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Fanfiction

Accidentally - Opfer der Liebe

von Dr. S

Das Gebäude, das von seinem Vater hauptsächlich für Verwaltungs- und Forschungszwecke genutzt wurde, hatte durch seine fünfzehn Stockwerke einen eigentlich wunderschönen Ausblick, der Fred nach stundenlangem aus dem Fenster starren aber auch zuwider wurde. Da starrte er mittlerweile lieber auf dem Flur die lange Treppe herunter, die sich vom ersten Stock bis ganz nach oben schlängelte. Durch das Loch in der Mitte konnte er vom Treppenabsatz bis zum Empfangsbereich sehen.

Die Treppen jeden Tag zu steigen war eine regelrechte Tortur und irgendetwas sagte ihm, dass sein Vater darauf stand, seine Angestellten zu quälen. Auf dem Weg nach oben waren überall Schilder angebracht, die einen anspornten und je höher man kam, desto mehr Ermutigung brauchte man auch und bekam dementsprechend dämliche Cheerleader vor die Nase gesetzt, die einen mit wenig amüsanten Sprüchen motivieren sollten. Wenigstens schien George so aber dafür zu sorgen, dass seine Angestellten schlank und rank blieben – zumindest die, die in den oberen Etagen arbeiteten.

Früh am Morgen vor Arbeitsbeginn hatte John versucht Fred mit ein bisschen Training aufzuheitern und weil er momentan keinen Fuß aus diesem Gebäude setzen durfte, waren sie eben wieder und wieder die Treppen gestiegen. Es hätte schlimmer sein können. Die einzelnen Stockwerke waren vollgestopft mit Grünzeug und durch Vogelzwitschern kam eine betont harmonische und friedliche Atmosphäre zustande.

Es passte nur einfach nicht zu seinem Vater. Jedenfalls nicht zu dem Vater, den er in den letzten Tagen kennengelernt hatte.

„Sir?“ Johns Stimme ließ Fred sich von dem Geländer wegdrehen. „Ihr Sandwich.“

Fred zwang sich zu einem dankbaren Lächeln und nahm John das Sandwich ab, bevor er zu einem vor sich hinplätschernden Brunnen schlurfte. Der Rand war breit genug um als Sitzbank zu dienen und Fred hatte keine Lust mehr darauf, den ganzen Tag in seinem stickigen Zimmer zu hocken. Wenigstens die Illusion von Landschaft war ihm hier gegeben.

„So hab ich mir meine Ferien wirklich nicht vorgestellt“, seufzte Fred und biss demotivierter denn je in sein Sandwich. Es war köstlich, aber er konnte es nicht genießen. Eigentlich hatte er jetzt in Rumänien die Ferien bei seinem Onkel Charlie zusammen mit James verbringen wollen und lieber Gemüse nach seiner Schwester geworfen, als hier alleine neben einem Mann zu sitzen, dem es nicht erlaubt war, wirklich lustige Dinge mit ihm zu machen.

John klopfte ihm wenigstens auf die Schulter, verdeutlichte stumm seine Sympathie für Fred und dessen Situation.

„Ich mein, es wär ja nicht mal so schlimm, wenn ich irgendetwas zu tun hätte! So sitze ich aber nur den ganzen Tag hier und esse. Weißt du, wie viele Sandwiches ich heute schon gegessen habe?“ Fred ließ sich von John zunicken, der seine Sandwiches ja geordert hatte. „Ich werde noch fett. Da können die Treppen auch nichts dran ändern. Würde mich aber nicht wundern, wenn Dad das wollen würde. Immerhin könnte ich dann nicht mehr weglaufen.“

John lachte tatsächlich auf und rieb anerkennend Freds Schulter, bevor er viel zu fest dagegen klopfte und noch lauter zu lachen begann, als er sich wohl vorstellte, wie Fred als dicke Kugel diese vielen Treppen herunterkullerte. Jedenfalls tat Fred das, als er prustend sein Sandwich bestimmt zwei Meter weit spuckte.

„Haben wir Spaß, Weasley?“

Eine bekannte Stimme. Freds Lachen starb in seiner Kehle und er suchte nach der Quelle der Stimme, fühlte seine Ohren hochrot werden, als seine Sandwich-Krümel zum Teil auf dem Rock von Laura Davies gelandet war. Das Gesicht angewidert verzogen wischte sie sich über den dunklen Stoff und funkelte Fred dabei ärgerlich an.

„Merlin, Davies, entschuldige…“ Schon wieder blamiert. Sogar John neben ihm schien das zu merken und seufzte schwer auf. Die Möglichkeit sich jetzt wiedermal mit einem anderen Menschen, den er einigermaßen kannte, zu unterhalten, war mit diesem Fauxpas wohl in weite Ferne gerückt.

„Der hat mich dreißig Galleonen gekostet“, schnaubte Davies, sah dabei genauso aus wie ihr Vater, der erst vor wenigen Stunden direkt vor Freds Augen seinen Chef wegen ähnlicher unnützer Verschwendungen angefunkelt hatte. Nicht, dass das George interessieren würde. Er investierte ja auch gerne in sinnlose Schilder.

„Ich ersetz ihn dir“, meinte Fred, die Hoffnung noch nicht aufgebend, dass jemand ihm einmal erzählen würde, was denn draußen so passierte. John schien ja nichts dagegen zu haben, dass Fred gerade jemanden aus der Schule traf, aber so wie John unauffällig versuchte zur Seite zu rücken, Fred dabei aber nicht aus den Augen ließ, schien er Freds Interesse wohl falsch einzuschätzen.

„Übertreib nicht, Weasley.“ Davies trug eine Plastiktüte mit sich herum, aus der es wunderbar duftete, als sie sich näherte, sich dabei mit dem üblichen genervten Gesichtsausdruck umschaute. „Ich…“

„Was hast du da?“, fragte Fred gleichzeitig, unterbrach das Mädchen so aber und jetzt wurden nicht nur seine Ohren rot, als sie einen längeren Moment die Augen schloss, um scheinbar eine kleine Welle von Aggression herunterzuschlucken.

„Merlins Bart, nur fressen im Kopf. Typisch Kerle.“ Davies ließ ihn in ihre Tüte schauen und weckte mit dem chinesischen Essen sofort Freds Appetit. Aber anscheinend war das nicht für ihn gedacht, weil das köstliche Essen prompt weggezogen wurde, als er die Hände ausstreckte. „Das ist nicht für dich, du Idiot. Ich wusste nicht einmal, dass du hier… abhängst.“

„Tu ich auch nicht freiwillig“, sagte Fred und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust, warf einen Blick zu John, der ihm durch leichtes Verengen der Augen signalisierte, dass er lieber nicht genauer über die Gründe sprach, warum er hier festgehalten wurde, wie ein Gefangener in Askaban.

„Ja, sicher“, murmelte Davies desinteressiert, während sie sich suchend umschaute. „Ich… Fred, du kennst dich hier doch aus. Ich suche das Büro von meinem Vater. Er wollte mit mir essen gehen, aber irgendein Meeting hat ihn dann plötzlich abgehalten. Das passiert ständig in letzter Zeit. Ich hasse seinen neuen Job.“

„Äh…“ Fred löste die Verschränkung seiner Arme, um sich am Hinterkopf zu kratzen. „Du willst mit ihm im Büro essen?“

„Haben wir früher auch gemacht. Dabei durfte ich zusehen, wie er deinen Onkel William herumgescheucht hat.“ So ein fieses Grinsen auf einem Mädchengesicht nahm Fred fast die Zurückhaltung, aber das Dekolleté ließ ihn ganz schnell wieder errötend den Blick abwenden. „Ich seh also keinen großen Unterschied. Zeigst du mir jetzt den Weg?“

Fred schaute vorsichtshalber zu John, der ihm hastig zunickte und dabei so komisch mit dem linken Auge zuckte. Vielleicht versuchte er zu zwinkern, aber da hatte er wohl vergessen, dass Fred bei Mädchen niemals ein wirklich vernünftiges Wort herausbekam, das deutlich machte, dass er mehr konnte, als sich zum Deppen zu machen.

Das würde sich auch dann nicht ändern, wenn John immer drei Meter hinter ihm blieb, als er ein Mädchen, das dank der bescheuerten Erfindung von Absätzen sogar einen ganzen Zentimeter größer war als er, zu dem Büro ihres Vaters brachte. Nicht einmal Louis hätte da was draus machen können. Na ja… Louis musste nur so komisch die Lippen vorschieben und leicht grinsen, während er mit einem einzigen Wimpernschlag jedes Mädchen auf zehn Meter Entfernung umwarf. Vielleicht sollte er das auch einmal probieren…

„Weasley, ich hab dir gesagt, dass das nicht für dich ist“, fauchte Davies ihn daraufhin von der Seite an und nahm das Essen in die andere Hand, um es vor Fred in Sicherheit zu bringen. „Hör auf zu sabbern.“

Fred räusperte sich verlegen und schaute über die Schulter zu John, der sich in sicheren Abstand an dem übriggebliebenen Teil von Freds Sandwich vergriff und dafür nicht mehr als ein Schulterzucken für Fred im Angebot hatte. Das wäre alles viel einfacher, wenn er sich ein paar Veela-Gene implantieren könnte. Dann würde er zumindest nicht gleich vergessen, wie man sich normal verhielt.

„Was machst du eigentlich hier? Ich dachte, du wolltest nach Rumänien“, durchbrach Davies das Schweigen, das bereits unangenehm genug für Fred geworden war, um in den Treppen zu versinken, die er hochstieg. „Hat Potter dich auch noch abserviert?“

„Quatsch, Cousins kann man nicht abservieren“, murmelte Fred und versuchte nicht nach hinten zu John zu schauen, der ihn sicherlich wieder warnend ansehen würde. Die Hände in die Hosentaschen schiebend fixierte er sich auf die Stufen und machte so sicherlich den Eindruck, als könnte er nicht einmal Treppensteigen. Passend dazu fiel er auch fast direkt auf die Nase, als Davies ihm ihren Ellenbogen zwischen die Rippen rammte.

„Erzähl das mal James und Louis. So wie ich das gehört hab, geht da ja ganz schön was ab bei euch im Schlafsaal.“ James hatte ein ähnliches Augenbrauenwackeln drauf wie Davies es gerade zeigte, aber das Thema war das Falsche, als dass Fred grinsen könnte. „Hätte man sich ja denken können, dass Potter seine Griffel da nicht lange bei sich behalten kann. Solange Louis die Klappe hält ist er ja schon zu ertragen.“

Fred schüttelte den Kopf. „Die beiden hatten nie was miteinander. Das ist bloß ein dämliches Gerücht.“

„Jaah, sicher. Und Louis hat Julie aus Spaß weggeekelt, nicht aus Eifersucht. Außerdem sind seine komischen Veela-Gene früher immer voll mit ihm durchgegangen, bevor er gelernt hat, dass er seinen eigenen Cousin vielleicht nicht ununterbrochen anglotzen sollte. Dass Potter das nicht geschnallt hat, obwohl Louis wortwörtlich gefunkelt hat.“ Davies ließ ein leises Lachen hören, das Fred davon abhielt ihr vehement zu widersprechen.

Es stimmte trotzdem nicht. Er hatte es verdrängt genauer darüber nachdenken zu müssen, was das zwischen James und Louis war, aber gerade deswegen würde er das jetzt nicht ändern.

„Du wirst aber nicht plötzlich auch schwul, oder Weasley?“ Die Frage hätte Fred auch ohne das große Lächeln auf Davies‘ Gesicht nicht ernstgenommen. Fred schaffte es sogar die Augen leicht zu verdrehen, während Davies die letzte Stufe hochhüpfte und sich schwungvoll zu ihm umdrehte. „Gut, dann hast du doch sicher Zeit mit mir einen neuen Rock kaufen zu gehen, wenn du nicht mehr in Rumänien benötigt wirst.“

Fred stolperte über die letzte Stufe und klammerte sich am Geländer fest, starrte mit großen Augen das komplett verrückte Mädchen an. Erst sagte sie ihm, dass das mit ihrem Rock nichts machte, und dann sollte er ihr doch einen neuen kaufen? Das war schon ein bisschen unfair und verdiente eigentlich, dass er Davies mal richtig die Meinung sagte. So hoch, wie die ihre Nase sowieso immer trug, hatte sie das ohnehin nötig.

Fred öffnete gerade den Mund, als er aus den Augenwinkeln mitbekam, wie John, der noch ein paar Treppen weiter unten stand, ganz unauffällig seinen Daumen hob und schon wieder versuchte zu zwinkern. Vielleicht stand er auch kurz vor einem Krampfanfall und versuchte Fred das irgendwie zu signalisieren, damit er Hilfe holte…

„Also… Ich kann dir auch einfach das Gold geben, wenn du mich kurz in mein Zimmer gehen lässt“, sagte Fred und deutete hinter sich. Verborgen hinter dichtem, grünem Blattwerk befand sich die Tür zu seinem Gefängnis und irgendwo dort hatte er auch sein Gold liegen, das sich momentan häufte, weil er es ja nicht ausgeben konnte.

Davies hob die Augenbrauen und schien es wohl gar nicht abwarten zu können, dass Fred sich in Richtung seines Zimmers drehte.

„Bin gleich wieder da, John“, rief Fred über die Schulter, während er davon eilte. „Geh nur kurz mein – woah!“

Eine mit glitschigem Zeug beschmierte Hand presste sich plötzlich auf seinen Mund und er wurde so blitzschnell herumgerissen, dass er fast hingefallen wäre. Zum Glück diente der Körper, der sich von hinten gegen ihn presste, ihm als Stütze. Aber ob er da wirklich Glück hatte? Fred bezweifelte das, als er bemerkte, dass die Hand auf seinem Mund in einem Handschuh steckte, der vollkommen mit Blut verklebt war.

Seine Augen weiteten sich noch bevor er mit einem Ruck nach vorne und damit in Johns Blickfeld geschoben wurde, der prompt den Zauberstab zog, während Davies erschrocken ihre Tüte fallen ließ. Das schöne Essen verteilte sich auf dem blankgeputzten Boden und war vollkommen ruiniert, aber Fred hätte es ja sowieso nicht bekommen.

„Eine falsche Bewegung und ihr habt noch mehr zum Aufwischen.“ Er kannte die Stimme, aber als er den Kopf drehen wollte, um sich zu vergewissern, griffen die langen Finger schmerzhaft fest in seinen Kiefer und rissen ihn wieder nach vorne. Etwas Hartes drückte sich gegen seine Schläfe und er wusste sofort, dass es ein Zauberstab war, genauer gesagt der Zauberstab von Draco Malfoy. Stimme und Handschuhe machten dieses Rätsel sogar lösbar für Fred, dafür war er aber überfordert mit der Frage, warum Malfoy ihm seinen Zauberstab an den Kopf hielt.

„Wir gehen jetzt deinen Vater besuchen“, raunte Malfoy Fred ins Ohr und lieferte ihm damit schon die Antwort, auf die er eigentlich auch selbst hätte kommen können…

°°°

Den freien Arm beschützend ausgestreckt und in der anderen Hand seinen Zauberstab fest umklammernd beobachtete Louis ganz genau das Farbenspiel in Teddys Augen. Seine Metamorphmagus-Fähigkeit geriet immer außer Kontrolle, wenn er mit den Gedanken woanders war – oder in diesem speziellen Fall ein gefährliches Chaos im Kopf hatte. Dass das gefährlich enden konnte, merkte ja sogar Scorpius, dessen Finger sich schmerzhaft tief in Louis‘ Hüfte gruben, aber so spürte er wenigstens, dass Scorpius noch da war, dass es ihm gut ging, zumindest physisch gesehen. Mehr als Scorpius beschützen wollte er im Moment nicht.

Aber gerade das machte ihn gerade merkwürdig unsicher. Louis hatte Angst, dass eine falsche Bewegung dazu führen würde, dass er Scorpius wieder verlor, und das würde er in keiner Weise noch einmal ertragen. Wenn er deswegen jetzt aber übervorsichtig wurde, dann würde ihnen das auch nicht helfen. Zu hören, dass Scorpius ihm wenigstens in dieser Hinsicht vertraute, gab Louis die nötige Sicherheit, die er haben musste, damit ihm der Zauberstab nicht aus einer armseligen, zitternden Hand fiel.

„Ich mach euch einen Vorschlag“, sagte Teddy mit demselben Seufzen, das er hören ließ, wenn fast seine ganze Klasse einen einfachen Zauber wieder nicht hinbekam. „Wir…“

„Wir wollen deinen Vorschlag nicht hören“, ging Louis dazwischen. „Denkst du ernsthaft, irgendetwas könnte mich dazu bringen, dich noch on Scorpius‘ Nähe kommen zu lassen, nachdem du sogar zugegeben hast, dass du alles andere als gute Absichten hast?“

„Du solltest wirklich mal lernen deine Aussagen kurz und prägnant zu halten, Louis. Alles andere ist mir viel zu anstrengend.“ Teddy rollte sehr offensichtlich mit seinen immer noch sehr verschieden farbigen Augen.

Louis imitierte das und fing sich dafür einen bösen Blick von Teddy. Nicht, dass er sich dafür groß interessierte. Er musste Zeit schinden, damit er sich überlegen konnte, wie er Scorpius sicher hier rausbekam. Oder Teddy ausschaltete. Letzteres war wahrscheinlich die beste Möglichkeit. Nur hatte er das Problem, dass er höchstwahrscheinlich seinen Zauberstab verlor, wenn er eine zu offensichtliche Bewegung machte. Aber vielleicht konnte er Teddy irgendwie ablenken…

„Sieh mich nicht so an, Louis. Das funktioniert nicht immer“, knurrte Teddy ihn an, als Louis auch nur kurz versuchte intensiveren Blickkontakt aufzubauen. „Jetzt geh zur Seite, bevor ich einen richtigen Grund kriege, deine hochmütige Fresse wegzublasen.“

„Sauer, Teddy? Dann überleg erst einmal, wie sauer Draco sein wird, wenn du seinem Sohn etwas tust. Hat sich dann wohl erledigt mit der ewigen Liebe.“ Louis hielt dreist weiterhin Blickkontakt und grinste sogar eine Spur hochmütiger als sonst, weil er Scorpius näherkommen spürte. Der andere Körper in seinem Rücken und die ungewöhnlich kühle Hand auf seiner Hüfte gaben ihm das Gefühl, das überhaupt nichts schiefgehen konnte, obwohl die Situation so verfahren war, dass Louis normalerweise schwer positiv hätte denken können.

Es war immerhin Teddy, der hier vor ihm stand. Egal, wie er seine Schwestern behandelt hatte, Teddy war irgendwie auch ein Teil seiner Familie und es hatte Zeiten gegeben, in denen sie sich sogar einigermaßen verstanden hatten. Zeiten, in denen Louis noch nicht als unheimlicher Freak bezeichnet worden war, nur weil Teddy nicht damit umgehen konnte, dass der Bruder seiner Schwester dank seines Erbgutes anziehend auf ihn gewirkt hatte. Im Nachhinein konnte Louis die Abneigung, die er so zu spüren bekommen hatte, verstehen. Es war wahrscheinlich nicht einmal seine Schuld gewesen, dass Teddy ihn manchmal so komisch behandelt hatte, sondern einfach die Tatsache, dass er nicht damit hatte umgehen können, dass er Männern gegenüber auch nicht komplett abgeneigt war.

Und dann kam Draco… Teddys eigener Cousin, den er schon als Baby angespuckt hatte. Louis konnte sogar verstehen, wie Teddy sich fühlen musste. Er hatte doch so ähnliche Erfahrungen mit James gemacht und kannte das Gefühl von Scham, wenn man einen zu langen Blick riskierte, genauso gut, wie den Herzschmerz, den die Aussichtslosigkeit so einer Liebe mit sich brachte.

Mitleid stieg in ihm auf, als er realisierte, dass Teddy daran vollkommen kaputt gegangen war, und dass er selbst auch so enden könnte, brachte noch eine Portion Angst mit sich. Draco liebte Bill, hatte ihn immer geliebt und wenn er sich auf Teddy eingelassen hatte, dann nur aus Angst alleine zu sein. Scorpius ging es doch genauso. Für Scorpius hatte es immer nur James gegeben und er konnte das nicht abstellen, genauso wenig wie James seine Gefühle für Scorpius abstellen konnte, selbst wenn er aus Einsamkeit Louis‘ Nähe suchte. Egal, wie er es drehte und wendete, er hatte in jeder Hinsicht verloren. Genauso wie Teddy.

Würde er dann auch so durchdrehen?

„Du verstehst doch gar nichts von Liebe, Louis“, presste Teddy mit einem hörbaren Kloß im Hals hervor, versuchte ihn erfolglos herunterzuschlucken. „Sonst würdest du nicht an Scorpius oder deinen unzählbaren Betthäschen in Hogwarts rumfummeln, nachdem du eine ganze Schublade an Liebesbriefen für James hast.“

Scorpius‘ Finger zuckten auf Louis‘ Hüfte, blieben aber liegen und klammerten sich sofort wieder fest.

„Ich will nur meinen Draco.“ Teddys Augen hörten langsam auf in unzählbaren Farben zu schimmern und wurden wieder ganz langweilig normal, musterten Louis und Scorpius dafür aber überdeutlich angewidert. „Ich kann das nicht. Ihn teilen… das geht nicht. Dann wäre es keine Liebe.“

Schon wieder bewegten Scorpius‘ Finger sich unruhig auf Louis‘ Hüfte, erschlafften kurz darauf und rutschten langsam nach unten. Louis versuchte da nicht drauf zu achten. Er wollte jetzt nicht noch einmal an die unzähligen Gründe denken, aus denen Scorpius glauben könnte, er würde ihn lieben, obwohl es höchstwahrscheinlich gar nicht so war.

„Wenn du ihm wissentlich wehtun willst, dann ist das keine Liebe“, sagte Louis ernst und mit scharfer Stimme, obwohl er glaubte in seinem Inneren schon wieder kleine Stücke seines Herzens herausbrechen zu fühlen. Es war unvorstellbar, wie fest Scorpius ihn in der Hand hatte und dabei nicht einmal wusste, was er alleine mit einer Handbewegung bei ihm anrichten konnte.

„Nein.“ Teddy schüttelte den Kopf und umklammerte seinen Zauberstab fester, konnte so aber nicht verbergen, dass seine Hand heftig zu zittern begann – aus Zorn, wie die Röte, die seinen Hals heraufkroch, deutlich machte. Und Zorn verstand sich zu gut mit Impulsivität, als dass es nicht nützlich sein könnte. „Ihr habt doch keine Ahnung… Er ist alles, was ich noch habe!“

Bei Teddys plötzlich so lauter Stimme konnte Louis verstehen, dass Scorpius vor Schreck zurückzuckte, aber dass er kurz darauf die Stirn fest gegen Louis‘ Schulter presste und weiterhin Schutz hinter ihm suchte, kam vollkommen unerwartet, tat aber unheimlich gut.

„Ich hab keine Freundin mehr und damit auch keine Familie…“ Einen Moment lang glaubte Louis, dass Teddys Augen wieder anfangen würden, farblich verrückt zu spielen, aber nachdem Teddy einige Mal schnell hintereinander geblinzelt hatte, wurden überdeutlich die Tränen in seinen Augenwinkeln sichtbar. „Geschweige denn hatte ich je eine richtige Familie. Meine Mutter hat mich einfach zurückgelassen, um auf eine Selbstmordmission zu gehen, während mein Vater mich doch eh nie haben wollte. Und Harry… hat sich auch nur aus Schuldbewusstsein um mich gekümmert, bis er dann selbst Kinder in die Welt setzen konnte, die bessere Erinnerungen an seine Eltern verkörpern konnten, als der Sohn irgendeines unwichtigen Freundes. Dann war ich abgeschrieben.“ Eine Träne rollte über Teddys Wange und tropfte von seinem Kinn auf den Boden. „Alle verlassen sie mich irgendwann.“

Louis hatte das Gefühl, dass seine Hand ganz von alleine den Zauberstab sinken lassen wollte, aber er musste seine Willensstärke auch gar nicht zusammenkratzen, weil Teddys Zauberstab vorher aus der heftig zitternden Hand fiel, die Teddy auch brauchte, um sein tränenüberströmtes Gesicht zu verbergen. Beide Hände fest gegen die Augen pressend ließ er sich auf den Boden fallen und fing bitterlich zu weinen an.

„Ich will doch niemandem wehtun… Ich will doch nur… nur…“ Der Rest seines sinnlosen Gestammels ging in Schluchzen und Hicksen unter, was Teddy so einnahm, dass Louis sich beruhigt traute über die Schulter zu sehen.

Scorpius‘ Augen ruhten auf Teddy und waren merkwürdig kalt, ähnelten eher denen von Draco, wenn der Louis ansah. So einen abschätzigen Gesichtsausdruck hatte Louis nicht nur nicht erwartet, sondern auch noch nie zuvor bei Scorpius gesehen. Er musste Scorpius gegen die Nase stupsen, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, so fokussiert war der auf Teddy.

„Hey… Würdest du kurz draußen warten?“ Louis fuhr mit der Hand über Scorpius‘ Wange, hätte stundenlang so weitermachen können, obwohl das Schluchzen im Hintergrund leicht störend war. Scorpius schien sich wirklich daran zu stören, oder an irgendetwas an anderem, das Louis nicht nachvollziehen konnte. So ruckartig, wie Scorpius den Kopf wegdrehte und aus dem Zimmer stürmte, fühlte er sich aber fast, als hätte er irgendetwas falsch gemacht.

Er hasste diese Zweifel, die Scorpius‘ Unentschlossenheit in ihm keimen lassen hatte und beständig weiter goss, damit sie ihm noch über den Kopf wuchsen. Eigentlich wollte Louis auch nicht mehr, als einfach eine halbe Stunde glücklich zu sein. Einfach neben Scorpius liegen und ihn wieder so strahlen sehen wie früher, als er noch nicht alles mit Volldampf gegen die Wand gefahren hatte.

Er wusste nicht, ob er das je wieder bekommen würde…

Mit einem Seufzen drehte Louis sich wieder um. „Ted?“ Er hockte sich vor den aufgelösten Mann und legte die Hand auf seine Schulter, schüttelte ihn leicht, bis er einen Blick aus tränenverquollenen Augen bekam. „Du weißt doch selbst, dass du Draco so nicht bekommen wirst. Mach nicht alles kaputt, was du noch hast.“

„Ich hab schon alles kaputt gemacht, was man kaputt machen konnte…“ Teddy wischte sich mit dem Ärmel seiner Robe über die Augen, lehnte sich mit dem Rücken gegen das Bett. „Ich war… Ich war so wütend. Als ich sie zusammen gesehen hab.“ Hustend räusperte Teddy sich und schwenkte den Blick in Richtung Fenster von Louis weg. „Zu zweit in einem romantischen Restaurant, an dem Abend, als Scorpius angegriffen wurde. Sie haben so glücklich ausgesehen…“

Louis konnte sich nur noch daran erinnern, dass Draco und Bill streitend zurückgekommen waren. Kurz bevor alles komplett schiefgegangen war… Wenn sie damals nicht nach Hause gekommen wären, dann hätte Scorpius niemals Louis‘ Koffer umgeworfen und Dinge gefunden, die er nie finden sollte. Dann wäre alles noch gut…

„Ich hab’s nicht ausgehalten, wie sie sich angesehen haben. Draco hat für mich nie so gelächelt.“ Teddy rieb sich erneut Tränen aus den Augenwinkeln. „Ich bin vollkommen kopflos da reingestürmt. Weiß gar nicht mehr, was ich alles gesagt habe, aber… dafür werd ich nie vergessen, wie Draco mich angesehen hat. So voller Hass, dass ich…“ Das Gesicht erneut in seinen Händen vergrabend schluchzte Teddy: „Ich wollte ihm nicht wehtun. Ich wollte nur, dass wenigstens er mich nicht hasst… Er wäre zu mir gekommen, ich weiß es. Ich hätte ihn getröstet, wenn er niemanden mehr gehabt hätte. Wir hätten wieder zusammen sein können…“

Louis‘ Gesichtszüge hatten sich verhärtet. „Du bist erbärmlich. Ich hoffe, dass ich niemals so wie du ende, nur weil ich meinen Cousin zu viel liebe.“

Teddy öffnete den Mund, kam aber nie dazu etwas zu antworten, weil kurzerhand ein Stuhl krachend auf seinen Kopf knallte. Die Augen weit aufreißend verzog Teddy das Gesicht auf eine merkwürdige Art und Weise, bevor er erst schwankte und schließlich zur Seite hin umfiel.

Wie in Zeitlupe drehte und hob Louis den Kopf, um Scorpius sein schockiertes Gesicht zu demonstrieren.

„Ich wünschte, ich hätte noch einen für dich übrig“, sagte Scorpius mit einer eisigen Stimme, die zu seinen eingefrorenen Gesichtszügen passte.

„Wieso hast du… Warte… Für mich auch noch?“ Louis war von diesen neuen Seiten an Scorpius gleichermaßen geschockt, als auch… mehr als ein bisschen angetan. Es war vielleicht krank, aber er war ja schon ein kompletter Freak, also machte es auch nichts, dass er Scorpius mit einem abgebrochenen Stuhlbein in der Hand heiß fand.

„Von wegen du liebst mich.“ Die eisige Stimme war schon Geschichte und das Zittern ging von Scorpius‘ Stimmbändern durch seinen ganzen Körper. „Ich bin nur ein Ersatz. So wie Teddy für meinen Vater. Ihr seid… Ihr seid alle Schweine.“

„Scorpius…“ Louis richtete sich langsam auf und umklammerte die scharfkantige Seite des abgebrochenen Stuhlbeines, damit Scorpius nicht noch etwas anstellte, das weniger heiß war. „Ich hab’s nicht…“

„Lüg mich nicht an. Ich bin nicht dumm genug, um das nicht zu merken.“ Scorpius blinzelte und ließ so Tränen über seine Wangen rollen, machte aber keine Anstalten sie wegzuwischen, obwohl er die Hände jetzt wieder frei hatte, nachdem Louis ihm das Stuhlbein abnahm. „Alle lügt ihr immer nur. Alle, die ich liebe, lügen mich an. Und weißt du was? Deine Lügen verletzen mich immer wieder aufs Neue. Aber dass mein Vater ein verlogener Bastard ist, das bringt mich fast um.“

„Das ist aber kein Grund, jemand anderen fast umzubringen.“ Louis warf das splittrige Holz hinter sich und machte einen Schritt auf Scorpius zu, fasste ihn am Handgelenk, als Scorpius mit tränenden Augen auf Teddy heruntersah, dem ein wenig Blut über die Schläfe rann, sich mit noch nicht getrockneter Tränenflüssigkeit mischte.

„Der Vater…“ Scorpius schnappte zittrig nach Luft. „…den ich geliebt habe, existiert gar nicht. Alles, was ich an ihm bewundert habe, ist in den letzten Monaten einfach zusammengekracht. Und du…“ Er versuchte sein Handgelenk loszureißen, aber Louis verstärkte seinen Griff, würde Scorpius jetzt auf keinen Fall loslassen. „Du bist auch nicht der, für den ich dich gehalten habe. Teddy erkenn ich auch nicht wieder und…“ Tränen perlten sich zwischen Scorpius‘ Wimpern, als er die Augen fest zusammenkniff. Er presste die Hand gegen seinen Mund und schüttelte leicht den Kopf, wollte nicht akzeptieren, dass er sich so leicht hatte täuschen lassen. Für ihn musste wirklich gerade der letzte Teil seiner früher so heilen Welt zusammenbrechen, und Louis wünschte so sehr, dass sie immer perfekt und ohne Risse geblieben wäre. „Die einzige Konstante, die ich habe, ist James. Und das hab ich ruiniert. Weil ich ein Angsthase bin… Deswegen werd ich das hier auch ruinieren… Ich erkenn nicht einmal mich selbst wieder.“

„Komm her…“ Louis zog Scorpius gegen seine Brust und schlang die Arme fest um ihn, presste eine Hand auf den weißblonden Haarschopf, als Scorpius das Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. „Ich mach’s wieder gut, Scorpius. Versprochen. Du musst nicht mehr wütend sein…“

Scorpius hielt sich auch dann nicht an Louis fest, als der ihn so fest an sich drückte, dass er jeden einzelnen Knochen spüren konnte. „Aber es tut so weh…“

„Oh, entschuldige.“ Louis ließ lockerer, worauf Scorpius leise glucksend und irgendwie doch schniefend den Kopf hob. „Wenn du wütend sein willst, dann wickeln wir Schaumstoff um das Stuhlbein und du darfst weiter Teddy verprügeln. Dabei siehst du auch unglaublich sexy aus.“

Die roten Flecken auf den blassen Wangen und das verlegene Lächeln passten viel besser zu Scorpius. „Ich hatte fast vergessen, dass du auch Humor hast“, sagte Scorpius leise, hob kurz darauf aber leicht die Schultern. „Wenn auch einen etwas merkwürdigen.“

„Ich hätte auch herumschreien können, warum du Teddy eins mit einem Stuhl übergezogen hast, wenn dir das lieber gewesen wäre, aber…“ Louis warf einen Blick auf Scorpius‘ Cousin. „Verdient hat er’s schon…“

„Du bist dir unsicher dabei?“ Scorpius musterte Louis skeptisch. „Ausgerechnet du?“

Louis lächelte Scorpius an. „Ich bin auch nur ein Mensch, Dummerchen.“

Scorpius erwiderte sein Lächeln nicht. „Das schein ich wohl auch manchmal zu vergessen“, sagte er wieder etwas kälter, als Louis es von ihm gewohnt war. Sich von Louis losmachend drehte er sich Teddy zu und flüsterte: „Und wer weiß, ob es jetzt noch stimmt.“

Louis tat so, als hätte er das nicht gehört und zückte den Zauberstab. „Fesselspielchen?“ Grinsend wich er Scorpius‘ Hand aus, die ihn so nur leicht an der Schulter streifte, anstatt ihn für diesen Kommentar zu schlagen.

„Das hat er nun wirklich nicht verdient.“ Tadelnd den Kopf schüttelnd bewegte Scorpius sich auf die Bettkante zu und ließ sich darauf fallen, starrte relativ abwesend an die Wand, während Louis Teddys Hände sicherheitshalber zusammenband.

„Manche bezahlen dafür“, murmelte Louis, überprüfte noch einmal, ob Teddy sich irgendwie losreißen und dann wieder Amok laufen konnte, und setzte sich dann neben Scorpius, der aber lieber eine halbe Ewigkeit vor sich hinschwieg. Louis überlegte, ob er ihm genauer erläutern sollte, wieso er nicht gelogen hatte, als er gesagt hatte, dass er Scorpius lieben würde. Bei sowas konnte er gar nicht lügen. Wieso konnte Scorpius ihm das nicht einfach glauben?

„Louis?“ Er machte sich schon auf die nächste Abfuhr gefasst und atmete tief durch, bevor er es wagte Scorpius anzusehen. „Nimmst du mich nochmal in den Arm?“

Vor Überraschung reagierte Louis erst einmal nicht, ließ Scorpius aber gar nicht erst verunsichert die Finger ineinander schieben und rutschte näher. Vorsichtig legte er den Arm um Scorpius‘ Schultern und lächelte wieder, als Scorpius sich schutzsuchend gegen seine Brust drückte. Den anderen Arm auch noch um Scorpius legend schloss Louis die Augen und hoffte, dass dieses Glücksgefühl diesmal nicht sofort wieder weggespült werden würde.

„Für einen Moment…“ Scorpius war schlecht zu verstehen, so fest vergrub er das Gesicht in Louis‘ Hemd, und es bestand auch die kleine Möglichkeit, dass Louis gar nicht hören wollte, was Scorpius ihm sagen wollte. „…hab ich mir gedacht, dass mein Vater es verdient hätte, wenn er…“ Scorpius unterbrach sich selbst mit einem Kopfschütteln. „Ich kann nicht glauben, dass er so ein Mensch sein soll. Louis, sag mir, dass ich mich einfach wiedermal komplett irre.“

Louis verhinderte, dass Scorpius ihn ansah, indem er das Kinn auf dem weißblonden Haarschopf abstützte, dabei zärtlich mit den weichen Nackenhaaren spielte. „Du solltest ihn fragen, wenn er wieder da ist“, sagte er schließlich mit einem Seufzer. „Immerhin weißt du nicht jedes Detail. Teddy und er müssen ja niemals wirklich etwas miteinander gehabt haben. Und was meinen Vater angeht… ich bin mir verdammt sicher, dass deine Mutter davon wusste. Du darfst deinen Vater nicht dafür hassen, dass er dir eine glückliche Familie schenken wollte.“

„Aber du darfst das?“ Scorpius konnte zum Glück immer noch nicht hochsehen, sonst hätte er einen verdutzten und leicht ratlosen Ausdruck in Louis‘ Gesicht gesehen. „Nein, natürlich darfst du das nicht, aber du nimmst dir das Recht dazu einfach. Also sag mir jetzt einfach, dass mein Vater meine Liebe wert ist.“

Louis lehnte sich zurück und suchte Scorpius‘ Blick, aber der fixierte sich auf seine Brust. „Dein Vater ist ein Mensch, Scorpius, der wirklich ein paar größere Fehler in seinem Leben gemacht hat, als das Beste für seinen Sohn zu wollen.“ Er umfasste Scorpius‘ Gesicht und bekam jetzt endlich seinen ersehnten Blickkontakt. „Kannst du dir nicht denken, warum dein Vater plötzlich verschwindet?“

Scorpius schüttelte leicht den Kopf, so gut er es mit Louis‘ Händen, die ihn fest im Griff behielten, eben konnte. „Er könnte Angst haben… oder er findet mich immer noch merkwürdig und will nicht in meiner Nähe sein… oder…“

„Oder er will dich beschützen“, redete Louis dazwischen, worauf Scorpius den Blick schuldbewusst senkte. „Das weißt du doch. Dein Vater liebt dich über alles und wird nicht zulassen, dass dir wegen den Antipathien, die er sich vor Jahrzehnten eingehandelt hat, noch einmal irgendetwas passiert.“

„Das hat er dir aber nicht gesagt“, presste Scorpius störrisch hervor.

„Nein, aber…“ Louis musste erneut seufzen, klopfte Scorpius liebevoll gegen die Wange. „Ach, Dummerchen… Du denkst nur, dass es richtig wäre, auf deinen Vater sauer zu sein, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du ihn liebst. Oder?“

Scorpius grub die Zähne tief in seine Unterlippe, ließ sich aber nicht lange Zeit, bis er schließlich nickte. „Wenn ich eines ganz sicher weiß, dann das.“ Er lächelte, sah dabei sehr erleichtert aus. „Ich wünschte, dass ich meine Gefühle für James und dich so klar definieren könnte.“

Louis beugte sich vor, lehnte die Stirn gegen Scorpius‘. „Musst du nicht. Solange du weißt, dass es Liebe ist, was du für mich empfindest. Es gibt verschiedene Arten von Liebe.“

Scorpius‘ Lächeln verschwand nicht. „Du musst dich da ja auskennen“, sagte er und lehnte sich wieder gegen Louis, suchte zum Glück weiterhin seine Nähe. Louis wusste nicht, was er tun würde, wenn er Scorpius auch noch verlieren würde… Wahrscheinlich endete er dann auch irgendwann gefesselt in einem Hotelzimmer, nachdem man ihn bewusstlos hatte schlagen müssen.

°°°

„Bei Merlins Bart, Sie bluten!“ Nein, wirklich? Das hatte er noch gar nicht gemerkt. James verdrehte zum gefühlt tausendsten Mal die Augen und ließ sich von der besorgt kreischenden Dame nicht aufhalten. Auf jeder Etage dieses verdammt hohen Gebäudes wurde ihm dasselbe nachgerufen, aber es war ihm absolut egal, ob er den Boden einsaute und komplett ruinierte.

Er musste nach oben. Er musste Scorpius‘ Vater davon abhalten, etwas verdammt Blödes zu tun. Wenn er das nicht schon getan hatte, weil er einen kleinen Vorsprung hatte, den James eigentlich hätte aufholen können, weil er nicht so schlimm verletzt war, wie Draco. Sein Problem war nur, dass er dank des Portschlüssels mit voller Wucht auf den Rücken geknallt war und seine Wunden so wieder aufgerissen waren. Der Schmerz war momentan allerdings zweitrangig.

Keuchend schlitterte James auf die letzte Etage. Er war sportlich, seiner Meinung nach sogar ein Spitzensportler, aber Merlins Bart, drei Runden um den Schwarzen See plus die Treppen hoch zum Gryffindorturm waren weniger anstrengend, als dieser ewige Kreislauf an Stufen, die hoch zu Georges Büro führten, das natürlich ganz oben im fünfzehnten Stock lag. Wenn sein Onkel das hier überlebte, dann würde James ihm sehr hartnäckig den Vorschlag für einen Fahrstuhl unterbreiten.

Aber der sarkastische Gedanke flog ganz schnell wieder aus seinem Kopf, als er das verwaiste Stockwerk vorfand und auch sofort die offenstehenden Flügeltüren bemerkte. Blutstropfen auf dem Boden waren James Ansporn genug, seine Schritte noch einmal zu beschleunigen. Er stürzte in das Büro seines Onkels und fast in den Rücken von einem sehr großen, breitgebauten Mann in schwarzer Robe, der den Zauberstab in die Mitte des Raumes richtete. James musste sich an ihm vorbeilehnen, um sich den nächsten Schock abzuholen.

Fred, der doch eigentlich in Rumänien hatte sein sollen, bekam so fest Dracos Zauberstab gegen die Schläfe gedrückt, dass er schmerzhaft das Gesicht verzog. Dass er dermaßen Angst haben sollte, konnte James sich bei Fred nicht vorstellen, aber er sah eindeutig Schweißperlen auf der Stirn seines Cousins glitzern. Das Blut auf seinen Wangen und in seinen Haaren gehörte aber eindeutig Draco, der die freie, vollkommen blutverklebte Hand in Freds feuerroten Haaren vergraben hatte und ihn so fest im Griff hielt.

Dass Scorpius‘ Vater sich noch auf den Beinen halten konnte, war bei seiner Verletzung ein Wunder. Sein Verband war inzwischen vollkommen blutdurchtränkt und glänzte nass im grellen Licht der Bürobeleuchtung. Die grauen Augen funkelten trotzdem lebendig und waren stur auf den massiven Schreibtisch vor den bodenlangen Fenstern gerichtet.

Onkel George starrte genauso stur zurück, aber in seinen Augen glänzte gar nichts, und das von hinten kommende Licht trug nicht gerade dazu bei, dass man irgendeine Emotion leicht finden konnte. Nur seine Haltung zeugte von Überraschung, vielleicht auch Schock und dann wahrscheinlich Dracos Drohung sich nicht zu bewegen. Die Hände auf seinem Schreibtisch aufgestützt hatte er sich nur halb aufgerichtet und ließ sich jetzt hoffentlich etwas einfallen, um Draco von Fred wegzubekommen.

Damit hatte James nämlich absolut nicht gerechnet.

„Lass ihn sofort los, verdammt nochmal!“, platzte es aus ihm heraus und er stürmte nach vorne, wurde aber von dem wahrscheinlich Sicherheitsmann am Kragen gepackt und zurückgezogen, sofort in einen festen Klammergriff gezogen, der den Schmerz seines Rückens noch einmal vergrößerte. „Draco!“

Draco drehte sich nicht einmal in seine Richtung. „Du siehst, dass ich Recht hatte, Weasley. Damit hast du nicht mehr ganz so viel Zeit. Sobald Potter durch diese Tür tritt, bleibt es nicht mehr bei einer Drohung.“

„Daddy…“ Da war Angst in Freds Stimme. Er gab eine Mischung aus Fiepen und Wimmern von sich, als Draco ihn an seinem Kopf ruckartig näher zog, wieder zwang aufrecht zu stehen. „Daddy, bitte…“ Erst jetzt bemerkte er, dass Fred seinen Arm fest umklammert hielt und dass das sicher nicht Dracos Blut war, das seinen Ärmel rot färbte.

„Fred, keine Sorge. Ich habe das hier unter Kontrolle.“ Georges Stimme war fest und ruhig, ganz so, als hätte er nicht bemerkt, dass sein Sohn verletzt war, oder er blendete es einfach aus.

Draco lachte auf. „Du denkst, du hättest mich unter Kontrolle, Weasley?“ Er machte eine ausholende Bewegung mit dem Zauberstab über Freds Brust, bevor er die Spitze wieder gegen dessen Schläfe drückte. Währenddessen knickte Fred wimmernd ein. Draco zog ihn wieder hoch, während blutrote Streifen durch den Stoff von Freds Hemd sichtbar wurden, als hätte jemand ihn darunter aufgeschlitzt.

„Da…Daddy…“ Freds schwer zitternde Stimme ließ George die Hände auf seinem Tisch zu Fäusten ballen. „Hilf mir…“

„Das ist es, was du mit meinem Sohn gemacht hast!“, übertönte Draco Freds Stimme, die nicht mehr als ein Hauchen war. „Dieses Monster hat nach und nach jeden Zentimeter seiner Haut aufgeschlitzt und ihn blutend in den Dreck geworfen! Alleine! Ohne Zauberstab! Ohne die Aussicht, dass jemand ihm helfen würde!“ Draco holte tief Luft, als seine Stimme heiser vom Schreien wurde. „Du hast meinen Sohn getötet.“

George richtete sich langsam zu seiner vollen Größe auf, ließ die Hände aber für Draco sichtbar auf dem Schreibtisch liegen. „Dein Sohn lebt, Malfoy.“

„Mein Sohn…“ Draco ließ den Zauberstab über Freds Hals gleiten und zog so eine blutrote Spur über die dunkle Haut. „Mein Sohn wird von der Seele eines anderen Menschen am Leben gehalten. Nennst du das leben? Ändert das etwas an den Tatsachen? Du wirst das bereuen, Weasley.“

„Du denkst, dass du mir so drohen kannst? Mit meinem Sohn?“ Georges Mundwinkel zogen sich zu einem schauderhaft grausamen Grinsen. „Da hast du dich geirrt.“

Etwas streifte James von hinten und riss ihn fast aus den Armen des Mannes, aber er wurde wieder gepackt, bevor er sich losreißen konnte. Nur wenige Zentimeter von ihm entfernt blieb sein Onkel Bill gerade geschockt stehen und ließ bei dem Anblick fast seinen Zauberstab aus der Hand gleiten, konnte ihn in letzter Sekunde noch fest umschließen.

„Draco, was tust du da?“, brachte er entsetzt hervor.

Draco drehte sich ihm aber auch nicht zu, obwohl ein leichtes Zucken durch seinen Körper ging. „Dir bleibt jetzt nicht mehr viel Zeit, Weasley. Ich mache Ernst.“

„Wie wäre es mit einem Vorschlag, Malfoy“, machte George sich endlich daran seinen Sohn zu retten. „Du drehst dich jetzt um und läufst ganz schnell weg, bevor meine Leute dich in die Finger bekommen.“

Draco riss Fred an den Haaren nach vorne und stieß ihn auf den Boden, zwang ihn dazu sich auf den Boden zu knien. „Sag deinem Daddy ‚Leb wohl‘.“ Er presste den Zauberstab gerade gegen Freds Nacken und öffnete bereits den Mund, stoppte aber, als George ihm dazwischen redete:

„Wenn du es plötzlich kannst, dann tu es, Malfoy“, sagte er emotionslos. „Mich triffst du damit nicht.“ Fred wimmerte auf. Tränen mischten sich mit dem Blut auf seinem Gesicht. „Er bedeutet mir nichts.“

„Du hast noch ein paar Sekunden, Weasley. Überleg dir gut, was du als nächstes sagst.“ Draco stieß Freds Kopf nach vorne, legte seinen Nacken komplett frei, worauf Georges Augen sich auf eine unmenschliche Größe weiteten.

„Wenn du ihn töten willst, dann tu es, Malfoy. Er ist für mich nur ein fehlgeschlagenes Subjekt. Nicht mehr“, blieb George vollkommen kalt, wirkte durch seine weitaufgerissenen Augen, als hätte er sein halbes Leben in Askaban verbracht.

Ob Draco daraufhin wirklich einen Todesfluch gesprochen hätte, blieb für immer sein Geheimnis. James spürte den Windzug hinter sich und hörte dann die Stimme seines Vaters eine Zauberformel schreien. Mit einem plötzlichen Ruck wurde Draco von den Füßen gerissen und gegen die Wand geschleudert, kam mit solch einer Wucht auf, dass er einen Moment tief in die Mauer gedrückt wurde und sogar Risse hinterließ, als er nach vorne fiel und Sekundenbruchteile später mit dem Gesicht auf dem Boden landete. Eine Pfütze aus Blut bildete sich in Windeseile um ihn herum. James blieb jedes Wort im Halse stecken und nicht einmal Bill schrie, dafür übertönte Georges „Nein!“ jedes laute Keuchen.

Mit plötzlich leichenblassem Gesicht stürzte George auf Fred zu und drehte ihn auf den Rücken, zog den Kopf seines kaum atmenden Sohnes in seinen Schoß. Mit zitternden Händen klammerte Fred sich an sein blutiges Hemd und gab rasselnde Geräusche von sich, versuchte vielleicht etwas zu sagen, aber jeder Ton verursachte nur einen kleinen Schwall an Blut, der aus der klaffenden Wunde an seinem Hals hervorbrach.

„Freddie, bitte…“ George schüttelte verzweifelt den Kopf, bevor er sich mit purem Zorn in den Augen auf Harry fixierte, der in den Raum geplatzt kam. „Du Idiot! Wenn Malfoy jetzt draufgeht, dann auch der Einzige, der diese Wunden wieder heilen kann!“

„Draco…“ Während George anfing Harry anzuschreien setzte Bill sich in Bewegung und raste in Windeseile auf Draco zu. James konnte sich gleichzeitig losmachen und musste sich nicht einmal entscheiden, wo er hinlaufen sollte, weil George seinen Sohn hochhob und ebenfalls auf Draco zuhastete. Schlitternd ließ er sich neben ihn auf den Boden fallen, während James rutschend zum Stehen kam und schluckend auf den Mann in seiner Blutlache schaute, der genauso aussah, wie in seinem verfluchten Traum. Nur, dass er diesmal einen gewissen Sicherheitsabstand wahrte, aber genau zusah, wie Bill Draco herumdrehte, ihn ähnlich in seine Arme zog, wie George eben seinen Sohn.

„Draco? Draco?“ Bill tränten die Augen, als er eine Hand auf die unter dem vielen Rot blasse Wange legte und das Blut wegwischte, das Draco aus dem Mundwinkel rann. „Bitte…“ James‘ Blick fiel gleichzeitig mit dem seines Onkels auf die regelrecht aufgeplatzte Wunde in Dracos Seite. Der Verband war verrutscht und offenbarte nicht einmal mehr Haut. Schnell wandte er den Blick ab und fühlte Galle seinen Hals heraufsteigen, als er nicht nur mehrere Schichten Fleisch, sondern auch merkwürdig pulsierende Dinger sah, über die er lieber gar nicht genau nachdenken wollte.

„Ist er wach? Weck ihn auf, Bill! Sofort!“ George fischte Dracos Zauberstab aus der Blutlache und hielt ihn Bill hin, der ihn hasserfüllt anstarrte und das Holz, von dem Blut wie Wasser tropfte, einfach ignorierte. George knurrte auf und griff Dracos Hand, schloss die leblosen Finger um das Holz. „Malfoy?! Malfoy! Verdammt nochmal, ich tu alles, aber heb diesen Fluch auf!“

„Verschwinde“, knurrte Bill und klang bedrohlicher als jeder verwandelte Werwolf, aber George ignorierte ihn einfach. Bill öffnete erneut den Mund, als Dracos schwerer Atem seine Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. „Baby… Alles wird gut, Draco. Ich bring dich sofort ins St. Mungos.“ Er umklammerte Draco fester, machte Anstalten aufzustehen und wurde von Georges Hand zurückgehalten.

„Appariersperre. Du müsstest aus dem Fenster springen oder die Treppen runterfliegen können.“ George schien sich nicht dafür zu interessieren, dass sein Bruder seine Hand wegschlug und klammerte sich eben an seinem Sohn fest. „Es ist zu spät. Lass ihn wieder gutmachen, was er angerichtet hat.“

„Eher spring ich aus dem Fenster!“, schnauzte Bill und für einen Moment glaubte James, dass sein Onkel das wirklich tun würde, aber erneut hielt Dracos Röcheln ihn davon ab.

„Mein Sohn“, brachte Draco kaum hörbar hervor. „Er soll schwören… William, bitte… Er soll’s dir schwören.“

„Ich tu’s doch! Verdammt, mach endlich, Malfoy!“, schnauzte George, bevor Bill etwas zu Draco sagen konnte.

Die Augenlider aufschlagend offenbarte Draco mattes Grau, das jetzt alles andere als lebendig wirkte. Mit zitternder Hand machte er eine kurze Bewegung in Freds Richtung und ließ den Stab aus dem Schlenker heraus fallen, hatte nicht einmal mehr Kraft seine Hand oben zu halten. George beachtete das gar nicht mehr und zerrte Fred herum, drehte Draco den Rücken zu.

James wusste nicht, wo er hinschauen sollte. Die beiden Bilder glichen sich so erschreckend und waren gleichzeitig verstörend unterschiedlich. George hatte Erfolg damit den Zauberstab über Freds Wunden fahren zu lassen, verschloss die erfolgreich und ließ das Blut zurück dahin fließen, wo es hingehörte, auch wenn Fred die Augen noch nicht wieder aufgemacht hatte.

Bill dagegen warf frustriert seinen Zauberstab gegen die Wand, als er wie auch letzte Nacht schon einfach keine Veränderung der Verletzung erreichte. Der Aufprall musste die inneren Wunden noch verschlimmert haben und nach dem, was James gesehen hatte, hatten Dracos Rippen wohl auch nicht mehr genügend Stabilität um alles an Ort und Stelle zu halten.

„Ich bring dich hier rechtzeitig raus.“ Bill versuchte Draco anzulächeln, aber mehr als eine schräge Grimasse kam dabei nicht heraus. „Wir kriegen das hin. Wie immer. Vertrau mir.“

Draco blinzelte schnell hintereinander, als Bills Tränen auf sein Gesicht fielen. „Ich wusste es…“ Die sonst so weißen Zähne waren vollkommen rot und Draco spuckte dazu noch einen ganzen Schwall Blut aus, der direkt auf Bills Hemd traf. So blutbeschmiert sah Bill selbst aus, als würde er verbluten, aber er scherte sich da kein Stück drum und drückte Draco fest an sich. „So…sorg dafür, dass er schwört“, hauchte Draco, die Augen langsam zufallend.

Bill schüttelte den Kopf. „Sorg selbst dafür.“ Er legte die Hand auf Dracos Wange, verursachte so ein Lächeln. „Draco.“

„Bill…“ Draco leckte sich langsam das Blut von den Lippen. „Komm her.“

Die Augen zusammenkneifend und so weitere Tränen auf Draco fallen lassend lehnte Bill sich herunter. Als er sanft die Lippen gegen den immer noch blutroten Mund drückte, erwiderte Draco kurz den Kuss, weshalb James sich herumdrehte. Er hörte ein wohliges Seufzen hinter sich und versuchte das nicht mit dem Geräusch zu übertönen, das sich schmerzhaft den Weg aus seinem Hals grub.

James wünschte sich, er hätte sich lieber nicht umgedreht, denn dann hätte er nicht sehen müssen, wie sein Vater vollkommen starr nur wenige Meter von ihm entfernt stand und nichts tat. Dabei sollte er doch ein Held sein. Hinter sich hörte James Bill ein leises „Nein“ schluchzen und er ballte die Hände zu Fäusten, hätte sie Harry zu gerne in die schockierte Fresse gerammt, bis sie genauso blutüberströmt wäre.

„Er wusste, dass du ein leicht manipulierbarer Idiot bist“, presste James hervor, worauf Harry ihm nicht mehr in die Augen schauen konnte. „Wärst du nicht gekommen, dann hätte er Fred doch niemals was getan, dann hätte George auch keine Angst haben müssen und… Wir hätten das anders regeln können.“ James schüttelte den Kopf und drehte sich wieder um, bekam so gerade noch mit, wie Bill den Arm nach seinem Bruder ausstreckte und den am Handgelenk packte. George musste aufhören Fred das Haar aus der Stirn zu streichen und ließ sich zu seinem Bruder ziehen.

„Du schwörst. Auf der Stelle. Dass du Scorpius nie wieder irgendein Leid zufügst.“ Vor Zorn, Hass und Trauer bebte Bills Stimme, auch dann noch, als er sich an James wandte. „Zeuge. Du, James. Komm her.“ Mit einem Arm Dracos Körper umklammernd, der regungslos den Kopf an Bills Brust lehnen hatte, nickte Bill James zu sich.

George verzog das Gesicht, sträubte sich aber nicht und nickte. „Ich schwöre. Keine Sorge…“

„Sei still“, fuhr Bill ihn rau an. „Du redest nie wieder ungefragt mit mir.“ Er grub die Finger so tief in Georges Handgelenk, dass sich sichtbarer Schmerz in dessen Züge grub. Trotzdem griff er ebenfalls Bills Handgelenk, wandte aber den Blick ab, da er sonst mit dem unschönen Bild in Bills Armen konfrontiert wurde.

James streckte den Zauberstab aus.

„Wirst du, George, Scorpius Malfoy nie wieder irgendwelches Leid antun oder jemand anderen dazu anstiften, Scorpius zu schaden?“ Daran hätte James nicht gedacht. Er hätte George eine Option offengelassen und so wie sein Onkel gerade zuckte, hätte der diese auch genutzt. James wollte ihm dafür am liebsten vor die Füße kotzen.

„Ich schwöre“, presste George widerwillig hervor und James hatte wirklich Angst, dass die Flamme nicht schnell genug aus seinem Zauberstab schoss, um diesen Schwur zu besiegeln.

„Schwörst du außerdem, dass du dir endlich Hilfe suchen wirst?“ Bill zerquetschte fast Georges Hand, als der sie wegziehen wollte.

„Bill…“ George verdrehte die Augen. „Ich hab doch getan –“

„Dein scheiß Trauma ist hierfür verantwortlich.“ Bill zog George mit einem Ruck näher, lenkte seinen Blick so auf Draco, wenn auch nur für eine Sekunde. „Du hast bekommen was du wolltest. Jetzt trag die Konsequenzen und sorg endlich dafür, dass sowas nie wieder passiert. Sorg dafür, dass du deinem Sohn auch zeigen kannst, wie sehr du ihn liebst.“

George senkte den Blick. „Ich schwöre…“

Kaum hatte die letzte Flamme sich um die Handgelenke der beiden Brüder geschlossen, glühte sie gleißendhell auf und brannte sich tief in die mit Sommersprossen bedeckte Haut, hinterließ vielleicht für immer Spuren, vielleicht auch nur für eine Weile, aber James wünschte sich, dass es etwas gab, das George immer an den Tag erinnern würde, an dem er den bittersüßen Geschmack von Rache probiert hatte.

James steckte den Zauberstab weg und Bill zog blitzschnell seine Hand von Georges weg. Während George sich wortlos wieder seinem Sohn zuwandte, schloss Bill jetzt wieder beide Arme um Draco. Einen Moment wirkte er, als wolle er Draco schütteln und aufwecken, beugte sich dann aber nur über ihn und verbarg das Gesicht in den blutigen Roben, wollte seine Tränen verstecken.

James senkte den Blick und entdeckte Dracos Zauberstab in der Blutlache. Vollkommen ratlos, wie er das Scorpius beibringen sollte, hob er das Weißdornholz auf und versuchte es geistesabwesend zu säubern.

°°°

„Ich rede mit ihm.“ Scorpius lächelte, als er sich mit den Ellenbogen auf dem Fensterrahmen abstützte. Die Sonne sank in einem orangefarbenen Licht tiefer und würde sicher bald untergehen. Aber er musste ja keine Angst vor Werwölfen haben, die aus der Dunkelheit geschossen kamen, solange Louis bei ihm war, der jetzt einen Arm um seine Hüfte schlang und sich von hinten gegen ihn presste.

Louis presste ihm einen Kuss in den Nacken, worauf Scorpius sich zu ihm umdrehte.

„Ich hab immer nur abgeblockt. Nicht nur bei meinem Vater… Ich wollte auch über James oder dich nichts Neues wissen. Aus Angst… dass meine Erwartungen nicht erfüllt werden. Aber… es wird ja immer nur schlimmer, wenn ich mich daran klammere, dass früher alles besser war.“ Scorpius fühlte sich bestärkt in dem Gefühl, dass er gerade absolut richtig dachte, als Louis ihn anlächelte.

„Dinge verändern sich, Menschen verändern sich.“ Louis drehte ihn ganz zu sich herum und zog ihn an sich, fuhr ihm so liebevoll über die Wange, dass das Kribbeln fast unerträglich wurde. „So komplexe Wesen und daraus folgende verworrene Beziehungen, das ist ja noch neu für dich. Darüber reden hilft dir am besten alles zu verstehen.“ Vorsichtig spitzte er die Lippen und drückte sie gegen Scorpius‘ Nasenspitze, brachte ihn so zum Glucksen. „Und wenn nicht, dann hast du ja noch mich. Ich soll ganz gut darin sein, Dinge zu erklären.“

Scorpius legte den Kopf leicht schief. „Sicher, dass du das mit mir aushältst? Nennst mich ja nicht umsonst ‚Dummerchen‘“, sagte er und hob das Kinn leicht, brachte seine Lippen so auf eine Höhe mit Louis‘.

„Es ist merkwürdig, aber…“ Louis schien kurzzeitig mit den Gedanken woanders zu sein, weshalb Scorpius keinen Kuss bekam. „…irgendwie fühle ich mich… auf einmal so befreit. Als würde jetzt alles gut werden.“

„Ach?“ Scorpius runzelte die Stirn, was Louis wohl niedlich zu finden schien, weil er lächelnd versuchte die Falten glatt zu streichen. Sich an Louis‘ Hüfte klammernd lehnte Scorpius sich vor und sah über Louis‘ Schulter zu seinem bewusstlosen Cousin. „Ich fühl mich grad irgendwie komisch.“ Er presste sich eine Hand auf den Brustkorb, als Louis ihn wegdrückte und besorgt musterte. Die Schultern zuckend verdeutlichte Scorpius, dass er nicht wusste, woher dieses beklemmende Gefühl kam, aber Louis schien wie immer eine recht plausible Erklärung zu haben.

„Es geht dir noch nicht gut. Du solltest dich auch eigentlich ausruhen…“ Louis griff Scorpius‘ Hand und zog ihn zu dem Bett. „Leg dich hin und schlaf ein bisschen. Ich wecke dich, wenn die anderen wieder da sind.“

Scorpius rollte sich zusammen und ließ sich von Louis zudecken. Er versuchte zu lächeln, als Louis ihm das Haar aus der Stirn strich, aber etwas hielt ihn davon ab. Während Louis plötzlich strahlte, als hätte er das gesamte Glück der Welt für sich gepachtet, verspürte Scorpius den heftigen Drang zu weinen.


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