwäne, die gespannt zusahen, wie James sich mit Höchstgeschwindigkeit in die Mitte des Sees vorarbeitete, wo Louis sogar mit Scorpius schon längst angekommen war.

„So, wie wär’s, wenn ich dich jetzt mal loslasse?“, schlug Louis vor, was auf heftigen Widerstand bei Scorpius traf, der jetzt wirklich zu strampeln begann, sich dabei umdrehte und beide Arme fest um Louis schlang. „Hey! Scorpius!“ Louis konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als Scorpius auch noch die Beine um seine Hüften schlang, aus Angst, dass er sonst unterging. „Ich geh so irgendwann auch unter. Ich hoffe, dass du das weißt.“

Scorpius schüttelte hilflos den Kopf, nahm seinen Mut zusammen und stieß sich von Louis weg. Er schaffte es sich umzudrehen und gerade zwei Züge mit fest geschlossenen Augen nach vorne zu schwimmen, als er gegen etwas stieß. Wieder schlossen sich zwei Arme um ihn.

„Du musst die Augen schon aufmachen, Scorpius“, sagte James belustigt, als Scorpius zu ihm hochsah.

„Und du solltest nicht im Weg sein“, rief Louis von hinten, war aber kurze Zeit später direkt hinter Scorpius. „Er hat’s doch gut gemacht. Für den Anfang…“

Schmollend schaute Scorpius über die Schulter, nur um sich von Louis angrinsen zu lassen.

„Oh, bitte… Scorpius, du siehst aus wie meine Schwester mit ihren Schwimmflügeln früher“, sagte James spöttisch, wofür Scorpius ihm kurzerhand eine Ladung Wasser ins Gesicht klatschte. James ließ ihn reflexartig los, fing sich aber schnell wieder und gab Scorpius eine viel gewaltigere Ladung Wasser zurück.

„Hey!“ Den größten Teil davon bekam allerdings Louis direkt hinter Scorpius ab. „Das hast du mit Absicht gemacht!“

„Ach, seit wann mach ich denn was, über das ich vorher nachgedacht hätte?“, lachte James und tauchte unter kurz bevor Louis ihm Wasser entgegenschleudern konnte. Frustriert schnaubte Louis auf, während Scorpius sich mit dem Rücken gegen seine Brust lehnte, die Hände ruhig im Wasser abwartend. Als James wieder auftauchte landete deshalb prompt eine überwältigende Portion Wasser direkt in seinem Gesicht, ließ ihn verzweifelt nach Luft schnappen, wobei er aussah wie ein Fisch, den man überraschend an Land geworfen hatte.

„Oh, gut gemacht, Scorpius“, sagte Louis und klopfte ihm mit platschenden Geräuschen auf die Schulter. „Aber jetzt scheint er sauer zu sein…“

Tatsächlich schienen James‘ Augen richtig zu glühen als er Scorpius fixierte, aber mehr als ein Kichern entlockte er ihm damit nicht und das schien ihn noch wütender zu machen. „Na warte“, raunte er und warf sich vorwärts.

Quietschend wich Scorpius zur Seite hin aus und hörte Louis einen überraschten Schrei von sich geben, als James ihn erwischte. Ausgelassen lachend schwamm Scorpius in einem extrem langsamen Tempo in Richtung Ufer, aber er hatte genügend Zeit sich aus dem Staub zu machen, während Louis sich bei dem Versuch James zu erklären, dass er nicht Scorpius war, heiser schrie. Scorpius hatte tatsächlich nur noch wenige Meter vor sich, als James seinen Fehler endlich bemerkte und jetzt aber rasend schnell näherkam. Louis folgte ihm in einem sogar noch höheren Tempo, was Scorpius erneut zum Quietschen brachte.

Angestrengt versuchte er einen Zahn zuzulegen und das Ufer zu erreichen, aber bevor er in die Nähe kam, schlang sich ein Arm von hinten um seine Hüfte und eine andere Hand drückte ihn erneut unter Wasser. Diesmal hielt er die Luft aber an und konnte sich auch schneller wieder hochziehen, fand sich dafür aber eingequetscht zwischen James und Louis wieder.

„So, das geht doch!“, sagte Louis stolz, die Hand immer noch auf Scorpius‘ Kopf.

James nutzte seinen Arm um Scorpius‘ Hüfte und zog ihn mit einem Ruck gegen seine Brust, lehnte sich über seine Schulter. „Aber trotzdem muss ein so dreistes Verhalten bestraft werden“, raunte er Scorpius ins Ohr.

„Nein, bitte nicht“, erwiderte Scorpius betont ängstlich und versuchte sich aus James‘ Armen zu winden, konnte sich sein Lachen aber nicht lange verkneifen, vor allem, als James‘ Finger schon wieder die falschen Stellen zwischen seinen Rippen erwischten. Noch schlimmer wurde es allerdings, als Louis sich wohl genötigt sah auch noch mitzumachen. „Oh, Hilfe! Bitte nicht!“

Natürlich hielten Worte alleine keinen von beiden auf und irgendein Paar der Hände – oder war es jeweils eine Hand von je einem Paar? – bahnte sich den Weg von seinem Bauch weiter nach unten. Scorpius erstarrte und merkte dadurch erst jetzt, dass James‘ Lippen mehr taten, als nur seinen Hals zu streifen. Jeder Muskel in seinem Körper versteifte sich, als er realisierte, dass James‘ Küsse auch alles andere als unschuldig waren. Genauso wenig unschuldig wie Louis‘ Hände, die ihm das bisschen Stoff seiner Boxershorts mit einem Ruck herunterziehen wollten.

„Hey!“ Scorpius‘ Hände schossen nach unten, umklammerte Louis‘ Handgelenke, aber auch mit heftigen Bewegungen seiner Hüfte konnte er nichts gegen diesen… Unfug unternehmen. „Was soll… Hört –“

Louis‘ Lippen hinderten ihn so plötzlich am Sprechen, dass Scorpius gar nichts mehr tun konnte. Allein Scorpius‘ Bewegungen zu unterbinden schien aber auch Louis‘ einziges Ziel gewesen zu sein. Weit zog er sich allerdings nicht zurück, gerade genug, um gegen Scorpius‘ Lippen sprechen zu können.

„Du wolltest mir doch vertrauen“, wisperte er fast vorwurfsvoll. Scorpius vermied es ihm in die Augen zu sehen. Vor allem, weil James‘ Lippen auf seinem Nacken sicherlich äußerst offensichtliche Gefühle auslösten, die er besonders Louis nicht zeigen wollte. Andererseits konnte er das bestimmt spüren, als er Scorpius ohne zu zögern von seinem letzten Kleidungsstück befreite.

Mit einem Mal knallrot werdend schüttelte Scorpius den Kopf, versuchte James mit den Ellenbogen und Louis mit den Beinen wegzudrücken. „Lasst… Ich… Hört auf! Bitte, ich…“ Sein Flehen wirkte natürlich alles andere als überzeugend, wenn ihm schon ein Stöhnen entwich, nur weil Louis‘ Hand sich so entschlossen und fest um ihn schloss. „Nicht…“ Scorpius legte den Kopf nach hinten, bettete ihn auf James‘ breiter Schulter und stöhnte aus vollem Halse, als Louis‘ Hand sich in einem quälend langsamen Rhythmus zu bewegen begann.

Das war nicht richtig. Die Stimme in Scorpius‘ Kopf schrie das leider nicht laut genug. Dafür fühlte sich das zu gut an. Mit James‘ harter Brust als Stütze und Louis‘ Hand mit dem beschäftigt, was sie am besten zu können schien. Aber es war trotzdem nicht richtig. Und es war merkwürdig…

Scorpius schüttelte heftig den Kopf und unternahm einen Versuch zu fliehen, konnte dadurch mit den Händen das Ufer greifen. Gleichzeitig griffen aber zwei Hände – und Scorpius war sich sicher, dass sie nicht derselben Person gehörten – seine Beine, hielten sie nicht nur fest, sondern spreizten sie auch noch rücksichtslos. Scorpius ließ den Kopf hängen, froh, dass niemand seinen hochroten Kopf sehen konnte, als er zu so einer Verletzlichkeit gezwungen wurde und es ihm auch noch gefiel.

Sich fest auf die Unterlippe beißend und die Finger in dem steilherabschießenden Ufer vergrabend versuchte Scorpius das neuerliche Stöhnen zurückzubeißen, das ihm trotzdem entwich, als zwei Finger sich mit einer gewissen Bedenklichkeit in ihn schoben, dass Scorpius sein ganzes Haus darauf verwettet hätte, dass sie James gehörten.

Er wurde leicht nach hinten gezogen, oder geschoben, konnte es nicht genau sagen, so viele Finger waren auf seinem Körper und dementsprechend erfolglos war der Versuch sich am Ufer festzuklammern. Louis tauchte einfach unter Scorpius‘ Arm durch und platzierte sich direkt vor ihm, lehnte sich mit dem Rücken gegen das steile Ufer. Er grinste, und bevor Scorpius etwas sagen konnte, was er doch gar nicht so meinte, zog Louis ihn zu sich und verwickelte ihn in einen neuen Kuss.

Und das Absurdeste war, dass James nicht ausrastete. Scorpius traute sich trotzdem nicht auch nur den Mund zu öffnen. Erst als Louis‘ Hand wieder zwischen sie wanderte, sie beide so geschickt umschloss, dass Scorpius glaubte, er könnte spüren, wie die Hitze des anderen Körpers durch seinen pulsierte, und James‘ Finger in exakt demselben Moment diesen einen Punkt so gekonnt fanden, als hätte er es hunderte Male üben können, sah Scorpius sich nicht mehr in der Lage dazu, das Stöhnen zurückzuhalten, das es Louis ermöglichte ihm die Zunge in den Mund zu schieben.

Vielleicht… war das ja auch, was die beiden unter Wasserspielen verstanden, aber Scorpius wusste nicht, was er von dieser plötzlichen Wandlung halten sollte. Also entschied er sich dafür einfach abzuwarten und darauf zu hoffen, dass ihm später jemand erklärte, ob Freunde sowas immer zusammen taten. Und im Grunde sollten Freunde ja auch alles teilen, also…

Scorpius erwiderte den ungewöhnlich feuchten Kuss, traute sich sogar die Hand auf Louis‘ Brust zu legen, wo er fühlen konnte, wie das Herz anfing schneller zu schlagen, als er seine Hüften zu bewegen begann, um nicht nur Louis‘ Hand anzuspornen, sondern auch mehr von James‘ Fingern zu spüren. Als hätte James wirklich seine Ferien damit verbracht das zu üben, oder von irgendwoher ein Pfund Sicherheit bekommen hatte, verursachten seine Bewegungen jetzt alles andere als Schmerz, sondern raubten Scorpius nur noch den Atem.

Vielleicht lag es aber auch am Widerstand des Wassers, dass er einfach nicht kopflos vorstoßen konnte. Vielleicht ja aber auch an Louis‘ Anwesenheit…

Schwer keuchend verschloss Louis immer wieder Scorpius‘ Lippen, ließ ihn so keine Sekunde auch nur versuchen einen klaren Gedanken zu fassen. Wie könnte er das aber auch, wenn so viele Eindrücke und Gefühle auf ihn einprasselten? Er fühlte sich, als würde er gleich explodieren, wenn sie nicht aufhörten, und trotzdem wünschte er sich, dass James ein wenig schneller vorstoßen und Louis‘ Griff fester werden würde, damit er nicht angespannt abwarten musste, wie die Zündschnur beim Abbrennen nur hungrige Funken versprühte.

Vor der Explosion hatte er dann aber doch ein bisschen Angst, auch wenn es schier überwältigend war; Louis erreichte seinen Höhepunkt fast gleichzeitig mit Scorpius, und James nur wenige Bewegungen später.

Scorpius wäre jetzt sogar im flacheren Gewässer untergegangen, hätte nicht zwei Paar Arme ihn gleichzeitig fest gehalten. Zitternd und keuchend lehnte er die Schläfe gegen Louis‘ Brust und schloss die Augen, als er James‘ unregelmäßigen Atem im Nacken spürte.

Er wusste nicht, wie lange sie so blieben. Er wollte weglaufen, konnte aber nicht. Eingequetscht zwischen den beiden Menschen, die ihm am wichtigsten auf der Welt waren, wer würde das schon wollen? Trotzdem war Scorpius sich sicher, dass er jetzt beiden nicht mehr in die Augen sehen können würde…

„War jetzt gar nicht so anders…“ James hauchte ihm einen erschöpften Kuss auf die Schulter.

Louis schnaubte über Scorpius‘ Kopf hinweg. „Weil du’s wieder nicht vernünftig hingekriegt hast.“

Nein, weil sie immer noch streiten mussten…

„Was war das?“, hauchte Scorpius. Obwohl er seine Stimme hatte fest klingen lassen wollen, brachte er doch nicht mehr als dieses erbärmliche, atemlose Krächzen hervor.

Louis‘ Hand legte sich auf seine glühendheiße Wange, streichelte sie sanft und in genau der beruhigenden Art und Weise, die Scorpius jetzt nötig hatte, während James immer noch sehnsüchtige Küsse auf Scorpius‘ Nacken und Schultern verteilte.

„Da James sich gegen jede romantische Interaktion mit mir wehrt, kann man’s nicht mal als Dreier bezeichnen.“ Louis zuckte mit den Schultern und er klang als würde er grinsen, aber Scorpius traute sich nicht ihn anzusehen. „Frag mich also nicht…“

„Oh, bitte“, stöhnte James gegen Scorpius‘ angespannte Nackenmuskeln, die sich daraufhin unter einem Kribbeln lockerten. „Scheiß doch auf sowas wie ’nen Namen. Es ist, was Scorpius wollte, und wenn es ihn glücklich macht…“

Scorpius atmete schwer aus. War das Glück? Oder würde das erst kommen, wenn die Verwirrung verflogen war?

„Wenn du dich nicht so anstellen und mir wenigstens ein Küsschen geben würdest, könnten wir es aber ‚ménage à trois‘ nennen und das rollt so schön von der Zunge.“ Louis grinste wirklich, als Scorpius doch hochschaute.

„Meine Fresse…“ James lehnte sich knurrend vor und drückte einen Kuss auf Louis‘ Wange, die jetzt erst einen richtig tiefen Rotschimmer annahm, auch wenn Louis versuchte sich das nicht anmerken zu lassen. „Da hast du… Jetzt sind wir aber alle glücklich, okay?“

Scorpius war sich da noch nicht so sicher…


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Die Entschlüsselung der Namen ist gut und schön, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass dem zuviel Bedeutung beigemessen wird. Überspitzt gesagt, könnte Malfoy auch Müller-Lüdenscheid heißen, er würde aber dieselbe finstere Figur bleiben.
Klaus Fritz