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Fanfiction

Accidentally - Der mit dem Wolf schmust

von Dr. S

In einer Beziehung sollte jeder Partner gleichberechtigt sein, das waren in etwa die letzten Worte seiner Ex-Freundin gewesen, bevor sie es gewagt hatte, James Potter abzuservieren. Warum ihm das aber gerade jetzt durch den Kopf schoss, als er mit Scorpius auf dem Rücken keuchend durch diesen verfluchten Park hastete, wusste James auch nicht. Vielleicht, weil Scorpius ihn niemals tragen würde und das auch gar nicht versuchte. Oder wahrscheinlicher, weil er gerade versuchte nur wieder gleichauf mit Louis zu kommen, der ja schon Scorpius hatte retten dürfen.

Unpassend, an sowas zu denken, während man vor einer riesigen Rauchwolke davonlief, die James aus Scorpius‘ Wohnung heraus verfolgt hatte und jetzt auch vom Park aus zu sehen war, aus den zerstörten Fenstern zum Himmel strömend wie dicke graue Schlangen, die unbedingt ein Nest in den dunklen Regenwolken bauen wollten. Glasscherben waren genau dann auf James niedergerieselt, als er aus dem Haus gestolpert war, und die Erschütterung einer Explosion hatte ihn fast zu Fall gebracht. Trotzdem sorgte er sich nur um Scorpius, davon ausgehend, dass Onkel Bill sich schon um seinen Malfoy und Sohn kümmern würde, wobei Letzterer nun wirklich auf sich selbst aufpassen konnte.

Aber eine Ausrede, warum er jetzt Quidditch-mäßig über Punktestände und Strategien, wie er noch gewinnen können würde, nachdachte, war das auch nicht. Zwar konnte er sich mit solchen Gedanken gut ablenken, nur machte das nichts weniger falsch. Wenigstens wusste er, wo seine Prioritäten lagen – nämlich auf seinem Rücken.

Schwer atmend hastete James hinter den nächstbesten Baum und ließ seine Priorität auf den Boden gleiten. Das orangerote Licht der untergehenden bahnte sich den Weg durch die grünen Blätter und zauberte rötliche Highlights auf den weißblonden Haarschopf, der sich so schon bereits kontrastreich von der maronenbraunen Rinde einer großen Eiche abhob. Scorpius entfuhr ein kleines Stöhnen, als sein Kopf zur Seite rollte und er mit der Wange auf seiner Schulter zu liegen kam.

„Hey…“ James hob Scorpius‘ Kinn leicht an und pustete ihm vorsichtig gegen die zuckenden Augenlider. Scorpius sah so schrecklich blass und krank aus, die tiefen Ringe unter seinen sonst so strahlenden Augen wirkten wie unendlich tiefe Gräben, die man nie wieder auffüllen können würde. „Scorpius?“

Es dauerte eine Weile, bis Scorpius ein Wort über die Lippen brachte. „James…“ Eine Hand suchte sich schwerfällig den Weg zwischen James‘ Finger, aber als sie sicher zwischen James‘ Handflächen aufgehoben war, breitete sich ein kleines, erschöpftes Lächeln auf Scorpius‘ Gesicht aus, allerdings öffnete er die Augen nicht. „Du bist nicht weggegangen…“

„Ich lass dich nicht allein. Keine Sorge“, sagte James und lächelte für den Fall, dass Scorpius doch die Augen öffnen würde, aber seine Lider blieben verschlossen für James‘ gehobene Mundwinkel.

„So müde“, kriegte Scorpius noch heraus, bevor sein Kopf wieder zur Seite sackte. James‘ Lächeln verschwand wieder. Sein armer Scorpius war noch vollkommen fertig von der Nacht mit diesem Monster – und damit meinte er wirklich nicht Louis.

James schluckte leicht bei dem Gedanken an seinen Cousin und er drehte den Kopf, konnte selbst über die dichten Baumwipfel hinweg die Rauchschwaden erkennen. Wenn sein Vater diese Wohnung zerstört hatte, dann würden sie jede Galleone in ihrem Schließfach verlieren, da war James sich sicher. Weniger sicher wurde er sich allmählich, warum er davon ausging, dass Louis da schon heil rauskommen würde. Ähnlich wie Scorpius schien Louis leicht neben sich zu stehen und wenn ihm jetzt irgendetwas passierte, dann würde James sich das nicht verzeihen können. Andererseits war da ja immer noch Bill. Onkel Bill würde seinen Sohn schon beschützen und Scorpius‘ Vater war letztendlich auch ein ausgebildeter Zauberer, ein Ex-Todesser und trug Handschuhe, als würde er wirklich nachts in New York als Profi-Killer arbeiten – der konnte sicherlich auch auf sich aufpassen.

Nur was machte er denn jetzt? James kannte sich hier nicht aus. Er konnte den Weg zwar noch sehen, aber war schon weit im Inneren des Waldes, weshalb er sich zumindest in Sicherheit wog. Nichtsdestoweniger konnte jeden Moment sein Psycho-Vater hier ankommen und wild Flüche durch die Gegend schießen, die natürlich ihr Ziel finden würden, weil sie ja von Harry Potter produziert wurden.

Die langsam hereinbrechende Dunkelheit wäre in der Hinsicht vielleicht von Vorteil, aber es wurde kalt und der Regen, der zwar bist jetzt von dem Blätterdach ferngehalten wurde, würde es unerträglich machen durch diese Stadt zu irren. Auch wenn Scorpius noch nicht zitterte, bildete sich bereits eine Gänsehaut auf seinen Armen und bei dem leichten Pyjama, den er anhatte, war das vollkommen verständlich.

Die Verlockung, Scorpius in die Arme zu nehmen und ihn zu wärmen, war unglaublich groß, aber in Anbetracht der Umstände hielt James Kuscheln jetzt für äußerst unangebracht, aber da er ja noch überlegte, was er jetzt tun sollte, konnte er wenigstens Scorpius‘ Hände warmrubbeln. Und wie er seine kleinen Hände vermisst hatte… James hätte stundenlang über die weiche Haut streichen können, die er so oft hatte halten dürfen, was aber nicht oft genug gewesen war.

Ein letztes Mal fiel rötliches Licht vom wolkenverhangenen Himmel durch die Baumkrone, bevor die Sonne verschwand, entweder hinter den hohen Türmen von Hochhäusern, den schwerschwarzen Wolkenbergen, die bedrohlich den Horizont verschluckten, oder einfach, weil es Zeit für den Mond war aufzugehen. James fühlte zur Abwechslung auch mal wieder etwas Positives, nämlich Erleichterung darüber, dass dieses Monster von Greyback nicht mehr herumlief, um unschuldige Teenager zu verschlingen. Dennoch flatterten für einen Moment die Bilder eines fast vergessenen Traumes an ihm vorbei, der zum Glück nur absoluter Schwachsinn gewesen war. Kein Wolf war mehr da, um irgendjemanden wehzutun, für wen auch immer das schwarze Fellbündel von Hund gestanden hatte.

„Potter…“ Die Stimme war nicht mehr als ein heiseres Hauchen, das James dennoch aufspringen ließ. Einen Moment lang stellte er sich beschützend vor Scorpius, brauchte seine ausgestreckten Arme allerdings einen Augenblick später um Draco Malfoy an den Schultern zu fassen, damit der nicht das Gleichgewicht verlor und umkippte.

„Alles okay?“ James hätte das gar nicht fragen müssen. Wenn er geglaubt hatte, dass Scorpius blass war, dann war sein Vater eine wandelnde Leiche, und der Ruß auf dieser aschfahlen Haut betonte die eingefallenen Wangen nur ungünstig. Draco presste sich eine Hand vor sein Gesicht, bevor James es eingehender mustern konnte, machte sich mit einer Drehung los und versuchte erst einmal wieder zu Atem zu kommen, hatte scheinbar eine lange Strecke nur gerannt.

„Wie geht es meinem Sohn?“ Draco schob James zur Seite und hockte sich zu Scorpius, legte ihm eine Hand auf die Stirn, als hätte sein Sohn eine Erkältung, die mit einem einfachen Zaubertrank wieder geheilt werden könnte.

„Besser als Sie aussehen, Mr. Malfoy“, sagte James extra höflich, damit er nicht gleich angeschrien wurde und den hysterischen Zorn von Draco Malfoy zu spüren bekam.

„Meine Wohnung ist gerade in die Luft geflogen. Ich darf es mir erlauben, nicht perfekt auszusehen“, zischte Draco ihn über die Schulter hinweg an, schluckte aber anscheinend wirklich seine mörderische Wut, auch wenn seine Augen für einen Moment sonderbar plastisch wirkten. Das musste am Licht liegen. James schaute sich kurz um, als er feststellte, dass es gar nicht mehr genügend Licht gab, um irgendwelche Halluzinationen zu erzeugen.

„Wo sind Bill und Louis?“, wollte James wissen, nachdem er niemanden mehr in der Nähe erkannt hatte. Ein lauter Rumps ließ ihn herumfahren und mit Schrecken feststellen, dass Dracos Wut sich anscheinend angestaut hatte und sich nun so entladen musste, indem der arme Baum einen Ast verlor. Dabei sah Draco nicht so aus, als könnte er so viel Kraft aufbringen…

„Sie sind…“ Draco keuchte schwer und senkte den Kopf, sodass leicht verschwitzte Haarsträhnen vor seine Augen fielen. „Sie sind nicht…“ Ein Stöhnen zurückbeißend legte Draco den Kopf in den Nacken und riss die Augen unglaublich weit auf. Auch ohne Licht schien das jetzt plakativ wirkende Grau zu glühen und saugte jeden klitzekleinen Strahl von Mondlicht auf, das es trotz der niemals gelöschten Lichter dieser Stadt auf den Erdboden schaffte.

Moment. Mondlicht? Vollmond? James versuchte die Knoten der Angst, die sich in seinem Hals bildeten, herunterzuschlucken. Wie hatte er vergessen können, weshalb seine scheinbar einzige schöne Nacht mit Scorpius um Neujahr herum unterbrochen worden war. Weil sein Vater von diesem Werwolf fast aufgefressen worden war.

„Draco?“ James vergaß alle Höflichkeitsfloskeln wieder, als Scorpius‘ Vater ein Knurren hören ließ, das so gar nicht zu ihm passen wollte. „Ich will ja nicht –“

„Ich hab – ah… meinen Trank, keine Bange…“ Draco ließ sich nach hinten fallen und stützte sich mit seinen Händen ab, versuchte schier verzweifelt wieder an Luft zu kommen.

„James?!“ Diese Stimme hatte er jetzt ganz sicher nicht hören wollen, aber bevor er einfach Scorpius schnappen und davonlaufen konnte, wurde er auch schon an der Schulter herumgewirbelt. „Da bist du ja, du elender, kleiner…“ Harry spuckte ihm fast ins Gesicht, worauf James sich angewidert abwandte.

„Fass mich bloß nicht an, du mieser Verräter“, gab er zurück und schubste seinen Vater weg, als der ihn nicht loslassen wollte. James lagen unendlich viele wutentbrannte Beschimpfungen auf der Zunge, aber die hätten seinen Vater in seiner ekelerregenden Arroganz doch nur bestätigt. Er war es nicht wert, dass James sich die Kehle heiser schrie.

„Verräter? Ich?!“ Harry stemmte empört die Hände in die Hüfte. „James, pass auf was du sagst, oder ich überlege mir nochmal, ob ich dir helfe und dafür meinen Job aufs Spiel setze.“

„Mir helfen? Lügner!“ James packte Harry kurzerhand am Kragen und zog ihn mit einem Ruck näher, damit er ihn beim Reden anspucken konnte. „Wenn du mir helfen willst, dann kriech in deine Garage zurück und polier dein beschissenes Motorrad, klar?“ Mit einem kräftigen Stoß beförderte er seinen Vater kurzerhand auf den Boden und blickte zornig auf ihn herunter.

Harry schnaubte genervt auf. „Du hast keine Ahnung, James. Ein falsches Wort von mir da oben und dein kleiner Freund wäre jetzt überall, aber nicht in Sicherheit. Die beiden Männer da oben gehören zu deinem Onkel George. Ohne sein Gold wäre ich nicht in der Lage meine Abteilung durchzubringen, geschweige denn wäre das Ministerium was es ist. Du weißt nicht, worum es geht, James. Ich habe versucht dir zu helfen so gut ich konnte.“

„Indem du meinen Freund nach Askaban steckst?!“, schnauzte James, allerdings verflüchtigte sein Zorn sich für einen Moment, als er bemerkte, dass er Scorpius immer noch als seinen Freund bezeichnete. Durfte er das noch? Durfte er da jetzt drüber nachdenken?

„Vertraust du mir so wenig?“ Harry schüttelte den Kopf. „Glaubst du, ich hätte ihn in eine kalte Zelle gesteckt? Sicher nicht. Aber wenigstens wäre er da vor deinem Onkel in Sicherheit gewesen, bis ich –“

„Oh, immer nur du! Als ob dein Flubberwurm-gefülltes Hirn überhaupt zu sowas im Stande wäre!“ Jetzt schrie er sich doch heiser, aber wenigstens konnte er sich noch zurückhalten seine Fäuste sprechen zu lassen. „Du willst doch nur wieder Aufmerksamkeit, weil dein Ruhm schon lange verblasst ist. Ein Harry Potter-Schatten bist du, mehr nicht. Sonst hättest du George doch gestoppt!“

Geschlagen senkte Harry den Blick, kümmerte sich nicht darum, dass ihm fast die Brille von der Nase rutschte. „Ich habe vielleicht Fehler gemacht, aber du musst verstehen, James.“ Er sah hoch und blickte seinen Sohn fast flehentlich an. „Es geht um mehr als nur mein Leben. Georges Antipathien könnten dutzende Menschen ihre Existenz kosten. Ich kann das nicht wegen Malfoy riskieren.“

„Wegen Malfoy?“ James stieß ein Geräusch zwischen Schnauben und Prusten aus. „Du passt da doch perfekt rein. Gib doch zu, dass du George gerne in den Arsch gekrochen bist, weil dir die glänzenden Galleonen so gelegen kamen. Macht verführt, Harry! Das weiß doch jedes Kind… außer dir natürlich…“ James schüttelte abfällig den Kopf. „Der Harry, über den ich so viele Geschichten gehört habe, den ich im Unterricht als Helden kennengelernt habe, gab es den überhaupt jemals? Weil von ihm jetzt nicht einmal mehr ein Atom übrig ist.“

„So ein Bild hast du also von mir“, murmelte Harry niedergeschlagen. „Dabei wollte ich immer nur –“

„Draco!“ Harrys Gesicht wurde bei dieser unfreiwillig merkwürdigen Beendigung seines Satz leicht rosa und James schenkte ihm ein spöttisches Grinsen, bevor er sich gerade noch rechtzeitig umdrehte, um Bill auf sich zustürmen zusehen. Louis war aber nirgendwo zu sehen. Vielleicht musste man sich doch Sorgen machen…

James drehte sich um und seine Augen weiteten sich vor Schock, als er Draco dabei beobachten durfte, wie er sich vor Schmerzen im Dreck krümmte, merkwürdig lange, krallenartige Fingernägel in Scorpius‘ Oberschenkel drückend. Aber er würde ja ein friedliebendes Wölfchen werden, mit dem Scorpius dann kuscheln konnte.

„Ich bin ja hier…“ Damit ließ Bill sich neben Draco fallen und umklammerte ihn fest, einfach ignorierend, dass der sich windende Mensch in seinen Armen erstens nicht mehr lange ein Mensch sein würde und zweitens kräftig ausschlug, um sich aus dem festen Griff zu befreien. Bill wandte sich davon unbeeindruckt ab zu James. „Ihr müsst hier weg. Der Wolfsbanntrank wurde manipuliert. Er wird vollkommen durchdrehen.“

James klappte der Mund auf und er erwachte erst wieder aus seiner Starre, als Harry ihm von hinten eine Hand auf die Schulter legte. Mit einem barschen Ruck seines Ellenbogens schleuderte er seinen Vater wieder nach hinten.

„Wer macht denn sowas?“, platzte es aus ihm heraus, aber man musste seinem Gesicht ansehen, dass er die Antwort bereits kannte, denn Bill sparte sich diese Antwort.

„Verschwindet“, verlangte er, gerade noch rechtzeitig sein Gesicht wegdrehend, bevor Draco ihm noch eine Narbe verpasste.

„Aber du…“ James verstummte, als Bill den Kopf schüttelte.

„Ich lass ihn nicht alleine. Macht euch keine Sorgen, ich hab schon mit ägyptischen Monstern geschmust, da warst du noch gar nicht geplant, James“, sagte Bill mit einem Lächeln, die Hand auf Dracos Kopf legend, als der vor Schmerz ohrenbetäubend aufschrie und dabei schon unheimlich große Ähnlichkeit zu einem Wolf hatte. Bill drückte ihn gegen seine Brust und dämpfte die Laute, die sich allmählich in gänsehautverursachendes Heulen verwandelte. „Jetzt verschwindet endlich. Ich kann ihn nicht sich selbst überlassen.“

„Und ich lass dich nicht allein mit einem Werwolf“, musste Harry sich wieder aufspielen, weil er einfach nicht verstand, dass ein Mann manchmal tun musste, was ein Mann eben tun muss. James schubste Harry noch einmal auf den Boden und nickte Bill zu, bevor er zu Scorpius eilte, ihn sich vorsichtig auf die Schultern lud.

„Nein“, knurrte Draco ihn von der Seite an, die Zähne schon verdächtig spitz, was James erschrocken zurückstolpern ließ. „Mein Sohn bleibt bei mir.“ Die Hände, die sich in Bills Unterarme gruben, waren bereits mehr Klauen. Die lederne Handschuhe waren lange gerissen und jetzt folgten die Umhangärmel, die eigentlich weit genug waren, um Dracos Arm zweimal zu verstecken.

Was James aber kreidebleich werden ließ, war das Gesicht, in das er jetzt schaute. Fletschende Zähne in einer grotesken Fratze, die sich erst nach einer Weile als Wolfsmaul erkennen ließ. Weißgraues Fell breitete sich auf dem Körper aus, der nur wenig größer war, als der Hund, der James so gerne im Traum ans Bein pinkelte. Für einen Moment wirkte der Werwolf mehr wie ein Wölfchen, leise winselnd in Bills Armen und bedeckt von teurem Stoff, der einmal Kleidung gewesen war. Die großen grauen Augen, die James anstarrten, wirkten eher verängstigt, als angsteinflößend.

„Scheint, der Trank war doch in Ordnung“, sagte James und wünschte sich augenblicklich, er hätte das nicht getan. Als wäre das nämlich das Stichwort gewesen, fletschte der Wolf die Zähne, knurrte und wand sich, damit er sich losreißen konnte, hatte dabei aber nur James im Blickfeld.

„Geh, James, geh!“, presste Bill hervor, anscheinend überhaupt keine Angst davor, von Draco gebissen zu werden und die scharfen Zähne verfehlten ihn auch immer nur um Zentimeter, während die Klauen bereits Spuren auf Bills Armen hinterlassen hatten.

„Er wittert Gefahr für sein Junges“, sagte Harry, bevor er auch schon James‘ Arm griff und ihn hinter sich her tiefer zwischen die Bäume.

„Gefahr? Junges?“ James riss sich los und stolperte von Harry weg. „Du bist ja krank!“

„Nein, aber ich weiß jetzt wenigstens, dass du nicht zugehört hast, als ich euch eine Stunde über Werwölfe gegeben habe!“, schnauzte Harry ihn ungewöhnlich barsch an und versuchte James vergeblich zu fassen zu kriegen. Ein Heulen ließ ihn kurz starr werden. Harry schaute gerade rechtzeitig über die Schulter um sich noch ducken zu können, als ein graues Fellbündel auf ihn zusprang. Allerdings benutzte das Tier ihn sozusagen als Sprungbrett und rammte Harry mit den Hinterbeinen so kräftig nach unten, dass ein knirschendes Geräusch zu hören war, das sicherlich nichts Gutes verhieß.

Aber James konnte sich bei diesem Anblick schlecht auf seinen Vater konzentrieren.

Im Regen und der Dunkelheit wirkte das Fell des Wolfes unwahrscheinlich dunkel. James sah die Augen weißlich aufleuchten und wäre bei dem Anblick beinahe erstarrt. Sein Herz hörte auf zu schlagen, aber er konnte sich gerade noch rechtzeitig herumwerfen, bevor die blutbefleckten Klauen ihn erreichten.

Scorpius schützend unter sich begrabend hatte James nicht einmal Gelegenheit sich darüber zu freuen, dass er hatte ausweichen können. Der brennende Schmerz auf seinem Rücken zeugte davon, wie aussichtlos so ein Manöver in seiner Position war. James biss den Schmerzensschrei zurück, der seiner heiseren Kehle entweichen wollte, als Krallen wie Messer seine Haut aufschlitzten, quer zwischen seinen Schulterblättern hindurch.

Die Zeit verging viel zu langsam, dafür, dass er so viel Schmerz ertragen musste.

Heißer Atem traf feucht auf seinen Nacken und James drückte Scorpius immer dichter gegen seine Brust, je mehr er die spitzen Zähne in seinen Nacken eindringen fühlte.

Ein lautes Zischen durchschnitt die merkwürdige Stille, die James‘ Kopf ausfüllte, und kurz darauf war das schwere Gewicht von ihm verschwunden.

Schwer atmend richtete James sich auf und suchte die dunkle Umgebung nach dem Wolf ab, der ihn eher gefunden hatte und mit einem markerschütternden Knurren auf ihn zusprang, die Zähne erneut zum Angriff bereit. Ein roter Blitz traf ihn allerdings direkt in der Seite und warf ihn hart gegen einen Baum, worauf das Tier winselnd auf den Boden fiel, sich allerdings sofort wieder aufzurichten versuchte.

Für einen Moment drängte James seine Schmerzen beiseite und zog sich hoch, konnte sich gerade noch rechtzeitig gegen den nächstbesten Baum pressen und zur Seite drehen, bevor die Krallen des Wolfes sein endgültiges Ende schrieben. Vollkommen ungezähmt riss der Wolf dafür tiefe Furchen in die Rinde des Baumes, nur Zentimeter von James entfernt.

Gerade blickte er auf das Tier herunter, als in dessen Rücken ein regelrechter Lichtblitz die Nacht erhellte. Ein qualvolles Jaulen später sackte der Wolf zu Boden und rollte auf die Seite, sodass er die tiefe Fleischwunde offenbarte, die sogar seine Rippen mit jedem schweren Atemzug silbrig schimmern ließ.

James hatte gerade noch Zeit tief durchzuatmen, bevor ihm jegliche Luft auch wieder herausgepresst wurde, als sich jemand in seine Arme warf und ihn dadurch mit einem Ruck gegen den Baum drückte. Urplötzlich war der ganze Schmerz, den James verdrängt hatte, wieder da, kämpfte mit Brennen, Ziehen und Pochen um seine Aufmerksamkeit, die er aber nicht bekam, weil James erst einmal seinen Retter wegdrückte und musterte.

„Louis…“ James‘ Lächeln verging ihm gleich wieder, als sein Cousin ihm eine Faust gegen die Brust rammte.

„Idiot! Was –“ Louis stoppte abrupt, als hinter ihm erneut ein aggressives Knurren zu hören war. Er fuhr herum, während James über seine Schulter hinweg beobachtete, wie der Wolf sich wieder aufrichtete. „Zähes Mistvieh.“

„Louis, nicht!“ Von hinten griff James Louis‘ Handgelenk, als der mit dem Zauberstab ausholte. „Bist du des Wahnsinns? Das ist Scorpius‘ Vater!“ Nur für den Fall, dass Louis das nicht wusste, aber anscheinend interessierte ihn das gar nicht.

„Ich weiß. Aber er hat dich fast umgebracht.“ Louis versuchte sich aus James‘ Griff zu befreien, wurde aber vorher zur Seite gestoßen.

Der Wolf hatte sich nicht auf sie zu bewegt, was nichts daran änderte, dass es verrückt war, ihm entgegen zu kommen, aber er war verletzt und eingeschüchtert, zog augenblicklich den Schwanz ein, als James sich ihm näherte.

„Was hast du vor?“, zischte Louis von hinten. „Er könnte jeden Moment –“

„Du gibst mir ja Deckung“, sagte James, ordnete das Fiepen aber lieber dem Wolf zu, anstatt Louis. Letzterer fiepte nicht und wurde auch nicht nervös, im Gegensatz zu dem Wolf, der winselnd nach hinten tapste, leicht hinkend. Die plötzlich so matten grauen Augen wanderten zu Scorpius, der regungslos auf dem Boden ein paar Meter entfernt lag, und das nächste Geräusch des Wolfes klang beinahe sehnsüchtig.

„Hey…“ James hob beschwichtigend eine Hand, als er den Wolf davon ablenkte Scorpius regelrecht anzugaffen, worauf er sofort wieder angeknurrt wurde. „Ich will deinem Sohn doch nichts tun. Alles gut…“ Er sprach möglichst ruhig und gleichmäßig, was tatsächlich dazu führte, dass er immer noch lebte. Seiner Meinung nach war das ein Fortschritt.

„Wenn der Trank bei einigen Einnahmen in Ordnung war, dann kannst du vielleicht mit ihm reden“, kam Louis‘ relativ monotone Stimme von hinten. „Wenn nicht, dann spielt er dir was vor und deine Hand ist gleich weg.“

„Vorspielen?“ James verspürte das Bedürfnis seine Hand wegzuziehen, aber die großen Wolfsaugen sahen ihn so ängstlich an, dass er andererseits lieber das wunderbar weich aussehende Fell streicheln wollte. „Du spielst mir nichts vor, oder Draco? Du hast da ein Aua und das macht dich wütend.“

„Das Aua war da noch nicht, als er dich beißen wollte“, mischte Louis sich wieder ein.

James würde ihn gerne ignorieren, aber er konnte sich schlecht konzentrieren, wenn Louis ihm ständig aufzeigte, wie dämlich es war, was er hier versuchte. „Louis, wenn du ihn jetzt wegscheuchst, dann krepiert er irgendwo in diesem Park, bevor er wieder ein Mensch wird. Willst du das?“ Er schaute nicht über die Schulter, aber Louis‘ Schnauben sagte ihm, dass er jetzt in Ruhe weitermachen können würde.

Mit einem Räuspern beugte James sich langsam näher zu dem Tier, das winselnd zurückwich. „Komm her, Draco. James macht dir das Aua weg.“ Dass Louis die Klappe hielt änderte nichts daran, dass James sich sein Augenrollen vorstellen konnte. „Sei ein braves Hun… äh, Wolfi.“ Mit einem Lächeln bedeutete James dem Wolf näherzukommen, worauf das Tier tatsächlich langsam eine Pfote nach vorne setzte. „Brav… Bist ein braves Ding, das weiß ich doch. Du könntest niemanden umbringen. Das liegt einfach nicht in deiner Natur.“

„Charakterlich gesehen hast du vielleicht sogar Recht. Ein Alpha sieht anders aus“, murmelte Louis hinter ihm, aber James wollte ihn mal sehen, als die Wolfsschnauze vorsichtig gegen seine Handfläche tippte, bevor sie sich ganz anschmiegte.

„Ich kann einfach gut mit Tieren“, grinste James, aber jegliches Lächeln verging ihm, als der Wolf jämmerlich einknickte und nur noch rasselnde Atemgeräusche von sich gab. „Du hast ihn echt übel erwischt, Lou…“ Als keine Antwort kam, schaute James sich suchend um und schluckte hart, als er zusehen musste, wie Scorpius gerade dann aufwachen musste, als Louis sich um ihn kümmerte. Hätte er nicht zu Harry gehen können, der ebenfalls bewusstlos irgendwo hinter ihnen lag?

Er hatte über gewinnen und verlieren oder zumindest unentschieden nachgedacht, aber anscheinend konnte er das nicht umsetzen, weil sonst er dieses verschlafene Lächeln von Scorpius geschenkt bekommen würde. Dabei hatte er doch Scorpius die ganze Zeit beschützt. Louis hatte nur… ihn beschützt, was schon peinlich genug war. Und dafür hatte er Scorpius‘ Lächeln bekommen. Obwohl Scorpius vor Kurzem noch so sauer auf ihn gewesen war.

Das war wahrscheinlich ein Hinweis, dass James Sirius Potter immer verlieren würde. Und das nicht nur in der Liebe, wenn er so an seine misslungene Sportlerkarriere dachte… Wenigstens konnte er verstehen, wieso er immer gegen Louis verlieren würde. Gegen so jemanden war es unmöglich zu gewinnen.

Außer…

James‘ Blick wanderte nach unten auf das blutbefleckte, weißgraue Fellknäuel, das kaum noch atmend in seinen Armen lag. Außer der Wolf würde jetzt an den Verletzungen zu Grunde gehen, die Louis ihm zugefügt hatte. Das würde nicht einmal Scorpius verzeihen können…

James schüttelte heftig den Kopf und nahm sich vor, sich später für diesen Gedanken zu schlagen. Erst einmal musste er sich um diese Verletzung kümmern, aber lieber so, dass der Wolf nicht wieder zu viel Kraft sammeln konnte, wodurch er vielleicht doch noch die Mordlust entdeckte.

Vielleicht machte es sein Leben nicht leichter, aber im Gegensatz zu Louis konnte er wenigstens sagen, dass er nicht über Leichen ging, um zu bekommen, was er wollte…

James schaute über die Schulter und vergewisserte sich, dass sein Vater sich wieder rührte. Als Harry leise stöhnte konnte James seinen Leichenzähler weiterhin getrost bei null halten…

„Merlin sei Dank!“ Kräftige Arme schlangen sich von hinten um James‘ Schultern und er stöhnte heiser auf, als die Brust seines Onkels sich viel zu fest gegen seinen aufgekratzten Rücken drückte. „Sorry, James.“ Bill löste sich und kroch zu dem Wolf, atmete halbwegs erleichtert auf. Blut rann seine Schläfe herunter, aber er wirkte einigermaßen klar – und lächelte James glücklich an, als er erkannte, dass es Draco wieder gut gehen würde. „Das werd ich dir nie vergessen, James. Niemals.“

Oh, und er hatte jetzt Bills uneingeschränkte Liebe. Das war doch auch etwas…


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