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Fanfiction

Accidentally - Gefährliche Entschlossenheit

von Dr. S

Dunkelheit umschloss James auch nachdem er die Augen geöffnet hatte. Suchend schaute er sich nach einem Lichtpunkt um, fand den aber genauso wenig, wie seinen Zauberstab, der anscheinend in den Tiefen seiner Hosentasche verschwunden war. Wehrlos und alleine in der Dunkelheit; James erkannte relativ schnell, dass er in der Realität niemals dumm genug wäre, so etwas zuzulassen.

Er schüttelte sich, als plötzliches Rauschen seinen Kopf füllte, als hätte jemand den falschen Sender beim Radio eingestellt. Eine Hand an seiner Seite zur Faust ballend presste James sich die andere gegen seine Stirn und wünschte sich aufzuwachen, bevor… bevor er eine nasse Hundeschnauze gegen seine Faust stupsen fühlte.

Die Augen verdrehend fuhr James sich durch die Haare und senkte den Blick auf den schwarzen Fellklumpen von Hund, der sich von der allmählich eher gräulichen Dunkelheit abhob.

„Was willst du jetzt schon wieder?“ James beobachtete, wie die beängstigend großen Zähne des Hundes sich in seinen Ärmel gruben, um ihn vorwärts zu ziehen. „Ehrlich, wenn das wieder sowas total Konfuses wird, dann nehm ich demnächst einen Trank für einen traumlosen Schlaf. Ich weiß immer noch nicht, was das mit diesem Wolf bedeuten sollte, aber umgebracht hat’s dich ja nicht.“ James stoppte, den Hund bei dem Versuch ihn weiterzuziehen knurren lassend. „Wieso red ich überhaupt mit dir? Der Wolf hätte dich fressen sollen, dann könntest du mich nicht nerven. Au!“

Der Hund in seinem Traum hatte ihn gebissen. James lieferte sich einen ärgerlichen Starrwettkampf mit dem Vieh, den er aber verlor, als der Hund bedrohlich die Zähne fletschte. Sich geschlagen gebend hob James die schmerzende Hand und beobachtete, wie die tiefe Wunde seine gesamte Handfläche mit Blut zu überziehen schien. Auch auf seinem Handrücken lief ein kleiner Schwall roter Flüssigkeit direkt in seinen Ärmel.

Die Zähne zusammenbeißend schüttelte James die Hand aus und damit hoffentlich das Blut weg, aber ausschimpfen konnte er den Hund für diese Sauerei nicht. Die Dunkelheit hatte das Vieh einfach verschluckt. Alles, was James noch sehen konnte, waren die merkwürdig kontrastreichen Tropfen Blut, die regelrecht glühten, als würde irgendein Licht sie direkt anstrahlen.

James folgte den roten Tropfen und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als eine richtige Blutlache sich vom schwarzen Boden abhob. Das konnte nicht von ihm kommen. So unrealistische Träume wollte er sich einfach nicht erlauben.

Aber er hoffte wiederum auch nicht, dass er irgendwann einmal mit einer so real wirkenden Leiche konfrontiert werden würde.

James schüttelte den Kopf und presste sich eine Hand vor den Mund, musste sich stark beherrschen, um den Brechreiz zu unterdrücken. Das Blut hatte es bis zu seinen Füßen geschafft und seine zaghaften Schritte erzeugten ekelerregende, schmatzende Geräusche, weshalb er lieber stehenblieb. Vor ihm lag ein Mann auf dem Bauch, aber mehr als das weißblonde Haar brauchte James auch nicht zu sehen, damit sein ganzes Inneres sich zusammenzog.

Wieder stupste etwas Nasses ihm gegen die Hand, aber bevor James sich umdrehen konnte, wurde er von dem Hund zu Boden gerissen. Es tat nicht weh, so hart aufzukommen, aber trotzdem wollte James nicht mit dem Gesicht in einer Pfütze Blut landen, und dann nicht einmal aufwachen. Vollkommen hilflos musste er sich dem schweren Gewicht auf seinem Rücken geschlagen geben. Es wurde nur noch schlimmer, als er zu lachen anfing, weil die feuchte Hundezunge ihm über den Nacken fuhr. Das Kitzeln verwandelte sich mehr und mehr in ein Jucken, das James schließlich hochfahren ließ.

Hochfahren war wohl auch die falsche Bezeichnung. Er hätte ein richtiges Aufschrecken mit spitzem Schrei besser gefunden, aber stattdessen fand er sich eingequetscht in der Sofaecke wieder, wo er sich vor vielleicht zehn Minuten hingelegt hatte. Es fühlte sich an wie zehn Minuten, aber da täuschte er sich wohl, da die Finsternis der Nacht bereits einem dunklen Blau gewichen war. Harry hatte natürlich vergessen die Vorhänge zu schließen und war irgendwann neben dem Fenster eingeschlafen, die Brille in der Hand und die Stirn auf der Tischplatte gebettet.

James unterdrückte trotz der eindeutigen Erschöpfung aber nicht für seinen Vater ein schmerzhaftes Stöhnen, sondern für seinen nicht minder fertigen Cousin. Louis hatte es sich in der anderen Sofaecke gemütlich machen müssen und anscheinend den Drang verspürt, James seine Decke aufzuzwingen. Vernünftig schnauben konnte James darüber nicht. Je länger er die Augen offenhielt, desto stärker wurde der Schmerz auf seinem Rücken, der zuerst nur ein furchtbar unangenehmes Jucken gewesen war. Die Salbe, die sein Vater ihm aufgedrückt hatte, hatte ihm jeglichen Schmerz genommen, wunderbar gekühlt und fürchterlich gestunken, aber er wünschte sie sich jetzt doch genauso heftig, wie er sich vorhin darüber beschwert hatte.

Schwer atmend setzte James sich auf und verfluchte den Wolf in Scorpius‘ Vater. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Onkel Bill solche Verletzungen einmal im Gesicht ausgehalten hatte, aber da war der Werwolf ja auch nicht verwandelt gewesen. Vielleicht hatte er deswegen wenigstens das Recht etwas weinerlich zu werden.

Aber erst, nachdem er nach Scorpius gesehen hatte. So ein bescheuerter Traum verdeutlichte doch nur, was für große Sorgen er sich um den Kleinen machte. Nach solch blutigen Tagen träumten sie wahrscheinlich alle von roten Pfützen.

James‘ Blick schweifte von seinem Vater zu Louis, der vollkommen ruhig die andere Hälfte des Sofas belegte. Einen Moment war ihm fast, als wären sie wieder im überfüllten Fuchsbau, und jeden Augenblick würde Fred sich darüber beschweren, dass das Sofa nicht groß genug für drei Personen war. Aber solche Momente würde es wohl nie wieder geben. James konnte Louis nicht einfach so durchgehen lassen, dass er sie alle wie Spielfiguren durch die Gegend schob, und wenn er ihm das irgendwann verzieh, dann würde das immer noch nicht reichen, damit er ihn wieder so nah an sich heranließ. Da teilte er sich eher ein Bett mit Onkel Charlie.

Trotzdem deckte er Louis zu, hielt sich aber davon ab, die losen Haarsträhnen zur Seite zu streichen, egal wie verlockend das Silberblond für ihn war. Manchmal hasste er seine Vorliebe für Blond. Hätte er die nicht, dann wäre er auch nie in die Versuchung gekommen, mehr in Louis zu sehen, als seinen Cousin.

Aber Scorpius‘ Blond war unschlagbar und er würde nicht zulassen, dass es irgendwann noch einmal blutverklebt war. Er würde es jetzt streicheln gehen, bis er sich beruhigt und den Schmerz vergessen hatte.

James ließ Louis hinter sich zurück und widerstand erfolgreich dem Drang sich noch einmal umzudrehen, als er ein sehr leises Geräusch hörte, das wahrscheinlich nur ein Seufzen war, aber vielleicht auch mehr. Nur sagte Louis sicherlich nicht einmal im Schlaf die Wahrheit… und selbst wenn er die Wahrheit sagte, dann drehte und wendete er es so, wie es ihm gerade passte. Gerade weil James Louis nicht anders kannte, tat es so sehr weh, Opfer dieses Verhaltens zu werden. Er hatte immer geglaubt, dass Louis zumindest bei ihm keine Spielchen spielen musste. Aber da hatte er sich so tief geschnitten, dass nicht einmal die Wunden auf seinem Rücken mithalten konnten…

James schob die Tür zu dem Schlafzimmer auf und brachte so gerade genug Licht mit hinein, damit er Scorpius‘ Haarschopf aufleuchten sah. Ruhig schlafend hatte Scorpius den Kopf auf Bills Schulter gebettet und klammerte sich an den muskulösen Arm seines irgendwie Stiefdaddys, wie an einen flauschigen Teddybären. James wollte ihn genauso wenig wecken, wie seinen Onkel, und hatte sich schon wieder halb herumgedreht, als ihm das leere Bett auffiel.

Mit großen Augen fixierte er die Ausbuchtung auf der Matratze und schluckte hart, als er befürchtete, der Wolf würde gleich aus dem Dunkeln heraus Scorpius anfallen und diese Blutlache verursachen, die ihn im Schlaf verfolgt hatte. Dass er selbst noch ein paar Narben davontragen könnte, fiel ihm erst ein, als er im ganzen Raum keinen Wolf fand. Die Matratze war noch warm, aber der Wolf konnte ja schlecht die Türklinke heruntergedrückt und sich davongeschlichen haben, als James noch geschlafen hatte.

Außer…

James hastete zum Fenster, streifte Bill dabei an der Schulter und blieb abrupt stehen, sich schon auf einen dösigen, aber angefressenen Kommentar gefasst machend, der aber nie kam. Die Stirn runzelnd zog James die Vorhänge vom Fenster weg und betrachtete den goldenen Streifen am Horizont, entdeckte aber weit und breit keinen Mond.

„Scheiße…“ James drehte sich auf der Stelle um und rannte trotz der Schmerzen aus dem Zimmer, ließ sogar den Hotelflur in Windeseile hinter sich, nur um dann von dem Fahrstuhl aufgehalten zu werden, der auf dem Weg ins Erdgeschoss war und einfach nicht wieder zu ihm hochkommen wollte. Fluchend schlug James eine Delle in das Metall der Türen, bevor er ins nebenan gelegene Treppenhaus stob, immer zwei Stufen nehmend. Trotzdem schien es eine halbe Ewigkeit zu dauern das Erdgeschoss zu erreichen.

James stieß die Türen des Treppenhauses auf und hörte durch den lauten Knall, den er so verursachte, nur dumpf das Pling der Fahrstuhltüren. Er hatte Glück, dass Scorpius‘ Vater in seinem Zustand kaum in der Lage war, in einem normalen Tempo zu gehen, ansonsten hätte er ihn niemals abfangen können.

So schlitterte er aber gerade noch rechtzeitig um die Ecke, damit er sich nicht nur Draco in den Weg stellen, sondern ihn auch packen konnte, bevor er auf den Boden sackte. Er wusste nicht, ob er Glück hatte, dass um diese Uhrzeit niemand am Empfang war, aber da er Draco ja gleich wieder nach oben schleppen würde, war es besser, dass niemand ihn derartig verletzt durch die Gegend torkeln sah.

„Bist du vollkommen verrückt geworden?“ James wollte ärgerlich klingen, aber seine Stimme klang nur schwach und rau. „Er wird dich umbringen.“ So felsenfest überzeugt, wie er klang, musste Draco ihn derartig misstrauisch anschauen.

„Du solltest wieder schlafen gehen, James. So verletzt und müde spielt dein Gehirn sicherlich nicht mehr ganz mit.“ Draco versuchte zu grinsen, aber die Grimasse machte mehr als deutlich, wie schmerzhaft die Verletzung war, die James gerade entdeckte. Unter der offenen Robe, die Draco trug, verbarg sich zwar ein ordentlicher Verband, der allerdings längst wieder blutdurchtränkt war.

Louis‘ Flüche tendierten selbst im Unterricht dazu, immer heftiger zu werden, je mehr er sich in irgendetwas hineinsteigerte. Was er Draco da angetan hatte, war auf eine gewisse Weise sogar schlimmer, als ein Todesfluch. Wäre die Verletzung nicht notdürftig versorgt worden, dann hätte nur ein qualvoller Tod auf Scorpius‘ Vater gewartet und der lauerte immer noch auf seine Chance, wenn sich nicht bald ein richtiger Heiler das hier anschaute. Jedenfalls ging James fest davon aus, wenn er sich so daran erinnerte, wie er vor nicht allzu langer Zeit die Eingeweide des Wolfes gegen seine Hand hatte pulsieren fühlen.

„Deines anscheinend auch nicht“, sagte James tonlos, riss sich von der Wunde los und suchte den Blick aus den matten grauen Augen. „Du bist schon fast tot. Wenn du Onkel George so in die Arme läufst, dann –“

„Was redest du da?“, unterbrach Draco ihn, schubste ihn mit einer ungeahnten Kraft weg und zog sich ächzend an der Wand zurück auf die Beine. Eine Hand fest gegen seine blutende Seite gepresst starrte er James ohne zu blinzeln an, als hätte er Angst, dass James nur darauf wartete ihm den Rest zu geben. Und momentan sah es aus, als wäre ein Windhauch schon zu viel für Draco.

„Ich…“ James schüttelte den Kopf, leicht rosa um die Nase werdend. „Ich hab’s geträumt.“

„Nicht schon wieder dieser Unsinn.“ Trotz seines geschwächten Zustandes schien Draco darauf zu achten, sein Lachen noch genauso spöttisch wie sonst klingen zu lassen. „Was genau hast du denn diesmal geträumt? Blümchen, die sich gegenseitig die Blüten herausreißen?“

James‘ rosige Wangen wurden glühendheiß und damit knallrot. „Ich hab… da war Blut.“

„Wie überraschend, nachdem du in den letzten zwei Tagen literweise Blut gesehen hast.“ Dracos Stimme verlor nach diesem Satz all ihre Kraft und er verfehlte James meilenweit, als er ihn aus dem Weg stoßen wollte. „Geh wieder zurück. Ich habe keine Zeit für kindische Spielchen.“

James fasste Draco am Arm, als der sich an ihm vorbeischieben sollte. „Weil du denkst, dass das alles aufhört, wenn du Onkel George gibst, was er zu wollen glaubt? Ich weiß, du sorgst dich um Scorpius, aber das ist Irrsinn.“

Draco zog die Augenbrauen zusammen. Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet und glitzerte im orangenen Morgenlicht, rollte in perfekten Tropfen seine Schläfe herunter. „Was hast du geträumt?“, wollte er wissen, worauf James den Blick senkte.

„Ich sehe… diesen Hund.“ Er glaubte sogar noch röter zu werden, als Draco wieder zu lachen begann, wenn auch sehr erschöpft.

„Einen Hund?“ Draco atmete tief durch und legte James eine Hand auf die Schulter. Vermutlich aber nur als Tarnung, weil er eine Stütze brauchte. „Weil du eine treue Seele bist, Potter. Wahrsagen… Vorahnungen, all dieser Quatsch, das gibt es nicht.“

„Aber…“ James stoppte, als Draco den Kopf schüttelte.

„Du hast eine sehr gute Intuition.“ Der schwache Druck von Dracos Hand auf seiner Schulter, löste einen brennenden Schmerz aus, der James‘ Wirbelsäule herunterschoss und ihn verkrampfen ließ. „Und du bist ein feiner Kerl. Ich kann mir niemanden anderen vorstellen, der besser auf meinen Sohn aufpassen könnte.“

„Du hast das nicht wirklich vor, oder?“ James versuchte in dem anderen Gesicht zu lesen, aber jegliche Emotion entwich ihm sofort, ungreifbar für das Chaos in seinem Kopf. „Das ist zu heroisch für einen Slytherin. Zu dumm. Ich kann das nicht zulassen.“

Dracos Mundwinkel hoben sich zu einem müden Lächeln. „Was, wenn deine Entscheidungen, das Leben anderer Menschen zerstören? Glaubst du, dass du ewig vor dem weglaufen kannst, das du dafür verdienst?“ Schwer schluckend schloss Draco die Augen, öffnete sie erst wieder, nachdem er tief durchgeatmet und damit deutlich gemacht hatte, wie schwer ihm das hier fiel. „Ich habe mich mein ganzes Leben lang vor den Konsequenzen meiner kindischen Dummheiten versteckt und deswegen hat sich das… bei deinem Onkel so angestaut. Ich wollte mich dem nie stellen, aber dass ich fast meinen eigenen Sohn… Nein, ich werde nicht zulassen, dass Scorpius wegen mir leiden muss.“

„Unsinn“, schnaubte James und hätte Draco am liebsten geschüttelt, wäre der nicht verletzt. „Redet… Redet euch doch nicht immer alle ein, dass irgendwas hinter allem stecken würde. Das waren alles unglückliche Zufälle. Es hat zufällig Georges Zwilling getroffen, ganz zufällig. Ich weiß doch nicht jedes Detail, aber keins davon kann es wert sein, dass du dieses Leben hinwerfen willst. Du hast…“ James‘ Stimme begann zu zittern und er räusperte sich hastig, versuchte zu verstecken, dass er seine Emotionen ganz und gar nicht kontrollieren konnte. „Du hast Bill, die Liebe deines Lebens, und den besten Sohn, den man sich vorstellen kann. Ganz unter uns, als absolut missratener Sohn weiß ich, wovon ich spreche.“

Draco klopfte ihm wieder überraschend fest auf die Schulter. „Du bist mir der liebste Schwiegersohn in Spe, darum…“ Bevor James sich über dieses Kompliment freuen konnte, griff Draco in seine Umhangtasche und drückte James ein allzu bekanntes, in ledergebundenes Buch in die Hand. „…bitte ich dich, auf das hier aufzupassen. Dein Cousin und ich haben uns die letzten Tage einen ständigen Kampf darum geliefert. Er scheint ihm wie von selbst immer wieder zuzufallen und ich bringe es nicht fertig, es vollständig zu zerstören. Sorg dafür, dass es deinem Cousin nicht noch mehr Dinge zuflüstert, die er nicht wissen sollte.“

James wollte das Buch nicht nehmen, aber so bestimmend, wie Draco es in seine Hände drückte, konnte er gar nicht anders. „Bitte, zwing mich nicht dich zu schocken und nach oben zu schleifen. Das würde uns beiden wehtun.“ Und damit meinte er wirklich nur physisch.

„Ah… wo wir gerade…“ Draco fasste ihn am Arm und drehte James leicht, musterte scheinbar seinen Rücken, obwohl er ja nichts sehen konnte, außer anscheinend in seinem Nacken. James zuckte leicht, als Dracos kalter Lederhandschuh über ein paar besonders juckende Kratzer fuhr. „Entschuldige. Es scheint, dass Greybacks Fluch niemals verschwinden wird, hm?“

„Was…?“ James löste sich ruckartig aus Dracos Griff, brachte den anderen Mann so zum Stolpern. Wäre er nicht so geschockt gewesen, dann hätte er sich jetzt hastig dafür entschuldigt, Draco anscheinend schreckliche Schmerzen zugefügt zu haben, die der jetzt versuchte wegzuatmen. „Du hast… Ich wurde ge…gebissen?“

„Es sieht so aus…“ Draco seufzte auf, die Augenlider für einen Moment zuflatternd. „Das war das erste Mal für mich. Ich habe auch erst drei Verwandlungen hinter mir, die ich immer bei klarem Verstand in Bills Armen verbracht habe. Das Gefühl…“ Dracos Augen schienen richtig zu glühen, leuchteten weißlich auf wie ein kraftvoller Lumos, als er sie wieder aufschlug und James fixierte. Für einen Moment war James wie erstarrt, aber genauso schnell, wie er sich wieder bewegen konnte, war das Aufleuchten erloschen. „Du hast Angst vor mir, nicht wahr? Aber ich habe größere Angst vor dem, was aus mir wird.“

James wollte zurücktreten, als Draco erneut eine Hand nach ihm ausstreckte, aber etwas in ihm sträubte sich dagegen, Draco auch nur den Ansatz einer Bestätigung zu geben. Er hatte keine Angst. Es gab keinen Grund Angst vor einem nicht verwandelten Werwolf zu haben. Die konnten nicht gefährlich werden.

Aber sie konnten einem das Gesicht verunstalten, wie bei Onkel Bill…

„Das Gefühl von deinem Fleisch zwischen meinen Zähnen, von warmem Blut, das war wie ein Leuchtfeuer in dem nebeligen Dunst meines Verstandes“, raunte Draco, die Hand diesmal weit unter James‘ sehr locker sitzendes Hemd schiebend. Er zog den Stoff herunter und legte so nicht nur ein paar der tiefen Kratzer frei, sondern auch die momentan einfach nur brennenden, trotzdem hauchfeinen Verletzungen in seinem Nacken. James hatte ihnen keine Beachtung geschenkt, sie für unwichtig gehalten, aber das waren sie sicher nicht, wenn sein Fleisch dort jetzt derartig zu brennen und zu pulsieren begann.

„Du bist ja wieder klar… jetzt“, sagte James und spürte, wie seine Muskeln sich unangenehm versteiften, als Draco sich über seine Schulter lehnte, um die Schrammen zu examinieren, die gar nicht als Bisswunden durchgingen. So etwas Unspektakuläres konnte doch keinen unheilbaren Fluch auslösen.

„Aber für wie lange?“, hauchte Draco warm gegen James‘ Ohr. „Einmal menschliches Blut geschmeckt, wird es schwer sein, diesem Drang zu widerstehen. Der Wolfsbanntrank löscht ihn nicht aus. Er lässt nur deine Seele, ungeschützt und wehrlos wie sie ist, gegen den unbändigen Drang zu töten ankämpfen.“

„Willst du mich schon einmal sanft vorbereiten?“, scherzte James, fand es im nächsten Augenblick aber alles andere als witzig, was scheinbar auf ihn zukam. Er wollte nicht… James kniff die Augen zusammen, als warmer Atem die Härchen in seinem Nacken sich aufrichten ließ.

„Ich weiß nur, dass ich jetzt verstehe, warum Fenrir Greyback auch dann nicht aufhören konnte, wenn er ein Mensch war… Nun, wahrscheinlich, weil man eigentlich nie ein Mensch ist. Man ist nur gefangen… gefangen in dieser engen, schwachen Hülle.“ Dracos leises Lachen ließ James schaudern und sich endlich von Scorpius‘ Vater entfernen. Egal, wie unheimlich und beängstigend die Situation eben noch gewesen war, ein Blick in die müden grauen Augen mit den tiefen Ringen darunter genügte, damit jeder Funken Furcht verschwand.

„Du bist nicht so wie der“, murmelte James, versuchte wenigstens nicht eingeschüchtert auszusehen, wenn er sich schon so anhörte. „Du warst… ein ganz lieber Wolf. Irgendwie… Jedenfalls alles andere als eine mordlustige Bestie.“

Dracos Lächeln war schief. „Es war pure Lust.“ Abwesend fuhr Draco sich mit der Zunge über die Lippen, die Augen leicht glasig werdend. „Ein verdrehtes, entsetzliches Vergnügen, das dir das sadistische Gefühl von Macht gegenüber deinem Opfer gibt. So ein Monster… willst du doch nicht in der Nähe von dem Menschen haben, den du liebst, oder?“

Aufschnaubend richtete James sich sein Hemd, das Tagebuch noch immer in einer Hand haltend. „Ich lasse dich trotzdem nicht gehen. Es bringt dir nichts, dir einzureden, du würdest das für Scorpius tun. Du läufst anscheinend gerne weg.“

„Ich nutze deinen Onkel vielleicht ein klein wenig aus.“ Dracos Mundwinkel zogen sich zu dem arroganten und gleichzeitig triumphierenden Lächeln, das man eher von ihm gewohnt war. „Er soll nicht denken, dass er hier die Fäden in der Hand hat. Selbst wenn er bekommt, was er sich so lange gewünscht hat.“

„Rache bringt niemanden etwas.“ James schaute Draco entschlossen an. „Wenn du das nicht einsehen willst, dann werde ich… ich dich zwingen.“

Draco hob eine Augenbraue, atmete schwer aus und versuchte gerade zu stehen, obwohl seine Seite ihm unglaubliche Schmerzen bereiten musste. „Du willst mir Befehle geben?“ Sich leicht vorlehnend schüttelte Draco den Kopf und gluckste, als James den Kopf zur Seite drehte. „Ich bin jetzt dein Alpha, Kleiner. Du fühlst dich nicht zufällig plötzlich so verbunden.“

James warf Draco einen kurzen Blick zu. „Red nicht so einen Unsinn.“

„Tue ich nicht.“ Draco hob abwehrend die Hände. Blut glänzte auf dem schwarzen Leder seiner Handschuhe und James fragte sich, wie viel Kraft es ihn kosten mochte, sich noch derartig aufrecht zu halten. „Ich versuche nur dich schon einmal auf den Schmerz vorzubereiten, den du bald spüren wirst.“ Draco hinterließ einen blutroten, aber nicht sehr deutlichen Abdruck auf dem weißen Hemd, als er seine Hand kurz gegen James‘ Brust drückte. „Als ob etwas reißen würde.“

„Das ist… Nein.“ James fiel beim besten Willen nicht mehr ein, als wieder nur den Kopf zu schütteln.

„Ich werde das hier beenden, bevor ich zu einer noch größeren Gefahr für meinen Sohn werde, und du bist der Letzte, der mich aufhalten könnte.“ Draco musterte James flüchtig. „Selbst, wenn du nicht verletzt –“

„Du bist auch verletzt!“, fuhr James dazwischen. „Wenn du den Kampf der Invaliden haben willst, dann kannst du ihn haben.“ Leider war Draco darin schneller und hielt James seinen Zauberstab unter die Nase, als der gerade die Hand in die Tasche gesteckt hatte. „Bitte…“

Draco schüttelte den Kopf, ließ James‘ Blick noch flehender werden.

„Bitte, Draco“, wiederholte er. „Du kannst deinen Sohn und Bill doch nicht einfach magisch schlafen legen und dann abhauen, um… um… Merlin, bitte lass das hier einen Traum sein.“

„Lässt sich einrichten“, sagte Draco und drehte drohend den Zauberstab zwischen den Fingern, ließ James noch den Kopf schütteln, bevor er ihn mit einem gezielten Zauberspruch außer Gefecht setzte. James knallte rücklings gegen die Wand, spürte den Schmerz durch seinen ganzen Körper pulsieren und hörte ihn so laut pochen, dass er kaum verstehen konnte, wie Draco ein leises „Pass auf meinen Sohn auf“ murmelte.

Trotzdem versuchte er sich an diesen Satz festzuklammern, ließ ihn wieder und wieder in seinem Kopf widerhallen, damit er etwas hatte, das ihn davon abhielt genauso fest einzuschlafen, wie die anderen, die nicht ahnten, wie Draco für seinen Sohn gehen würde. James würde das nicht zulassen. Er konnte wachbleiben, wenn er nur entschlossen genug war, und dann konnte er auch verhindern, dass er jemals wieder von so viel Blut träumen musste.

Seine Augenlider waren schwer wie Blei, aber er konnte sie offenhalten, den Kopf leicht drehen und zusehen, wie Draco sich langsam durch die ausgestorbene Eingangshalle schleppte. James griff mit der Hand, die nicht das Tagebuch festhielt, in seine Tasche, tastete erfolglos nach seinem Zauberstab. Er fand nur das kleine Fläschchen Veritaserum, das er einmal von Draco bekommen hatte. Dafür musste er sich noch richtig bedanken.

Wie in Zeitlupe richtete James sich schwerfällig auf und je mehr Schritte er in Dracos Richtung schaffte, desto schneller wurde er. Als wollte wirklich irgendetwas in ihm instinktiv dafür sorgen, dass der Mann, der ihn fast umgebracht hatte, in Sicherheit war.

James‘ Entschlossenheit dafür zu sorgen wuchs jedenfalls mit jedem Schritt.


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