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Fanfiction

Accidentally - Unkonventionell

von Dr. S

Als hinge sein Leben davon ab, klammerte Scorpius sich an den mit silbernen Schnörkeln verzierten schwarzen Behälter aus Metall und folgte so seiner Mutter durch die Gänge des St. Mungos.

„Bist du sicher, dass du die durch die Gegend tragen möchtest?“ Astoria hatte nicht tröstend eine Hand auf Scorpius‘ Schulter gelegt, sondern befürchtete einfach nur, dass er wiedermal über irgendetwas stolpern würde. „Wenn du deinen Vater fallen lässt, dann gibt das eine schreckliche Sauerei.“

„Ich lasse ihn schon nicht fallen“, gab Scorpius patzig zurück und presste bei Astorias skeptischem Blick die Lippen eingeschnappt zusammen.

„Wir bringen ihn auf jeden Fall lieber schnell nach Hause“, seufzte Astoria und holte ihr Taschentuch aus dem Umhang, tupfte sich damit den Augenwinkel trocken.

„Aber ich wollte noch nach Fred sehen.“ Scorpius blieb stehen und ließ seine Mutter alleine um die Ecke gehen. Er musste tatsächlich einen Moment warten, bis sie wieder zu ihm zurückkam und entrüstet die Hände in die Hüften stemmte.

„Du kannst dich daran erinnern, dass dieser Fred der Sohn von dem Mann ist, der deinen Vater auf dem Gewissen hat, ja? Oder ist es hohl hier drin?“ Astoria klopfte ihm mit den Fingerknöcheln hart gegen die Stirn, worauf Scorpius schnell ein paar Schritte von seiner Mutter wegmachte. „Du gehst ihn sicherlich nicht mit Blumen und Schokolade besuchen, Scorpius. Und ganz bestimmt nicht mit deinem Vater.“

„Ja, aber…“ Scorpius stoppte, als seine Stirn erneut das Opfer von Astorias Fingern wurde. Achtsam drückte er die Urne in seinen Armen fest mit einer Hand gegen seine Brust, während er sich mit der anderen über die schmerzende Stelle an seiner Stirn rieb. Als er zu einem erneuten Widerspruch ansetzte brachten die blauen Augen seiner Mutter ihn fast um.

Scorpius ließ den Kopf hängen und spürte kurz darauf die Hand seiner Mutter wieder schwer auf seiner Schulter liegen, wo sie bestimmend Druck ausübte, um ihn in die richtige Richtung zu schieben. Den Blick fest auf die Urne fixiert überlegte Scorpius trotzdem, ob er irgendeine Möglichkeit fand von seiner Mutter wegzukommen. James und Louis waren immerhin auch bei Fred, und Letzterer war ja jetzt sowas wie Scorpius‘ Freund, also durfte er ihm doch sicherlich… die Urne seines Vaters zeigen.

Scorpius pustete vorsichtig ein Staubkorn von dem schwarzen Metall und wischte sofort mit dem Ärmel seines Umhangs über die beschlagene Stelle. Nein, seinem Freund zeigte man ja keine Urne. Außerdem hatte Louis sich ja auch nicht offiziell als sein Freund bezeichnet, also zeigte er vielleicht doch lieber James die Urne. James würde das auf jeden Fall eher mit Humor nehmen und Scorpius nicht ansehen, als hätte er den Verstand verloren.

„Oh…“ Scorpius blieb erneut stehen und lächelte seine Mutter an, die allmählich genervt wirkte. „Teddy ist aber auch hier. Er sollte sich verabschieden dürfen.“ Seine Mundwinkel wollten unbedingt nach oben wandern und er konnte sie gerade noch davon abhalten Astorias mürrischen Gesichtsausdruck mit einem Lächeln wieder wegzuwischen.

„Immer dieser verfluchte Bastard… Jetzt schleimt er sich auch noch bei dir ein…“ Astoria verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Scorpius, der die Unterlippe ganz leicht vorschob und kurz davor war seinen Hundeblick zu benutzen, damit Astoria ihn gehen ließ.

„Meinetwegen“, lenkte sie schließlich ein und Scorpius hätte sich schon fast zu früh gefreut. „Aber ich komme mit. Ich werde nicht zulassen, dass er dich auch noch um den Finger wickelt.“ Damit fasste Astoria ihn wieder bei der Schulter und zog ihn zielstrebig in die Richtung von Teddys Zimmer.

Vielleicht sollte er seiner Mutter sagen, dass er schuld daran war, dass Teddy hier das Bett hüten musste. Auf jeden Fall würde es ihm ein paar Sympathiepunkte mehr einbringen. Aber das änderte nichts daran, dass er es eigentlich lieber vermieden hätte, Teddy zu begegnen. Er hatte ihn immerhin niedergeschlagen. Und das auch nicht grundlos. Es gab also genug Ausreden, ihm demnächst lieber aus dem Weg zu gehen und Buße zu tun, indem er sich nicht über schlechte Noten in Verwandlungen aufregte. Würde allerdings auch keinen Unterschied zu seinen ansonsten auch nicht herausragenden Noten machen.

Seufzend strich Scorpius über die glänzendschwarze Oberfläche der Urne und erinnerte sich daran, wie sein Vater ihn immer aufgeheitert hatte, wenn er die Prüfungen nur knapp bestanden hatte. Er würde ja reich erben und müsse sich deswegen nur auf das konzentrieren, was ihm Spaß machte. Jetzt war er auch noch volljährig und wenn er wollen würde, dann könnte er einfach nach diesem Jahr mit Louis zusammen nach Paris oder sonst wohin abhauen und nie wieder einen Fuß in dieses schreckliche Land setzen.

Für einen Moment brachte die Idee ihn sogar zum Lächeln, aber dann holte ihn die Erinnerung daran ein, dass Louis ja unbedingt in Hogwarts bleiben wollte und notfalls würde er da ja wohl auch als Hauself-Ersatz anfangen, was noch weniger zu ihm passen wollte, als die Bibliothek zu hüten. Da hatte James schon Recht gehabt, als er das unpassend gefunden hatte.

Ja, und James? Hatte der jetzt schon etwas gefunden, nachdem sein Quidditch-Traum geplatzt war? Scorpius zog es für einen Moment in Erwägung, James einfach dafür zu bezahlen sein Vollzeit-Freund zu sein. Da war leider nur der bittere Nachgeschmack, dass er auch nicht genug Gold hatte, um es attraktiv zu machen, den ganzen Tag mit ihm zu verbringen.

Tränen brannten in seinen Augenwinkeln und sobald seine Mutter ihn losgelassen hatte, rieb Scorpius sich schnell mit dem Handrücken die Nässe weg, bevor sie noch auf das perfekte Schwarz der Urne tropfen konnten. Er wollte nicht mehr ständig weinen, also blinzelte er jedes Brennen weg und setzte sein bestes Lächeln auf.

„Kommst du?“ Astoria hatte bereits die Hand gehoben um gegen eine dieser ewig gleich aussehenden Türen zu klopfen.

Scorpius schaute hoch, klammerte sich aber haltsuchend an die Urne aus Angst, sein Lächeln sonst zu verlieren. „Ja“, brachte er zum Glück mit fester Stimme hervor. Seinen Vater fest an sich drückend tapste er hastig auf seine Mutter zu und folgte ihr in das Zimmer, nicht wissend, wo er plötzlich die Kraft dazu hernahm, sich direkt vor Teddys Nase zu stellen. Und das verletzend offensichtlich mit der Asche seines Vaters in den Händen.

Teddy war ohnehin schon so blass und sein Haar war nicht nur ungewohnt mausbraun, sondern hing auch in wirren Strähnen zwischen einem weißen Verband. Seine Augen zeugten schon so offensichtlich von Schlaflosigkeit und unendlich vielen Tränen, dass Scorpius gar nicht lange genug hineinsehen konnte, um zu erkennen, was Teddy bei seinem Anblick fühlte.

„Andromeda.“ Und dann grüßte Astoria auch nur Teddys Großmutter, die besorgt am Bett ihres Enkels saß und nur einen Moment lang komplett kalt klingen konnte.

„Astoria“, presste sie im selben Tonfall wie Scorpius‘ Mutter zuvor heraus und setzte dann ein Lächeln auf. „Scorpius, es ist so lieb von dir, dass du Teddy besuchen kommst.“ Sie winkte ihn zu sich und Scorpius setzte sich schon in Bewegung, als Teddys Schnauben ihn erreichte.

„Sag’s nur, Grandma. Sonst will ja keiner kommen…“ Teddys Blick wanderte zu der Urne, blieb dort aber nur einen Moment hängen, bevor Teddy den Kopf komplett wegdrehte.

„Ach, Schatz… Das ist doch gar nicht wahr. Harry war auch schon hier“, sagte Andromeda sanft, aber trotzdem laut genug, damit sie Astorias spöttisches Lachen übertönen konnte. Scorpius ließ seine Mutter aus dem Fenster schauen und ging vorsichtig auf Teddys Bett zu.

„Hey, Teddy… Wie… Wie geht’s dir?“ Scorpius rechnete mit allem, besonders mit wüsten Beschimpfungen, aber Teddy ließ einfach nur den Kopf hängen und zupfte nervös an seiner Decke herum.

„Ganz okay… Und… dir?“ Er schaute vorsichtig hoch zu Scorpius und seufzte schwer auf, bevor er ihn zu sich winkte. „Komm mal kurz her, bitte.“

Mit einem kleinen Lächeln setzte Scorpius sich an Teddys Bettkante und ließ sich eine Hand aufs Knie legen.

„Es tut mir leid“, sagte Teddy mit heiserer Stimme und vor Scham geröteten Wangen. „Es tut mir so leid, Scorpius.“ Die Hand von Scorpius‘ Knie nehmen schirmte Teddy sich die Augen ab, versuchte zu verbergen, dass ihm schon wieder die Tränen in die Augen stiegen, während er immer wieder wiederholte, wie sehr es ihm leid tun würde.

„Oh…“ Scorpius lehnte sich vor und legte einen Arm um Teddy, zog ihn behutsam an seine Schulter. „Wir sind doch wieder quitt.“

Teddy lachte ungläubig in Scorpius Robe. „Wie sollen wir… jemals wieder…“ Er hob den Kopf und sah sofort wieder weg, als er Scorpius‘ Blick begegnete.

„Wenn du willst, dass wir uns wieder gut verstehen, dann gibst du mir einfach ein Ohnegleichen in Verwandlungen.“ Scorpius freute sich darüber, Teddy zu einem ehrlichen Lächeln gebracht zu haben.

„Du bist zu gut für diese Welt“, sagte Teddy und drückte Scorpius noch einmal an sich, zog sich aber schnell zurück, als die Urne sich zwischen sie drängte. Seine Miene verfinsterte sich wieder und auch Scorpius fühlte sich ein bisschen unwohler. Er wurde daran erinnert, was Teddy für seinen Vater empfunden hatte und wenn er sich nicht so stark wie möglich an die Hoffnung klammern würde, dass alles wieder gut werden würde, dann hätte er Teddy noch einen Stuhl über den Kopf gezogen.

„Teddy, du hast vielleicht Fehler gemacht… Krasse Fehler…“ Scorpius schaute kurz zu seiner Großtante, aber Andromeda hatte sich rücksichtsvoll umgedreht und beschäftigte sich damit Blumen für Teddys leere Vase zu zaubern. „Aber gerade dann brauchst du doch deine Familie. Ich möchte nicht, dass wir uns anfeinden. Hass bringt nichts Gutes…“

Teddy starrte ihn ungläubig an, bevor er erneut das Gesicht in den Händen vergrub, immer wieder seinen Irrtum wiederholend, dass Scorpius ja viel zu gut für diese Welt sei. Dabei war er auf dem besten Wege gewesen zu genau diesen Menschen zu werden, die hier überall herumliefen und irgendwelche unnötigen Rachepläne schmiedeten. Aber jetzt wollte er einfach nur noch, dass das alles ein Ende hatte.

Mit einer Hand tätschelte er zaghaft Teddys Rücken und mit der anderen machte er eine ähnliche Bewegung auf dem schwarzen Behälter. Wenn er zu genauso einem rachsüchtigen, hasserfüllten Menschen wurde, dann wäre sein Vater umsonst gestorben. Also musste er jetzt versuchen stark zu sein.

Teddy bekam von seiner Großmutter ein Taschentuch gereicht und schnäuzte sich lautstark die Nase. Sich räuspernd setzte er sich gerade hin und sackte gleich wieder in sich zusammen, als seine Kopfschmerzen sich wohl wieder meldeten. Mit einem halbherzigen Lachen presste er sich die Hand gegen seine Schläfe.

„Hast mich ganz schön erwischt“, rechtfertigte Teddy diese Geste.

„Wäre das nicht schnell richtig versorgt worden, dann hätte die Blutung ihn umbringen können“, sagte Andromeda, die Teddy sofort liebevoll die Haare aus der Stirn strich, so den weißen Verband komplett freilegte.

Teddy schob ihre Hand lächelnd weg. „Du übertreibst, Grandma“, sagte er mit Blick auf Scorpius, der sich erschrocken eine Hand vor den Mund presste. „Keine Bange, Scorpi. Ich bin dir nicht böse. Es war meine eigene Schuld…“ Seine Augen richteten sich auf die Urne. „Das alles…“

Scorpius schüttelte schnell den Kopf. „Wir können uns alle in gewisser Weise irgendwie die Schuld für das geben, was passiert ist. Aber weiterbringen wird uns das letzten Endes auch nicht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Es macht uns nur unglücklich.“

Teddy seufzte auf. „Du hast Recht… denke ich.“

„Natürlich hat er Recht, Teddy“, sagte Andromeda hastig. „Du solltest dankbar sein. Dafür, dass du so viel Zeit mit Draco verbringen konntest.“

„Grandma…“ Teddy hob abwehrend eine Hand. „Könntest du Scorpius und mich kurz… alleine reden lassen?“

Andromedas verständnisvolles Lächeln wirkte nicht ganz echt, aber sie nickte und zog sich eher widerwillig zu Astoria zurück, um sich dort in eisiges Schweigen zu hüllen. Scorpius rutschte neugierig neben Teddy, als der ihm bedeutete sich neben ihn zu setzen.

„Dein Kissen ist ganz klumpig“, sagte Scorpius, als er sich gegen das große Kopfkissen lehnte, Schulter an Schulter mit Teddy.

„Bisschen Strafe muss schon sein…“ Teddy kratzte sich am Kopfverband, scheinbar nicht wissend, wo er anfangen sollte. „Scorpius, ich möchte nur kurz… wieder so tun, als wäre ich ein guter Cousin gewesen.“

Scorpius stupste Teddy strafend mit dem Ellenbogen in die Seite und lächelte ihn an. Seinen Vater wieder an sich drückend richtete er den Blick an die Wand und ließ Teddy erst einmal schuldig aufseufzen.

„Es ist vielleicht unpassend… wenn ich das mache und besonders momentan.“ Teddys Finger schlichen sich in die Nähe von der Urne, aber er nahm die Hand schnell wieder weg. Scorpius wusste auch nicht, ob er jemand anderen dieses Gefäß berühren lassen wollte. „Es geht um James und Louis… Ich weiß, ich hab gesagt, dass du sozusagen freie Wahl hast, aber… aber lass trotzdem nicht mit dir spielen, okay?“

Scorpius zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und drehte den Kopf zu Teddy, bekam aber keinen Blick geschenkt. „Ich… Danke, Teddy, aber das hat sich erledigt. Ich meine…“ Er lächelte für sich ganz alleine und war froh, dass so niemand die leichte Bitterkeit bemerken konnte. „Ich hab mich für Louis entschieden.“ Auch wenn es sich nicht hundertprozentig richtig anfühlte. Sein Herz machte immer noch verwirrende Sprünge zu James, aber er hoffte sehr, dass er das irgendwann abstellen können würde. Er musste nur den Mut finden, James zu sagen, dass er ihn nicht durch die Gegend tragen sollte, ihm keinen Arm um die Schulter legen sollte, und vor allem, dass er aufhören sollte, sich so gut anzufühlen, so wunderbar zu duften und… Scorpius schüttelte leicht den Kopf, um solche Gedanken loszuwerden.

„Ich ha-hab’s gesehen… Also… Egal…“ Teddy atmete tief durch, als Scorpius ein fragendes Geräusch von sich gab. „Louis ist… Merlin…“

„Louis ist Merlin?“ Scorpius hielt sich eine Hand vor den Mund, als er lachen musste und stellte sich vor, dass Louis so ein Satz sicherlich gefallen würde.

Teddys Lachen war immer noch sehr steif. „Ich hatte versprochen, da nicht drüber zu reden, aber… ich hab ja sowieso schon alles was geht kaputt gemacht, also…“

„Teddy, sag einfach, was du sagen willst“, ermutigte Scorpius Teddy, der aber nur noch blasser zu werden schien.

„Weißt du, Scorpius, es gibt Dinge, gegen die kommt man nicht an. So wie eine alte Liebe, zum Beispiel, die sich extrem festgesetzt hat.“ Teddy legte sich eine Hand auf sein Herz, aber Scorpius versuchte das nicht auf seinen Vater zu beziehen, auch wenn Teddy sehr offensichtlich aus Erfahrung sprach.

„Ja, aber nur weil ich jahrelang in James verknallt –“

„Nicht du, Scorpius“, unterbrach Teddy ihn relativ leise und ernst für seine Verhältnisse. „Louis.“

Scorpius‘ Lächeln wurde deswegen nicht erschüttert. „Mach dir da mal keine Sorgen. Ich weiß ja, dass er… James mag… Wir kriegen das schon hin, wenn wir es uns nicht ständig gegenseitig vorwerfen.“

„Ich würd’s mir für dich wünschen.“ Teddy ließ den Kopf wieder hängen. „Aber Louis mag James nicht nur. Er liebt ihn. Und gegen sowas anzukommen… Ich will nur nicht, dass du dich irgendwann so fühlst, wie…“ Er räusperte sich lieber, anstatt seinen Satz zu beenden. „Dann macht man ganz schnell mal dumme Sachen. Extrem dumme Sachen… Aber du merkst eben nicht, dass es dumm ist, weil alles woran du denkst, dieser eine Mensch ist, den du nicht haben kannst und der dich auch nicht haben kann, weil er sich nicht mit ganzem Herzen auf dich einlassen kann.“

Scorpius schüttelte den Kopf und schwang die Beine von Teddys Bett. „Du projizierst, Teddy. Nur weil du so einen… Extremfall erlebt hast, muss das bei mir ja nicht in einem riesigen Fiasko enden.“ Ein schönes Lächeln für Teddy bereithaltend drehte er sich um und winkte zum Abschied. „Wir sind auf einem guten Weg, denke ich. Mach dir keine Sorgen und werd schnell wieder gesund. Ich komm dich besuchen, okay?“

Teddys düsterer Gesichtsausdruck hellte sich ein wenig auf und er nickte. „Wär schön…“ Er schenkte Scorpius ein letztes Winken, bevor der hinter seiner Mutter das Zimmer verließ.

„Ach, du liebe Güte. Der Junge sucht wirklich in jeder Ecke nach Aufmerksamkeit. Hast du gemerkt, wie er dich angeflirtet hat?“ Astoria lachte spöttisch auf und warf einen abfälligen Blick zurück zu Teddys Tür, lachte erneut, als sie Scorpius‘ rosige Wangen entdeckte. „Sieh mal einer an… Nun, wenn du einen Teddy zum Kuscheln brauchst, dann solltest du ausnutzen, wie viel Trost der Junge jetzt braucht. Deine Chancen werden nie besser stehen, unter die Haube zu kommen, Scorpius.“

„Mutter…“ Scorpius schüttelte den Kopf. „Ich hab schon einen Freund. Außerdem hat Teddy nicht geflirtet. Wo willst du hin?“

„Nach Hause?“ Astoria stöhnte entnervt auf, als Scorpius daraufhin stehenblieb. „Diese Ausrede von wegen verabschieden klappt nicht noch einmal, Scorpius. Du hast deinen Vater ja keine Sekunde losgelassen.“

„Ja, aber…“ Scorpius schloss die Finger fest um die Urne, als seine Mutter ihm dazwischen reden wollte. „Du sollst mich ausreden lassen, Mutter. Ich will noch bleiben und meine Freunde sehen. Und du hast mir das nicht zu verbieten. Ich bin volljährig und kann selbst entscheiden mit wem ich mich treffe.“

Astoria verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber ich bin deine Mutter.“

„Und du wohnst in meinem Haus.“ Scorpius reckte das Kinn und stellte sich so gerade wie möglich hin, weshalb er sich ein bisschen erschreckte, als er auf seine Mutter herunterschauen konnte. „Wenn das so bleiben soll, dann mach mir lieber keine Vorschriften.“

Amüsiert lächelnd strich Astoria sich das Haar hinter das Ohr. „Meinetwegen. Aber nur dieses eine Mal, weil du dich so angestrengt hast. Du entschuldigst aber, dass ich nicht noch länger deine Anstandsdame spielen möchte, ja?“ Scorpius auf die Schulter klopfend drehte sie sich um und ging kopfschüttelnd den Gang entlang, während Scorpius sich in die andere Richtung drehen konnte.

Tief durchatmend machte er sich auf den Weg in obere Stockwerke, wo Fred ein sehr gemütliches Einzelzimmer hatte, wie er zumindest gehört hatte. Jedenfalls war sein Kopfkissen ganz sicher nicht klumpig.

Die Treppen ins nächste Stockwerk nahm er noch relativ unbeschwert, aber als er wieder den Gang betrat fielen seine Schultern nach unten und zogen ihn fast mit. Zwar von Blicken aus dem Hauptkorridor versteckt, dafür für ihn schmerzhaft ins Auge fallend, hatten James und Louis wohl jeden Ansatz von Streit hinter sich gelassen und standen viel zu nahe bei einander neben einer Ablage mit Pudding. Scorpius versuchte sich lieber auf das wabbelige Zeug zu konzentrieren, anstatt auf verdächtig gerötete Gesichter und merkwürdig zerwühltes Haar.

Er räusperte sich, allerdings vergeblich. Bei so einer interessanten Diskussion, die nur zischend an seine Ohren drang, konnte er natürlich auch nicht mithalten. Deprimiert senkte er den Blick und wischte neuen Staub von der schwarzen Oberfläche der Urne. Teddys Worte echoten in seinem Kopf und er fühlte sich wieder richtig klein, als er hochsah und Louis gerade eine Hand auf James‘ wirklich ungewöhnlich rote Wange legen wollte. Dass James Louis‘ Hand wegschlug, bevor sie ihn berühren konnte, machte das alles aber auch nicht besser.

Scorpius atmete tief durch und nahm sich vor, das einfach zu ignorieren. Sich in die entgegengesetzte Richtung drehend bog er in den Gang ein, wo er Freds Zimmer sofort aufgrund des mürrischen dreinblickenden Schrankes von Mann erkannte. Scorpius wurde bei der imposanten Gestalt mehr als ein bisschen eingeschüchtert, aber mit einem freundlichen Lächeln würde er schon vorbeikommen.

„Ha-Hallo, ich würde gerne… zu Fred?“ Scorpius wippte von den Fußballen auf die Fersen und wieder zurück, während er auf eine Antwort wartete, aber bevor er die bekommen konnte, ging die Tür auf und er sah sich mit einem noch mürrischeren Gesicht konfrontiert. „Gu-Guten Tag, Mr. Weasley.“

Freds Vater schaute auf ihn herunter, als hätte Scorpius ihm gerade vor die Füße gekotzt. Den Gruß nicht einmal mit einer Geste erwidernd wandte Mr. Weasley sich an den männlichen Schrank.

„John, du lässt das Baby-Frettchen hier nicht rein, hast du verstanden?“

„Ja, Sir“, gab John augenblicklich zurück und machte einen Schritt vor die Tür, als Mr. Weasley sie hinter sich schloss. Scorpius fühlte sich unglaublich vor den Kopf gestoßen, ließ sich davon aber nicht sein Lächeln nehmen und eilte Mr. Weasley hinterher, der ihn keines Blickes mehr gewürdigt hatte und mit wehendem Umhang den Gang entlangschritt.

„Mr. Weasley, entschuldigen Sie…“ Scorpius schlitterte dem sehr bedrohlich wirkenden Mann in den Weg und bewegte sich nervös von einem Fuß auf dem anderen, als er sich einem derartig kalten Blick ausgeliefert sah. Er war böse Blicke gewohnt, aber nicht so heftig. Das machte ihm tatsächlich Angst. „I-Ich will Ihnen nur sagen, dass Sie sich ke-keine Sorgen machen müssen. Ich will Fred nichts Böses.“ Er lächelte. „Wir sind ja Freunde.“

Mr. Weasley versuchte anscheinend sein abfälliges Lachen zurückzuhalten. „Ihr seid keine Freunde“, sagte er und schüttelte den Kopf, als Scorpius den Mund öffnete. „Ich entscheide welchen Umgang mein Sohn pflegt. Und du gehörst ganz sicher nicht dazu.“ Als er Scorpius mustern wollte blieb sein Blick an dem Gefäß in seinen Armen hängen und er verzog angeekelt das Gesicht. „Deine Familie hatte schon immer nicht mehr alle Tassen im Schrank.“

Scorpius spürte erneut ein Brennen in seinen Augen, aber diesmal stiegen ihm die Tränen vor Zorn auf. „Sie verfluchter Mistkerl“, presste er bemüht ruhig hervor und klammerte sich haltsuchend an seinem Vater fest. „Nur weil Sie so blind vo-vor Hass sind, mu-muss nicht nur i-ich leiden, so-sondern a-auch Ihr So-Sohn…“ Dicke Tränen tropften auf die glatte schwarze Oberfläche der Urne und Scorpius musste einen Schluchzer herunterschlucken, bevor er mit zittriger Stimme weitersprach: „Wa-Warum können Sie jetzt ni-nicht endlich a-aufhören?“

Eigentlich wollte er gar nicht hören, was Mr. Weasley darauf antworten wollte, weil es sicherlich nur noch mehr wehtun würde. Scorpius wischte sich mit einer Hand die Tränen von der Wange und schniefte auf, was Freds Vater den Mund wieder schließen ließ, und dafür war Scorpius genauso dankbar wie für die Hand auf seiner Schulter.

„Gibt es hier irgendein Problem?“ James‘ feste Stimme war wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit und auch wenn sie Scorpius sich ein bisschen erleichterter fühlen ließ, brachte sie ihn trotzdem nicht dazu, keine Tränen mehr auf seinen Vater tropfen zu lassen.

„Nicht von meiner Seite aus“, gab Mr. Weasley unterkühlt zurück.

„Dann solltest du besser gehen, Onkel George.“ Als Scorpius den Kopf drehte machte Louis eine verscheuchende Bewegung mit der Hand. „So ein Unternehmen führt sich ja nicht von allein.“

Mr. Weasley verdrehte die Augen. „Allerdings“, presste er hervor und ging erhobenen Hauptes an seinen Neffen vorbei in Richtung Treppe.

„Scorpius?“ Louis drehte sich zu ihm und legte die Hand auf die noch freie Schulter. „Hat er dir wirklich nichts getan?“

Scorpius schüttelte den Kopf und griff dankbar das Taschentuch, das James ihm hinhielt. Dabei bemerkte er wohl, an was für ein unheimliches Ding Scorpius sich klammerte.

„Was ist das?“, fragte er und tippte gegen die Urne.

„James!“ Louis wischte mit dem Umhangärmel den Abdruck weg, den James‘ Finger hinterlassen hatten. „Ist das nicht offensichtlich?“

„Dann würd ich ja nicht fragen“, gab James genervt zurück, legte im Gegensatz dazu aber angenehm zärtlich die Hand auf Scorpius‘ Wange.

„Das ist mein Vater.“ Kaum hatte Scorpius ausgesprochen war James‘ Hand auch schon wieder verschwunden.

„Dein Vater?“, hauchte er geschockt. „Oi… Du schleppst deinen Vater mit dir herum?“

„Ich hab ihn ja gerade erst… bekommen…“ Scorpius schniefte noch einmal auf und lächelte, als Louis seine Schulter drückte.

„Hey… Willst du dich nicht einen Moment setzen?“ Louis achtete gar nicht auf Scorpius‘ Kopfschütteln und zog ihn auf die nächstbesten Stühle zu, die im wenig belebten Wartebereich standen. Irgendwo schniefte eine ältere Hexe wenigstens noch lauter als Scorpius und das ließ ihn sich tatsächlich etwas besser fühlen.

„Wie, du hast ihn grad bekommen?“ James ließ sich mit Blick auf die Urne neben Scorpius fallen, während Louis Scorpius‘ andere freie Seite besetzte. „Tut man die nicht in einen Sarg? Was? Ich wusste nicht, dass es sowas in Handtaschenformat gibt…“

„Das ist eine Urne, James. Da ist Asche drin“, sagte Louis leicht entrüstet.

„Ich hab auch nicht gedacht, dass da fünf Finger drin sind, oder so…“ James räusperte sich. „Sorry, Scorpius.“

„Ist schon gut.“ Scorpius polierte die schwarze Oberfläche sorgfältig, damit seine Tränenspuren genauso wenig zu sehen waren, wie James‘ Fingerabdrücke. „Wir hätten ja lieber eine… andere Form der Bestattung gewählt, aber… Vater sah nicht mehr so gut aus. Sie konnten seinen ganzen Rumpf nicht mehr so richtig… zusammensetzen. Es ist besser so.“

„Auf jeden Fall kompakter“, sagte James und fing sich dafür einen Klaps von Louis auf den Hinterkopf. „Sorry…“

„Ernsthaft, James…“ Louis schüttelte tadelnd den Kopf, bevor er seine Hand auf Scorpius‘ Knie legte und seinen Blick suchte. „Weißt du schon, was ihr mit ihm machen werdet?“

Scorpius zuckte mit den Schultern und er hatte eigentlich antworten wollen, aber als James‘ Hand sich auf sein anderes Knie legte, hatte er jedes Wort wieder vergessen. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Hilflos schaute er zwischen James und Louis umher, die seine Verwunderung gar nicht zu bemerken schienen. Vielleicht sollte er auch einfach froh sein, dass sie sich nicht hasserfüllte Blicke zuwarfen und ihn hin- und herzerrten.

„Manche Menschen verstreuen die Asche ihrer Liebsten an einem Ort, wo sie viele positive Erinnerungen zusammen haben“, sagte Louis mit sanfter Stimme. „Gibt es so einen Ort für dich und deinen Vater?“

„Seine Asche gehört mir ja nicht. Ich kann das nicht entscheiden“, sagte Scorpius kopfschüttelnd. „Es gab schon ein paar Menschen, die meinen Vater gemocht haben. Hätten die nicht alle… ein Recht darauf?“

„Aber du bist der Mensch, der ihm am wichtigsten war“, sagte James und strich Scorpius sanft über die Wange, als der ihn anschaute. „Du solltest entscheiden, was mit ihm passiert.“

„Nur…“ Scorpius schaute auf die Urne und ließ James‘ Hand von seine Wange rutschen. „Der Ort, an dem ich am glücklichsten mit meinem Vater war… Er hat diesen Ort verabscheut.“

„Dummerchen…“ Louis drückte sein Knie leicht. „Wenn er mit dir dort glücklich war, dann hat er ihn sicherlich nicht verabscheut. Aber wenn du dir unsicher bist, warum fragst du dann nicht Dracos Freunde, bevor du entscheidest?“

„Ja, er wird da drin ja nicht schlecht“, sagte James und klopfte schon wieder auf die Urne, worauf Louis ein leises Knurren von sich gab, das von Scorpius‘ Lachen übertönt wurde. „Siehst du, Scorpius, Louis kann da nicht drüber lachen, weil er nicht britisch genug ist.“

„Nein, weil ich sowas habe, das nennt man Taktgefühl“, sagte Louis wenig belustigt.

„Eben… Das ist sowas Französisches“, sagte James und grinste zufrieden, als Scorpius erneut lachen musste. Louis dagegen verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust.

„Danke…“ Scorpius umklammerte mit beiden Armen fest die Urne und schaute von James zu Louis und zurück, begegnete fragenden Blicken. „Dass ihr für mich da seid. Beide…“

„Ist doch selbstverständlich.“ Louis warf James einen Blick zu, den Scorpius nicht verstand, aber er wollte auch nicht darüber nachdenken, was James so dermaßen unangenehm sein konnte, dass seine Wangen erschreckend schnell rot wurden.

„Absolut nicht… Ich meine, nach allem was zwischen uns gewesen ist… hättet ihr das gute Recht, mich einfach abzuschreiben…“ Und gemeinsam glücklich zu werden. Scorpius biss sich auf die Unterlippe, als er realisierte, dass es höchstwahrscheinlich nur Mitleid war, das James und Louis genau davon abhielt.

Oder hielt es sie davon ab sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen?

„Wir werden dich nicht abschreiben, Dummerchen. Niemals“, versicherte Louis und warf einen auffordernden Blick zu James, musste sich aber erst räuspern, damit der nickte, anstatt Scorpius‘ Wange zu streicheln.

„Ich könnte das gar nicht“, sagte James und nahm mit wehmütigem Gesichtsausdruck die Hand von Scorpius. „Nicht bevor du wieder richtig lachen kannst.“

„James…“ Scorpius wandte schuldig den Blick ab und hüllte sich in Schweigen, während er darüber nachdachte, was das jetzt bedeuten sollte. Er konnte doch nicht vor James‘ Augen Louis‘ Hand halten, oder ihn sogar küssen. Aber wenn er das nicht tat, dann wäre Louis sicherlich verletzt und letzten Endes hätte Scorpius dann niemanden mehr. Und dann würde er bestimmt Teddys Erwartungen erfüllen und komplett den Verstand verlieren.

Er wünschte sich gerade so sehr, dass er einmal genauer mit seinem Vater über dieses Thema gesprochen hätte. Wen sollte er denn jetzt fragen? Er hatte doch niemanden außer James und Louis, vor allem, wo er Fred doch nicht mehr sehen durfte. Seine Familie konnte er momentan doch nicht mit so etwas belästigen.

„Hey… Nicht wieder traurig werden.“ James legte eine Hand auf Scorpius‘ Kopf und grinste ihn an, bevor er das weißblonde Haar durcheinander brachte. „Zerbrich dir deinen hübschen Kopf nicht. Wir kriegen das schon hin und finden einen schönen Ort für deinen Vater, ja?“

Scorpius schaute James verdutzt an und bei dem aufmunternden Lächeln hätte er sich am liebsten um seinen Hals geworfen. Aber dass er das ohnehin schon immer so schwer unterdrücken konnte war sicherlich kein guter Ausgangspunkt für eine Beziehung mit Louis, der wahrscheinlich eher eifersüchtig darauf wäre, dass er nicht an Scorpius‘ Stelle sein konnte.

„Was?“ James sah verwirrt zu Louis, als Scorpius ihn nicht mehr aus den Augen ließ. „Hab ich schon wieder mein Taktgefühl verloren?“

„Ich glaube, er würde dich gerne umarmen“, sagte Louis und fasste von hinten Scorpius‘ Schultern, drückte ihn tatsächlich in James‘ Richtung.

„Wa-Was tust du?“ Hochrot werdend schaute Scorpius über die Schulter zu Louis, der aussah, als würde er ihm am liebsten in die Wange kneifen.

„Tu bloß nicht so. Ich hab gesehen, wie deine Augen schon wieder angefangen haben zu funkeln.“ Mit einem letzten Ruck beförderte Louis Scorpius in James‘ Arme und wenn er sich dort nicht so wunderbar beschützt fühlen würde, dann hätte Scorpius jetzt so gut er konnte widersprochen. Louis wirkte nicht so, als würde ihn der Anblick stören, aber so intensiv war die Umarmung ja auch nicht, weil immerhin eine Urne zwischen ihnen klemmte. „Schaut mich nicht so an. Mich stört das nicht. Ihr seid die verklemmten Kerle.“

„Ich bin nicht verklemmt“, rechtfertigte James sich, während Scorpius glaubte nur noch Fragezeichen vor seinen Augen tanzen zu sehen. Louis störte das nicht? Auf einmal? Hatte er es falsch verstanden, als Louis gesagt hatte, dass er ihn liebte? Scorpius schaute zu James hoch, der schon wieder scharlachrote Wangen demonstrierte. „Ich will nur… Ich… Ich will…“

„Ich will wissen, was hier los ist.“ Scorpius drehte seinen Oberkörper aus James‘ Armen und stand hastig auf, bevor Louis ihn überhaupt berühren konnte. Etwas Abstand zu den beiden nehmend musterte er sie eingehend, wusste aber immer noch nicht, was er von diesem Verhalten denken sollte. „Ihr… Ihr benehmt euch komisch. Ich will nicht, dass ihr mich anders behandelt. Wenn ihr mir etwas zu sagen habt, dann tut es geradeheraus, weil ich… sonst nicht verstehe, was hier los ist.“

Die Urne in seinen Armen zitterte heftig, weil Scorpius einfach nur Angst hatte. Wieso konnte er auch nicht den Mund halten und still genießen, dass beide versuchten ihn zu trösten? Jetzt musste er sich gleich anhören, dass sie ihn beide nicht wollten, und dann würde er wieder versuchen müssen, sich nicht anmerken zu lassen, wie weh alleine der Gedanke tat, keinen von beiden jemals wieder berühren zu dürfen. Das würde er nicht schaffen.

Er würde verrückt werden. Wie Teddy. Weil er genauso blöd war sich Hoffnungen zu machen, dass er mehr in Louis‘ Augen war, als ein kleines Abenteuer. Weil er geglaubt hatte, dass James diesem überirdischen Charme widerstehen können würde.

Scorpius schaute Louis an, dessen blaue Augen fast schon vertraut hypnotisierend wirkten. „Wollten wir… Wollten wir es denn nicht nochmal versuchen? Hast du es dir anders überlegt, mit einem… einem Date? Willst du das jetzt lieber mit James machen?“ Er schwenkte den Blick zu James, der Louis einen argwöhnischen Blick zuwarf. „Hast du jetzt verstanden, dass ihr beide besser zusammenpasst?“

James sprang ruckartig von seinem Stuhl auf und hob abwehrend die Hände. „Scorpius, du verstehst das vollkommen falsch.“

„Ach? Dann geht es wieder darum, dass ich doch mit Louis in die Kiste hüpfen soll, während du zum Händchenhalten degradiert wirst?“ Scorpius machte einen Schritt nach hinten, als James eine Hand nach ihm ausstreckte. „Weil ich… das mit dir ja nicht machen kann, ja?“

„Merlins Bart, Scorpius!“ James fuhr sich frustriert durch die Haare. „Wenn es nun einmal so ist? Was würdest du denn an meiner Stelle tun? Ich will doch einfach nur mit dir zusammen sein!“

Hitze stieg Scorpius in die Wangen und er wich James‘ Blick aus, suchte den von Louis, der die Hände in seinem Schoß verknotet hatte und wieder einmal den Eindruck machte, als hätte er das Leid der Welt für sich alleine gepachtet. Der schuldige Blick ließ Scorpius sich schon wieder schlecht fühlen, aber er atmete dieses beklemmende Gefühl weg und versuchte die Wirbelsäule durchzudrücken, um wenigstens aufrecht stehend unterzugehen.

„Hat dir das zwischen uns wirklich so wenig bedeutet, Louis? Reicht es dir, wenn du mich mal eben…“ Scorpius‘ Stimme rutschte eine Tonlage höher und er räusperte sich, um das wieder gerade zu biegen. „Wenn du mich irgendwo, irgendwann, irgendwie flachlegen kannst? Ist das genug, damit es dir egal ist, wenn James derjenige ist, der meine Hand halten darf?“ Seine Finger wurden feucht und dass sie weiterhin zitterten ließ ihn befürchten, dass er gleich seinen Vater fallen lassen würde – das könnte er sich niemals verzeihen. „Seid ihr dermaßen oberflächlich, dass ihr denkt, ihr könntet beide einfach einen Teil einer Beziehung abdecken und damit hat es sich?“

„Nein, Scorpius.“ Louis‘ Stimme war ganz ruhig, während James aussah, als würde er sich am liebsten ganz Haarsträhnen ausreißen. „Wir wollen beide beides. Und jetzt –“

„Louis, lass es. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt“, fuhr James dazwischen.

„Nein!“ Scorpius wischte sich eine Hand am Umhang trocken, damit er die Urne wieder besser festhalten konnte. „Sagt’s mir. Behandelt mich nicht, als würde ich gleich zerbrechen. Mein Vater ist tot. Nichts was ihr sagt oder tut kann ihn mir wieder bringen. Aber ich lebe. Und mit dem was ihr jetzt sagt oder tut könnt ihr darüber entscheiden, ob es ein glückliches Leben wird.“

Scorpius hatte ihnen damit wohl eine zu große Verantwortung auferlegt, aber es war nun einmal so. Es gab nicht viele Menschen, die ihm etwas bedeuteten, und noch weniger, denen er etwas bedeutete, somit gab es auch nicht viel, was ihn glücklich machen konnte.

„Wahrscheinlich war’s wirklich nicht der richtige Zeitpunkt“, seufzte Louis und wollte sich aufrichten, verharrte aber in der Bewegung, als James eine Hand hob.

„Du machst es schon wieder, Scorpius. Du drückst dich vor einer Entscheidung und schiebst sie auf uns ab. Dabei machen wir es dir diesmal so verflucht einfach.“ James verschränkte die Arme vor der Brust, als Louis sich doch noch aufrichtete und nach seiner Hand greifen wollte. „Es sieht vielleicht so aus, aber es fällt Louis auch nicht unglaublich leicht so etwas vorzuschlagen. Und für mich ist das nun wirklich alles andere als einfach! Scorpius, wir hängen da alle mit drin. Und wir müssen zusammen entscheiden, wie es weitergeht.“

„Ich verstehe nicht…“ Scorpius schaute unsicher von James zu Louis. „Wollt ihr, dass wir uns zusammen setzen und eine Pro und Contra Liste machen, wer mit wem besser zusammenpasst? Aber…“ Scorpius atmete tief durch, weiterhin den Blick nicht auf James oder Louis halten könnend. „Aber ich will… ich… ich will…“

„Du willst uns nicht wehtun“, beendete Louis seinen Satz. „Und ich will das genauso wenig, wie James.“

„Na ja, ich wär durchaus bereit dir für diese absurde Idee eine reinzuhauen, Lou“, sagte James mit einem steifen Grinsen. „Von wegen, das würde funktionieren.“

„Es würde, wenn du einmal in deinem Leben tun würdest, was ich dir sage und nicht komplett aufhören würdest zu denken, nur weil das Blut bei dir immer sofort da unten hinschießt, wenn Scorpius auftaucht.“ Louis kam nie dazu auf mehr als James‘ Magen zu deuten, weil der vorher kräftig genug gegen Louis‘ Hand schlug um ein schmerzhaftes Stöhnen auszulösen. „Aua, hast du sie noch alle?“

„Du hast sie nicht mehr alle! Als ob du das besser hingekriegt hättest.“ James stieß Louis so barsch gegen die Schulter, dass der schon wieder einen Schmerzenslaut von sich gab. „Hast selber gestottert wie so ein kleines Schulmädchen, dass keine Ahnung von irgendwas hat.“

„Ich hab immerhin mehr Ahnung als du“, zischte Louis, wofür er sich erneut von James schupsen lassen musste. „Kratzt wieder an deinem Ego, was? Aber ich werd alleine bei dem Gedanken wenigstens nicht rot wie eine merlinverdammte Tomate.“

„Weil du Franzose bist! Die kennen sowas wie Moral nicht!“ Diesmal musste James sich gegen die Hand schlagen lassen, bevor er Louis wieder wehtun konnte.

„Ich bin kein verfluchter Franzose! Und dann ist es eben ein bisschen unkonventioneller, was ist denn dabei? Hör auf mich zu schlagen!“ Louis stieß James mit beiden Händen von sich, anscheinend etwas zu heftig, weil der mit voller Wucht auf den Boden knallte. „Ups…“

„Boah, jetzt reicht’s mir aber…“ Schnaufend richtete James sich auf und krachte gleich wieder auf den Boden, als er sich auf Louis stürzte, den er mit sich auf den herunterriss. Scorpius beobachtete mit weit aufgerissenen Augen, wie die beiden sich tatsächlich prügelten. So richtig prügelten. Er hörte Knochen aufeinander krachen und sah Blut fließen, aber fand keinen Ort, wo er seinen Vater abstellen konnte, um dazwischen zu gehen.

„Aufhören…“ Scorpius räusperte sich und schaute sich hilflos um. „Hilfe?! Hallo?“ Es dauerte eine Weile, bis die schluchzende Hexe von vorhin um die Ecke schaute und sich erschrocken ans Herz fasste, bevor sie wieder verschwand. Scorpius hoffte, dass sie Hilfe holen ging.

„Oje…“ Scorpius hastete zu der Essensablage und stellte seinen Vater neben den Pudding, bevor er zurück zu James und Louis rannte, sich zu ihnen auf den Boden fallen ließ.

„Aufhören!“ So fest er konnte fasste er James von hinten unter den Armen und versuchte ihn von Louis herunterzuziehen, was sich als schier aussichtslos herausstellte. Stattdessen bekam er James‘ Ellenbogen mit so einer Härte ins Gesicht gerammt, dass das hörbare Brechen seiner Nase alle Drei zum Erstarren brachte.

„Aua…“ Scorpius ließ sich auf seinen Hintern fallen und presste sich eine Hand auf die blutende Nase, während James sich geschockt zu ihm herumdrehte und Louis sich stöhnend aufrichtete. James‘ Auge schwoll bereits zu und Louis‘ blutige Lippen sahen aus, als wären sie mit Lippenstift vollgeschmiert worden.

„Ach, du heilige Scheiße“, kam es von hinten, als ein junger Heiler sie entdeckte und sich schnurstracks daran machte seinen Job zu erledigen. „Ihr könnt euch hier doch nicht einfach prügeln. Habt ihr sie noch alle?“ Mit einem Wink seines Zauberstabs richtete er Scorpius‘ Nase, heilte im Vorbeigehen James‘ Auge und ließ in Windeseile Louis‘ Lippen wieder verführerisch unverletzt werden ließ. Anscheinend schien er das auch zu bemerken. „Oh, hallo…“

Louis wischte sich das Blut von den Lippen. „Hallo“, gab er zurück und rollte die Augen, als der Heiler ihm eine Hand hinhielt, um ihm auf die Beine zu helfen.

„Tut uns leid“, murmelte James widerwillig und wartete anscheinend darauf, dass er auch eine Hand hingehalten bekam, aber der Heiler hielt lieber weiterhin Louis‘ fest, während er in seinen Augen zu versinken schien.

„Ich hab mich immer für hetero gehalten, aber du bist auch zu schön um ein Kerl zu sein.“ Der nicht sehr einfallsreiche Kommentar des Heilers ließ Louis die Augenbrauen heben.

„Ich nehm das mal als Kompliment“, sagte er und versuchte die andere Hand abzuschütteln, aber dieser Versuch wurde einfach ignoriert.

Angewidert das Gesicht verziehend richtete James sich selbst auf. „Sorry, Scorpius… Ich wollte dir nicht wehtun.“ Er half Scorpius hoch und umfasste sein Kinn, damit er die sicherlich wieder perfekt sitzende Nase genau mustern konnte.

„Ist ja nichts passiert“, sagte Scorpius leicht lächelnd. James erwiderte das und hätte Scorpius wohl liebendgerne noch eine Weile in die Augen gesehen, würde der Heiler neben ihnen nicht immer mehr schwachsinnige Bemerkungen von sich geben.

„Meine Fresse, ist das widerlich“, presste James hervor und beobachtete genauso pikiert wie Scorpius das hoffnungslose Flirten des Heilers, der Louis‘ genervten Gesichtsausdruck als Geschenk des Himmels betitelte. „Sollen wir ihn retten?“

Scorpius schaute hoch zu James und tat sich einen Moment lang die überdeutliche Eifersucht an, die James immer gezeigt hatte, wenn irgendein Junge Louis zu nahe gekommen war, bevor er nickte. James grinste ihn an und marschierte schnurstracks auf Louis und dessen neuen Verehrer zu. Das Wortgefecht, das er so in Gang setzte, nutzte Scorpius aus, um sich auf der Stelle umzudrehen, sich seinen Vater zu schnappen und so schnell er konnte wegzulaufen.

Er hatte schon die Treppe erreicht, als er James seinen Namen rufen hörte, aber er drehte sich nicht um. Momentan war er einfach nicht in der Lage, James und Louis gegenüber zu treten – besonders nicht gemeinsam. Er war verwirrt. Und auch wenn er James und Louis ungerne alleine ließ, wollte er jetzt nichts lieber, als an die frische Luft. Zum Nachdenken. Über was immer James und Louis versucht hatten ihm zu sagen…


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