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Fanfiction

Accidentally - Verlorenes Vertrauen

von Dr. S

„Grandios…“ Sich das schwarze Haar frustriert zerwühlend schaute James sich in der überfüllten Winkelgasse um und suchte vergeblich nach dem markanten Weißblond von Scorpius‘ Haaren. „Und jetzt?“

Louis neben ihm seufzte, sagte aber nichts. James wollte gar nicht wissen, was in dem Kopf seines Cousins gerade vorging, aber wenn er Glück hatte, dann brachte es ihn zur Abwechslung mal wieder weiter. Nur blind vertrauen konnte man anscheinend auch nicht darauf, dass Louis immer wusste, was er tat.

„Glaubst du er ist nach Hause?“ James stemmte die Hände in die Hüften und schaute sich weiter um. Hexen und vereinzelte Zauberer wuselten wie Ameisen durch die Straßen und schlugen ihm immer wieder Einkaufstüten gegen den Oberschenkel. Scorpius konnte überall sein und Louis verließ sich sowieso nur darauf, dass Scorpius ohne seine Appariererlaubnis nicht einfach disapparieren würde. James bezweifelte, dass Scorpius momentan einen Gedanken an so etwas wie Regeln verschwendete.

„Im Tropfenden Kessel ist er schnurstracks durchmarschiert, also muss er irgendwo hier sein“, sagte Louis, der aber auch nur ein paar kurze Worte mit der um die Mittagszeit viel beschäftigten Wirtin hatte sprechen können. „Wir finden ihn schon.“

„Eher finden wir eine Nadel im Heuhaufen“, sagte James mürrisch.

Louis stieß ihm dafür mit dem Ellenbogen in die Seite und winkte ihn schließlich hinter sich her. Ohne James zu verraten, wo er hinging, marschierte er schnurstracks geradeaus und schaute sich dabei suchend, aber doch recht oberflächlich um. James wäre wenigstens Stichprobenweise in einige Läden gegangen.

„James, Qualität für Quidditch ganz sicher nicht.“ Louis fasste ihn am Arm, als James nur einen Blick in das Schaufenster geworfen hatte. „Scorpius hat nichts für diesen Unsinn übrig.“

James verdrehte die Augen und schüttelte Louis‘ Finger von seinem Arm. „Es ist nicht so großer Unsinn, wie die perversen Ideen, die deinem Gehirn entspringen. War doch klar, dass er da das Weite sucht…“

„Vielleicht lag es auch daran, dass du immer gleich gewalttätig wirst“, gab Louis genervt zurück und fing sich dafür keinen Schlag, aber einen bösen Blick von James. „Ich glaube, dass er gar nicht wirklich verstanden hat, was du vor dich hingebrabbelt hast. Wenn du einfach konkret –“

„Das sagt natürlich der Richtige“, fuhr James Louis über den Mund, ließ sich aber weiter zielstrebig vorwärts ziehen, wobei Louis es sich natürlich nicht nehmen ließ über diese Unterbrechung die Augen zu verdrehen. „Ich musste mir auch selbst zusammenreimen, was du von mir wolltest.“

„Ich hab das jetzt auch noch nie jemanden gefragt, klar? Das ist… nicht so einfach.“ Mit einem schweren Seufzen winkte Louis irgendwem. James konnte aber nicht entdecken wem, obwohl er sich hastig umsah.

„Wem hast du gewunken? Louis?“ James wäre fast gestolpert, als er über die Schulter sah, Louis ihn aber weiterhin vorwärts zog.

„Oh, James…“ Genervt zerrte Louis an seinem Cousin. „Es war nicht Scorpius, okay?“

„Ja, nee, versteh schon…“ Sich grummelnd los machend verschränkte James die Arme vor der Brust, damit Louis ihn mit seinen Dreckgriffeln nicht mehr antatschte. Wer wusste schon, wo die überall gewesen waren. Zumindest waren sie weit genug gereist, um auf derartige unmoralische Ideen zu kommen. James musste den Kopf über sich selbst schütteln, dass er sowas für den Bruchteil einer Sekunde in Betracht gezogen hatte.

Wie sollte man sowas denn seiner Familie beibringen? Okay, Harrys Gesicht zu sehen, wenn er zwei niedliche Blondinen zum Abendessen mitbringen würde, wäre einen Versuch wert, aber Bill würde ihn hundertprozentig köpfen und vor Astoria Malfoy hatte er in anderer Hinsicht Angst. Wenn die dachte, er sei so furchtbar offen, dann würde sie ihre Krallen wieder in ihn graben wollen.

James schüttelte sich bei dem Gedanken und rieb sich die mit unangenehmer Gänsehaut überzogenen Arme. Louis schenkte ihm dafür einen verwirrten Blick, sagte aber nichts und deutete auf eine Kneipe, mit der James nicht allzu schöne Erinnerungen verband. Es war nicht sehr lange her, da hatte er hier nur seinen Vater und Draco belauschen wollen und ein unschönes Geheimnis gratis serviert bekommen.

„Ich will jetzt nichts trinken“, murrte James und blieb stehen, brachte Louis so erneut zum Schnauben.

„Ich will auch nichts trinken! Ich vermute einfach mal, dass Scorpius hier ist“, pampte Louis ihn ärgerlich an, weil er immer noch sauer war, dass James ihn besser verprügeln konnte, als umgekehrt. „Wenn du lieber draußen schmollen willst, dann –“

„Willst du jetzt reden oder lieber da rein gehen?“ James schubste Louis an und stieß ihn durch die Tür in den ebenfalls leicht überfüllten Raum. Die Geräuschkulisse war weitaus ausgelassener als im Tropfenden Kessel, aber Scorpius war hier trotzdem nicht zu sehen. James schaute sich noch um, als Louis schon zielstrebig an die Bar marschierte und diesen dämlichen Towler anquatschte.

Knurrend schlurfte James hinterher, verbarg die Hände in den Hosentaschen, damit niemand bemerkte, wie schmerzhaft fest er die Finger in seine Handflächen grub, als er Fäuste ballte, die Towler kurzerhand auf den Boden geschickt hätten. Bevor er das allerdings testen konnte, machte Towler sich mit einem Nicken für Louis davon.

„Was wollte der?“, presste James hervor, als Louis sich zu ihm herumdrehte. Er erschreckte leicht, als er James so dicht vor sich stehen sah, lehnte sich aber augenrollend gegen die Theke. „Hat er Scorpius gesehen? Hat er ihn gleich in seinen Homo-Käfig gesperrt?“

„Mann, James, ich weiß, du magst Towler nicht, aber kannst du deinen Hass nicht ein bisschen subtiler… zeigen?“ Louis versuchte ihn mit einem bettelnden Blick herumzukriegen und leider funktionierte das auch. Trotzdem noch mehr als mürrisch aus der Wäsche schauend setzte James sich widerwillig an die Theke und klopfte ungeduldig mit den Fingern auf das Holz. Louis winkte währenddessen schon wieder irgendeinem Menschen.

„Wem winkst du die ganze Zeit?“, wollte James wissen.

„Klassenkameraden? Es sind Ferien, James. Die laufen hier überall rum und sie würden dir auch winken, wenn du nicht aussehen würdest, als hättest du gerade –“

„Meinem Freund die Nase gebrochen und ihn dann verloren?“ James verschränkte die Arme auf der Theke und beobachtete im gegenüberliegenden Spiegel, wie Louis die Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpresste. „Was? Wir haben nie wirklich Schluss gemacht. Vielleicht solltest du das nicht vergessen, Lou.“ Das Selbstvertrauen, mit dem er sich gerade hinsetzte, wurde ihm durch Louis‘ scharfen Blick gleich wieder weggenommen.

„Vielleicht solltest du nicht vergessen, dass ich im Grunde nur mit den Fingern schnippen muss, damit Scorpius mit mir all die Sachen tut, von denen du bisher nur träumen kannst“, gab Louis eiskalt zurück und schenkte James ein triumphierendes Lächeln, als der sichtbar einknickte. „Weißt du… eigentlich sollte ich froh über diese allgemeine Ablehnung sein… Mehr Scorpius für mich.“

James drehte entschlossen den Kopf und lehnte sich zu Louis vor, wischte so das nervige Grinsen langsam aus seinem Gesicht. „Zu schade, dass es nicht Scorpius ist, den du haben willst.“

„Das stimmt so auch wieder nicht“, sagte Louis und hielt James‘ Blick stur stand. „Ich…“ Warum er sich plötzlich abwandte, wusste James nicht, aber die Antwort wurde ihm prompt geliefert, als er dieses merkwürdige Gefühl, das ihn förmlich hatte erstarren lassen, abschütteln konnte.

„Was?“, murrte der unsympathische Mann, der sich jetzt dicht gefolgt von Towler vor Louis aufbaute. James verzog das Gesicht, als er glaubte Blut auf dem weißen Hemd erkennen zu können.

„Haben Sie Draco Malfoys Sohn hier gerade gesehen?“, fragte Louis, während James sich lieber Towler zuwandte und ihn alleine mit seinem Blick dazu brachte ein Glas fallen zu lassen.

„Towler, verdammt nochmal!“, schnauzte sein Boss ihn sofort an. „Machst du das die ganze Zeit so, wenn ich nicht da bin, ja? Soll ich dir das von deinem Lohn abziehen?“

„Ich hex es wieder ganz, Sir. Sorry…“ James‘ Blick ausweichend verkroch Towler sich hinter der Theke, während Louis sich wieder zu Wort meldete.

„Mr. Flint, hören Sie, Scorpius geht’s grade nicht gut.“ Louis ignorierte das sarkastische „Wirklich?“ und setzte seinen flehenden Blick plus ein bisschen extra Funkeln seiner azurblauen Augen ein, um nicht nur Flint dazu zu kriegen etwas netter zu sein, sondern Towler daneben auch zu einem brechreizerzeugenden Lächeln brachte. „Wenn Sie wissen wo er ist, dann müssen Sie uns das sagen. Wir sind seine Freunde. Er braucht uns jetzt.“

Flint verdrehte grummelnd die Augen, griff mit einer Hand unter die Theke und knallte kurz darauf einen Zettel auf das Holz. James lehnte sich vor, als Flint etwas auf den Zettel schrieb, konnte aber nicht erkennen, was dort stehen sollte.

„Er war nur kurz hier. Hat mich irgendwelchen Unsinn über seinen Vater gefragt, aber bei so sentimentaler Scheiße bin ich die falsche Anlaufstelle. Hier.“ Flint schob Louis den Zettel hin. „Das ist die Adresse von Dracos Anwalt, Theodore Nott. Die beiden waren ganz gut befreundet, bis er sich von Scorpius‘ Tante hat scheiden lassen. Er kümmert sich um Dracos Testament, oder sowas, und wenn er dort nicht mehr ist, dann definitiv bei seiner Tante.“

„Sonst noch irgendwelche alten Freunde von Draco, die er… besuchen wollen könnte?“, fragte Louis, während er die Adresse zu entziffern versuchte. James bekam das beim besten Willen nicht hin.

„Nah… Die meisten hat’s früh unter die Erde gebracht, einer sitzt in Askaban und eine ohne Verstand im St. Mungos, aber da kriegt man nichts raus, außer blubberndem Gesabbel.“ Flint stemmte sich den Arm in die Hüfte – James merkte erst jetzt, dass er nur einen hatte. „Wenn ihr euch beeilt, solltet ihr ihn bei Nott erwischen. Seid ihr schon mal in der Nokturngasse gewesen?“

James wollte auflachen, aber Louis nickte nur vor sich hin und bedankte sich dann, verabschiedete sich auch viel zu freundlich von Towler, was James aber nicht wirklich bestrafen konnte, weil er noch seine Fassung aufsammeln musste. Louis zerrte ihn dann auch schon weiter.

„Wann warst du in der Nokturngasse?“, zischte James ungehalten. „Warum hast du mich nicht mitgenommen? Kohle gebraucht und einen reichen Sack abgeschleppt, oder was?“

„Nein, illegale Zaubertränke gekauft“, sagte Louis unbeeindruckt und grinste zufrieden, als man James ansehen konnte, dass er keine Ahnung hatte, ob Louis das jetzt ernst gemeint hatte. „Keine Bange, ich hab dir keine Haare ausgerupft und Vielsafttrank benutzt, um meine inzestuösen Phantasien auszuleben.“

James ließ sich vor Schock ganz widerstandslos in Richtung der Nokturngasse ziehen. „Dafür ist dir das Beispiel aber verdammt schnell eingefallen.“

„Wär eigentlich auch einen Versuch wert“, sagte Louis schulterzuckend und amüsierte sich scheinbar prächtig über James‘ blasses Gesicht. „Ernsthaft, James, so schwer bist du auch wieder nicht rumzukriegen.“

„Du unterschätzt mich.“ James schaute sich unruhig um, als die Gassen weniger belebt wurden, sobald sie die Nokturngasse erreicht hatten.

Die dicht beieinander stehenden Häuser wirkten so furchtbar düster, dass man gar keine Lust verspürte, die Geschäfte zu betreten. Die Straße war schmutzig und ab und an huschte eine quietschende Ratte an ihren Füßen vorbei. James wusste auch nicht, was er von den vereinzelt herumlungernden Gestalten halten sollte, die fertig genug aussahen, um jemanden alleine für ein Sandwich umzubringen. Scorpius hier alleine herumlaufend lud dann auch noch zu solchen perfiden Schandtaten ein, auf die nur total perverse Menschen wie Louis kamen. Wenn Scorpius hier etwas passierte, dann würde James sich das nie verzeihen können.

„Glaub mir, James, es ist nur noch nicht passiert, weil ich damals nicht gewollt hab.“ Louis fixierte sich unnötigerweise auf den Zettel, einfach um James‘ Blick auszuweichen.

„Ach?“ James lachte auf. „Du hast nicht gewollt? Ja, ja…“

„Um unserer Freundschaft willen. Und weil ich Scorpius nicht hab wehtun wollen…“ Louis‘ Wangen färbten sich langsam rosa.

„Und jetzt ist dir unsere Freundschaft und sogar Scorpius egal?“ James beobachtete, wie noch mehr Blut Louis‘ Wangen richtig scharlachrot werden ließ und auch wenn das verboten verführerisch aussah, oder gerade deswegen, wurde sein Gewissen schwerer. „Sorry…“

„James?“ Louis fasste ihn am Arm und auch wenn James ungerne in den engen Gassen stehenblieb, tat er seinem Cousin den Gefallen. Allerdings blieb Louis stumm und wandte ungewöhnlich schnell den Blick ab, schüttelte den Kopf, bevor er weiterging. „Vergiss es.“

James verschränkte die Arme vor der Brust und ließ Louis ein Stück vorgehen, bevor er resignierend folgte. Er wollte gar nicht mehr versuchen sich zusammen zu reimen, was in dem Kopf seines Cousins vorging, aber zumindest brachte es sie dieses Mal wieder weiter.

„Draco war doch reich…“ James ließ den Blick über das heruntergekommene Gebäude wandern, während Louis neben ihm nickte. „Warum arbeitet sein Anwalt dann… in diesem Loch?“

„Na ja… Er war eben Dracos Freund. Ich würde auch dich als Anwalt nehmen, selbst wenn du keinen Erfolg hättest.“ Louis grinste zufrieden, als James ihn mit einem Lachen nach vorne in den Hauseingang stieß. Das Lachen verging ihm aber, als er in dem düsteren Gang gleich eine weitere Ratte zum Quietschen brachte, als er fast auf sie trat. Louis wischte derweil angewidert ein paar Spinnweben zur Seite und schaute missmutig über die Schulter zu James, der ihn schnell weiter vorwärts schob.

Sie mussten diverse morsch wirkende Treppen erklimmen, bis sie vor einer Tür stoppten, deren anknackstes Fenster den Namenszug trug, den sie suchten. Louis klopfte vorsichtig an und James wiederholte das etwas fester, worauf ein murrendes „Herein“ an ihre Ohren drang.

Scorpius war nicht da. Eigentlich reichte James diese Gewissheit schon, um wieder zu verschwinden, aber Louis betrat das kleine Büro und streckte dem Mann, der mit einem leeren Glas am Fenster stand, die Hand entgegen.

„Mr. Nott? Ich bin Louis Weasley…“ Sein Lächeln verging ihm auch dann nicht, als Nott keine Anstalten machte, ihm die Hand zu schütteln. Die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt schien er sich auch nicht darum zu kümmern, dass man deutlich das Narbengeflecht auf seinem linken Unterarm erkennen konnte.

„Bill Weasleys Sohn, hm?“ Nott stellte sein Glas auf den sehr ordentlichen Schreibtisch und suchte einen Briefumschlag heraus, den er Louis in die Hand drückte, anstatt sie zu schütteln. „Würdest du deinem Vater das persönlich geben? Er scheint nicht in der Lage zu sein, auf eine Eule zu antworten.“

Louis schaute sich den Umschlag mit großen Augen an und schaute fragend zu James, der aber nur mit den Schultern zucken konnte. Außerdem schien er es sich selbst denken zu können.

„Hat Draco meinem Vater irgendwas vererbt?“, fragte er verdutzt, aber Nott ignorierte ihn auch einfach und musterte jetzt lieber James.

„Freunde von Scorpius, ja? Ihr habt ihn knapp verpasst.“ Sich wieder umdrehend stellte er sich zurück ans Fenster und machte eine verscheuchende Handbewegung. „Jetzt verschwindet.“

Louis schien ganz fasziniert von dem Umschlag zu sein, weshalb James sich daran versuchte, hartnäckig zu bleiben.

„Wissen Sie, wo er hingegangen sein könnte?“ James sah sich mit einem finsteren Blick konfrontiert, als er Anstalten machte, um den Tisch herumzutreten. Beschwichtigend die Hände hebend verharrte er an Ort und Stelle, bekam auch endlich mal wieder Louis‘ Aufmerksamkeit und musste sich diesem leicht bedrohlich wirkenden Mann nicht mehr alleine stellen.

„Sie würden uns wirklich sehr helfen. Scorpius geht’s nicht gut“, sagte Louis, aber bevor er dazu kam, seinen bettelnden Blick einzusetzen, schaute Nott wieder weg. „Bitte.“

Keine Antwort, sondern nur eisiges Schweigen füllte den Raum. Es schien fast, als hätte Nott sie nicht gehört und so wie er aus dem Fenster starrte, verstärkte er diesen Verdacht nur noch.

James fasste Louis am Arm. „Lass uns gehen.“

„Nein.“ Louis schüttelte den Kopf. „Ich wüsste nicht wohin.“ Damit machte er sich los und trat entschlossen auf Nott zu, machte sich gar nichts aus dem eiskalten Blick. „Bitte… Sie wissen doch, wo er hin ist, nicht wahr? Dass Sie ihn überhaupt alleine hier herumlaufen lassen. Sie sind doch sein Onkel.“

„Wir sind nicht verwandt“, presste Nott hervor, schien aber weich zu werden. „Er wollte zu seiner Tante, meiner Ex-Frau.“

James stöhnte entnervt auf und kümmerte sich gar nicht um den bitteren Tonfall. „Noch mehr laufen… Wohin jetzt?“

„Keine Ahnung“, zischte Nott. „Wie gesagt, meine Ex-Frau. Er wird schon wissen, wo er sie finden kann.“

Louis verlor jeglichen Glanz in seinen Augen so plötzlich, dass James sich nicht länger an die Hoffnung klammern konnte, sein Cousin würde wissen, was sie als nächstes machen sollten.

„Trotzdem danke…“ Arg geknickt drehte er sich um und ging einfach an James vorbei, ließ die Tür hinter sich zufallen. Verdutzt murmelte James einen Abschiedsgruß und machte sich mit einem feindseligen Blick im Rücken davon.

Als er die Treppen ins Erdgeschoss des Gebäudes hastete, dachte James für einen Augenblick, dass er Louis auch noch verloren hatte, aber dann blitzte zum Glück das silberblonde Haar in der schmutzigen Ecke des Hauseingangs auf. Louis schien sich nicht mehr um Spinnweben und dergleichen zu kümmern und kniete auf dem Boden, den Rücken zu James gewandt und das Gesicht in den Händen vergraben.

„Hey, was ist denn los?“ James hockte sich neben ihn, die Hände auf heftig bebende Schultern legend. Louis zuckte sofort weg und atmete schwer ein und aus, ließ James aber letztendlich doch eine Hand auf seinen Rücken legen.

„Es ist meine Schuld. Ich hatte das Gefühl, alles würde gut werden und dadurch hab ich alles schlimmer gemacht. Wenn ihm was passiert…“ Louis schluckte hörbar und schüttelte den Kopf.

„Wir finden ihn schon“, sagte James überzeugter, als er wirklich war. „Du darfst dich jetzt nicht verrückt machen.“

„Verdammt, es ist gefährlich hier, James!“, fuhr Louis ihn über die Schulter hinweg an. James nahm trotzdem nicht die Hand von ihm und legte die andere auch noch auf Louis‘ Rücken. „Nokturngasse… und Scorpius ganz alleine hier… Schon der Gedanke daran. Er ist doch so angreifbar im Moment.“

„Er hat ja seinen Vater dabei“, sagte James und grinste schief, was auch schnell wieder verschwand, als Louis ihm nur einen ärgerlichen Blick schenkte. „Bleib doch einfach mal optimistisch, Lou.“

„Als ich es war, hat es dir auch nicht gefallen“, gab Louis mit erstickter Stimme zurück. „Und es war ein Fehler zu denken, dass irgendetwas einmal gut für mich laufen würde. Geh…“ Seine Hände stießen nur federleicht gegen James‘ Brust – entweder wollte Louis ihn nicht wegstoßen oder er war fertiger mit den Nerven, als James hatte wahrhaben wollen. „Geh und du wirst ihn sofort finden. Ich weiß es…“

„Ach, jetzt hör aber auf, Louis. Wir finden ihn zusammen.“ James umfasste grob Louis‘ Kinn und zwang ihn dazu ihm in die Augen zu sehen. Bei dem Anblick des glitzernden Blaus war James sich aber nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee gewesen war, weil sein Tonfall von scharf augenblicklich zu butterweich wechselte. „Zusammen, hast du gehört? Du darfst doch jetzt nicht ungeduldig werden. Ausgerechnet du, Louis.“

Louis schien wirklich etwas Trost aus James‘ Worten zu ziehen und nickte mit einem kleinen Lächeln, bevor er sich von James hochhelfen ließ. Obwohl er keine Träne vergossen hatte, musste er sich über die Augen reiben und suchte James‘ Nähe, als sie wieder auf offener Straße waren.

„Wir gehen nochmal zu Flint. Der weiß bestimmt, wo Scorpius‘ Tante wohnt.“ Zögerlich legte James den Arm um Louis‘ Schulter und musste schlucken, als Louis das sofort ausnutzte, um sich dicht an ihn zu schmiegen.

„Ich weiß nicht, was mich geritten hat… Ich hätte wissen müssen, dass Scorpius…“ Louis presste sich eine Hand gegen die Stirn, James‘ Unwohlsein nicht bemerkend. „Aber ich hatte plötzlich dieses Gefühl, dass nichts schief gehen könnte. Und ich wollte, dass alles perfekt ist. Ich wollte zu viel. Ich kann nicht damit umgehen, mich so zu fühlen.“

James zog die Augenbrauen zusammen und warf Louis einen kurzen Blick zu, der aber nicht erwidert wurde. „Muss ich das verstehen?“ Bestimmend und in einem zügigen Tempo zog er Louis aus der Nokturngasse und atmete tief die irgendwie frischere Luft der Winkelgasse ein.

„Ich versteh’s doch selbst nicht.“ Kaum waren wieder mehr Leute in ihrer Nähe, machte Louis sich los und ließ James wieder genug Raum zum Atmen, nur damit er die Wärme und den Geruch von Louis‘ Körper augenblicklich vermisste. „Ich fühl mich… ich… glaube…“

James legte erwartungsvoll den Kopf schief. „Ja?“

„Willst du jetzt über Gefühle reden?“, schnaubte Louis, nur genervt von der Tatsache, dass er selbst nicht wusste, was mit ihm los war, weshalb James sich ein Grinsen erlaubte.

„Solange es nicht um meine Gefühle ganz besonders im Bezug auf dich geht – natürlich!“ Mit einem schnellen Satz in die Kneipe wich James Louis‘ Hand aus, die ihn fast am Hinterkopf erwischt hätte. Allerdings konnte nicht mal er so tun, als hätte er gute Laune, wenn er gleich Towler in die Arme laufen musste, sobald er auch nur einen Fuß in diesen Drecksladen setzte.

„Potter, warte mal!“ Towler versuchte erfolglos ihn zu betatschen, so schnell drehte James sich außer Reichweite. Finster fuhr James herum, damit er zusehen konnte, wie Towler sich schon sein nächstes Opfer gegriffen hatte. „Louis, ich…“

James stieß Towler kurzerhand an der Schulter nach hinten, sodass er die Finger von Louis nehmen musste. Lange ließ Towler sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen und deutete hinter sich.

„Malfoy ist hier.“ Das reichte aus, damit James Towler erneut zur Seite stieß und hastig in die hinterste Ecke der Bar marschierte, wo er einsam und alleine Scorpius an einem Tisch sitzen fand. Die Urne mit den Überresten seines Vaters stand auf dem Tisch direkt neben einem halbvollen Glas und einer halbleeren Flasche verflucht teuer aussehendem Feuerwhiskey.

„Scorpius?“ James ließ sich auf den freien Platz neben Scorpius fallen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Hey, wir haben uns Sorgen gemacht.“

Scorpius drehte langsam den Kopf und schaute James aus seinen müden Augen heraus an, nachdem er sich ein paar Haarsträhnen aus der Stirn gestrichen hatte. „Schie… Sieh mal einer an…“ Nach einem Räuspern hatte Scorpius für einen Moment die Kontrolle über seine Stimme zurück und lallte nicht. „Jamie und Lulu in trauter Zweisamkeit. Romantisches Dinner geplant?“

James‘ Blick fiel auf die Flasche, die Scorpius sich wohl alleine gegönnt hatte, aber lange konnte er sie nicht mustern, weil Louis‘ Finger sie aus seinem Blickfeld hob. Während sein Cousin sich ihnen gegenüber auf die Sitzbank fallen ließ, überlegte James, ob Scorpius wirklich gerade zum ersten Mal etwas mit mehr Alkohol als ein Butterbier in sich hineingeschüttet hatte und trotzdem noch aufrecht saß, oder ob er irgendetwas verpasst hatte. Wer wusste schon, was Louis so alles Verlockendes im Angebot hatte…

„Hast du das alleine… Merlin, Scorpius…“ Louis schien genauso verblüfft wie James. „Dass du noch aufrecht sitzen kannst.“

„Isch…“ Scorpius räusperte sich erneut und setzte sich gerader hin, die Augenlider nie mehr als halbgeöffnet. „Ich bin nicht so ein Weisch…Weichei, wie ihr immer denkt.“

„Dummerchen…“ Die Flasche an den Rand des Tisches stellend lehnte Louis sich zu Scorpius und zog ihn in seine Arme, ignorierte, dass Scorpius versuchte sich aus der Umklammerung zu winden. „Du bist so ein verfluchtes Dummerchen. Wehe, du läufst noch einmal einfach so davon. Wir haben uns Sorgen gemacht!“

„Ich erschticke…“ Scorpius klopfte wild gegen Louis‘ Seiten und atmete erst einmal tief durch, als Louis ihn wieder losließ. „Wech… wech!“ Er fuchtelte gefährlich unkontrolliert mit den Händen, als James nur eine Hand nach ihm ausstreckte. „Geht wech von mir. Ihr könnt alleine glücklisch werden. Ich hab einen neuen Freund gefunden.“

Louis hob eine Augenbraue und James fragte nicht minder skeptisch nach: „Und wie heißt dein neuer Freund?“

„Alkohol“, presste Scorpius hervor, die großen Augen auf die Flasche fixierend, die Louis vorsichtshalber auf den Sitz neben sich stellte. „Whiskey wird mich nicht für Butterbier verlassen.“

Louis gluckste leise, fing sich einen mahnenden Blick von James und grinste nur noch breiter. „Was, Butterbier? Scorpius ist amüsant, wenn er betrunken ist.“

„Ey, wenn schon, dann bin ich der Whiskey“, schnaubte James, brachte Louis so aber wieder nur zum Lachen. „Und das hier ist nicht lustig. Was machen wir denn jetzt mit ihm?“

Scorpius starrte ihn an, aber was immer sein Gesicht ausdrücken wollte, James konnte es beim besten Willen nicht deuten. Stattdessen fiel ihm nur auf, dass Scorpius auch stark angeheitert immer noch verdammt niedlich aussah, besonders mit den rosigen Wangen.

„Ich glaub, ich muss kotzen“, würgte Scorpius hervor und presste sich eine Hand vor den Mund. James war froh, dass Louis wenigstens nicht seine Gedanken lesen konnte. Allerdings konnte er sich da auch täuschen, so wie Louis ihn immer noch verdächtig amüsiert beobachtete, als Scorpius den Kopf in seinem Schoß bettete.

„Wie war das mit… wech?“ James tätschelte das weißblonde Haar, bekam aber nur ein unverständliches Murmeln von Scorpius und schaute hilfesuchend zu Louis. „Was machen wir mit ihm?“

„Nach Hause bringen?“ Louis‘ Blick gefiel James nicht so gut wie dieser Vorschlag.

„Louis… wieso…“ James schnappte nach Luft, als eine weiche, warme Wange sich gegen seinen Bauch schmiegte. Louis lehnte sich stirnrunzelnd vor und bekam so James‘ verzweifelte Versuche mit, sein Hemd wieder herunterzuziehen.

„Nein, wie goldig“, sagte Louis steif grinsend.

James errötete. „Mach dich nicht lustig. Nimm ihn weg.“

„Nicht wech… so weich“, schnurrte Scorpius wie ein rolliger Kniesel und rieb seine Wange auch genauso über James‘ Haut.

„Louis, starr da nicht so hin. Das ist mir unangenehm!“ James schlang seine Arme um Scorpius und hievte ihn in eine aufrechte Position. Murrend rollte Scorpius‘ Kopf auf seine Schulter, damit er dort weiter schmusen konnte, was Louis‘ Grinsen breiter und vor allem echter werden ließ.

„Sieht nicht aus, als wäre es dir unangenehm. Und hey…“ Louis hob die Schultern. „Wenn du endlich mal wieder zum Zug kommen willst, dann wäre jetzt definitiv der richtige Zeitpunkt.“

„Bist du wahnsinnig?!“ James wurde so laut, dass er unangenehm viele Blicke aus der Umgebung erntete und noch röter im Gesicht wurde.

„Ihr scheid…“ Scorpius schlug seine Hand gegen James‘ Brust. „Ihr seid so durchtrieben. Wolltet mich nur abfüllen.“ Scorpius‘ Finger strichen in einer Art und Weise über seine Brust, die James so noch nie erlebt hatte und sie raubte ihm den Atem, das wohl auch noch überdeutlich, so wie Louis ihn anschaute. Amüsiert, aber doch ein bisschen ungläubig, dass ein paar Berührungen James schon zu viel wurden. Nur kannte Louis das Gefühl ja auch nicht, monatelang abstinent in jeder Hinsicht zu sein. Scorpius hatte ja nicht einmal seine Finger in die Nähe von James‘ Hose kommen lassen, geschweige denn seinen Mund… seinen verführerisch vollen, rosigen Mund – der zum Glück im genau richtigen Moment eine nach Alkohol duftende Atemwolke gegen James‘ Lippen ausstieß, damit Scorpius‘ Zustand James wieder ins Gedächtnis flog.

„Scheiße…“ Scorpius eine Hand auf die gespitzten Lippen drückend wandte James sich ab und bemerkte aus den Augenwinkeln durchaus Louis‘ Blick – und der gefiel ihm gar nicht. „Schau mich nicht so vorwurfsvoll an.“

„Entschuldige bitte, aber da hat auch mein Räuspern nichts gebracht. Wenn ihr alleine sein wollt, dann bring ihn nach Hause. Ich misch mich nicht ein.“ Louis verschränkte die Arme auf dem Tisch und beobachtete, wie Scorpius allmählich bemerkte, dass er nur James‘ Handfläche knutschte.

James schüttelte den Kopf. „Wir bringen ihn zusammen nach Hause“, sagte er entschieden und dass sein Tonfall von vorneherein keinen Widerspruch zuließ, zauberte wieder ein kleines Lächeln auf Louis‘ Gesicht.

„Nein“, meldete Scorpius sich zu Wort und erntete verwirrte Blicke. Die Arme um James‘ Nacken schlingend zog Scorpius sich näher, sodass er direkt in James‘ Ohr sprechen konnte. „Ihr bringt uns nach Hause. Jemand muss meinen Vater tragen.“ Festen Blickkontakt mit James haltend deutete er auf die Urne, die auf dem Tisch stand, und lehnte sich dann mit einem Grinsen an James‘ Schulter.

„Ich kann ihn auch alleine wegbringen, wenn du lieber mit Louis…“ James wurde von Scorpius‘ Schnauben unterbrochen.

„Louis ist doch scho…sowieso nur hier, weil du hier bist.“ Schmollend schaute Scorpius zu Louis und höchstwahrscheinlich drückte er sich extra dicht gegen James, auch wenn das nicht zu ihm passen wollte. „Er liebt dich ja so sehr, dass er sogar mich erträgt, wenn er dadurch dich bekommt…“ Scorpius hickste und hielt sich eine Hand vor den Mund. „Tschuldigung…“

James klopfte Scorpius gegen die Wange. „Du hast wirklich zu viel getrunken.“ Grinsend drehte er sich zu Louis. „Oder?“

Louis antwortete ihm zuerst nicht, sondern senkte den Blick. Er wirkte allerdings eher nachdenklich, als ertappt, was James aber nicht weniger verwirrt seien ließ. Konnte Scorpius betrunken einen Treffer landen, obwohl Louis nicht einmal realisiert hatte, dass er eine Zielscheibe aufgestellt hatte? War so etwas möglich oder wachte er gleich auf und würde sich wieder in der rumänischen Pampa bei seinem perversen Onkel Charlie wiederfinden? Wo sonst könnte man auf solche Ideen kommen?

„Louis?“ James wartete immer noch auf seine Antwort. „Louis, sag mir nicht, dass du mir… das nur vorgeschlagen hast, damit du an mich rankommst.“

„Doch, doch…“ Scorpius giggelte vor sich hin, als James hart und Louis hörbar schluckte. „Er würde alles tun für dich tun, James. Glaubt ihr denn ich bin komplett bescheuert? Ich merk das, ja?“ Scorpius‘ Mundwinkel wanderten nach unten und er runzelte nachdenklich die Stirn. „Was hat er dir vorgestellt? Äh, vorgeschlagen?“

„Ich glaube, dass du bloß auf blödsinnige Ideen gekommen bist, weil du deinen neuen Freund Alkohol kennengelernt hast“, sagte James bemüht locker, aber mit Louis‘ spürbarem Blick auf ihm konnte er das nur sehr schwer.

Scorpius‘ Augen wurden groß. „Das heißt…“ Er zog die Augenbrauen so fest zusammen, dass sich eine niedliche Falte zwischen ihnen bildete. „Ich hab mir nur eingebildet, dass er erst so tut, als wäre er mein Freund, damit du eifersüchtig wirst und dich in mich verliebst, damit ich mich dann in ihn verliebe, worauf er ausnutzen kann, dass du alles dafür tun würdest, mit mir zusammen zu sein, sogar… warte…“ Scorpius atmete schwer aus. „Faden verloren.“ Er hickste erneut und dann noch einmal, das einzige Geräusch in der sonst unerträglichen Stille, die James sich eine ganze Weile nicht zu durchbrechen traute.

Schließlich suchte er Louis‘ Blick, wollte die Emotionen in den fast überquellenden azurblauen Augen aber nicht genauer lesen. „Ist das wahr?“

„Quatsch“, sagte Louis etwas zu schnell und zu heiser. Hastig wandte er sich wieder ab und errötete unter James‘ Blick. Das darauffolgende Schweigen schien ihm weitaus unangenehmer zu sein als James, der nicht wusste, ob er überhaupt noch irgendetwas von Louis hören wollte, bevor er seine Gedanken geordnet hatte. „I-Ich… Nein, James. Ich wäre… Ich könnte dich nicht über ein halbes Jahr lang derartig hintergehen. Wa-Was denkst du von mir?“ Louis schüttelte verletzt den Kopf. „Ich merk, dass du einem Betrunkenen mehr glaubst als mir.“

„Hey, das ist immer noch Scorpius. Sprich nicht so von ihm.“ Mit diesem kleinen Ausbruch brachte James Scorpius wieder zum Giggeln. „Es ist immerhin deine Schuld, dass er sich volllaufen lassen musste.“

Louis‘ Blick wechselte in dem Bruchteil einer Sekunde von verletzt zu ärgerlich und genauso schnell richtete er sich. „Okay. Du willst mir nicht vertrauen? Kein Wunder, dass dann nichts funktioniert!“ Er streckte die Hand nach Scorpius aus, der aus großen Augen die schmalen Finger musterte, als hätte er noch nie welche gesehen. „Steh auf, Scorpius. Wir gehen.“

„Was?“ James richtete sich ebenfalls auf, die Hände auf den Tisch gelegt, damit er Louis nicht schon wieder wehtat. „Ist er jetzt dein Eigentum, oder was?“

Louis verengte die Augen leicht zu Schlitzen, bevor er sich Scorpius zuwandte. Tief durchatmend sammelte er sich einen Moment, bevor er das wortwörtlich bezauberndste Lächeln aus seinem Repertoire aufsetzte. Das hypnotisierende Funkeln in seinen Augen musste man scheinbar auch wörtlich nehmen, weil sich ein ganz seliges Lächeln auf Scorpius‘ Gesicht ausbreitete.

„Scorpius?“ Louis‘ Stimme war widerlich sanft und leicht rau, was Scorpius seufzen ließ. So eingenommen war Scorpius noch nie von Louis gewesen und sogar James konnte das deutliche Prickeln der Magie spüren, die Louis aus jeder Faser seines Körpers zu kitzeln schien. „Komm jetzt. Wir gehen.“

„Das kannst du nicht machen“, brachte James mit erstickter Stimme hervor, als Scorpius sich schwankend aufrichtete.

Louis schenkte ihm einen Blick, der James richtig Angst machte, so voller Zorn war er. Die ganze Kraft und Energie, die Louis darein gesteckt hatte, seine wirklich nicht übertrieben starken Veela-Kräfte zum Äußersten zu bringen, ließen ihn jetzt erschreckend große Ähnlichkeit zu der wütenden Variante dieser Kreaturen haben.

„Ich hab’s versucht, James“, presste Louis zwischen leicht gefletschten Zähnen hervor und das leichte Knurren, das ihm entwich, erinnerte mehr an einen Wolf als eine Veela. „Ich wollte dir nicht wehtun, wollte dich mit einbeziehen, aber du lässt mir keine andere Wahl.“ Mit erhobenem Haupt griff er Scorpius‘ Hand und zog ihn an James vorbei.

„Hey!“ James packte Scorpius‘ Arm und schaute über den weißblonden Haarschopf Louis an. „Bist du vollkommen durchgedreht, Louis?“

„Nein“, blieb Louis ruhig, während James schon wieder vor Wut am Kochen war. „Aber ich habe genug von diesem Hin und Her. Du sagtest doch, Scorpius müsse sich entscheiden. Okay, also entscheide ich für ihn.“ Dass Louis wieder lächelte, ließ sein Gesicht auch nicht wieder hübscher anstatt furchteinflößend werden. „Weil ich kann.“

„Das ist doch nicht echt!“ James beobachtete angewidert Scorpius‘ verträumten Blick. „Du manipulierst ihn… gerade wo er am verletzlichsten ist!“

Louis zuckte mit den Schultern. „Aber ich kann. Und es stört mich nicht, was er für dich empfindet. Er kann ja auch mit meinen Gefühlen für dich leben. Immerhin…“ Louis lachte heiser auf. „Immerhin ist das ja keine Gefahr.“

James vergrub die Finger tief in Scorpius‘ Schulter, als Louis ihn wegziehen wollte. „Hör auf mit dem Scheiß. Ernsthaft… Optimistisch hast du mir besser gefallen.“

Louis vermied seinen Blick und biss sich auf die Unterlippe, umklammerte aber fest, beinahe haltsuchend, Scorpius‘ Hand.

„Mach das nicht, Lou“, sagte James flehentlich, auch wenn er sich schwer tat, die Spur Wut herunterzuschlucken. „Du wirst es bereuen. Das weißt du doch selbst.“

„Ich weiß gerade gar nichts“, zischte Louis ärgerlich. „Außer, dass ich weg von hier will. Weg von dir.“ Er zog an Scorpius, worauf der sofort nach vorne stolperte und sich alleine kaum auf den Beinen halten konnte. Demonstrativ schlang Louis seinen Arm um Scorpius‘ Hüfte und zog ihn neben sich her.

Allerdings rechnete er nicht mit Scorpius‘ plötzlichem Widerstand. „Nein, nein, nein!“ Mit einer wackeligen Drehung befreite Scorpius sich aus Louis‘ Griff und torkelte zurück zu seinem Tisch. „Isch geh nirgendwo hin ohne meinen Vater…“

James konnte sich ein Grinsen für seinen Cousin nicht verkneifen. „Tja, Louis. Zu schade, dass das Wichtigste in Scorpius‘ Leben ein Topf voll Asche ist.“

Louis stieß ärgerlich die Luft aus, die er vor Verblüffung angehalten hatte, als Scorpius sich nicht lange um den Finger hatte wickeln lassen. „Du bist so ein unsensibler Bastard.“ Anstatt in Richtung Ausgang zu flüchten ging Louis hastig die wenigen Schritte in Richtung der Toiletten, aber James traute der trauten Zweisamkeit mit Scorpius nicht, die ihm normalerweise nie so einfach gegönnt werden würde.

„Scorpius?“ James wusste nicht, ob er es merkwürdig finden sollte, dass Scorpius genauso mit der Urne schmuste, wie mit ihm vor nicht allzu langer Zeit. „Wartest du hier kurz?“

„Na ja…“ Scorpius drückte die Urne liebevoll an sich, während er James mit nicht wirklich ernstzunehmender Miene musterte. „Drei sind einer zu viel für ein romantisches Dinner.“

James zwang sich zu einem Lächeln. „Vergiss nicht, dass dein Daddy auch dabei ist.“

Scorpius‘ Augen wurden selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich groß, aber er nickte schließlich zustimmend. „Du hast Recht… Scho Recht… Haschtu immer Recht, James.“ Weiter unzusammenhängendes Zeug vor sich hinmurmelnd streichelte Scorpius die Urne und schien darin so aufzugehen, dass James sich traute ihn einen Moment lang alleine zu lassen. Es behagte ihm genauso wenig, wie Louis so aufgewühlt davon stürmen zu lassen, aber Scorpius konnte wenigstens alleine keine fünf Schritte gehen und dumme Sachen machen.

„Louis?“ Vorsichtig durch die Tür in die Toilettenräume lugend versicherte James sich, dass sie ungestört waren, konnte aber nicht sagen, ob ihm das lieber war, als Louis in Gesellschaft zusammenzustauchen. „Fährst du jetzt wieder die Deprischiene?“

Für Tränen tropfte aber zu viel Flüssigkeit von Louis‘ Gesicht und so wie er über dem Waschbecken hing, hatte er sich wohl eine mehr als nötige Portion kaltes Wasser gegönnt.

„Louis, ernsthaft… Wir haben gerade bessere Dinge zu tun, als irgendwelche Eifersuchtsdramen aufzuführen, klar?“ James bewegte sich langsam von der Tür auf Louis zu, brachte seinen Cousin aber nicht dazu, den Blick von seinem Spiegelbild zu nehmen – sehr angetan schien Louis von diesem Anblick aber nicht zu sein.

„Auf einmal fällt dir das wieder ein?“ Louis‘ Stimme war heiser und rutschte eine Tonlage höher, sobald er James direkt ansah. „Ich dachte wir machen das hier zusammen, James. Das heißt aber nicht, dass ich immer der Buhmann bleibe, während du den Helden spielen darfst. Ich muss mich… Ich kann mich nicht so fertig machen lassen. Das halt ich nicht mehr aus.“

„Übertreibst du jetzt nicht ein bisschen?“, wollte James etwas kleinlauter wissen, als er hatte klingen wollen, nur war er es eben nicht gewohnt, dass Louis‘ Stimme so vor Emotion zitterte und damit konnte er nicht umgehen.

Louis lachte in einer Art und Weise auf, die man auch leicht für Schluchzen halten konnte. „Du vertraust mir nicht. Und du reibst es mir fortwährend unter die Nase.“ James‘ Blick wieder ausweichend suchte Louis sich einen Punkt an der gekachelten Wand, den er anstarren konnte. „Dir mag sowas ja egal sein, aber mir tut’s eben weh, wenn ein Wort ausreicht, damit du fast achtzehn Jahre Freundschaft in Frage stellst.“

James‘ Mundwinkel zuckten, aber nicht aus Belustigung. „Musst du deswegen immer gleich so einen Aufstand machen?“

„Aufstand?“ Louis fuhr herum und starrte ihn aus fast so großen Augen wie Scorpius an. „Du verletzt meine Gefühle. Wieder und wieder und wieder, und ich soll wie immer schlucken, damit du dich weiterhin darauf verlassen kannst alles würde irgendwie schon wieder gut werden. Aber ich hab keine Lust mehr, dass das alles an mir hängen bleibt. Ich pack das nicht…“

Louis so überraschend einknicken zu sehen ließ James‘ Gewissen augenblicklich schwer werden. Er wusste, dass er manchmal etwas barsch sein konnte, besonders, wenn er vorher nicht darüber nachdachte, was er sagte, aber nie hätte er damit gerechnet, dass seine Worte ausgerechnet Louis derartig leicht verletzen könnte. Er ließ sich das sonst nicht anmerken und von selbst konnte James das doch nicht merken.

„Ich bin es leid immer der zu sein, der Schuld an allem hat, aber gleichzeitig der, der alles wieder in Ordnung bringen soll.“ Louis atmete schwer aus, ließ die Schultern wenn möglich noch mehr hängen. „Ich kann nicht mehr.“ Er rieb sich über sein immer noch feuchtes Gesicht, konnte so aber nur Wasser und nicht Erschöpfung und Verzweiflung aus seinen Zügen wischen. „Ich kann mich auch nicht verbiegen, nur damit du mich magst. Aber wenn du mich nicht mehr magst, James… nicht einmal als Freund… was hat dieses Leben dann noch für einen Sinn?“

James fühlte seine Wangen vor Scham ganz warm werden und er wandte den Blick ausgerechnet in Richtung Spiegel ab, damit er sehen musste, wie dämlich er mit rotem Gesicht aussah. „Sag sowas nicht. Das klingt extrem depri. Außerdem hast du… Scorpius. Du musst ja nur schnippen, dann… na ja, dann kommt er, wenn er die Urne mitnehmen kann.“

Schon wieder musste Louis so lachen, dass James nicht wusste, ob er weinte oder wirklich amüsiert war. James traute sich nicht nachzusehen. Er wollte am liebsten wieder weg hier und sich mit Scorpius zusammen volllaufen lassen. Dann wäre er auf jeden Fall ein besserer Freund für beide.

„Und dann soll ich zusehen, wie du leidest?“ Louis suchte über den Spiegel James‘ Blick. „Das war mir eben schon zu viel.“

„Deswegen hast du ihn wieder gehen lassen? Weil meine Augen irgendwie geglitzert haben?“ James lächelte schief. „Ist bestimmt scheiße. Ich mein, du fühlst dich gut bei Scorpius und er kann dir all das geben, was ich nicht kann… und du kannst das nicht genießen, weil ich traurig gucke.“ James drehte sich zu Louis um und lehnte sich mit der Hüfte gegen das Waschbecken. „Hab ich Recht?“

Louis‘ Blick sagte mehr als deutlich, dass James zur Abwechslung mal wirklich in Schwarze getroffen hatte, und das ließ erneut Blut seine Wangen heiß werden.

„Ich…“ James schüttelte jede übertriebene Vorsicht ab und legte eine Hand auf Louis‘ Schulter, die ihm vielleicht nicht viel Trost spenden konnte, aber es war immerhin besser als gar nichts zu tun und nur zuzusehen, wie kleine perfekte Tränchen sich in Louis dichten Wimpern verfingen. „Was hab ich getan, dass du so fühlst?“

„Es tut mir leid“, brachte Louis tonlos hervor.

„So hab ich das nicht gemeint.“ James fasste nach Louis‘ anderer Schulter und zog ihn herum, sodass sie sich in die Augen sehen konnten. Nur senkte Louis schnell das Kinn und James musste es wieder anheben, setzte ein echtes Lächeln auf, damit Louis sich wohler fühlte, aber er wurde vor Verlegenheit nur genauso rot wie James. „Ich bin doch einfach nicht besonders genug, um so eine uneingeschränkte… Zuneigung zu verdienen.“

„Keine Zuneigung“, presste Louis verächtlich hervor, die Augen wieder unangenehm stur auf James fixiert. „Ich liebe dich.“ Louis legte die Hand auf James‘ Wange und hielt ihn so davon ab wegzuschauen. „Ich liebe dich“, wisperte er plötzlich direkt gegen James‘ Lippen, aber bevor James Angst vor einem Kuss bekommen konnte, kämpfte er schon damit, Louis‘ Zunge aus seinem Mund zu halten.

Aber so war er einfach noch nie geküsst worden.

Jeder Gedanke, dass das sein Cousin war, verpuffte einfach, als Louis ihn keinen Zentimeter zurückweichen ließ, bei jedem Versuch von James die Finger tiefer in sein Fleisch grabend. Louis‘ andere Hand hatte sich inzwischen in James‘ Haaren verkrallt, ließ ihn so noch weniger zu Atem kommen – und James war sich auch nicht sicher, ob er das wirklich wollte.

Genau diese Zweifel reichten allerdings aus, damit James Louis mit einem Ruck von sich wegstieß und seine Kraft dabei auch gar nicht einschätzen konnte, sodass Louis nicht nur hart gegen die Wand knallte, sondern fast an ihr zu Boden rutschte. Schwer atmend versuchte James den Blick von den rotgeschwollenen Lippen loszureißen, scheiterte aber kläglich und hielt Louis eine Hand hin, um ihm auf die Beine zu helfen.

„Sorry“, murmelte er gleichzeitig mit Louis, worauf sie auch noch zur selben Zeit auf dieselbe verlegene Weise lachen mussten. Allerdings verfielen sie viel zu schnell in unangenehmes Schweigen.

„Wir sollten nach Scorpius sehen“, sagte Louis schließlich.

James musste sich erst räuspern, um seiner Stimme Kraft zu geben. „Und ihn zusammen nach Hause bringen.“

„Vorausgesetzt er ist noch da.“ Louis schien das sogar ernst zu meinen und flog ohne einen weiteren Blick an James vorbei aus der Tür heraus. Ob er das jetzt beleidigend auffassen sollte, wusste James nicht, aber er kannte es ja schon, dass man ihn ungerne küsste und wenigstens hatte Louis dann die Lust auf mehr verloren. James‘ Gewissen würde das definitiv nicht überleben.

Und Louis‘ Gewissen? Wenn er schon nicht wusste, wie es in seinem Cousin aussah, dann sollte er wenigstens wissen, dass er nicht alles so locker wegsteckte, wie er gerne vorgab.

Und wie sollte er jetzt Scorpius in die Augen sehen? Er war gerade mal darüber hinweggekommen, dass er Louis vor den Ferien geküsst hatte. Jetzt von ihm geküsst zu werden brauchte länger als zwei Wochen in Rumänien um verdaut zu werden.

Wenn er Louis alleine schon dort stehen sah, leicht vorne über gebeugt um Scorpius eine Hand auf die Schulter zu legen, dann würde er am liebsten… James führte den Gedanken nicht zu Ende, weil er leise Schluchzer hörte, und nicht, weil ihm die Vorstellung extrem unangenehm gewesen wäre.

„Scorpius?“ James eilte in die einsame Ecke, wo niemand sonst Scorpius hatte weinen hören können, und beugte sich über Louis‘ Schulter. Scorpius hatte das Gesicht auf seine Unterarme gepresst und schluchzte in die Ärmel seines Umhanges, so herzzerreißend, dass James nicht verstehen konnte, wie irgendjemand einfach so an ihm vorbeigehen konnte, ohne ihn zu trösten.

„Was ist los?“, raunte James in Louis‘ Ohr, erntete dafür aber nur ein Kopfschütteln und immer noch keinen Blick von seinem Cousin.

Scorpius hob schniefend den Kopf und Tränen tropften wie Regen aus seinen rotverquollenen Augen. „Er kommt nicht wieder, oder? Er kommt nicht wieder…“ Seine Augen huschten kurz zu der Urne, bevor er vergeblich versuchte sich die Tränen wegzuwischen. „Wieso hat er mich alleine gelassen?“

James war einfach nur geschockt, als er Scorpius so aufgelöst sah. Er hoffte, dass das nur an dem Alkohol lag und das Scorpius nicht auch noch nur so tat, als ginge es ihm gut.

„Wie…Wieso lassen alle mich allein?“ Scorpius ließ die Hände sinken und schaute von Louis zu James, bevor er den Kopf hängen ließ. Fast enttäuscht und auf jeden Fall verletzt, so sehr, dass James sich fragte, ob Scorpius vielleicht doch in der Lage dazu war, mehr als fünf Schritte alleine zu gehen.

James wollte widersprechen, aber Louis hob genau passend eine Hand und machte eine ablehnende Bewegung, immer noch ohne James anzusehen. Als Louis seine Hände dann lieber dafür einsetzte, Scorpius hochzuhelfen, traute James sich auch wieder etwas zu sagen.

„Wir bringen ihn jetzt nach Hause, oder?“ James musste Louis helfen Scorpius festzuhalten, der sich windete wie eine Schlange und verzweifelt versuchte zurück auf seinen Platz zu kommen, die Hände nach den Überresten seines Vaters ausstreckend. Oder vielleicht doch nach der Flasche Whiskey? Die war jetzt mit gerade noch einem Schluck gefüllt, den James sich kurzerhand gönnte und Scorpius so erst erstarren ließ, bevor er schluchzend das Gesicht gegen Louis‘ Schulter drückte.

„Wieso, Louis?“ Scorpius verkrallte die Finger zwischen Louis‘ Schulterblättern. „Wieso willst du nicht mehr mit mir zusammen sein? Ich dachte, wir wollten nochmal… Wieso…“ Zwischen den heftigen Schluchzern zu reden fiel Scorpius genauso schwer wie sich aufrecht zu halten. James war ganz froh, dass sie in einer stillen Ecke waren, wo niemand sehen konnte, wie verzweifelt Scorpius war.

„Ist schon gut, Scorpius“, sagte Louis ganz ruhig und strich beruhigend über Scorpius‘ Rücken. „Du hast nur was falsch verstanden.“

Beruhigen schien das Scorpius aber ganz und gar nicht. Er umklammerte Louis fester, schniefend und hicksend. „Lass mich nicht allein. Ich will nicht wieder allein sein.“

„Du bist doch nicht allein, Scorpius. Ich bin hier…“ Louis legte eine Hand auf Scorpius‘ Hinterkopf, drückte ihn dichter an sich. „Und James ist auch hier“, wisperte er in Scorpius‘ Ohr. „Er lässt dich auch nicht allein.“

„Aber…“ Den Kopf hebend schaute Scorpius über Louis‘ Schulter zu James, brachte den durch die dicken Tränen dazu schuldig den Blick abzuwenden. „Versprochen? Ihr lasst mich nicht wieder alleine?“

„Hey… Du warst doch gar nicht alleine.“ James streckte die Hand aus und wollte Scorpius eine Träne von der Wange wischen, schnippte ihm stattdessen aber lächelnd gegen die Stirn. „Dein Daddy ist bei dir.“

Scorpius‘ Unterlippe fing zu zittern an und er schob Louis weg, stolperte einen Schritt nach vorne und klammerte sich an James‘ Brust. Etwas verdutzt legte James eine Hand auf den weißblonden Haarschopf und tätschelte ihn ein wenig unbeholfen. Eben noch hatte er sich so fehl am Platz gefühlt, als müsse er nur gehen und alles würde gut werden, aber jetzt glaubte er, dass irgendein Teil von Scorpius ihn wirklich brauchte.

„Ihr seid meine Freunde… Ich weiß, ihr seid bessere Freunde, aber…“ Scorpius drückte das Gesicht so dicht gegen James‘ Brust, dass man ihn kaum verstehen konnte, weshalb James ihn vorsichtig von sich wegschob. Die grauen Augen tränten immer noch und Scorpius‘ Lippen waren an einigen Stellen blutig, weil er zu oft die Zähne in ihnen vergraben hatte. „Ich bin doch ganz klein. Ich pass bestimmt in irgendeine Ecke, wo ich nicht störe. Oder?“ Er blinzelte neue Tränen weg und holte tief Luft, um sich etwas zu beruhigen. „Bitte… Bitte, ich will nicht wie Teddy enden, nur weil ihr mich nicht mehr braucht.“

„Merlins Bart, ich will gar nicht wissen, was der Kerl dir eingeredet hat“, raunte Louis und so wie er die Hände zu Fäusten ballte, konnte Teddy wohl froh sein, dass er gerade nicht in der Nähe war.

„Ja, Louis. Du willst es nicht wissen“, sagte James bestimmend. „Weil es nicht wichtig ist, was Teddy oder irgendjemand anders gesagt hat, wenn wir Scorpius das Gefühl geben, wir würden ihn nicht brauchen. Hier geht’s um Vertrauen.“ James legte die Hand auf Scorpius‘ tränenverschmierte Wange. „Du musst uns vertrauen, okay?“ Er schaute zu Louis, der glücklicherweise die Hände nicht mehr zu Fäusten geballt hatte. „Ich muss Louis wieder mehr vertrauen und… na ja…“ James klopfte mit einem Grinsen gegen Scorpius‘ Wange und drehte ihn dadurch so, dass er auch Louis ansah. „Louis muss ein bisschen mehr Selbstvertrauen aufbauen, weil er uns beiden nämlich uneingeschränkt vertraut. Muss irgendeinen Grund haben, oder?“

Louis verdrehte peinlich berührt die Augen und drehte sich schnell weg, als Scorpius ihn ansah. „Ich nehm deinen Vater, Scorpius, und dann bringen wir ihn nach Hause.“ Er hob die Urne vorsichtig vom Tisch und lächelte zufrieden, als Scorpius sie ihm nicht gleich aus der Hand reißen wollte. „Du kannst uns erzählen, was seine Freunde dir so alles erzählt haben.“

Scorpius‘ Augen wurden wieder ganz groß. „Woher…“ Ein Hicksen unterbrach ihn und er errötete leicht.

James legte ihm grinsend einen Arm um die Schulter und hielt Scorpius so davon ab das Gleichgewicht zu verlieren, als sie sich in Bewegung setzten. „Wir haben die halbe Winkelgasse und die halbe Nokturngasse nach dir durchkämmt. Also eine ganze Gasse.“

Scorpius‘ Antwort darauf war ein erneutes Hicksen, was Louis schwer seufzen ließ.

„Weißt du, vielleicht geh ich meinem Vater lieber diesen Brief bringen. Ich will bei seinem ersten Kater nicht unbedingt dabei sein.“

James lachte über Scorpius‘ neuerliches Hicksen hinweg und schüttelte den Kopf. „Lügner… Du sammelst seine ersten Male doch.“


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Daniel ist total nett. Er ist klasse. Er spielte mir gute Musik vor. Ich hatte immer noch Beatles gehört bis ich hierher kam. Er ist sehr leidenschaftlich. Für sein Alter hat er einen guten Geschmack.
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