von Dr. S
âEr sieht so friedlich ausâŠâ James strich achtsam die letzten TrĂ€nenspuren von Scorpiusâ Wangen und verschrĂ€nkte schlieĂlich seufzend die Arme auf dem Bett, vor dem er schon seit geraumer Weile kniete.
Louis zog eine ausgesprochen bauschige Decke ĂŒber Scorpius, die ihn aussehen lieĂ, als wĂŒrde er in einer Wolke stecken. Blinzelnd begutachtete Louis sein Werk und versuchte schlieĂlich die Decke etwas herunterzudrĂŒcken, aber die plusterte sich gleich wieder auf, sobald er die HĂ€nde wegnahm.
âLass doch.â James winkte ab, als Louis mit entschlossener Miene den Zauberstab zĂŒckte. âEr brĂ€uchte jetzt viel mehr flauschige Dinge.â
Louis lieĂ sich mit einem schiefen LĂ€cheln am Ende des Bettes nieder. âDraco hatte diesen⊠gigantischen PlĂŒschteddy, der hĂ€tte jetzt gepasst.â Er senkte den Blick, als James fragend die Augenbrauen hob. âEr hatte groĂe, dunkle Knopfaugen und warum auch immer, aber auf seinem RĂŒcken waren FlĂŒgel und Draco sah verdammt niedlich aus, als er ihn ganz mĂŒrrisch durch die Gegend tragen musste.â
âEin⊠PlĂŒschteddybĂ€r?â James kratzte sich am Hinterkopf, als Louis heiser auflachte. âDa wĂŒrde ich auch mĂŒrrisch sein.â
âWir haben ihn gewonnen, weil wir so ein tolles PĂ€rchen abgegeben habenâ, sagte Louis und verwirrte James damit nun wirklich sichtbar. âEs war ein MissverstĂ€ndnis, aber trotzdemâŠâ
âLou, fang jetzt nicht an darĂŒber nachzudenken, wie es gewesen wĂ€re, wenn du deinem Vater den Kerl ausgespannt hĂ€ttest. UndâŠâ James schĂŒttelte sich. âWenn duâs getan hast, dann sagâs mir nicht. Noch mehr dĂŒstere AffĂ€ren wollen meine Nerven nicht vertragen.â
âQuatschâŠâ Louis verschrĂ€nkte die Arme vor seinem Bauch und zog ein Bein auf das Bett, schaute aus dem Fenster in die allmĂ€hlich hereinbrechende Dunkelheit hinaus. âEs war⊠Ich glaube, ich hĂ€tte ihn gerne als Stiefvater gehabt. Er hat mir nicht so oft irgendetwas ĂŒber den Hinterkopf gezogen, wie Maman. Eigentlich nie.â
âDabei sĂ€he er auch nicht so sexy aus, wie deine Mutterâ, sagte James mit einem Grinsen, das er aber auch schon einmal besser drauf gehabt hatte und es verging ihm auch schnell wieder, als Louis ihm einen angewiderten Blick schenkte.
âMerlins Bart, und ich dachte die SchwĂ€rmerei hĂ€ttest du mit dem zwölften Lebensjahr hinter dir gelassenâ, wĂŒrgte Louis hervor.
âAch, nur weil du schon damals eifersĂŒchtig warst, dass ich lieber deiner Mutter in den Ausschnitt geglotzt hab, als dir auf den Hintern.â James verkreuzte die Arme ĂŒber seinem Kopf, als Louis ein Kissen nach ihm schleuderte. Das Lachen, das ihm entweichen wollte, wurde von Scorpiusâ Stöhnen allerdings im Keim erstickte. James rĂ€usperte sich und beobachtete, wie Scorpius sich langsam auf die andere Seite rollte.
âEr tut mir so leidâ, sagte Louis leise, damit er Scorpius nicht weckte. âUnd mein Vater erst⊠Er versucht stark zu sein, aber ich weiĂ nicht, ob er das so gut verkraftet.â
James rappelte sich auf, als Scorpiusâ Gesicht ihm nicht mehr zugewandt war. Sein RĂŒcken fing wieder an heftig zu schmerzen, als er sich streckte, und vor Louis tat er auch nicht mehr so, als wĂŒrden ihm die tiefen, schwer zu heilenden Wunden nichts ausmachen.
âDie schaffen das schonâ, murmelte er, drehte sich um und ging auf das Fenster zu, stĂŒtzte sich mit den Ellenbogen auf dem Fensterbrett auf. Sein ZeitgefĂŒhl war durch das ewige Wechseln zwischen den Zeitzonen ziemlich durcheinander gekommen, aber der hellste Tag hĂ€tte auch nicht verhindern können, dass Louisâ betrĂŒbter Gesichtsausdruck sich in der Fensterscheibe spiegelte.
âSieâŠâ Louis lieĂ den Kopf hĂ€ngen, presste sich eine Hand gegen die Stirn. âWenn du die beiden gesehen hĂ€ttest⊠Mein Vater hat niemals⊠so glĂŒcklich ausgesehen.â
James musste sich am Fensterbrett festklammern, damit er sich nicht neben Louis setzte, als dessen Stimme anfing leicht zu zittern.
âAls ich klein war, da hab ich mich immer gefragt, warum mein Vater so traurig aussieht. Irgendwie dachte ich immer, dass es meine Schuld ist, weil er⊠auf Fotos, vor meiner Geburt, ganz anders gewirkt hat.â Louis rĂ€usperte sich, um seiner trockenen Stimme wieder Farbe zu geben, aber damit gab er nur einem Schluchzer genĂŒgend Kraft, seinem Hals zu entkommen. âUnd jetzt ist es meine Schuld, dassâŠâ
âLouis, jetzt hör auf.â James drehte sich um und schĂŒttelte vehement den Kopf, als er mit den verrĂ€terisch glitzernden Augen konfrontiert wurde, deren Azurblau durch den Glanz von TrĂ€nen allerdings nur noch schöner wurde. âEs ist nicht deine Schuld. Scorpius hat das nur gesagt, weil er wĂŒtend war, und er hat sich entschuldigt. Wenn du jetzt anfĂ€ngst dich fertig zu machen⊠Scorpius braucht dich, klar?â
âAber es ist eine Tatsache, dass ich es ĂŒbertrieben habe. Ich war auch wĂŒtendâ, sagte Louis bitter, worauf James schuldig den Blick senkte. âDich zu verlieren, James⊠das wĂŒrde mich umbringen.â
âLouis, lass das lieber. Dabei kommt nichts Gutes heraus. Meistens streiten wir uns und es kann nicht immer jemand sterben, damit wir das vergessen.â James verschrĂ€nkte die Arme vor der Brust und drehte den Kopf zur Seite, schaute auf den weiĂblonden Haarschopf, der unter der Daunendecke hervorblitzte. âKann nicht endlich mal wieder alles einfach gut werden?â
Louis seufzte auf. âIch hatte so ein GefĂŒhlâŠâ Er schĂŒttelte den Kopf und sprach nicht weiter, was James sich langsam in Bewegung setzen lieĂ. Einen kurzen Blick zu Scorpius werfend setzte er sich neben Louis und fixierte sich auf die TĂŒr, die in den Raum fĂŒhrte, wo Bill sich gerade damit ablenkte, auf Teddy aufzupassen, der zum GlĂŒck immer noch nicht wieder bei Bewusstsein war. James wollte gar nicht wissen, wie er das verloren hatte, aber sein Cousin hatte sicherlich genauso etwas damit zu tun, wie der zerbrochene Stuhl, den sie bei ihrer Ankunft gefunden hatten.
âDu weiĂt, dass duâs mir sagen kannst.â Er streckte die Hand aus, als er den Arm um Louisâ Schulter legen wollte, aber der brennende Schmerz in seinem RĂŒcken lieĂ ihn zusammenzucken. Qualvoll die ZĂ€hne aufeinanderpressend sackte er leicht zusammen und atmete schwer ein und aus, bis Louisâ Hand sich auf seine Schulter legte.
âSoll ich mir das mal anschauen?â Louis nahm die Hand wieder weg, als James sich aufrichtete und ihm einen misstrauischen Blick zuwarf. âUnnötige Schmerzen zu dulden zeugt nicht von StĂ€rke, James.â
James grummelte leise und knöpfte sich das Hemd auf, streifte es von den Schultern, als er sich umdrehte. Er zischte auf, als Louisâ Finger zwischen den tiefen Kratzspuren entlangfuhren, aber es wurde tatsĂ€chlich besser, nachdem Louis sich in Erinnerung rief, dass er eigentlich seinen Zauberstab benutzen wollte, um Jamesâ Schmerzen zu lindern, und nicht seine Finger, um ihm neue zuzufĂŒgen.
âDas tut vielleicht noch eine Weile weh, aber wenigstens hat er dich nicht gebissenâ, sagte Louis mit den Fingern verdĂ€chtig nah bei Jamesâ Nackenhaaren. James streifte die kĂŒhlen Finger, als er sich in den Nacken griff und den immer noch heftig brennenden Kratzer suchte.
âDochâ, hauchte er und schaute ĂŒber die Schulter. âDoch, dort im Nacken.â
Louis legte den Kopf leicht schief und runzelte schlieĂlich die Stirn, bevor er den Kopf schĂŒttelte. âDu meinst den kleinen Kratzer? Nein, James. Selbst wenn er dich dort mit den ZĂ€hnen gestreift hat, dann reicht das nicht aus. Er muss beiĂen. Richtig zubeiĂen. Hast du nicht aufgepasst, als dein Vater uns diese Extrastunde gegeben hat?â
James drehte sich ĂŒberrascht zu Louis herum, brachte einen Moment lang kein Wort heraus. âAber⊠Aber Draco hat gesagtâŠâ
âDraco wollte dich loswerden. Er wusste wohl, dass das eine Selbstmordmission war.â Louis lieĂ erneut den Kopf hĂ€ngen. âMit der Verletzung war es ein Wunder, dass er ĂŒberhaupt aufstehen konnte, geschweige dennâŠâ
âLouisâŠâ James atmete tief durch und griff nach Louisâ Schulter. âWillst du dich nicht lieber freuen, dass ich nicht als Werwolf ende?â
Louis brauchte einen Moment bis er lĂ€cheln konnte, umfasste dann Jamesâ Gesicht und drĂŒckte ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen. âIch freu mich fĂŒr dich.â
James schubste Louis Ă€rgerlich von sich und stand auf, wischte sich mit dem HandrĂŒcken ĂŒber den Mund. âJeden Funken Freude wieder ausgelöscht. Dankeschön.â
âDas hat noch nie jemand gesagt, nachdem ich ihn gekĂŒsst habeâ, sagte Louis, ganz und gar nicht verletzt ĂŒber Jamesâ ZurĂŒckweisung.
âUnd warum kĂŒsst du mich?â Genervt ausatmend drehte James sich wieder um und war verdammt froh, dass Scorpius immer noch mehr oder weniger friedlich schlief.
Louis zuckte leicht mit den Schultern. âNa ja, entweder nimmst du den eindeutigen Grund, oder deine Aufforderung mich zu freuen.â
âOkay, was auch immer du im Moment fĂŒhlst, es ââ
âErleichterungâ, unterbrach Louis ihn und James hob verdutzt die Augenbrauen, verkniff es sich, das momentan Ă€uĂerst unpassende Wort abfĂ€llig zu wiederholen. âIch fĂŒhl mich schuldig deswegen, aber⊠in etwa zu dem Zeitpunkt, als es passiert sein muss⊠als Draco gestorben ist, da hab ich mich gefĂŒhlt, als wĂŒrde man mir eine unglaublich schwere Last von den Schultern nehmen.â
James verzog angewidert das Gesicht. âDas ist ja abscheulich.â Erneut wischte er sich ĂŒber den Mund, um das Kribbeln auf seinen Lippen loszuwerden. âFĂŒr Scorpius bricht eine Welt zusammen und du bist⊠erleichtert.â
âNicht nur fĂŒr Scorpiusâ, korrigierte Louis. âDenk an meinen Vater⊠oder an Teddy.â
âTeddy?â James schaute ĂŒber die Schulter. âSie waren Cousins undâŠâ
âUnd den Rest hast du ernsthaft nicht bemerkt?â Louis nickte in Richtung der TĂŒr. âWenn er aufwacht und Papa ihm alles erzĂ€hlt, dann wirst du sehen, was ich tun wĂŒrde, wenn du stirbst.â
âAch? Und bei Scorpius wĂŒrde dich das kalt lassen? Was soll das, Louis?â James hob drohend den Zeigefinger. âWenn du ihn verarschst, dannâŠâ
âTue ich nicht.â Mit einem wirklich bezaubernden LĂ€cheln drehte Louis sich zu Scorpius um und sah ihn einfach nur an, lieĂ sich ewig Zeit, bis er leise wiederholte: âTue ich nichtâŠâ
James schĂŒttelte fassungslos den Kopf. âWenn du fĂŒr ihn so empfindestâŠâ
âĂndert das nichts daran, dass du⊠mein Cousin bist.â Louis zuckte fast verlegen mit den Schultern und blickte angestrengt auf den Boden, um Jamesâ Blick auszuweichen. Bei dem Anblick konnte man ihn leider auch gar nicht böse ansehen und James fĂŒhlte sich ja auch geschmeichelt, sogar ein bisschen mehr, als angeekelt, aber das Ă€nderte nichts daran, dass das jetzt der falsche Zeitpunkt war, um ĂŒber diesen Fauxpas nachzudenken.
James verschrĂ€nkte die Arme vor der Brust â vor der nackten Brust, wie ihm gerade auffiel. Dass er sein Hemd aber auch immer zum unpassendsten Zeitpunkt verlieren musste. Sich mit dem Gesicht in Richtung der TĂŒr wendend rieb James sich die Oberarme und ĂŒberlegte einen Moment, ob er nicht lieber zu Bill flĂŒchten sollte.
âDu weiĂt, dass du da aber irgendwann drĂŒber nachdenken musst, oder James? Bis jetzt lĂ€ufst du stĂ€ndig davon.â Louis rĂ€usperte sich hinter ihm erneut, aber diesmal fing er wenigstens nicht gleich an zu schluchzen. âIch meine⊠NatĂŒrlich hast du andere Dinge im Kopf, wenn Scorpius erst verletzt wird und dann⊠seinen Vater verliert, aber ewig kannst du dich damit nicht rausreden und ich möchte ungerne, dass du nochmal in der GroĂen Halle ausflippst.â
âLouis, ernsthaft!â James drehte sich Ă€rgerlich um. âIch will da jetzt nicht â woah!â Er hatte nicht damit gerechnet, dass Louis sich so lautlos an ihn heranschleichen wĂŒrde und sprang vor Schreck an die TĂŒr. Er sog scharf die Luft ein, als das Holz schmerzhaft gegen seine Verletzungen drĂŒckte. âBoah, musst du dich immer so anschleichen?â
âIch steh drauf, wenn du so mĂ€dchenhaft aufschreistâ, antwortete Louis mit einem fast fiesen Grinsen und drehte James um, bevor der ihm einen bösen Blick schenken konnte. âJetzt blutet es wieder, phantastisch.â
âIch schreie nicht wie ein MĂ€dchenâ, grummelte James, lieĂ Louis zwar seine Wunden versorgen, aber das hinderte ihn nicht daran, wĂŒtend zu sein. âOkay, du willst, dass ich mit dir darĂŒber rede? Dann hör auf an mir rumzufummeln. Das will ich nĂ€mlich nicht.â
âAhaâŠâ Louis nahm seine Hand wohl demonstrativ nicht von Jamesâ Schulter.
âJa.â James nickte entschieden. âLouis, HĂ€nde wegâ, sagte er bestimmend, als Louisâ Finger sich nach vorne auf seine Brust schoben.
âIch glaub dir das nicht, Jamesâ, wisperte Louis ihm ins Ohr, als er sich ĂŒber seine Schulter beugte. âDu hast mich gekĂŒsst.â
âDas war vor den Ferienâ, stellte James hastig klar.
âUnd neulich hĂ€ttest du es fast wieder getan. Das hab ich in deinen Augen gesehenâ, fuhr Louis unbeeindruckt fort. âDas ist ein Teil, der mich will.â
âJaah, der ist aber gesteuert von Hormonenâ, presste James widerwillig hervor und brachte Louis damit ungewollt zum Glucksen.
âDenkst du?â Louis befeuchtete sich die Lippen und lieĂ James sicherlich nur unbeabsichtigt seine Zungenspitze spĂŒren. âIch denke, dass es vielleicht gar nicht so hoffnungslos zwischen uns ist.â
âAch? Wo kommt denn dieser Sinneswandel her?â Diesmal hatte er versucht Louis ein Lachen zu entlocken, aber er war der einzige, der einen Laut, der wage an Glucksen erinnerte, von sich gab. âKeine Lust mehr auf die tragisch unerwiderte Liebe?â
âSie ist ja nicht unerwidertâ, raunte Louis mit seinen Lippen viel zu dicht bei Jamesâ Hals und Merlin allein wusste, was er mit ihnen dort getan hĂ€tte, wenn James sich nicht blitzschnell umgedreht hĂ€tte.
âWas auch immer ich fĂŒr dich fĂŒhle, es reicht nicht an das heran, was ich fĂŒr Scorpius empfindeâ, sagte James ernst und wischte mit seinem sturen Blick langsam das LĂ€cheln aus Louisâ Gesicht. âEs tut mir leid⊠dass ich das alles noch viel komplizierter gemacht habe, und ich weiĂ, dass ich dich auch sehr verletzt hab, aberâŠâ James atmete tief durch. âIm Moment will ich nur dafĂŒr sorgen, dass Scorpius bald wieder lachen kann.â
âIch will das doch auchâŠâ Louis biss sich fest auf die Unterlippe, wurde leicht rosa um die wenigen Sommersprossen unter seinen Augen und senkte das Kinn schon wieder ungewöhnlich verlegen fĂŒr seine VerhĂ€ltnisse.
James fasste Louis am Kinn und zwang ihn ihm in die Augen zu sehen. âAber was?â
Louis schob seine Hand weg und rĂ€usperte sich wieder einmal. âScorpius hat mit dieser Situation ganz fĂŒrchterliche Probleme. Wenn er da jetzt⊠Er hat doch keine Kraft, um sie an uns zu verschwenden. Wir mĂŒssen fĂŒr ihn da sein und wir sind besser darin, wenn wir zusammen fĂŒr ihn da sein können.â Louisâ Augen ruhten immer nur kurz auf James, bevor er sich mit den Blicken wieder irgendwo hinflĂŒchtete.
James wollte ihn auch nicht allzu lange ansehen. âIch glaub, ich bin zu dĂ€mlich, um dir zu folgen.â
âOiâ, machte Louis einfach nur, lieĂ sich einen ewig erscheinenden Moment Zeit und atmete schlieĂlich schwer aus. âScorpius liebt dich, James. Er liebt dich seit gefĂŒhlten Ewigkeiten und vergöttert dich so sehr, dass du jede erdenkliche ScheiĂe bauen kannst, und er kommt doch immer wieder zurĂŒck. Sag mir nicht, dass du das nicht gewusst hast?â
Mit langsam warm werdenden Wangen schaute James zu dem Deckenberg unter dem Scorpius versteckt war. Louis hatte schon Recht. Er hatte es ja regelrecht herausgefordert und Scorpiusâ GefĂŒhle immer wieder bis zum ĂuĂersten getestet. Trotzdem brauchte er nur auftauchen und Scorpius fiel ihm in die Arme. Wie er da jemals auf die Idee gekommen war, dass er nicht wichtig fĂŒr Scorpius wĂ€re, das war ihm gerade ein RĂ€tsel.
âAber was er fĂŒr mich fĂŒhltâŠâ Louis wurde noch eine Spur röter um die Nase. âDas⊠Das ist etwas Ăhnliches. Er liebt mich, James.â
Und so schnell konnte man ein RÀtsel lösen. James sackte leicht in sich zusammen und atmete schwer aus.
âUnd du willst mir sagen, dass es bei euch einfacher ist, zwangloser, oder?â Haltsuchend lehnte er sich mit dem rechten Arm gegen die TĂŒr. âWeilâŠâ
âNeinâ, unterbrach Louis ihn schnell und schĂŒttelte den Kopf. âWas ich versuche dir zu sagen ist, dass es verschiedene Arten von Liebe gibt.â
âJaah, aber nicht⊠in romantischer Hinsicht. Klar liebst du deinen Vater, aber deswegen willst du ihm ja nicht an die WĂ€scheâ, sagte James mit hĂ€ngendem Kopf.
âUnd du willst mir an die WĂ€sche warum?â Louis klopfte ihm auf den Scheitel, damit James den Kopf wieder hob.
âKommst du mir jetzt gleich damit, dass Scorpius mir nicht an die WĂ€sche will, und das ihr deswegen zusammen sein solltet, weil ihr so wunderbare Sofa-Abenteuer hinter euch habt?â James wollte den Kopf wieder hĂ€ngen lassen, aber Louis umfasste schnell sein Gesicht.
âScorpius ist schĂŒchtern, James, und du warst der erste Mensch, dem er so nahe gekommen istâ, sagte Louis fast ermutigend, was James wieder nur verwirrte.
âIch⊠Ich versteh nicht, worauf du hinauswillst, Louisâ, gab James schlieĂlich zu.
Mit einem Seufzen lieĂ Louis ihn los. âIch finde, dass wir jetzt beide fĂŒr ihn da sein sollten, anstatt ihn wieder und wieder damit zu konfrontieren, dass er sich nicht entscheiden kann, wen er denn jetzt irgendwann heiraten will und ein Haus im GrĂŒnen mit wunderbar weiĂen Lattenzaun baut, wo der zottelige schwarze Köter stĂ€ndig steckenbleibtâŠâ
James schĂŒttelte sich. âAlso, mit mir gibtâs nur Kniesel.â
Louis schmunzelte. âWas ich sagen willâŠâ Er umschloss die rechte Faust mit den Fingern der linken Hand. âDass wir das zusammen schaffen können.â
James schaute stirnrunzelnd auf Louisâ HĂ€nde. âIch glaub, du musst nochmal âOiâ machenâ, murmelte er und fuhr sich durch die Haare, kratzte sich am Hinterkopf, wĂ€hrend Louis ihm den Gefallen tat.
âDas dritte Rad am Wagen muss nicht immer ĂŒberflĂŒssig seinâ, sagte Louis und lĂ€chelte, als James sich eine Weile Zeit lieĂ, bis er konfus mit den Schultern zuckte. âJames, du hasst mich doch nicht. Ich hasse dich ganz und gar nicht. Und Scorpius hasst uns auch nicht. Warum nutzen wir das nicht aus und⊠bleiben einfach so zusammen.â
James schaute Louis einen Moment lang an, wĂ€hrend der Gedanke sich in seinem Kopf langsam entfaltete und riss schlieĂlich die Augen weit auf, worauf Louis noch ein âOiâ von sich gab.
âDu hast moralische AbgrĂŒnde wohl zu deinem Hobby gemachtâ, brachte er schlieĂlich eine Tonlage zu hoch heraus.
âHey, wir sind hier nicht in einer romantischen Komödie fĂŒr MĂ€dchen im Alter deiner kleinen Schwester. Das hier ist die RealitĂ€t und es wird kein flauschiges Happy End geben. Wir sollten das machen, was fĂŒr uns am besten ist, und das so lange, wie es fĂŒr uns am besten ist.â Louis griff James am Oberarm, als der nur noch von ihm weg wollte. âOder wie es fĂŒr Scorpius am besten ist.â
âUnd dabei schneidest du dir eben auch noch was vom Kuchen abâ, schnaubte James und schĂŒttelte abfĂ€llig den Kopf.
âEs muss doch nicht sexuell seinâ, zischte Louis, musste sich scheinbar stark zurĂŒckhalten nicht laut zu werden. âWir sollten ihm nur zeigen, dass wir dâaccord damit sind, dass er⊠momentan nicht in der Lage ist, sich zu entscheiden.â Sein Griff um Jamesâ Arm wurde lockerer. âVorausgesetzt⊠du bist damit einverstandenâŠâ
âIchâŠâ James wurde von einem leisen Stöhnen unterbrochen, aus dem ein heiseres âVaterâ wurde, was ihn augenblicklich Louisâ Hand abschĂŒtteln und zu Scorpius eilen lieĂ.
Ganz langsam öffnete Scorpius die Augen, als James sich an sein Bett kniete und seine Hand griff. Mattes Grau kam hinter dichten Wimpern zum Vorschein und wirkte durch die vielen geplatzten Ăderchen einfach nur krank. ZĂ€rtlich strich James die losen PonystrĂ€hnen aus Scorpiusâ Augen und lĂ€chelte ihn an, als er allmĂ€hlich wach wurde.
âIch hab ganz schreckliche Dinge getrĂ€umtâ, wisperte Scorpius und streckte sich leicht, stoppte, als Louisâ Hand sich auf seine Stirn legte.
âDu hast noch nicht fertig getrĂ€umt, Dummerchen. Es ist mitten in der Nachtâ, sagte er ganz widerlich liebevoll, was James noch einmal extra aufregte. Nach allem, was Louis ihm eben gesagt hatte, war er nicht mehr befugt so mit Scorpius zu reden.
Scorpius lĂ€chelte zwar, aber nur weil er noch halb schlief. Ihn in diesem Zustand mit so einem nahezu perversen â in Scorpiusâ Augen auf jeden Fall perversen â Vorschlag zu ĂŒberfallen, war absolut keine gute Idee. Wie Louis da nur plötzlich drauf gekommen war, blieb James aber wirklich ein RĂ€tsel. Diese Erleichterung, die er verspĂŒrt hatte, brachte ihn auf Ă€uĂerst eigenartige Ideen.
âIch hab nicht getrĂ€umtâŠâ Bei Scorpiusâ schwacher Stimme schreckte James auf und spĂŒrte kurz darauf die zitternden Finger ĂŒber seinen RĂŒcken gleiten. Sich schnell aufrappelnd schnappte er sich sein Hemd und zog es ĂŒber, vor allem, um die Kratzer zu verstecken.
âSchlaf weiter, Scorpius. Wir sind doch hierâŠâ Die Art und Weise wie Louis âwirâ sagte, gefiel James nicht wirklich und Scorpius anscheinend auch nicht, sonst wĂŒrde er ja liegen bleiben.
âIch will nur mal ins BadâŠâ Scorpius hatte vielleicht gar nichts mehr sagen wollen, trotzdem schreckte er unter der Decke zusammen, als ein schmerzhafter Schrei von nebenan erklang. FĂŒr einen Moment dachte James, dass jemand umgebracht worden wĂ€re, aber das darauffolgende Schluchzen trieb ihm denselben Gedanken in den Kopf, den Louis gleich aussprechen wollte.
âScheint, dass Teddy wach istâ, sagte er mit einem Seufzen.
Scorpius setzte sich auf und zog sich die Decke bis ans Kinn. âIst er sauer⊠weil ich ihm den Stuhl ĂŒber den Kopf gezogen habe?â
James warf Scorpius einen verdatterten Blick zu. âDas warst du?â Er zauberte so einen kleinen Rotschimmer auf Scorpiusâ Wangen und musste deswegen einfach grinsen. âHĂ€tte ich zu gerne gesehen.â
Scorpius lĂ€chelte schief, warf James einen unsicheren Blick zu und schwenkte dann zu Louis, schluckte hart, bevor er sich die Decke vom Körper zog. âIch wollte ins BadâŠâ Er zögerte bei dem lauten Rumpeln, das aus dem Nebenzimmer geht.
âMann, Teddy scheintâŠâ James rĂ€usperte sich. ââŠtief betroffen.â
âSolange er drauĂen tief betroffen istâ, fĂŒgte Louis hinzu und hielt Scorpius an den Schultern fest, als der aufstehen wollte. âVielleicht wartest du noch eine MinuteâŠâ
Scorpius zog sich die Decke wieder hoch, als irgendetwas nebenan klirrte. âVielleichtâŠâ Fast nervös schaute er zwischen James und Louis umher. âVielleicht aber auch nichtâŠâ Die Decke wieder von sich werfend rutschte er aus dem Bett und stand anscheinend zu schnell auf, denn er schwankte gefĂ€hrlich. Louis konnte von der falschen Seite des Bettes nicht viel tun, aber James hastete eilig auf Scorpius zu und legte ihm einen Arm um die HĂŒfte.
âAlles okay?â, entfuhr es ihm besorgt.
Scorpius schaute ihn nicht an, als er sich zu einem LĂ€cheln zwang. âImmer noch von neulich.â Mehr brachte er dazu wohl nicht heraus und drĂŒckte abwehrend die HĂ€nde gegen Jamesâ Brust. âEs geht schon wieder. Danke.â
âQuatsch.â James klopfte sich entschlossen auf die Brust. âIch trage dich.â
âJa, James, mit dem RĂŒcken ist das die beste Idee, die du jemals hattestâ, warf Louis ein.
âOh, bitte! Scorpius wiegt nichts!â James bĂŒckte sich leicht, ignorierte den plötzlichen Schmerz und griff unter Scorpiusâ Kniekehlen, platzierte die andere Hand auf seinem RĂŒcken um ihn mit einem Ruck von den FĂŒĂen zu heben. Quietschend klammerte Scorpius sich an ihm fest und schaute mit vor Angst geweiteten Augen zu ihm hoch. âIch kann das stundenlang. Keine Sorge.â Das war gelogen, aber das wĂŒrde schon niemand merken.
James reckte das Kinn leicht und stellte sich kerzengerade hin, wĂ€hrend Scorpius schwer schluckend auf den Boden schaute und seinen Griff um Jamesâ Nacken verstĂ€rkte. Das einzige Problem war nur, dass er so die TĂŒr leider nicht aufbekam. Sich rĂ€uspernd drehte James sich zu Louis, der bereits abwartend eine Augenbraue gehoben hatte.
âĂh⊠wĂ€rst du so freundlich?â Er setzte zur Not noch ein LĂ€cheln auf.
âAha⊠Ohne mich geht es also nichtâ, sagte Louis mit einer unangenehmen Betonung, die Scorpius ganz unschuldig fragend zu James hochsehen lieĂ.
âLouis, das ist jetzt wirklich nicht der passende Zeitpunktâ, presste James mit einem falschen LĂ€cheln hervor.
Louis verdrehte die Augen. âDas sagst du stĂ€ndig.â Er öffnete ihnen trotzdem die TĂŒr. âAber denk nur mal daran, wie gut es laufen wĂŒrde, wenn du meine Hilfe wĂ€hrend anderen Situationen in Anspruch nehmen könntest.â Der Blick, den Louis jetzt aufsetzte, lieĂ James knallrot werden und er schĂŒttelte hastig den Kopf, um sich das nicht bildlich vorzustellen. Man kam nicht umhin so eine Vorstellung leicht verlockend zu finden. Jemand wie Onkel Charlie oder Towler wĂŒrde deswegen wahrscheinlich schon sabbernd am Boden liegen, aber James war ja nun mal keine Vollzeit-Schwuchtel, die nur darauf brannte Orgien zu feiern.
âHm?â Scorpius blinzelte verwundert, meinte damit aber wohl nicht Louisâ auffĂ€lliges Verhalten, sondern Bill, der besorgt ein Ohr gegen die BadezimmertĂŒr drĂŒckte.
âPapa?â, lenkte Louis Bills Aufmerksamkeit auf sie und lieĂ so gleich noch mehr Sorge in das vernarbte Gesicht steigen.
âMerlin, Scorpius!â Geschockt eilte Bill auf sie zu. âAlles in Ordnung?â Er fĂŒhlte die blasse Stirn und erntete dafĂŒr ein schiefes, aber ehrliches LĂ€cheln von Scorpius.
âNur ein bisschen wackelig auf den Beinen. James sucht nur eine Ausrede um mich zu haltenâ, sagte Scorpius und lenkte das LĂ€cheln in Jamesâ Richtung, schaute aber wieder weg, bevor James mehr als noch röter werden konnte. âWo ist Teddy?â
âNa jaâŠâ Bill drehte sich wieder zur BadezimmertĂŒr, wĂ€hrend James Scorpius auf das Sofa setzte, sich gleich daneben fallen lieĂ.
Louis setzte sich hinter ihnen auf die Lehne und verschrĂ€nkte die Arme vor der Brust. âDu hastâs ihm gesagt, oder?â
Bill seufzte. âIrgendwer musste dochâŠâ Sich frustriert durch die Haare fahrend offenbarte Bill eine klaffende Wunde an seinem rechten Unterarm, die Louis gleich wieder aufspringen lieĂ.
âPapa, war das Teddy?â, keuchte er und zĂŒckte sofort den Zauberstab, wĂ€hrend Bill erst einmal suchte, was Louis meinen könnte. Als er den Riss entdeckte und damit auch Scorpiusâ Aufmerksamkeit darauf lenkte, gab er ein angeekeltes GerĂ€usch von sich, wĂ€hrend Scorpius sich eine Hand vor den Mund presste und das Gesicht an Jamesâ Schulter verbarg. Durchaus verstĂ€ndlich bei dem rosigen Fleisch, das man im hellen Licht des Zimmer richtig schimmern sehen konnte, bis Louis mit einem einfachen Heilzauber die Haut wieder zuwachsen lieĂ.
âNeinâ, winkte Bill mit der freien Hand ab. âIch bin gefallen und muss gegen irgendetwas gekommen sein. Die Tischkanten hier sind sehr scharf.â
âEr hat dich aber wegstoĂenâ, murmelte Louis, den Zauberstab wieder wegsteckend und noch einmal den Arm seines Vaters begutachtend.
âEr ist vollkommen durchgedrehtâ, verbesserte Bill, den Arm streckend und wieder anwinkelnd. âIch war ganz froh, dass ihr nicht hier gewesen seid. Und ich glaube, ich bin froh, dass er sich erstmal beruhigen möchte.â Bill nickte zum Badezimmer, wĂ€hrend James ausnutzte, dass Louis nicht hinsah, um Scorpius einen Arm um die Schulter zu legen. Leider machte er damit wohl etwas falsch, weil Scorpius das Gesicht hob und von ihm wegrutschte, rĂ€uspernd die HĂ€nde in seinem SchoĂ faltend.
âWenn er sich nicht wieder beruhigt, dann brauch ich einfach noch einen Stuhlâ, sagte Scorpius leise und errötete leicht, als Louis ihm daraufhin ein Insider-LĂ€cheln schenkte, das James bitter die HĂ€nde zu FĂ€usten ballen lieĂ.
Bill schien derweil ein wenig verdutzt von Scorpiusâ BedĂŒrfnis einen Witz zu machen, worauf James erst auffiel, dass es momentan wirklich nicht der richtige Zeitpunkt war, eifersĂŒchtig zu sein. Wenn Louis sagte, dass sie jetzt beide fĂŒr Scorpius da sein mussten, dann hatte er sehr wahrscheinlich Recht. Wer wusste schon, wie lange er so tun konnte, als ginge es ihm gut?
âEs ist⊠auffĂ€llig still gewordenâ, sagte Louis, nachdem er anscheinend genug davon hatte Scorpius anzuschmachten.
Bill hörte auf seinen Unterarm zu untersuchen und schaute zur BadezimmertĂŒr. âHat er sich endlich beruhigt?â
âVielleicht sollte mal jemand nach ihm sehen?â, schlug Scorpius vor und schaute sich mit groĂen Augen in der Runde um, worauf James letztendlich aufstöhnte.
âIch mach schon.â SchwerfĂ€llig richtete er sich auf und rieb sich ĂŒber den unteren RĂŒcken, obwohl der Schmerz weiter oben war. âImmerhin mag er mich wenigstens noch.â
âTeddy mag mich nicht?â Scorpius schaute ihn aus noch gröĂeren Augen an.
âDu hast ihn mit einem Stuhl ausgeknockt. Louis hat ihn heiĂ gemacht und dann fallen gelassen, und Bill hat ihm seinen⊠Cousin ausgespannt. Wie auch immerâŠâ James zuckte mit den Schultern. âEs ist am besten, wenn sein Lieblings⊠Patenbruder mit ihm redet.â
Bill hob die Augenbrauen kurz, lieĂ James aber machen und gesellte sich zu Scorpius, wĂ€hrend er sich den Arm rieb. Louis zĂŒckte dagegen wieder den Zauberstab.
âNur falls er versucht dich anzufallenâ, erklĂ€rte er, als James fragend den Kopf schief legte.
Seufzend klopfte James an die TĂŒr. âTeddy?â Keine Antwort. âTeddy, alles klar bei dir?â
âAuĂer, dass seine groĂe Liebe gestorben ist?â, fĂŒgte Louis voller Sarkasmus hinzu, was James die Augen verdrehen lieĂ.
âAber selber heulenâ, raunte er Louis entgegen, worauf der sich ganz schnell jeden weiteren Kommentar verkniff. âTeddy?â Er klopfte erneut, presste das Ohr gegen die TĂŒr. âBist du noch da?â Die Stirn runzelnd drehte er sich zu Louis. âKann er von da disapparieren?â
Louis schĂŒttelte den Kopf. âAber er kann durchs Fenster klettern und dann disapparieren.â
âHm⊠Dann mach mal auf.â James nickte auf das Schloss, auch wenn er es selbst aufhexen könnte, aber Louis hatte nun mal schon seinen Zauberstab parat. Louis gönnte sich auch nur ein kleines LĂ€cheln deswegen und klopfte gegen das Schloss, bevor er James bedeutete, die TĂŒr zu öffnen.
Er wĂŒnschte sich, sie wĂ€re geschlossen gebliebenâŠ
âTeddy?â Erschrocken nach Luft schnappend stĂŒrzte James in den Raum und lieĂ sich auf den Boden fallen, fasste Teddy an den Schultern um ihn auf den RĂŒcken zu drehen. Teddys Zauberstab war unter das Waschbecken gerollt, und so, wie er dagelegen hatte, hĂ€tte man meinen können, dass er einfach nach vorne umgefallen war. Einfach so.
âEr ist ganz blassâ, kam Louisâ Stimme von hinten. Er lieĂ sich neben James fallen und legte eine Hand auf Teddys Wange. âUnd eiskalt. Papa?â Wie er so ruhig bleiben konnte, war James ein RĂ€tsel, der sich sicher war, dass das totenstarre Gesicht ihn genauso in seine AlptrĂ€ume verfolgen wĂŒrde, wie Dracos Blutlache ihm in seine prophetisch angewandelten TrĂ€ume gefolgt war.
James schĂŒttelte Teddy leicht, schlieĂlich heftiger und stoppte erst, als dessen Kopf leblos zur Seite rollte. Die plötzlich heftig zitternden HĂ€nde blitzschnell von Teddy nehmend sprang James auf und prallte mit dem verletzten RĂŒcken direkt gegen Bills Brust. Gar nicht darauf hörend, was zu ihm gesagt wurde, drehte er sich um und schubste sich den Weg aus dem Badezimmer frei.
So schnell wie möglich zu Scorpius flĂŒchtend schmiss James sich regelrecht auf das Sofa. âGib mir deine Handâ, sagte er und hielt Scorpius seine Finger hin. Es dauerte einen Moment, bis Scorpius zögerlich seine Hand auf Jamesâ legte, worauf immer noch zitternde Finger sie fest umschlossen. James drĂŒckte einen festen Kuss auf Scorpiusâ Fingerknöchel und behielt die blasse Hand ganz nah bei seinem Mund.
âWas ist denn passiert?â, fragte Scorpius verwirrt.
James atmete schwer aus. âTeddy ist tot.â
âBitte was?â Bevor James Scorpius ansehen konnte stĂŒrmte Louis aus dem Bad, hatte anscheinend ganz dreist gelauscht. âJames, hast du sie noch alle? Teddy ist nicht tot! Er ist ohnmĂ€chtig.â
James blinzelte schnell hintereinander und sah zu Louis. âWas?â, brachte er tonlos hervor.
Louis verdrehte die Augen. âEr hat was an den Kopf gekriegt, vorhinâ, sagte er mit Blick auf Scorpius, was den schnell wegsehen lieĂ. âUnd dann ist er hier wie ein aufgescheuchtes Wiesel durch die Gegend gerannt. Da hatâs ihn eben wieder umgehauen.â
âOhâŠâ James spĂŒrte einen heiĂen Rotschimmer seinen Nacken heraufkriechen, der bei Louisâ Ă€rgerlichem Blick nicht kĂŒhler wurde.
âErschrick Scorpius doch nicht soâ, meinte Louis kopfschĂŒttelnd.
Scorpius hob abwehrend die freie Hand, öffnete aber nur wortlos den Kopf. SchlieĂlich wandte er sich lĂ€chelnd James zu, was den aber nur beschĂ€mt den Kopf senken lieĂ.
âIst schon gut, James.â Er rĂ€usperte sich etwas verlegen. âDu darfst meine Hand jetzt auch wieder loslassen.â
James schĂŒttelte den Kopf, ignorierte Louisâ verrĂ€terisch zuckendes Augenlid. âWill ich nicht.â Sich noch etwas hĂ€ngen lassend seufzte James schwer. âIch brauche Trost⊠nach so einem Schreck.â
Das zog bei Scorpius, der ihm die andere Hand auf die Schulter legte und ihn behutsam tÀtschelte, wÀhrend Louis nur schnauben konnte, und so ausgeschlossen zu werden musste seine Eifersucht nun wirklich ins Unermessliche steigen lassen.
âKeine Sorgeâ, sagte Scorpius leise. âIch pass schon auf, dass Teddy sich nichts tut. Das hĂ€tte mein Vater sicherlich nicht gewolltâŠâ Das LĂ€cheln, das er bei diesen Worten aufsetzte, erinnerte James zunehmend an die Art und Weise, wie Scorpius immer steif gelĂ€chelt hatte, um zu verbergen, dass es ihm nichts ausmachte, vor Einsamkeit zu vergehen.
âScorpiusâ, wisperte James mitleidig, wĂ€hrend Louis gleichzeitig in einer Ă€hnlichen Weise âDummerchenâ murmelte. Scorpiusâ LĂ€cheln verschwand deswegen aber nicht, er schloss nur die Augen und lieĂ eine kleine TrĂ€ne in seinen Wimpern verschwinden.
âSo, KinderâŠâ Mit Teddy regungslos auf seinem RĂŒcken baumelnd schleppte Bill sich zu ihnen. âPackt mal eure Sachen. Es ist besser, wir machen uns gleich auf den Weg ins St. Mungos. Andromeda bringt mich um, wenn Teddy den Verstand verliert.â
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