von Dr. S
Schon bevor er die Augen öffnete, merkte Scorpius, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Erst einmal lag er auf dem Bett, das eigentlich fĂŒr seinen Vater vorgesehen war, und dann war er auch noch vollkommen alleine in dem kleinen Schlafzimmer. Sich die aufgedunsenen Augen reibend setzte Scorpius sich auf und schaute sich um.
Man hatte es wohl nicht fĂŒr nötig befunden ihn zu wecken. VerstĂ€ndlich, da er ja nicht mehr als Ballast war.
Scorpius ballte die HĂ€nde zu FĂ€usten und presste die Lippen schmerzhaft fest zusammen. Er wollte aber nicht mehr behandelt werden, als wĂŒrde er bei jeder Gelegenheit sofort zerbrechen. Immerhin war er nicht der Einzige, der in den letzten Tagen fast sein Leben eingebĂŒĂt hatte, und wahrscheinlich sogar der Letzte, der dieses weiche Bett verdient hatte.
Scorpius schlug die Decke beiseite und rutschte schwerfĂ€llig an den Rand, atmete tief durch. Sein Herz begann schneller zu klopfen und rammte sich mit jedem Schlag heftig gegen seinen Brustkorb, sodass er Angst hatte, seine Rippen wĂŒrden in KĂŒrze einfach gesprengt werden. Seine HĂ€nde zitterten heftig, waren blasser als normalerweise und die sonst eigentlich blauschimmernden Venen auf seinen HandrĂŒcken waren vollkommen unsichtbar.
Er konnte sich schemenhaft an all das Blut erinnern, das er verloren hatte. NatĂŒrlich war das nicht ganz plötzlich wieder da, auĂer Louis hatte es magisch eingesammelt und ihm wieder eingeflöĂt, was Scorpius bei dieser merklichen SchwĂ€che und MĂŒdigkeit aber bezweifelte. Wenn er mehr Energie hĂ€tte, dann könnte er beweisen, dass er nicht nur ein schwĂ€chliches AnhĂ€ngsel war.
Die ersten Schritte waren wackelig, aber bevor er wirklich ins Stolpern geraten konnte, erreichte er die TĂŒr und klammerte sich einen Moment an ihr fest. Die ZĂ€hne aufeinanderbeiĂend zog er sich in eine aufrechtere Position und versuchte schon einmal zu lĂ€cheln, damit er nicht so aussah, wie er sich fĂŒhlte, wenn er gleich seinem Vater in die Arme laufen wĂŒrde. Und sein Vater machte sich wieder nur Sorgen um ihn, scherte sich dabei nicht um seine eigenen Verletzungen und genauso wenig um Scorpiusâ Sorge um ihn. Dabei wusste Scorpius nicht, was er ohne seinen Vater tun sollte.
Mit einem KopfschĂŒtteln versuchte er den kurz aufflammenden Gedanken loszuwerden. Niemals wĂŒrde sein Vater ihm das antun. Diese unmittelbare NĂ€he und stetige Bedrohung, dass jeder in seiner NĂ€he und sogar er selbst plötzlich nicht mehr da sein könnte, fĂŒllte Scorpius mit einer schier unertrĂ€glichen Angst, die er nie zuvor gespĂŒrt hatte. Dass er damit nicht umgehen konnte oder können wĂŒrde, war wohl nicht nur ihm, sondern allen klar.
Genauso wenig konnte er allerdings mit der Leere im nĂ€chsten Zimmer umgehen. Niemand saĂ am Tisch oder auf der Couch, so wie gestern noch. Die BadezimmertĂŒr war dafĂŒr angelehnt und als er sich durch den Wohnraum schleppte, hörte Scorpius allmĂ€hlich das lauter werdende Rauschen der Dusche. Zumindest einer war also hier, wĂ€hrend die anderen sicherlich etwas essen gegangen waren. Es war ja auch schon relativ spĂ€t und niemand auĂer Scorpius musste anscheinend den halben Tag verschlafen â egal, wie schwer verletzt die waren. Sogar Bills Verletzung am Kopf schien schlimmer gewesen zu sein, als sie zuerst gedacht hatten. Jedenfalls hatte er sehr wirre Dinge geredet, bis man ihm die Wunde vernĂŒnftig versorgt hatte.
âHallo?â Scorpius klopfte zaghaft gegen die TĂŒr, worauf das Wasser abgestellt wurde. âĂhm, ich⊠ich wollte nichtâŠâ Bevor er sich vernĂŒnftig fĂŒr die Störung entschuldigen konnte, wurde die TĂŒr aufgezogen und Louis lĂ€chelte ihn durch feuchte HaarstrĂ€hnen hindurch an.
âWird das zur Gewohnheit, Dummerchen?â, fragte er und fĂŒgte auf Scorpiusâ verstĂ€ndnisloses KopfschĂŒtteln hinzu: âDass du mich unter der Dusche beobachtest.â
Scorpius legte den Kopf verwirrt schief, lieĂ seinen Blick nach unten wandern und folgte einem kleinen Rinnsal Wasser ĂŒber Louisâ Brust zu seinem Bauch, aber bevor er an dem um Louisâ HĂŒften geschlungenen Handtuch hĂ€ngenbleiben konnte, griff eine Hand sein Kinn und hob es an.
âDu solltest wieder ins Bett gehen. Das war alles sehr anstrengend fĂŒr dichâ, sagte Louis, fĂŒrsorglich ĂŒber Scorpiusâ Wange streichelnd.
Scorpius verdrehte genervt die Augen. âWo sind denn alle?â Er wischte Louisâ Hand aus seinem Gesicht und verschrĂ€nkte die Arme vor der Brust, musste anscheinend sehr lustig aussehen, weil Louisâ Mundwinkel sich augenblicklich anhoben. âIch dachte, wir wollten heute Mittag nach Hause?â Scorpiusâ Wangen wurden mit jeder Sekunde, der er diesem LĂ€cheln ausgeliefert war, einen Rotton dunkler, weshalb er geschlagen den Blick abwandte.
âMach dir da mal keine Gedanken drĂŒberâ, sagte Louis und griff Scorpiusâ Schultern, schob ihn wieder zurĂŒck in das Schlafzimmer. Scorpius bekam ein LĂ€cheln geschenkt, als er Louis wieder ansah, aber er war nicht einfĂ€ltig genug, um nicht zu bemerken, dass es doch recht gezwungen wirkte. Louisâ Kieferknochen stachen merklich hervor und sein linkes Auge zuckte leicht.
âDu verschweigst mir irgendwasâ, sagte Scorpius, löste Louisâ Griff um seine Schultern und drehte sich auf der TĂŒrschwelle des Schlafzimmers um. Als Louis so tat, als wĂŒsste er nicht, wovon Scorpius sprach, streckte er die Hand aus und tippte kurz gegen Louisâ Wangenknochen, direkt unter seinem Augenlid. âDas zuckt immer, wenn du⊠wenn dir irgendetwas unangenehm ist.â
Louisâ steifes LĂ€cheln lockerte sich und wurde dementsprechend gewohnt unwiderstehlich, weshalb Scorpius sich anstrengen musste, den Blick abzuwenden. âSĂŒĂâ, wisperte Louis und bevor Scorpius mehr als blinzeln konnte, hatten die weichen Lippen einen Kuss auf seine Stirn gedrĂŒckt.
âLass dasâŠâ Scorpius wollte sich nicht einlullen und ablenken lassen, hob entschlossen den Blick, nur um mit einem samtigweichen Gesichtsausdruck konfrontiert zu werden. Dem konnte er sich gar nicht lange aussetzen und senkte wieder den Blick. âDu versuchst mich abzulenken, nicht wahr? Irgendwo sitzen die anderen und besprechen irgendetwas Wichtiges, wĂ€hrend ich hier oben gelagert werde, weil ich⊠ichâŠâ Weil er nur Ballast war. Wieso konnte er das nicht einfach aussprechen?
âIch finde es wirklich sĂŒĂ, dass du mich so gut einschĂ€tzen kannstâ, sagte Louis. Er legte die HĂ€nde auf Scorpiusâ Wangen und zwang ihn dazu, sich diesem Blick auszusetzen. Das Funkeln in seinen Augen war so hypnotisierend schön⊠Wenn Scorpius es nicht besser wĂŒsste, dann wĂŒrde er sagen, dass Louis ihn gerade verliebt ansah, aber das war schier unmöglich. In Louisâ bezaubernden Augen war er ja nicht mehr als ein sĂŒĂes Dummerchen.
âDu weichst mir sehr offensichtlich ausâ, murmelte Scorpius. âWenn sogar ich das merke, dann⊠dann wĂŒrde ich mir ĂŒberlegen, ob du nicht noch ein bisschen Schlaf brauchst, Louis.â
âMhmâŠâ Louis schloss genieĂerisch die Augen, zog dabei leichte Kreise auf Scorpiusâ erhitzten Wangen. âIch mag es, wie du meinen Namen sagst.â
Scorpius wurde allmĂ€hlich sauer, ballte die HĂ€nde an seinen Seiten zu FĂ€usten. âLouis.â
âJa, genau das.â Louis lachte leise und öffnete die Augen, verdrehte sie leicht, als er Scorpiusâ bösem Blick ausgeliefert war. âDu siehst dabei auch nur niedlich aus, Dummerchen, aber meinetwegenâŠâ Er lieĂ Scorpius los und wollte sich umdrehen.
âWarte!â Scorpius packte ihn schnell am Arm, versuchte Louis jetzt mit einem bettelnden Blick zu ĂŒberzeugen. âSagâs mir, Louis. Bitte. Ich will doch nur wissen, ob es meinem Vater gut geht.â
Louis verengte die Augen leicht, aber damit wollte er wohl nur ĂŒberspielen, dass ein Lid wieder zucken wollte. Seufzend drehte er sich zu Scorpius um und schlang einen Arm um seine HĂŒfte. Scorpius hĂ€tte beinahe gequietscht, als er so ganz nah an die so verfĂŒhrerisch duftende Haut von Louisâ Oberkörper gedrĂŒckt wurde. Die Augen fest zusammenkneifend lieĂ er sich bei dem Versuch, Louis nicht unnötig zu berĂŒhren, Ă€uĂerst leicht nach hinten schieben und spĂŒrte bereits in Windeseile die Bettkante in seine Kniekehlen drĂŒcken.
âDu sollst schlafen, Scorpius. Ich hab versprochen, dass du dich ausruhstâ, sagte Louis, bevor er Scorpius sanft auf die Matratze schubste und ihn von oben herab anlĂ€chelte. âMach dir keine Sorgen, okay?â
âAberâŠâ Scorpius richtete sich auf den Ellenbogen auf, kam aber nicht weit, als Louis sich ĂŒber ihn beugte und ihn an den Schultern wieder nach hinten drĂŒckte. âLouis, lass das. Ich will zu meinem Vater.â
âDu bist ein ganz schönes Papasöhnchen, weiĂt du das?â Louis klemmte Scorpiusâ Beine zwischen seinen ein und lĂ€hmte ihn so regelrecht, vor allem, weil sein Handtuch sich daraufhin löste. Wahrscheinlich wusste er ganz genau, dass Scorpius lieber mehr als ein bisschen Baumwolle zwischen ihnen hĂ€tte, und nutzte das jetzt schamlos aus.
âDas⊠Àhm⊠vielleichtâŠâ Scorpius drehte den Kopf zur Seite, wurde aus Scham und Verlegenheit knallrot. AuĂerdem war er wĂŒtend. Wieso konnte er Louis nicht wieder einfach anschreien? Vielleicht weil er Angst hatte, dass es dann wieder nur in so einem heftigen Kuss enden wĂŒrde? Scorpius schluckte alleine bei dem Gedanken daran.
âNein, ganz sicher. Deine Mutter erwĂ€hnst du nicht so oftâ, stellte Louis fest. âDein Vater ist da genauso. Er fĂ€ngt auch stĂ€ndig von seinem Daddy an. Scheint in der Familie zu liegen.â
âWo-Woher⊠weiĂt du das?â Scorpiusâ Augen flatterten immer wieder zu dem allmĂ€hlich rutschenden Handtuch. Er musste sich da eigentlich gar nicht so anstellen. Immerhin hatte er das alles schon einmal gesehen.
Louis lachte auf, ein Laut, der seinen ganzen Körper zu erreichen schien. Muskeln spannten sich an und lockerten sich wieder, lieĂen durch die Bewegungen den letzten noch nicht getrockneten Wassertropfen direkt auf Scorpiusâ Pyjamahemd fallen. âIch hab schon ein bisschen mit dem Freund von meinem Vater geredet, Scorpius. Immerhin bin ich ja dafĂŒr mitgekommen.â
Scorpius nickte stumm vor sich hin, die Augen jetzt vollkommen auf das Handtuch fixiert. Dass Louis so breitbeinig ĂŒber ihm kniete half auch nicht dabei, den losen Stoff an Ort und Stelle zu halten.
âDu hast ja wenigstens gestern mit meinem Vater geredet. Und da du sonst bei ihm immer genauso abblockst wie Draco bei mir, finde ich das schon einmal einen gewaltigen Fortschritt.â Louis lehnte sich vor und griff erneut Scorpiusâ Kinn, brachte ihn wieder dazu ihn anzusehen.
Die plötzliche NĂ€he lieĂ Scorpius vor Schreck die Augen aufreiĂen, was Louis triumphierend lĂ€cheln lieĂ. Aber wenn er dachte, dass das reichte, um ihn jetzt rumzukriegen, dann hatte er sich⊠vielleicht gar nicht so sehr geirrt. Scorpius spĂŒrte den unbĂ€ndigen Drang sich die plötzlich trockenen Lippen zu befeuchten, damit Louis nicht aufgerissene Haut kĂŒssen musste, aber er konnte sich noch beherrschen. Wenn er nur seine Schmirgelpapier-Lippen im Angebot hatte, dann wĂŒrde Louis sich jeden Kuss verkneifen wollen.
âWillst du das jetzt nicht wieder als Ausrede benutzen, um von mir runterzugehen?â, fragte Scorpius mit kratziger Stimme, rĂ€usperte sich kurz und ĂŒbertönte so Louisâ Lachen. âDie ach so ernste Beziehung unserer VĂ€ter, wĂ€hrend wir nur⊠sprunghafte Teenager sind?â Seine bittere Stimme lieĂ Louis wenigstens wieder ernster schauen, dafĂŒr lehnte er sich aber noch weiter zu Scorpius herunter, die Ellenbogen direkt neben Scorpiusâ sicherlich schon knallrotem Gesicht aufgestĂŒtzt.
âMöchtest du, dass ich dir die GrĂŒnde aufzĂ€hle, warum es Schicksal ist, dass wir zusammen gehören?â Aus Louisâ Mund hörte sich dieses irrationale, romantische GewĂ€sch irgendwie falsch an. Andererseits⊠musste es wohl irgendwo Hand und FuĂ haben, wenn Louis davon anfing.
âSchicksal⊠Nein, das passt nicht zu dirâ, sagte Scorpius abwehrend, wĂŒrde sich zur Not auch die Ohren zuhalten, wenn das Louis jetzt nicht davon abhielt, ihm solche GrĂŒnde an den Kopf zu werfen, damit er eine Rechtfertigung hatte, warum er sich so ĂŒbermĂ€Ăig zu diesem manipulierenden Bastard hingezogen fĂŒhlte.
âJedenfalls ist es doch schwer zu glauben, dass das alles Zufall ist, oder Scorpius?â Louis legte eine Hand auf Scorpiusâ Stirn, strich ihm zĂ€rtlich die Haare aus der Stirn, worauf Scorpiusâ gesamtes Inneres sich schmerzhaft zusammenzog bei dem Versuch, sich jetzt nicht einfach dem BedĂŒrfnis hinzugeben, Louis nĂ€her und vor allem an sich zu ziehen. âSag mir nicht, dass du das einfach so abtun kannst. Ich dachte, wir ââ
âKein âwirâ mehr.â Scorpius versuchte das mit einem KopfschĂŒtteln zu unterstreichen, aber Louis bewegte sich keinen Millimeter von ihm weg. âDu musst mir nicht nach dem Mund reden, nur weil ich⊠ich sowas gerne gehört hĂ€tte.â
âIch will aber. Ich will, dass du wieder glĂŒcklich bist, Scorpius.â Louis befeuchtete sich die Lippen, worauf Scorpius abwehrend die HĂ€nde gegen seine Brust legte, aber das hielt Louis nicht davon ab, sich zu Scorpiusâ fest aufeinander gepressten Lippen vorzulehnen. âIch will dich.â
âGlaub ich dir nicht.â Scorpius versuchte zu ignorieren, dass Louisâ Lippen direkt auf seinen lagen, ihm aber genug Platz gaben, um noch zu sprechen. âAlles, was deinen Mund verlĂ€sst, ist nicht mehr, als eine verfluchte LĂŒge.â
âFindest du?â Louis wartete darauf, dass Scorpius zumindest ein zustimmendes GerĂ€usch von sich gab, bevor er ihm einen sanften, kaum spĂŒrbaren Kuss auf den Mund hauchte, der trotzdem ein prickelndes GefĂŒhl auf seinen Lippen zurĂŒcklieĂ. âDann sag ich besser gar nichts mehr, bis du vom Gegenteil ĂŒberzeugt bist.â Der nĂ€chste Kuss wurde heftiger, sodass Scorpius den Kopf tief in die Matratze drĂŒckte, bei dem Versuch sich zu lösen. Mit jeder Sekunde, die er Louisâ Zunge in seiner Mundhöhle spĂŒrte, wurde allerdings das Verlangen gröĂer, den Kuss sogar zu erwidern.
Scorpiusâ Widerstand verschwand endgĂŒltig und ihm entfuhr ein ermutigendes Stöhnen, das Louis dazu anspornte schneller die Pyjamaknöpfe aufzubekommen, um ihm das Hemd richtig aufzureiĂen. Die HĂ€nde in Louisâ feuchtem Haar vergrabend genoss Scorpius jeden brennenden Kuss auf seiner Brust, erlaubte sogar die auf seinem Bauch und war schlieĂlich zu abgelenkt von der Hand in seiner Hose, als dass er noch groĂ beachten könnte, wie sehr sein Kopf sich gegen Louisâ BerĂŒhrungen strĂ€ubte. Sein Körper wollte das hier auf jeden Fall und was sein Herz dazu sagte, das konnte Scorpius beim besten Willen nicht verstehen.
Seine HĂ€nde wanderten wie von selbst ĂŒber Louisâ RĂŒcken, suchten den Saum des Handtuchs und rissen es von den schmalen HĂŒften. FĂŒr Louis war das Einladung genug Scorpiusâ Hose herunterzuziehen, bevor er ihn an den nackten Beinen in die Mitte des Bettes schob. Louisâ Ellenbogen waren die perfekte StĂŒtze fĂŒr Scorpiusâ Kniekehlen, gaben Louis aber auch die absolute Kontrolle. Scorpius konnte in seiner Position nicht mehr tun als sich den Beweis dafĂŒr liefern zu lassen, dass er das perfekte Spielzeug fĂŒr Louis war.
âHörâŠâ Scorpius drehte gerade noch rechtzeitig den Kopf weg, damit Louisâ Lippen ihn nicht wieder am Sprechen hindern konnten. âHör auf!â
Louis erstarrte, mehr als ĂŒberrascht von der plötzlichen LautstĂ€rke. Zwar lieĂ er Scorpiusâ Beine los, lieĂ sie sanft auf die Matratze fallen, machte aber keine Anstalten, von Scorpius herunter zu gehen. Verwirrt suchte er Scorpiusâ Blick und schĂŒttelte leicht den Kopf.
âIch hab doch noch gar nicht angefangenâ, scherzte Louis, aber seine Stimme klang nicht so fest wie sonst. Eben noch hatte Scorpius gedacht, er wĂ€re nicht mehr als ein Spielzeug, aber dieses leichte Zittern in Louisâ Stimme, weckte in ihm den Glauben, dass Louis ihn vielleicht wirklich brauchte. Es war allerdings nur ein winzig kleiner Teil, der das glauben wollte, wĂ€hrend der Rest von ihm schrie, dass er nur eine Rechtfertigung suchte, um Louis wieder nah sein zu können. âHeute Nacht, da wolltest du noch. Da hast du gebebt und fast gebettelt, nur damit meine Lippen in deine NĂ€he kamen.â
âIchâŠâ Scorpius atmete tief ein, als Louis statt seinen Lippen Kiefer und Hals kĂŒsste, das aber auch so gekonnt, dass es schwer war irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. âLouis⊠Da kann doch⊠Es kann jeden MomentâŠâ
âEs kommt keinerâ, murmelte Louis, streichelte Scorpiusâ Haut mit Fingern und Zunge und entspannte sich merklich, als Scorpius unter ihm keine Sekunde ruhig liegen bleiben konnte, dabei aber nicht versuchte ihn wegzustoĂen. Stattdessen legte er die Arme um Louisâ Schultern und zog ihn wieder hoch, suchte von sich aus die anderen Lippen.
Er wollte doch auch⊠Er wollte Louis wirklich, wollte ihm vor allen Dingen wieder so vertrauen wie frĂŒher, aber dieses GefĂŒhl war verschwunden, hatte nur eine tiefe Narbe hinterlassen, die schmerzhaft aufriss, als Louis ungeduldig vorstieĂ.
Scorpius hĂ€tte fast aufgeschrien, so schmerzhaft und vor allem brutal ĂŒberraschend kamen Louisâ Bewegungen. Niemals zuvor war er so behandelt worden, auch wenn er keinen groĂen Erfahrungsschatz hatte und sich deswegen nicht anmaĂen wollte zu behaupten, dass der Schmerz ungewöhnlich groĂ war. Ganz besonders nicht, als jedes ansatzweise unangenehme GefĂŒhl in kleinen Feuerwerkskörpern durch seine Adern schoss und schlieĂlich explodierte, um seinen ganzen Körper mit kribbelnden GlĂŒcksgefĂŒhlen zu fĂŒllen.
Scorpius klammerte sich an Louisâ RĂŒcken fest, zog leichte Striemen ĂŒber die immer noch â oder schon wieder â feuchte Haut, die unter seinen NĂ€geln noch mehr zu glĂŒhen begann. Keuchend stieĂ Louis so unkontrolliert und trotzdem geschickt vor, dass man meinen könnte, er hĂ€tte seit ihrem letzten Mal nur darauf gewartet, es wiederholen zu können. Aber wenn es sich fĂŒr Louis auch nur ansatzweise so schön anfĂŒhlte, dann konnte Scorpius das nachvollziehen. Immerhin scherte er sich im Moment nicht einmal darum, ob er vielleicht nicht mehr als Spielzeug war, solange Louis einfach weitermachte.
Die Lippen gegen Scorpiusâ Ohr pressend wisperte Louis unerwartet Worte, die Scorpius auch aufgrund seines eigenen schweren Keuchens fast nicht verstanden hĂ€tte. Vielleicht hĂ€tte er sie auch lieber nicht gehört, obwohl er sich vor nicht allzu langer Zeit noch so sehr nach ihnen gesehnt hatte. Jetzt waren sie wie ein Stich in jedes einzelne StĂŒck seines gebrochenen Herzens.
âIch liebe dich.â
Scorpius schloss die brennenden Augen und wenn ihm eine TrĂ€ne ĂŒber die Wange rollte, dann war sie sicherlich Anlass dafĂŒr, dass er Louisâ Zunge knapp unter seinem Auge spĂŒrte. Das Feuer in seinen Augen wurde mit jedem Blinzeln angestachelt und er war sich sicher, dass die TrĂ€nen schon ĂŒberdeutlich zu erkennen waren, als er sich noch nicht zu Louis hochgelehnt hatte.
Er wollte es auch sagen. So sehr wie noch nie⊠Ein Teil von ihm hatte sich das immer so vorgestellt, wenn auch weniger leidenschaftlich und mit ein paar mehr Kerzen, aber jetzt war er dem Menschen, den er liebte, so nahe, wie man nur sein konnte und brachte es nicht ĂŒbers Herz, den anderen Menschen, den er genauso liebte, der aber so weit von ihm entfernt war, noch weiter zu hintergehen.
âEs tut mir Leidâ, flĂŒsterte Scorpius mit erstickter Stimme gegen Louisâ offenstehende Lippen, worauf Louis den Kopf zur Seite drehte, ihn leicht schĂŒttelte. Scorpius wollte noch etwas sagen, aber es ging in einem Stöhnen unter, als Louis seinen Rhythmus wieder aufnahm, ihn sogar beschleunigte, wann immer Scorpius wieder etwas sagen wollte. Einfach, damit er noch einen Moment genieĂen konnte, wahrscheinlich. Scorpius wusste jedenfalls, dass er Schwierigkeiten hatte, Louis wegzustoĂen, aber im Gegensatz zu ihm war Louis auch unbeschreiblich schön, unwiderstehlich und auch noch ĂŒber alle MaĂen perfekt in allem was er tat. Selbst die kĂŒrzeste BerĂŒhrung seiner Fingerspitzen löste ein Kribbeln bis in die Zehenspitzen aus und das GefĂŒhl ihn jetzt so tief in sich zu spĂŒren, wĂ€re jeder Beschreibung unwĂŒrdig.
âNein⊠Du meinst das nicht so.â Der Kuss, in den Louis ihn zog, schmeckte salzig und war ungewöhnlich nass, was aber ganz allein Scorpiusâ Schuld war. WĂ€hrend er bittere TrĂ€nen vergoss, wollte Louis ihn scheinbar gar nicht mehr loslassen. Die Finger tief in Scorpiusâ HĂŒfte gegraben lieĂ er ihn auch dann nicht einen Millimeter weg, als jeder Höhepunkt schon lange erklommen worden war.
Scorpius versuchte den Kopf zur Seite zu drehen, versuchte sich auch mit Armen und Beinen von Louis zu befreien, aber er bekam ihn nie mehr als ein paar Millimeter von sich weg. Wenigstens seine Lippen konnte er aus Louisâ Reichweite bekommen, presste sie fest zusammen und hoffte, dass Louis vielleicht irgendwann genug davon bekommen wĂŒrde, seine Wangen und Kiefer zu kĂŒssen, wenn er einfach stocksteif liegenbleiben wĂŒrde. Nur war das unwahrscheinlich schwer, wenn man ausgerechnet Louis Weasley so bemĂŒht ĂŒber sich liegen hatte.
Mit zittrigen Fingern fuhr Louis ihm durch die Haare, schĂŒttelte dabei leicht den Kopf. âBitte⊠Scorpius⊠Ich weiĂ, ich hab Mist gebaut, aberâŠâ Louis umfasste sein Gesicht, schien sich unbedingt ansehen zu wollen, wie verheult Scorpius wegen ihm aussah, und dann war er da nicht einmal glĂŒcklich drĂŒber, sondern wischte ihm schuldbewusst ĂŒber die feuchten Wangen. âWir könnenâs doch noch einmal versuchen.â
âEs tut mir Leidâ, wiederholte Scorpius leise und wartete, bis Louis die HĂ€nde von seinem Gesicht nahm und sich aufrichtete. Wie in Trance beobachtete Louis, wie Scorpius ans Kopfende des Bettes rutschte. âIch kann nichtâŠâ
âDas sah aber eben ganz anders aus!â Louisâ Trance verschwand in einem Sekundenbruchteil und er rutschte auf den Knien zu Scorpius, der sich fast schĂŒtzend sein Hemd vor die Brust zog. âIch merke doch, wie du mich ansiehst. Du liebst mich, Scorpius. Stell dich doch nicht dĂŒmmer, als du bist.â
âDas Ă€ndert aber nichts daran, dass ich dir nicht mehr vertrauen kann.â Und dass er James auch nicht loslassen wollteâŠ
Louis sah dermaĂen verletzt aus, dass Scorpius ihn nicht ansehen konnte. âUnd James kannst du vertrauen?â
Scorpius versuchte den schmerzhaften KloĂ in seinem Hals herunterzuschlucken, bevor er langsam den Kopf schĂŒttelte. âIch⊠Ich weiĂ nichtâŠâ Er wagte einen Blick zu Louis und schaute in vollkommen ĂŒberraschte Augen. FĂŒr einen Moment sah Louis ihn einfach nur verdutzt an und schien absolut sprachlos zu sein.
âDu willst⊠HeiĂt das⊠du willst⊠nicht einmal James?â Louis brachte die letzten Worte kaum hörbar heraus und dass Scorpius nicht antwortete, schien ihm auch zu reichen, damit er sich sein Handtuch griff und so schnell wie möglich aus dem Zimmer verschwand.
Scorpius schaute ihm mit schweren Herzen nach, fĂŒhlte jeden Schlag so ĂŒberdeutlich, dass er glaubte, es wĂ€re sein letzter. Es war richtig so. Er konnte nicht zwei der wichtigsten Menschen in seinem Leben weiterhin jeden Tag verletzen, weil er nicht wusste, wem er gröĂere GefĂŒhle entgegenbrachte. Seiner Auffassung nach war beides Liebe, aber trotzdem unglaublich unterschiedlich. Er wollte auch nicht abwiegen, weil er sich dann in Erinnerung rufen musste, wie wenig er James und Louis noch vertrauen konnte, und das tat einfach nur weh. Es brachte Bilder mit sich, GefĂŒhle und Erinnerungen, die er nicht noch ein zweites Mal durchstehen wĂŒrde. DafĂŒr war er noch nicht stark genug.
Seine Entscheidung war sich nicht zu entscheiden. Das war feige und schwach, also passte es perfekt zu dem HÀufchen Elend, das er verkörperte.
Scorpius zog sich wieder an, bevor er schwerfĂ€llig das Zimmer verlieĂ. Einen Moment lauschte er dem GerĂ€usch von prasselndem Wasser und klopfte dann vorsichtig gegen die BadezimmertĂŒr. Er bekam keine Antwort und schob deswegen ungefragt die TĂŒr auf, schlĂŒpfte in den kleinen Raum, nur um zu sehen, dass Louis ganz und gar nicht so stark und manchmal sogar gefĂŒhlskalt war, wie er immer gedacht hatte.
Das Gesicht fest gegen die angezogenen Knie gepresst hockte er auf dem Boden der Dusche und lieĂ sich eiskaltes Wasser auf den Kopf regnen. Scorpius stellte es ab und schnappte sich ein Handtuch, dass er Louis um die Schultern legte. Mit groĂen Augen stellte er fest, dass er wohl eines der HandtĂŒcher erwischt hatte, das James mit Blut befleckt hatte. Allzu groĂ waren die Flecken aber nicht, als dass Scorpius es wieder von Louisâ zitterndem Körper nehmen wĂŒrde.
âEs tut mir wirklich Leidâ, wiederholte Scorpius und senkte das Kinn, als Louis ihm einen sicherlich wĂŒtenden Blick zuwarf.
âMuss es nicht⊠Ich habâs versaut. Ich bin einfach prĂ€destiniert dafĂŒr, unglĂŒcklich zu bleibenâŠâ Louisâ Blick war tatsĂ€chlich alles andere als vorwurfsvoll und er schenkte Scorpius sogar ein halbes LĂ€cheln. âEs hat sich nur so⊠so richtig angefĂŒhlt.â
âSag sowas nicht, Louis. BitteâŠâ Scorpius ballte seine HĂ€nde zu FĂ€usten, als Louis sie greifen wollte. EnttĂ€uscht nahm er die HĂ€nde wieder weg und umklammerte seine angewinkelten Beine, schaute leicht abwesend hoch zu dem kleinen Fenster des Badezimmers. Dunkle Wolken hatten sich am Mittagshimmel zusammengezogen und erste Regentropfen trafen auf die Scheibe, gerade dann, als Louis eine unheimlich perfekte TrĂ€ne aus dem Augenwinkel rollte.
âManchmal frag ich mich, warum es immer zu regnen anfĂ€ngt, wenn ich traurig binâŠâ Louisâ Worte brachten Scorpius dazu lĂ€nger aus dem Fenster zu schauen.
âDannâŠâ Scorpius suchte wieder Louisâ Blick. âLetztes Jahr, als⊠Nein, ich kannâs mir schon denken.â Eine Hand auf Louisâ Wange legend lehnte Scorpius sich vor und drĂŒckte ganz automatisch einen Kuss auf Louisâ nasse Lippen, löste sich mit neuen TrĂ€nen in den Augen. âEntschuldige.â
âWenn du dich nicht stĂ€ndig entschuldigen wĂŒrdest, wĂ€rest du das perfekte Arschloch, Dummerchen.â Louis wollte wohl belustigt klingen, aber seine Stimme war einfach nur bitter. âEhrlich, ich glaub, ich hab sowas auch schon gebracht. Jemanden âich liebe dichâ sagen lassen, um ihn dann einfach abzuschieĂen.â Louis biss sich fest in die Unterlippe, als Scorpius ihm nicht antwortete, sondern nur beschĂ€mt seinem Blick auswich. âDu kannst mich heute nicht einmal anschauen. Das tut viel mehr weh, als jede brutale Abfuhr.â
âUnd an die bist du ja ĂŒberhaupt nicht gewöhnt.â Scorpius presste sich eine Hand auf den Mund, als Louis ihn verletzt ansah. Auf jemanden eintreten, der schon am Boden lag, gehörte sich nun wirklich nicht. DafĂŒr hatte Scorpius es gar nicht verdient, dass Louis ihn immer noch berĂŒhren und nicht verprĂŒgeln wollte. Und vor allem wollte er nicht, dass Louis ihn stĂ€ndig berĂŒhrte, weil es ihm dann schwer fiel sich nicht einfach wieder in seine Arme zu werfen. Allein die feingliedrigen Finger, die sich lockerleicht um sein Handgelenk schlossen, reichten aus, damit Scorpius aufseufzte, sobald Louis ihm die Hand vom Mund gezogen hatte.
âNein, bin ich nicht. Und ich willâs auch nicht akzeptieren.â Louisâ Griff um sein Handgelenk wurde schmerzhaft fest und lieĂ Scorpius aufzischen. âIch brauche dich, Scorpius. Und auch wenn ich Mist gebaut hab, kannst du nicht abstreiten, dass es dir genauso geht. Du willst mich, du liebst mich, du ââ
âNa und?â Scorpius wollte sich losreiĂen, nur hatte er unterschĂ€tzt das Louis durchaus krĂ€ftig zupacken konnte. Mit einem Ruck riss er ihn zu sich, funkelte ihn fast zornig an und Ă€nderte das auch nicht bei Scorpiusâ Ă€ngstlichen Gesichtsausdruck. âLouis, lass mich los.â
âNein, verdammt nochmal!â Die plötzlich so laute Stimme erschreckte Scorpius fast genauso wie der ĂŒber den Himmel zuckende Blitz, der das dĂŒstere Badezimmer fĂŒr einen Sekundenbruchteil erhellte. âIch lass mich doch nicht mit einem âNa undâ abspeisen! FĂŒr wen hĂ€ltst du dich eigentlich? Du solltest dankbar und nicht so groĂkotzig sein. Ohne mich hĂ€ttest du doch nicht einmal genug Selbstbewusstsein, um nicht mehr zitternd unter der Decke zu liegen, wie das verklemmte Ding, das du noch vor ein paar Wochen warst.â
Scorpiusâ Lippen begannen zu zittern, als er den Mund öffnete, um zu antworten. Jedes Wort blieb ihm im Halse stecken und dass er wie ein Fisch auf dem Trockenen den Mund nur öffnete und schloss lieĂ Louis berechtigterweise auflachen.
âSiehst du? Da fĂ€llt dir nichts mehr ein, weil ich nĂ€mlich Recht habe.â Louisâ Mundwinkel zogen sich zu einer regelrechten Grimasse nach oben, die gar nicht mehr schön aussah. Das Donnern im Hintergrund lieĂ Scorpius bereits zusammenzucken und kleiner werden, was durch Louisâ Worte nur noch schlimmer wurde. âDu hast das alles kaputt gemacht. Das ist nur deine Schuld. Mit James hast duâs verbockt, weil du eine kleine Mimose bist, und obwohl du dich bei mir ganz leicht öffnen kannst, suchst du dir irgendeine Lappalie, damit du dein persönliches Drama weiter auffĂŒhren kannst. Ich muss da nicht mitspielen. Wenn du alleine sein willst, dann kannst du gerne wieder in das Loch zurĂŒckkriechen, aus dem ich dich geholt habe.â
Scorpius zitterte, als wĂŒrde der Regen nicht gegen das Fenster, sondern direkt gegen seinen erschöpften Körper prasseln, ihn dadurch regelrecht umreiĂen. Das einzige, was ihn davon abhielt, in sich zusammenzusacken, war der eiskalte Körper, der sich gegen ihn drĂŒckte. Einen schweren Schluchzer ausstoĂend vergrub Louis das Gesicht in Scorpiusâ SchoĂ und klammerte sich haltsuchend an seinem Hemd fest.
âEs tut mir Leidâ, presste Louis zwischen schockierend markerschĂŒtternden Schluchzern hervor. âVerzeih mir, Scorpius. Ich hab das nicht so gemeintâŠâ Mit trĂ€nenĂŒberfluteten Augen schaute Louis hoch und versuchte Scorpius nĂ€herzuziehen, indem er heftig an dem Pyjamahemd zerrte. âBitte⊠Verlass mich nicht, Scorpius. Ich kann nicht⊠ohne dichâŠâ
âLouisâŠâ Scorpius konnte nicht fassen, was er hier sah. Von dem Menschen, den er so fĂŒr seine WillensstĂ€rke bewundert hatte, war nicht mehr als ein zitterndes HĂ€ufchen ĂŒbrig. War das wirklich seine Schuld? Oder war er vielleicht nur das Tröpfchen, das das Fass zum Ăberlaufen brachte? Und wenn nicht, wie voll war dann dieses Fass? âIch⊠Ich kann nichtâŠâ
Louisâ Gesichtsausdruck verfinsterte sich, wĂ€hrend er langsam eine Hand ĂŒber Scorpiusâ Brust schob. âDu willst nur nicht.â Ruckartig fasste er Scorpiusâ Kragen und riss ihn nach unten, zog ihn so nah an sich, dass Scorpius im Licht eines neuen Blitzes ĂŒberdeutlich das rote Glimmen in den sonst so perfekt blauen Augen erkennen konnte. âDu willst anscheinend alleine verrecken.â
Scorpius stockte der Atem und sein Herz traute sich erst wieder zu schlagen, als Louis blinzelte, das unheimliche Rot so verschwinden lieĂ. Louis schien Ă€hnlich schockiert wie Scorpius, fast so, als hĂ€tte er in einen Spiegel geblickt und gesehen, was Scorpius eben fast zu Tode erschreckt hatte. Und vielleichtâŠ
Scorpius wollte lieber gar nicht daran denken, was Louis momentan fĂŒhlen musste. Das war auch seine Schuld. HĂ€tte er Louis einfach in den Arm genommen und so getan, als wĂ€re alles in Ordnung, dann wĂ€re auch alles in Ordnung. Wen interessierte denn schon, wie er sich dabei fĂŒhlte? Wenn er sich schlecht fĂŒhlte, wĂ€hrend alle anderen glĂŒcklich waren, dann war das doch ein Preis, den zu zahlen jeder bereit gewesen wĂ€re, oder?
âIch⊠Ich hab KopfschmerzenâŠâ Louis bettete den Kopf wieder in Scorpiusâ SchoĂ und zog die Beine an, rollte sich zusammen wie ein hilfloses Tier, das Schutz suchte. Und ausgerechnet Scorpius sollte ihn beschĂŒtzen? Er konnte doch nicht einmal auf sich selbst aufpassenâŠ
âIst schon gut, LouisâŠâ Zaghaft fuhr Scorpius durch die silberblonden StrĂ€hnen, die schon wieder leicht feucht waren. Zuflucht unter dem prasselnden Wasser einer Dusche zu suchen â was sollte er darunter verstehen? FĂŒhlte Louis sich⊠schmutzig? Und das seinetwegen? Das hatte er doch nicht gewollt. Er hatte geglaubt, Louis wĂ€re stark genug, um ein âNeinâ zu akzeptieren und sich einfach jemand Neuen zu suchen.
âNein⊠Nein, nichts ist gut.â Louis wollte die HĂ€nde in seinen Haaren vergraben, erwischte dabei aber Scorpiusâ Finger und umfasste die nach kurzem Zögern. âIch hab doch niemanden mehr auĂer dir. Und du willst mich auch nichtâŠâ
âJetzt redest du aber kompletten Unsinn.â Seine HĂ€nde aus Louisâ Haaren ziehend legte Scorpius die Arme um den eiskalten RĂŒcken und zog Louis lieber an sich, anstatt ihm noch einmal ein blutiges Handtuch um die Schultern zu legen, wĂ€rmte ihn, indem er ĂŒber den nassen RĂŒcken rubbelte, lieĂ dabei nicht einmal die sich leicht wellenden Spuren aus, die seine FingernĂ€gel vorhin hinterlassen hatten.
Eine Hand in Scorpiusâ Nacken platzierend erwiderte Louis die Umarmung so fest, dass Scorpius Schwierigkeiten hatte, Luft zu bekommen. Noch dazu machte Louisâ NĂ€he allein dieses Unterfangen ausgesprochen schwer. Ganz davon abgesehen, dass die leisen, fast schluchzenden Laute, aus Louisâ Mund immer noch wie Musik klangen, seinen gesamten Körper lĂ€hmten.
âDu machst es einem aber auch verdammt schwerâ, wisperte Scorpius direkt in Louisâ Ohr. Gleichzeitig mit Louis drehte er den Kopf und konnte bei den geröteten Augen nicht anders, als ĂŒber Louisâ Wange zu streicheln. âSag mir doch mal ehrlich, was du an meiner Stelle tun wĂŒrdest. WĂŒrdest du dir dieses âIch liebe dichâ glauben? WĂŒrdest du dich da noch einmal drauf einlassen wollen und noch ein paar Erinnerungen riskieren?â
âDas hab ich ja nicht getan, als wir⊠zusammen waren. Denkst du denn, wenn das so einfach fĂŒr mich wĂ€re, dann wĂŒrde ich es nicht nochmal tun? Ich könnte deinen ganzen Kopf so strukturieren, dass du sogar nur mich liebst. Aber das tue ich nicht. Und das werde ich auch nicht mehr.â Louis umfasste Scorpiusâ Hand auf seiner Wange. âBitte. Bitte, glaub mir doch.â
Scorpius biss sich auf die Lippe, langsam realisierend, dass Louis damit wohl Recht hatte. Wieso sollte er sich sonst so abmĂŒhen, wenn er eigentlich nicht mehr als mit dem Zauberstab schnippen brauchte, um zu bekommen, was er wollte?
âIst es noch nicht genug, was ich dir alles gegeben habe?â Louis lieĂ Scorpiusâ Hand los und obwohl seine Finger nur in die NĂ€he seines Herzens kamen, löste er damit schon ein elektrisches Kribbeln von umherzuckender Magie aus, was Scorpius aber augenblicklich auf Abstand gehen lieĂ.
Er schĂŒttelte den Kopf. âEs tut mir Leid.â
Louisâ Hand fiel leblos in seinen SchoĂ und jeder letzte Funken in seinen Augen erlosch, lieĂ nicht mehr als ein leeres Blau zurĂŒck, dass einen an die bedrohlichen, tiefsten Stellen des Ozeans erinnerte. Scorpius befĂŒrchtete schon, dass Louisâ Stimmung gleich wieder ins komplette Gegenteil ĂŒberschlagen wĂŒrde, als er den Mund öffnete.
âDein Vater ist abgehauenâ, sagte Louis mit heiserer Stimme.
Scorpius schaute ihn verwundert an. âWas?â
âDeswegen ist niemand hier.â Louis drehte den Kopf weg, schaute aus dem Fenster, an dem immer noch kleine Rinnsale Wasser herunterliefen. âHarry und Bill sind ihn suchen gegangen, weil er vermutlich⊠zu George gelaufen ist. James ist ihm höchstwahrscheinlich schon vorher nach, so wie ich ihn kenne. Ich sollte hier mit dir warten, bis sie wiederkommen, damit dir nichts passiert. Es tut mir Leid⊠Ich hĂ€tte es dir gleich sagen sollen.â
Erneut grub Scorpius die ZĂ€hne tief in seine Unterlippe, diesmal aber, um Wut zu unterdrĂŒcken. Louis schien das zu bemerken, aber bei ihm erwartete man auch gar nichts anderes.
âDu hast mir das verschwiegenâ, presste Scorpius bemĂŒht ruhig hervor, verlor aber seine ganze Fassung kurz darauf und schlug Louisâ Hand barsch weg, als die sich ihm nĂ€herte. âDu hast mit mir geschlafen, wĂ€hrend mein Vater⊠deine Familie irgendwo auf der anderen Seite des Ozeans in ihren Tod rennt? Wie krank bist du eigentlich?!â
Louisâ Augen blieben kalt, aber in seiner Stimme schwang ein spöttischer Unterton mit. âUnd was willst du da groĂ dran Ă€ndern? Hm? Du bist nur ein Teenager ohne Zauberstab.â Aufschnaubend stand Louis auf und suchte seine Klamotten zusammen, zog sich an, wĂ€hrend Scorpius diesmal sogar Blut in seinem Mund schmeckte, so fest biss er sich auf die Lippe. âIch hab mir Sorgen gemacht. Du bist zu wichtig fĂŒr mich, als dass ich zulassen könnte, dass dir irgendetwas passiertâ, fĂŒgte Louis hinzu. âDich abzulenken war da die beste Entscheidung.â
Scorpius gab eine Mischung aus Schluchzen und Lachen von sich. âUnd da sagst du, du wĂŒrdest mich nicht mehr manipulieren.â Mit trĂ€nenden Augen schaute er hoch zu Louis, der sich verbissen darauf konzentrierte seine Hemdknöpfe zu schlieĂen. âOb mit oder ohne Magie, es lĂ€uft doch immer auf dasselbe mit dir hinaus.â
âJa, such dir diese Möglichkeit aus, anstatt mir zu glauben, dass ich dich beschĂŒtzen wollte â was ja auch im Sinne deines Vaters wĂ€re.â KopfschĂŒttelnd stellte Louis sich vor den Spiegel und richtete sich die Haare â er scherte sich ausgerechnet jetzt um seine verfluchten Haare!
Scorpius ballte die HĂ€nde schmerzhaft fest zu FĂ€usten, als er sich aufrichtete und damit Louis zum Lachen brachte.
âWas hast du jetzt vor, Scorpius? Dir einen PortschlĂŒssel basteln und das ohne Zauberstab, wo du selbst mit keinen hinbekommen hĂ€ttest? Du wĂ€rst irgendwo im Ozean gelandet.â Fies grinsend drehte Louis sich um und verlor diese doch recht steife und nicht ehrlich gemeinte Maske sofort wieder, als Scorpiusâ Faust auf ihn zuraste. Geradeso eben konnte er zur Seite hin ausweichen, krachte aber mit dem RĂŒcken gegen das Waschbecken, als Scorpius sich mit der wenigen Kraft, die er aufbringen konnte, gegen ihn warf. Eine Hand schon fest in Louisâ Griff versuchte er mit der anderen verzweifelt den Zauberstab aus Louisâ hinterer Hosentasche zu ziehen.
âNa, wenn du meinen Hintern so vermisst, wĂ€re das aber auch anders gegangenâ, raunte Louis und schlang den freien Arm um Scorpiusâ HĂŒfte, schob ihn auch noch ein Bein zwischen seine, um ihn so dicht an sich zu ziehen. Den Halt verlierend blieb Scorpius nichts anderes ĂŒbrig als sich an Louis festzuklammern.
âDenk nicht, ich wĂŒrde so eine kleine Veela-Schlampe wie dich nicht flachlegen könnenâ, platzte es voller Zorn aus Scorpius heraus, aber damit brachte Louis schon wieder zum Lachen â auch wenn es diesmal wieder sehr ehrlich klang, was aber nur mehr wehtat.
âScorpius, wir wissen beide, dass du das nicht einmal könntest, wenn du momentan nicht schon im Stehen einschlafen wĂŒrdestâ, seufzte Louis und schien auf einmal wieder sehr ruhig, egal wie heftig Scorpius in seinen Armen strampelte.
âOh, und ob ich das kann!â Scorpius versuchte das GefĂŒhl von Louisâ Knie genau zwischen seinen Beinen zu ignorieren und presste ihn dichter gegen das Waschbecken bei dem Versuch, an das StĂŒck Holz in seiner Hose zu kommen. Louisâ Hinterkopf knallte sogar gegen den Spiegel, weshalb Scorpius fast aufgehört und sich entschuldigt hĂ€tte, aber das Verlangen an diesen Zauberstab zu kommen und dann seinen Vater zu suchen, war gröĂer.
Louis seufzte erneut schwer auf, packte Scorpius dann wie aus dem Nichts an den Schultern und warf ihn nach vorne, presste ihn mit seinem ganzen Körper gegen die gegenĂŒberliegende Wand. Die blauen Augen zu schmalen Schlitzen verengend hielt Louis Scorpiusâ Blick fest und schĂŒttelte langsam den Kopf.
âIch lasse nicht zu, dass dir irgendetwas passiert. Dich jetzt gehen zu lassen, wĂŒrde dich nur in Gefahr bringenâ, sagte Louis entschlossen, worauf Scorpius zwar aufhörte sich zu wehren, aber er gab die Hoffnung den Zauberstab in die Finger zu bekommen noch nicht auf.
âWarum hast du mir das dann ĂŒberhaupt gesagt?â, fragte er mit zittriger Stimme.
Louis lĂ€chelte leicht, fast wehmĂŒtig. âIch dachte, du wĂŒrdest es schĂ€tzen, wenn ich ehrlich zu dir bin.â
âUnd was hast du erwartet?â Scorpius kniff die brennenden Augen zusammen und lieĂ den Kopf hĂ€ngen. âDass ich hier ruhig mit dir sitze und Zauberschach spiele, ohne zu wissen, wo mein Vater ist oder wie es ihm geht?â
Louis legte eine Hand tröstend auf Scorpiusâ Hinterkopf, presste ihn gegen seine Schulter. âJaâ, gab er zu und lieĂ Scorpius so aufschluchzen. âIch hĂ€tte nicht gedacht, dass du dumm genug bist, um in diesem Zustand meinem Onkel in die Arme zu laufen.â
Sich die trĂ€nenden Augen an Louisâ Hemd trocken reibend hob Scorpius den Blick und runzelte die Stirn.
âEr will dich.â Louis strich ihm liebevoll ĂŒber die Wange. âWeil er mit dir Draco am meisten wehtun kann.â
âAberâŠâ Scorpiusâ Satz ging in einem Mischmasch aus Schluchzen und Hicksen unter und er rieb sich mit dem HandrĂŒcken ĂŒber die Augen, um die neuen TrĂ€nen wegzuwischen.
âHeyâŠâ Louis zog seine Hand weg und lĂ€chelte so sanft und verstĂ€ndnisvoll, dass Scorpius gar nicht mehr wusste, mit wem er hier gerade redete. Eben noch war Louis so herablassend, dann wĂŒtend und jetzt wollte er Scorpius wieder trösten. Was sollte man davon denn halten? âIch bleib doch auch hier. Glaubst du, dass das leicht fĂŒr mich ist? James, mein Vater und mein Onkel, das sind alles Menschen, die mich einfach hiergelassen haben. Und jetzt muss ich mich fragen, ob sie das wirklich nur getan haben, weil ich auf dich aufpassen kann, oder weil sie mir einfach nicht vertrauen.â
Scorpius blinzelte verwirrt, lieĂ sich von Louis die neuen TrĂ€nen, die deswegen ĂŒber seine Wangen rollten, wegwischen.
âEin Teil von ihnen denkt wohl, diese Sache mit dem Wolfsbanntrank, der keiner war, wĂ€re auf meinem Mist gewachsen. Sie sagenâs natĂŒrlich nicht, aber man sieht es ihnen anâŠâ Louis verdrehte die Augen. âEin bisschen dĂ€mlich, mich dann mit mir alleine zu lassen, aber solange ich Harry nicht in die Quere komme, ist er zufrieden.â
âDu wĂŒrdest das nicht tun.â Damit schien Scorpius Louis richtig zu ĂŒberraschen, so wie seine Augen sich leicht weiteten. âDu hast meinem Vater einen Teddy geschenkt. Das macht man ja nicht einfach so.â
Louis lachte leise und stupste Scorpius vorsichtig gegen die Nase, bevor sein Blick das kaum merkliche Funkeln wieder verlor. âIch wĂŒnschte nur, du wĂŒrdest mir bei anderen Dingen genauso bedingungslos vertrauen könnenâŠâ
Scorpius schnappte zittrig nach Luft und lehnte sich vorsichtig vor, schmiegte die SchlĂ€fe gegen Louisâ Schulter. âIch will nicht mehr darĂŒber reden. Das Ă€ndert nichts mehrâŠâ Er hob den Kopf, als Louis ihn ansah, trotzdem ein hoffnungsvolles GlĂŒhen in den Augen, das sich bei Scorpiusâ nĂ€chsten Worten in eine richtige Flamme verwandelte. âIch habe dich so sehr geliebt. Ich tuâs immer noch.â Scorpius atmete tief durch, versuchte seine Stimme kraftvoller klingen zu lassen. âGerade weil du mir so viel geholfen hast. Ohne dich wĂŒrde ich jetzt nicht mehr leben⊠oder wenn, dann wĂŒrde ich ein sehr einsames Leben leben⊠Deswegen tut es doch so weh, was du getan hast⊠aber es schmerzt viel mehr, zu sehen, dass es dir auch wehtut⊠Ich⊠bin einfach so verwirrtâŠâ
âHeyâŠâ Louis nahm ihn fest in den Arm und vergrub das Gesicht sehnsĂŒchtig in Scorpiusâ Haaren, atmete tief durch. âWie wĂ€râs, wenn wir es einfach nochmal versuchen? Ganz zwanglos. Nach den Ferien, wenn all das hier vorbei und gut ausgegangen ist.â
Scorpius legte die Hand auf Louisâ RĂŒcken, schaute fragend auf. Als Louis ihn anlĂ€chelte, lieĂ er seine Hand langsam und vorsichtige ĂŒber Louisâ WirbelsĂ€ule nach unten wandern.
âWir versuchen es dann einfach mit unserem ersten Rendezvous und gehen zu Madam Puddifoots CafĂ©, das gefĂ€llt dir bestimmt.â So wie Louis ihn gerade anlĂ€chelte, fiel es Scorpius schwer seine Hand tiefer gleiten zu lassen, aber da er schon die Spitze des Zauberstabes fĂŒhlte, musste er das jetzt durchziehen. Louis schien so glĂŒcklich alleine bei dem Gedanken, auf ein Date mit Scorpius gehen zu können, eine richtige Beziehung mit ihm haben zu können, dass er gar nicht mehr auf die Hand auf seinem RĂŒcken achtete.
Scorpius musste hart schlucken, als er Louis seinen eigenen Zauberstab stahl und vor die Nase hielt, damit jedes Anzeichen von GlĂŒck zerschmetterte. Louisâ LĂ€cheln fiel in sich zusammen, wie ein instabiles Kartenhaus, aber er machte keinen Schritt zurĂŒck.
âIn dir steckt ja wirklich ein kleiner SlytherinâŠâ Seufzend nahm Louis die HĂ€nde von Scorpius, der mit seinem schlechten Gewissen arg zu kĂ€mpfen hatte und sich deswegen nur schleppend rĂŒckwĂ€rts bewegte. Louis lieĂ ihn keine Sekunde aus den Augen, aber ohne Zauberstab konnte auch ein Louis Weasley nicht viel ausrichten. Trotzdem wirkte er wie ein Tier auf dem Sprung und brachte Scorpius so dazu sich schneller nach hinten zu bewegen und sich hastig auf der TĂŒrschwelle umzudrehen, damit er â
âHilfe!â Scorpius quietschte reflexartig auf, als Louis in Höchstgeschwindigkeit zu ihm aufgeschlossen und prompt die Arme von hinten um seine HĂŒfte geschlungen hatte. Mit einem Ruck hob Louis ihn hoch und lieĂ Scorpius in die Luft strampeln. âLass mich runter! Auf der Stelle!â Scorpius versuchte wenigstens den Zauberstab aus Louisâ Reichweite zu bekommen, weshalb sie nach vorne stolperten.
âDenk nicht, du wĂŒrdest mich reinlegen könnenâ, knurrte Louis richtig in sein Ohr und stieĂ Scorpius vorwĂ€rts, warf ihn richtig auf das Sofa. âGib mir meinenâŠâ Louis krabbelte auf ihn und streckte die Hand nach dem Stab aus, den Scorpius soweit wie möglich von sich weghielt. Trotzdem spĂŒrte er ein merkwĂŒrdiges Zucken. Als wollte der Stab zurĂŒck zu Louis. Aber das hatte Scorpius auch schon hingekriegt. Seinen Zauberstab wieder zu sich zu rufen war nichts Besonderes. âGibâŠâ
âNein!â Scorpius versuchte nach vorne zu robben, trat nach hinten aus und erwischte Louisâ Schienbein, allerdings hörte er nicht einmal einen kleinen Schmerzenslaut. Er wollte Louis ja auch nicht wehtun, konnte es wahrscheinlich gar nicht, aber vielleicht bekam er ihn dazu aufzugeben, wenn er sich heftiger wehrte.
âScorpius, jetzt werd nichtâŠâ Louis stoppte, als es an der TĂŒr klopfte. Scorpius rĂŒhrte sich ebenfalls nicht mehr, hob den Kopf und fixierte die HotelzimmertĂŒr. Wenn die anderen alle wieder in GroĂ Britannien waren, wer konnte das dann sein? Niemand sonst wusste doch, wo sie untergekommen warenâŠ
Louis richtete sich auf. âWerâŠâ Scorpius nutzte das aus um ihn von sich zu schubsen und auf die TĂŒr zuzulaufen.
âMein Vaterâ, sagte er vollkommen auĂer Atem und klammerte sich haltsuchend an die TĂŒr. âBestimmt. Er ist bestimmt wieder da undâŠâ
âScorpius, nicht aufmachen!â Louis eilte auf ihn zu und umklammerte ihn erneut von hinten, presste ihm auch noch eine Hand auf den Mund. Scorpius hatte sich schon so der Vorfreude hingegeben, dass er sich jetzt ganz leicht den Zauberstab abnehmen lieĂ. Louis zerrte ihn zurĂŒck zu dem Sofa, Scorpius fast die Möglichkeit nehmend, vernĂŒnftig zu Atem zu kommen.
âWieso?â, brachte Scorpius keuchend hervor, als er Louisâ Hand heruntergezogen hatte, sie aber prompt wieder auf seinem Mund liegen hatte.
Louis zog ihn dicht an seine Brust, das Kinn auf seiner Schulter abstĂŒtzend, damit er in sein Ohr flĂŒstern konnte: âWieso sollte dein oder mein Vater klopfen? Geschweige denn Harry oder James? Komm mitâŠâ
Scorpius legte die Stirn in Falten, aber er konnte gar nicht so schnell denken, wie Louis ihn schon zurĂŒck in Richtung des Schlafzimmers schob. Das dringende GefĂŒhl, sich an Louis festzuklammern, folgte sofort, als Louis ihn endlich loslieĂ und sich in Richtung der TĂŒr bewegte. Scorpius zögerte einen Moment, biss sich auf die Lippe und streckte schlieĂlich die Hand nach Louis aus, bekam ihn aber nicht mehr zu fassen.
âWir machen nicht auf. Der Zimmerservice kann es auch nicht sein, alsoâŠâ Louis schloss die TĂŒr und schaute ĂŒber die Schulter zu Scorpius, der sofort seine Hand senkte, damit Louis sie nicht falsch interpretierte. âBesser wir bleiben hier drin und verhalten uns ganz ruhig.â Scorpius ein LĂ€cheln zuwerfend bewegte Louis sich auf das Bett zu und setzte sich auf die durcheinandergekommenen Laken.
Scorpius verknotete unsicher die HĂ€nde ineinander, schaute zwischen der TĂŒr und Louis umher und setzte sich schlieĂlich ebenfalls auf das Bett. Er musste sich keine Sorgen machen. Wahrscheinlich war das nur jemand gewesen, der saubermachen wollte. Wenn sein Vater wiedergekommen wĂ€re, dann hĂ€tte er ja reinkommen können undâŠ
Ein Krachen schreckte Scorpius auf und Louis musste hastig seine Hand fassen, um ihn davon abzuhalten aufzuspringen und loszukreischen. Es hörte sich an, als hĂ€tte jemand Feuerwerkskörper im Raum nebenan gezĂŒndet, aber Louis schien das fĂŒr vollkommen normal zu halten.
âBleib ganz ruhigâ, wisperte er Scorpius ins Ohr, bevor er ihn langsam und vorsichtig hochzog.
âLouis, woâŠâ Scorpius stoppte, als Louis sich einen Finger auf die Lippen legte.
âVertrau mir.â Er lĂ€chelte wieder und schob Scorpius dann tatsĂ€chlich in den Wandschrank, folgte ihm gleichdarauf und schloss die TĂŒr.
âSehr innovativ. Im Schrank versteckenâŠâ Scorpius hatte mehr von Louis Weasley erwartet, aber der schien ganz zufrieden zu sein und bedeutete Scorpius sich zu setzen, musste allerdings den ersten Schritt machen.
Mit einem Seufzen lieĂ er sich auf den Boden sinken und zĂŒckte den Zauberstab. âHarry hat uns Schutzzauber auf den Schrank gelegt. Keine Ahnung, warum ausgerechnet ein Schrank, mit denen hat er es irgendwie.â Louis streckte die freie Hand nach Scorpius aus, berĂŒhrte ihn zwar nicht, brachte ihn so aber dazu sich endlich ebenfalls hinzusetzen. âHier kann man uns weder orten noch hören. Selbst wenn das nur die Putze ist, sicher ist sicher.â
Scorpius zog die Beine an seine Brust und schlang die Arme um sie, kniff die Augen kurz zusammen, als Louis ein sehr mattes Licht heraufbeschwor, das von seiner Zauberstabspitze in ihre Mitte flog und dort vor sich hintanzte. Um dem scharfen Kontrast zu entkommen, senkte Scorpius den Blick und spĂŒrte danach viel deutlicher Louisâ Augen auf sich ruhen.
âDas ist doch verrĂŒcktâŠâ Scorpius hob den Kopf wieder, hoffte, dass es an dem Licht lag, dass Louisâ Augen zu leuchten schienen. âDass ich mich im Schrank verstecken muss, weil irgendjemand mir irgendetwas tun wollen könnte.â
âDas âkönnteâ kannst du dir wohl sparenâ, sagte Louis und presste sein Ohr gegen die TĂŒr, versuchte anscheinend etwas zu hören. Scorpius machte ihm dieses Unterfangen aber extra schwer, indem er die Klappe nicht hielt.
âIch wusste ja immer, dass man mich nicht besonders mag, weil meine Familie im Krieg auf der falschen Seite stand, aberâŠâ Scorpius seufzte betrĂŒbt auf. âWieso können wir das denn nicht einfach vergessen?â
âAus demselben Grund, warum du nicht vergessen kannst, dass ich Fehler gemacht habeâ, erlĂ€uterte Louis relativ sachlich, streute so aber nur noch mehr Salz in Scorpiusâ Wunde.
Fast schockiert schaute er Louis an, bevor er langsam realisierte, dass er wiedermal Recht hatte. Wenn er selbst nicht einmal so eine Lappalie vergeben konnte, wie sollte George Weasley dann vergessen können, was Draco seiner Familie angetan hatte? Andererseits hatte Bill Draco alles vergeben. Und Draco hatte Bill vergeben.
Scorpius suchte Louisâ Blick vergeblich, denn der hatte sich auf die TĂŒr fixiert, wĂ€hrend Scorpius mit beschĂ€mt gesenktem Kopf seinen Gedanken nachgehangen war. Sich leise rĂ€uspernd stemmte Scorpius sich hoch und drehte sich herum, sodass er neben Louis sitzen konnte. Ăber ihnen klackerten KleiderbĂŒgel aneinander und die bekamen eher Louisâ Blick, als Scorpius, der dafĂŒr eine Hand auf Louisâ Knie legen musste.
âDas mitâŠâ Scorpius drehte den Kopf und fand sich kaum eine NasenlĂ€nge von Louis entfernt wieder. âDas mit dem ersten Date⊠ist vielleicht gar nicht so eine schlechte Idee.â
Louis schaute ihn tatsĂ€chlich ĂŒberrascht an â aber wenigstens positiv. Wieder so bezaubernd lĂ€chelnd legte er eine Hand auf Scorpiusâ Wange und streichelte sanft ĂŒber die leicht erhitzte Haut. Seine Fingerspitzen erreichten Scorpiusâ Lippen und zeichneten hauchzart die Konturen nach, brachten trotzdem jedes noch so feine HĂ€rchen auf Scorpiusâ gesamten Körper dazu senkrecht zu stehen.
âDu warst so wunderbar konsequent darin dich nicht zu entscheiden. Willst du das jetzt so schnell aufgeben?â Louis zog seine Finger augenblicklich zurĂŒck, als Scorpius den Mund auch nur ganz leicht öffnete. âScorpius⊠Du⊠Du hast doch gemerkt, dass mit mir irgendwas nicht stimmt. Bist du sicher, dass du das willst, oder ist das nur wieder eine Laune?â
âDu bist mindestens genauso launenhaft wie ichâ, sagte Scorpius leicht schmollend, lĂ€chelte aber kurz darauf wieder. âAber⊠Louis, mit dir ist alles in Ordnung. Okay?â
Louis schluckte hart und hörbar, konnte Scorpius anscheinend nicht mehr in die Augen sehen. Seine Hand löste sich langsam von Scorpiusâ Wange und er ballte sie zu einer schmerzhaft festen Faust, sodass seine Fingerknöchel weiĂ hervorstachen.
âOkay?â Scorpius umfasste Louisâ Gesicht und hob es leicht an. Irgendetwas glitzerte verrĂ€terisch in Louisâ Augen, aber es war wenigstens nicht rot. Scorpius wollte das nie wieder in Louisâ Augen sehen und dafĂŒr wĂŒrde er genauso viel tun, wie fĂŒr die Gewissheit, dass James seinetwegen nicht mehr verletzt wurde.
Louis nickte nach einer halben Ewigkeit ziemlich abgehackt. âOkayâŠâ Ein Rumpeln aus dem Zimmer nebenan lieĂ Louis kurz herumfahren, aber er schien Harry anscheinend mehr zu vertrauen als Scorpius, der sich aus etwas, das sich jetzt doch allmĂ€hlich wie Angst anfĂŒhlte, nĂ€her an Louis drĂŒckte, die SchlĂ€fe gegen seine Schulter schmiegend.
Es war aber nicht Louisâ beruhigendes FlĂŒstern, das seine Angst wegwusch, sondern eine andere Stimme, die nach ihm rief. Scorpiusâ Gesicht hellte sich auf und er war schneller auf den Beinen, als Louis ihn diesmal packen konnte. Aus dem Schlafzimmer schallte erneut sein Name und auch Louisâ Hand an seinem Bein konnte Scorpius nicht davon abhalten, die TĂŒr aufzureiĂen.
âScorpius, nicht!â Louis umklammerte seine Wade und brachte Scorpius so zum Stolpern. Bevor er allerdings unschön auf den Boden knallte, schlangen sich zwei krĂ€ftige Arme um ihn und zogen ihn wieder auf die Beine, als wĂŒrde er nicht mehr wiegen als eine Feder.
Scorpius verstand gar nicht, warum Louis so entsetzt am Boden hockte und sich nicht rĂŒhren zu können schien. âEs ist doch nur Teddyâ, sagte Scorpius verstĂ€ndnislos und drehte den Kopf ĂŒber die Schulter zu seinem Cousin, der ihm grinsend zu zwinkerte.
âIm Schrank⊠Das war bestimmt Harrys Ideeâ, sagte Teddy und wandte sich Louis zu, Scorpius immer noch fest im Arm haltend, als hĂ€tte er Angst, dass Scorpius sich sonst sofort wieder im Schrank verkriechen könnte. âHĂ€tte ich mir denken können, dass du dich in der dunklen Kammer wohlfĂŒhlst, Louis.â
Louis ignorierte Teddy einfach. âScorpius, komm weg von ihmâ, sagte er und lieĂ Scorpiusâ Blick nicht los, als er sich langsam aufrichtete. Scorpiusâ verwirrter Gesichtsausdruck lieĂ Louis fast verzweifelt die Augen verdrehen und aufstöhnen. âEr warâs, Dummerchen! Der, der den Trank deines Vaters manipuliert hat.â
Teddy hinter ihm prustete, weshalb Scorpius das noch weniger glauben konnte und Louis misstrauisch musterte. Was konnte er denn davon wieder haben? Scorpius verstand kein Wort. Teddy war doch verwandt mit ihm, war sogar sein Lehrer und er kannte Draco seit einer halben Ewigkeit. Nie wĂŒrde er ihm etwas tun. Teddy wĂŒrde ja nicht einmal einer Fliege etwas tun können! Scorpius konnte sich an so viele Momente erinnern, wo er die groĂe Treppe in Malfoy Manor heruntergefallen war und Teddy ihn entweder aufgefangen oder die aufgeschĂŒrften Knie geheilt hatte. So jemand war doch nicht dazu in der Lage, seiner Familie irgendein Leid zuzufĂŒgen.
Louis redete Unsinn. Seine GefĂŒhle fĂŒr Teddy waren sowieso⊠zu verworren, als dass Scorpius sie verstehen wĂŒrde. Vielleicht war das hier Louisâ kleine Chance auf Rache? Wenn schon nicht fĂŒr seine Schwester, dann doch wohl fĂŒr sich selbst⊠Bill behauptete ja nicht umsonst, dass Louis in Teddy verliebt sei.
âWas hast du denn wieder in dich reingeschĂŒttet?â, gluckste Teddy. âIrgendetwas, das deine Paranoia anscheinend noch verstĂ€rkt⊠Warum sollte ich denn so etwas tun?â
Louisâ Gesichtsausdruck wurde richtig verbissen, als Teddy versuchte ihn als paranoid darzustellen. Aber ganz Unrecht hatte er damit ja nicht. Louis war manchmal schon ein bisschen merkwĂŒrdig und was momentan mit ihm los war, das wusste nicht einmal er selbst.
âDu liebst ihn, deswegen.â Ja, Louis musste irgendetwas in sich reingeschĂŒttet haben, das ihn wirres Zeug reden lieĂ. âUnd wenn Draco dich nicht will, dann soll ihn keiner haben. Du hattest immer schon nicht mehr alle Hippogreife im Stall, wenn es um sowas ging. Glaubst du ernsthaft, ich wĂŒrde mir das nicht zusammenreimen können?â
âDu reimst dir auch nicht immer alles richtig zusammen, Kleinerâ, sagte Teddy abfĂ€llig und verstĂ€rkte seinen Griff um Scorpiusâ Schulter. âLass uns gehen, Scorpi. Dein Vater möchte dich sehen.â
Hoffnungsvoll blickte Scorpius auf, aber Teddys LĂ€cheln wirkte jetzt so aufgesetzt â als hĂ€tte ihn wirklich getroffen, was Louis gesagt hatte.
âNimm deine Finger von ihm, oder ich hex sie dir ab.â So bedrohlich hatte Louis noch nie geklungen und auch nicht ausgesehen. Scorpius musste hart schlucken, als er wieder ĂŒber die Schulter schaute und sogar Zornesröte in das sonst so gelassen und selten erhitzte Gesicht steigen sah.
âLouis, da-das ist doch Unsinnâ, sagte Scorpius heiser und schluckte hart, als Louisâ Zauberstab daraufhin zu zittern begann.
âUnsinn? Findest du?â Louis umfasste seinen Stab augenblicklich fester, als Teddy einen Schritt nach hinten machen wollte. âUnd du denkst nicht, dass es merkwĂŒrdig ist, wie er deinem Vater in die Arme gefallen ist? Wie eifersĂŒchtig mein Vater wegen ihm geworden ist? Bist du ernsthaft so naiv zu glauben, dass das vollkommen an den Haaren herbeigezogen war, Scorpius?â
âScorpius, lass dich doch jetzt nicht von ihm einwickelnâ, sagte Teddy mit einem Seufzen, als hĂ€tte er sich genau das oder so etwas Ăhnliches schon tausendmal von Louis anhören mĂŒssen â und schlieĂlich war er mit Louisâ Schwester zusammen gewesen. Er kannte Louis sicherlich viel besser als Scorpius, was der ja auch vorhin schmerzhaft hatte erfahren mĂŒssen, als Louis ihm ganz neue Seiten gezeigt hatte. âLouis spielt wiedermal nur irgendeines seiner Psycho-Spielchen.â
âDu kannst die anscheinend auch ganz gut spielen, Lupin. Nur solltest du nicht glauben, dass du dich mit mir anlegen könntest.â Louis streckte eine Hand nach Scorpius aus, aber Teddy lieĂ ihn keinen Schritt nach vorne machen. âScorpius, du vertraust mir doch, oder?â
âScorpius, komm schon. Du glaubst ihm diesen Quatsch doch nicht, oder?â, raunte Teddy gleichzeitig direkt in sein Ohr. âIch bring dich zu deinem Vater.â
âIchâŠâ Scorpiusâ Zögern schien Louis richtig zu verletzen und brachte seine Stimme zum Ersterben. Hilfesuchend schaute er zu Teddy, dann wieder zu Louis und zurĂŒck.
âNein, Scorpius!â Louis schĂŒttelte vehement den Kopf. âEntscheide dich. Hör verdammt nochmal auf damit das FĂ€hnchen im Wind zu spielen! Entscheide dich, ob du mir vertrauen willst.â Louis hielt Scorpius immer noch seine Hand hin, sah dabei ganz und gar nicht flehentlich, aber herausfordernd aus. âSich nicht zu entscheiden ist keine Entscheidung.â
Scorpiusâ Herz schlug bei diesen Worten schneller und sein Brustkorb fĂŒllte sich mit einer angenehmen WĂ€rme. Louis wusste anscheinend wiedermal genau, wie es in ihm aussah, wĂ€hrend Scorpius keine Ahnung hatte, wer Louis Weasley wirklich war. Aber eins wusste er ganz genau, nĂ€mlich, dass Louis so gut wie nie ein Puzzle falsch zusammensetzte, und das lieĂ ihn Teddy so fest er konnte von sich wegschubsen, damit er zu Louis hasten konnte, der ihn schnell hinter sich zog und sich beschĂŒtzend vor ihm aufbaute.
Teddy war nur einen oder zwei Schritte zur Seite getaumelt, weil Scorpius immer noch nicht genug Kraft ĂŒbrig hatte, um sich vernĂŒnftig zu wehren. Das Ăberraschungsmoment war auf seiner Seite gewesen, aber es hatte ihn dermaĂen viel Energie gekostet, das auszunutzen, dass er sich jetzt haltsuchend an Louisâ HĂŒfte klammern musste.
âKeine Sorgeâ, wisperte Louis ihm zu, nahm allerdings keine Sekunde den Blick von Teddy, der den Zauberstab zĂŒckte. âSolange ich bei dir bin, wird dir nichts passieren.â
Scorpius lĂ€chelte leicht, aber seine Mundwinkel wanderten schnell wieder nach unten, als Teddy zu lachen anfing â und es klang nicht wie das Lachen, das man von ihm gewohnt war. Nicht fröhlich, losgelöst und ansteckend, sondern einfach nur, als wĂ€re Teddy kurz davor, die schmale Linie zum Wahnsinn zu ĂŒberschreiten.
âIch will dir ja nicht wehtun, Scorpi, aber wenn ich dafĂŒr meinen Draco bekommeâŠâ Teddy drehte den Zauberstab geschickt zwischen den Fingern, bevor er ihn auf Louis und damit auch Scorpius richtete. âIhr versteht das ohnehin nicht. Ihr seid viel zu jung, um ĂŒberhaupt zu wissen, was wahre Liebe ist. Das zwischen Draco und mir ist etwas Besonderes.â Das vertrĂ€umte Funkeln in Teddys Augen verursachte stĂ€ndig wechselnde Farbschimmer, von Rot bis Blau, GrĂŒn und Gelb, sogar in Farben, die Scorpius gar nicht kannte, aber das hypnotierende Farbenspiel war nicht faszinierend genug, damit Scorpius seinen Zorn unterdrĂŒcken konnte.
âWie kann er so ĂŒber⊠Warum entwaffnest du ihn nicht endlich?â, presste Scorpius Ă€rgerlich hervor, zupfte dabei an Louisâ Hemd.
âWeilâŠâ Louis seufzte auf. âTeddy ist zwar ein Vollidiot, aber mit dem Ding in seiner Hand kann er leider umgehen. Ich will nicht, dass dir⊠etwas passiert.â
Scorpius lehnte sich ĂŒber Louisâ Schulter, als Teddy daraufhin fast geschmeichelt grinste. âIch vertrau dirâ, wisperte Scorpius trotzdem noch laut genug, damit Teddys LĂ€cheln ausgelöscht wurde. âIch weiĂ, dass du besser bist.â Damit entlockte er Louis das schönste LĂ€cheln aus seinem Repertoire und schien ihm damit auch gleichzeitig den RĂŒckhalt zu geben, den er brauchte, um die Magie in seinen Venen regelrecht zum Brodeln zu bekommen. Scorpius spĂŒrte richtige kleine Blitze von Louisâ HĂŒfte auf seine Hand ĂŒberzucken, nahm deswegen aber nicht die Finger weg.
Louis brauchte ihn wenigstens jetzt. Wenigstens einer brauchte ihn einmal und fĂŒr ein paar Sekunden durfte er mehr als nur Ballast sein â das durfte jetzt einfach nicht schiefgehen.
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