Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Accidentally - Sündenbock

von Dr. S

„Freddie!“ James streckte die Arme aus und hastete auf seinen Cousin zu, als der sich gerade noch etwas neben der Spur aufzurichten versuchte, nachdem der Portschlüssel ihn auf dem Boden hatte landen lassen. Sobald er James bemerkte leuchteten seine Augen auf und er riss die Arme hoch.

„Jane!“, rief er und hechtete auf James zu, ließ sich von ihm auffangen und geradezu herumwirbeln. Charlie schmunzelte vor sich hin, half Roxanne auf die Beine und klopfte ihr den Dreck vom Umhang. „Mach das nie wieder, Jane. Wenn du dich schon suspendieren lässt, dann nur noch zusammen mit mir.“ Fred schniefte theatralisch auf, was James zum Glucksen brachte.

„Vielleicht sollte er aber auch einfach aufhören alles flachzulegen, was sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen kann“, schnaubte Roxanne ihn von der Seite an, musterte James äußerst angewidert. „Dein eigener Cousin, James. Das findet jeder in der Schule genauso ekelerregend wie ich.“

James verdrehte genervt die Augen. „Oh, du bist doch nur neidisch, Roxy.“ Er konnte trotzdem nicht verhindern, dass er leicht rosa um die Nase wurde. Gut, er hatte freiwillig in die Welt herausposaunt, was zwischen Louis und ihm gewesen war, und das dann auch noch aufgebauscht, aber das war ihm auch ganz spontan rausgesprudelt. Er hatte weder Louis noch sich selbst demütigen wollen – niemand würde das freiwillig tun. Alles was er hatte erreichen wollen, war, dass diese Scheiße weniger scheiße wurde, was sie aber nicht geworden war. Aber wer hätte das denn ahnen können? James hatte ja kein Wahrsagen belegt.

„Jaah, immerhin darf ich ja in James‘ Armen liegen“, sagte Fred und lehnte die Schläfe laut seufzend gegen James‘ Schulter.

Roxanne verdrehte schnaubend die Augen, wandte sich Charlie zu und hielt ihm strahlend etwas hin, was der lächelnd annahm und ihr dafür die Haare durcheinanderbrachte. Schleimbolzen Roxanne hakte sich auch gleich bei Charlie unter und brabbelte ihn voll, nicht im Ansatz ahnend, dass hinter der netten Fassade ein hungriger Löwe lauerte. James schüttelte den Kopf und diese Gedanken ab. Charlie war kein Arschloch. Er musste aufhören immer überall solche Dinge zu sehen, das machte immer alles nur viel schlimmer für ihn.

„Das mit Louis und Scorpius war trotzdem scheiße, James“, sagte Fred viel ernster, als Charlie und Roxanne außer Hörweite waren. Er schob James weg und glättete sich seine Robe, schenkte ihm von unten einen vorwurfsvollen Blick. „Du hast nicht echt mit Louis… du weißt schon was gemacht, oder? Ich hab’s gehört, will’s aber nicht glauben.“

„Wir haben auch nicht miteinander… du weißt schon was!“, regte James sich auf, drehte sich auf der Stelle herum und marschierte Charlie hinterher, der sich von Roxanne metaphorisch das Ohr abkauen ließ.

„Warum sagst du das dann?“, wollte Fred wissen, hörte sich aber irgendwie auch so an, als wäre er mit den Gedanken ganz woanders.

James fuhr sich durch die Haare und suchte sich einen Kieselstein, den er dann wegkicken konnte – leider traf er Charlie am Kopf, worauf der nach vorne stolperte und dann wieder einen furchtbar traurigen Blick für James übrig hatte. „Scheiße…“ Sich jetzt mit beiden Händen die Haare raufend wollte James sich am liebsten in den Dreck werfen und darin versinken. „Wir haben rumgeknutscht. Da hast du’s. Jetzt wende dich angewidert ab, Fred.“

„Jane…“ Wenigstens klang Fred nicht mehr so ernst. „Es ist viel widerlicher, dass dir beim Frühstück mal Milch aus der Nase gekommen ist, als du gelacht hast. Wenn Louis das sexy findet – okay! Ich will jetzt aber auch nicht die Details wissen.“

Unbewusst rieb James sich über die Nase. „Ich bin echt froh, dass du hier bist, Fred.“

„Knutsch mich dafür aber nicht ab“, gluckste Fred und klatschte seine Hand fest auf James‘ Rücken, verursachte so einen kleinen Hustenanfall. „Da würde ich Laura Davies wirklich bevorzugen.“

James hob die Augenbrauen, steckte die Hände in die Hosentaschen und wartete darauf, dass Fred sich räusperte, um seine Aufmerksamkeit anhand eines fragenden Blickes zu bekommen. „Du hättest mir geschrieben, wenn während meiner Suspendierung deine Unschuld flöten gegangen wäre“, sagte er felsenfest überzeugt. „Vor allem mit der Bitch.“

Freds Ohren füllten sich mit Blut und fingen daraufhin rot zu leuchten an, was James stöhnen ließ.

„Oh, nee… Du hast nicht mit der Ziege rumgemacht, oder Fred?“ Er atmete erleichtert auf, als Fred den Kopf schüttelte. „Gut, wenn du ihr zu lange auf den Hintern gestarrt hast, dann ist das in Ordnung. Das sind nur die Hormone. Da darfst du jetzt nicht reininterpretieren, dass du dich verliebt hast, oder so.“

„Ich hab auch nicht… also…“ Fred winkte ab. „Du hast meine Überleitung ruiniert, Jane. Ich wollte dir erzählen, was mir heute passiert ist. Also, Mum hat meinen Koffer gepackt und meine Socken aufgerollt, weil die sonst ausleiern. Mein Hemd hat sie mir auch weggenommen, weil es schwul aussehen soll und…“ Fred stoppte als diesmal James sich räusperte. „Jedenfalls saß sie da im Wohnzimmer und –“

„Was?!“, platzte es aus James heraus. Er blieb stehen, starrte einen Moment Löcher in die Luft und hastete dann weiter. „Davies in deinem Wohnzimmer? Hast du sie wenigstens ordentlich benutzt?“

„Jaah, voll gegen die Wand, Jane“, sagte Fred voller Sarkasmus, was ihn selbst genauso zu überraschen schien, wie James. „Äh, nein… aber darum geht es ja auch gar nicht.“

„Doch, natürlich“, sagte James und lachte auf. „Das Mädel ist leicht zu haben. Schnapp sie dir und stopf dir einfach Watte in die Ohren, wenn sie dich volllabert. Immerhin geht die erste Beziehung immer in die Hose und sie weiß wenigstens, wo sie ihre Finger bei deiner Hose richtig benu–“

„James!“, quietschte Fred, jetzt nicht nur mit hochroten Ohren. „Darum geht’s gar nicht. Lass mich doch mal ausreden.“

„Uh…“ James ließ ein dreckiges Lachen hören, das sogar Charlie und Roxanne über die Schultern schauen ließ. „Freddie schwebt auf Wolke sieben! Laura Weasley, das geht doch auch. Besser als Juliette Potter, das wollte sie mir ja immer verbieten, aber… äh, hat sich ja sowieso erledigt.“

„Hör auf“, murmelte Fred verlegen. „Wenn du so weitermachst, kann ich sie im Unterricht nie wieder ansehen.“

„Hah! Du hast sie angeschmachtet!“ Die Hände vor seinen Mund pressend versuchte James sein Lachen zu unterdrücken. „Wie goldig“, murmelte James dumpf in seine Hände, sich aus den Augenwinkeln über Freds glühende Wangen amüsierend, die auffälliger wären, wenn er nicht so braun wäre. „Wenigstens du sollst glücklich werden, Fred.“

„Oi…“ Fred ließ den Kopf hängen. „Du badest so beschäftigt in deinem Selbstmitleid, dass du mir gar nicht zuhörst, James. Es geht mir gar nicht darum, dass mich vor ein paar Stunden ein Mädchen gegen die Wand gepresst hast.“

James blinzelte. „Nun, das gibt dem Ganzen eine ganz andere Note“, murmelte er vor sich hin und versuche sich das nicht vorzustellen. „Äh, jaah. Dann erzähl doch mal. Was hat sie in deinem Wohnzimmer gemacht?“

Was James dann zu hören bekam, hatte leider gar nichts mit erotischen Nebenhandlungen zutun. Stattdessen kam er sich vor wie in einem schlechten Muggel-Actionfilm in dem gerade der Superbösewicht enttarnt wurde. Und entgegen den Vermutungen von Albus und seinem Vater war es kein Malfoy und auch James‘ Charlie-Vermutung löste sich gerade mit einem Puff in Luft auf.

„Merlins Unterhosen…“ James legte einen Arm um Freds Schulter, als der mit seiner Erzählung geendet hatte, ihn hilflos anschaute.

„Du denkst nicht, dass mein Vater ein böser Mensch ist, oder?“, wollte er nervös wissen und schluckte hart, als James nur abwinkte.

„Da reden wir später drüber. Wir müssen…“ James stoppte, als Fred ihn geschockt ansah. „Nein, also… Wir sagen nichts Harry. Wir reden aber einfach mal mit Louis, der ist ja vor Ort. Er sollte also auf jeden Fall wissen, dass dein Vater Greyback auf Malfoy losgelassen hat.“ Ignorierend, dass Fred den Mund öffnete, hastete James vorwärts, überholte Charlie und Roxanne und knallte mit voller Wucht gegen die Tür, weil er vergessen hatte, dass sie nach außen hin aufging.

„Was ist denn in dich gefahren?“, gluckste Charlie und zog die Tür auf, machte eine spielerische Verbeugung, die James kaum mitbekam, weil er bereits ins Haus stürzte. „Was wollt ihr denn essen? Ich mach euch, was ihr wollt, oder besorge irgendwas… Hm?“

„Flohpulver“, verlangte James, bekam dafür einen verdutzten Blick von Charlie geschenkt und schnaubte auf. „Wo hast du das Flohpulver hingetan?“

„Du hattest es vorhin“, sagte Charlie und schob Fred in den Raum, nachdem Roxanne sich jetzt an ihren Bruder klammerte. „Wo immer du es hingestellt hast.“

„Hier…“ Roxanne deutete auf den Boden vor den Kamin. „Aber wir sind gerade erst angekommen. Es ist äußerst unhöflich, dass du gleich…“ Sie schnaubte verächtlich, als James ihr gar nicht zuhören wollte und sich auf den Boden fallen ließ. „Dass du gleich mit jemand anderen reden willst. Welche deiner vielen Affären braucht jetzt deine Aufmerksamkeit?“

James schnaubte zurück. „Das wird hier kein Kaminsex“, gab er zurück und zauberte so wunderbar ähnliche Rotschimmer auf die Gesichter der Geschwister, während Charlie amüsiert den Kopf schüttelte und sich dann daran machte das Mittagessen vorzubereiten. Roxanne ließ sich von Fred in Charlies Richtung schupsen und ließ sie so zum Glück in Ruhe.

„Kaminsex, du kommst auf Ideen, Jane“, murmelte Fred und setzte sich neben seinen Cousin, verknotete unruhig die Hände im Schoß. „Was, wenn Louis nicht da ist?“

„Wo soll er denn sonst sein?“, wollte James wissen.

Fred zuckte mit den Schultern. „Und was, wenn Scorpius dir gleich vor die Nase hüpft?“

James presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und wandte sich dem Feuer zu. Wenn er sich jetzt entscheiden musste, ob er seinen Cousin um Hilfe bat, die sie jetzt dringend brauchten, und sich dafür einen Moment lang ein Messer ins Herz und dann Salz in die Wunde streuen ließ, dann war es doch eindeutig, was er tun würde.

Entschlossen warf er eine Hand Flohpulver ins Feuer und steckte den Kopf in die grünen Flammen, ohne Fred eine Antwort zu geben.

Er hatte ja nicht ahnen können, dass das Messer so groß sein würde…

James schnappte nach Luft, was aber von dem Laut, den er Scorpius nie hatte entlocken können, übertönt wurde. Zuerst dachte er, dass er schon wieder Bill und Draco überrascht hatte, aber dafür fehlte die roten Haare, die er sich auch leider trotz der rötlichen Schimmer in Louis‘ Haaren nicht vorstellen konnte. Kerzenschein, halbleere Weingläser und ein prasselndes Kaminfeuer reichten schon vollkommen aus, um James‘ Herz aus seiner Brust zu reißen, aber das Bild dort auf der Couch schleuderte sein schwach schlagendes Organ auch wieder und wieder gegen die Wand – passend zu dem perfekt anmutenden Rhythmus der beiden so vertrauten Körper.

Einen Moment lang dachte James trotzdem nur daran, was er sich sieben Jahre lang im Schlafsaal hatte entgehen lassen, und warum er sechs Jahre diese Beine nur zum Stolpern gebracht hatte, anstatt…

Er schüttelte den Kopf und zog ihn zurück, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand neben dem Kamin. Fred rutschte in sein Blickfeld, runzelte besorgt die Stirn und sah zum Feuer.

„Was war denn…“ Fred wollte ins Feuer schauen, aber James zog ihn zurück und schüttelte den Kopf. „Was denn? Du bist ganz blass…“

„Wir… Die… Na ja, wir stören gerade“, presste James hervor, sprach dabei relativ leise, damit Fred nicht hören konnte, wie stark seine Stimme zitterte. Eigentlich war es doch genau das, was er gewollt hatte. Scorpius hatte nie solche Geräusche gemacht und erst Recht nicht so entspannt gewirkt, wenn James ihn irgendwie berührt hatte. Er hatte immer nur davon geträumt, dass Scorpius sich auf diese Art und Weise an ihn klammern würde. Und Louis hatte er in seinem ganzen Leben nicht so glücklich gesehen – vor allem nicht in letzter Zeit und dann besonders nicht in James‘ Gegenwart.

„Und?“ Fred schien ihn wohl nicht zu verstehen. „James, selbst wenn die da… keine Ahnung was machen, es geht hier doch um Leben!“

„Gut, bitte! Dann stör sie doch, das ist nicht mehr mein Problem“, schnauzte James und schubste Fred weg, als der ihm eine Hand auf die Schulter legen wollte. Ohne einen weiteren Blick in Richtung des Kamins marschierte James auf die Tür zu und schlug sie kurz darauf lautstark hinter sich zu.

Auch die frische Luft konnte leider nichts an dem Gefühl ändern, dass er glaubte zu ersticken. James atmete schwer, schaute sich suchend um, als würde er irgendwo einen Pfeil entdecken können, der ihn in die richtige Richtung führen und ihm so zeigen würde, was er jetzt tun sollte.

Er wollte sich nicht so fühlen, wenn doch jetzt endlich alles gut werden würde. Aber er wurde das Bedürfnis nicht los, gegen irgendeinen Baum oder etwas Härteres zu schlagen. Scorpius war so unschuldig gewesen und nie hatte jemand anderes als James ihm so nahe kommen dürfen, aber jetzt… jetzt schien das nichts besonderes mehr zu sein. James wusste im Grunde auch gar nicht, ob es jemals wirklich bedeutsam für Scorpius gewesen war, der meistens relativ abwesend und desinteressiert auf James‘ Versuche ihm näherzukommen reagiert hatte.

Sich den nächstbesten Baum suchend rammte James seine Faust mit voller Wucht dagegen und wünschte sich, dass dieser Schmerz den in seiner Brust verdrängen würde, aber irgendwie wurde alles nur noch schlimmer. Tränen brannten jetzt sogar in seinen Augen und er musste sich mit dem Ärmel über die geschlossenen Lider reiben, damit sie wieder verschwanden.

„James, verdammt nochmal!“ Freds aufgebrachte Stimme ließ ihn wieder herumfahren. „Was denkst du dir da jetzt wieder bei? Glaubst du, der Baum macht irgendwas besser? Es geht hier gerade um mehr als deinen verdammten Liebeskummer!“

„Warum machst du es dann nicht einfach?“, gab James ärgerlich zurück. „Wieso muss ich das denn machen? Wieso muss ich immer alles für dich machen, nur damit du dann die Lorbeeren ernten kannst?“

Fred sah ihn geschockt an, senkte dann irgendwo zwischen Enttäuschung und Scham den Kopf. „Ich wusste, dass du mir das mit den Ballycastle Bats übelnimmst… aber darum geht’s doch gerade nicht. Es geht um meinen Vater und ich kann das nicht alleine. Glaubst du, ich wäre sonst hier? Wieso musst du dich denn unbedingt wieder in den Mittelpunkt schieben?!“

James öffnete entgeistert den Mund, kurz davor seinen Cousin richtig anzubrüllen und wurde zum Glück vorher unterbrochen, als Charlie sich beschwichtigend zwischen sie stellte.

„Jetzt schreit hier nicht rum, okay“, bat er. „Sagt mir, was los ist. Man hört euch bis ins Haus…“

„Was los ist?“ James deutete auf Fred, als hätte der einen Werwolf dazu angestachelt aus dem Gefängnis auszubrechen. „Onkel George setzt mordlustige Werwölfe auf Draco Malfoy an, das ist los!“

„Wie kannst du nur, James!“, platzte es aus Fred heraus.

„Was? Jetzt ist es falsch, wenn ich es einem Erwachsenen sage, der besser weiß, was wir tun können?“ James verschränkte die Arme vor der Brust. „Dir kann man’s auch nicht rechtmachen.“

Fred wollte etwas erwidern, aber Charlie hob abwehrend eine Hand. „Jetzt mal ganz ruhig. Was soll George getan haben?“, wollte er wissen.

Fred machte keine Anstalten etwas anderes zu tun, als die Lippen fest aufeinander zu pressen, also antwortete James für ihn: „Dass Greyback ausgebrochen ist, daran ist George schuld. Weil er Malfoy nicht ausstehen kann und ihn loswerden will.“ Bevor Charlie nachfragen konnte, wo er das herhätte, fügte James hinzu: „Fred hat ihn belauscht, als er seinen unglaublich schwachsinnigen Plan erläutern musste.“

„Das hättet ihr mir gleich sagen sollen“, meinte Charlie vorwurfsvoll.

„Du glaubst das?“, entfuhr es Fred verdutzt. „Du glaubst einfach so, ohne Beweise, dass dein eigener Bruder so etwas tun würde?“

„Weil ich meinen Bruder kenne“, sagte Charlie. „Wir sollten –“

„Warte mal“, ging James dazwischen, marschierte um Charlie herum und stellte sich mit verschränkten Armen neben Fred, versperrte seinem Onkel so den Weg. „Ich will jetzt ganz genau wissen, was hier los ist. Deine ewige Geheimnistuerei geht mir auf den Senkel. Ich renne ganz sicher nicht kopflos auf die andere Seite der Welt, wenn ich nicht weiß, was hier gespielt wird.“

Fred unterstützte ihn wenigstens mit einem heftigen Nicken.

Charlie atmete tief durch. „Gut, bitte… George hasst Draco. Ganz einfach. Für ihn ist er der Auslöser für den ganzen Krieg vor fünfundzwanzig Jahren. Er gibt ihm die Schuld an Bills Narben, an seinem fehlenden Ohr und vor allem an dem Verlust seines Bruders.“

„Bruders?“ Fred schaute fragend zu James, der nur mit den Schultern zuckte.

„Sein Zwillingsbruder. Fred“, sagte Charlie, worauf Freds Augen anschwollen und fast aus ihren Höhlen fielen. „George vermeidet das Thema. Man könnte meinen, dass Fred für ihn nie existiert hätte, aber im Grunde ist er ein Teil von ihm und immer da.“

„Warte… Das heißt, jedes Mal, wenn ich ihn über ‚Fred‘ hab reden hören, oder euch über ‚Fred‘ hab reden hören, dann meintet ihr gar nicht mich?“, wollte Fred wissen und senkte hastig den Blick, als Charlie nickte.

„George nennt dich nicht umsonst Frederick“, erklärte er. „Seinen Sohn nach seinem Bruder zu benennen war für ihn ganz einfach der verzweifelte Versuch seinen Bruder zurückzubekommen. Aber du bist ganz und gar nicht wie Fred, du siehst ihm nicht einmal ähnlich. Deswegen tut deine bloße Existenz George eigentlich nur weh.“

James schnaubte auf, als Fred in sich zusammenschrumpfte. „Geht’s vielleicht noch ein bisschen unsensibler?“, schnaubte er, eine Hand auf Freds Schulter legend.

„Ihr wolltet die Wahrheit. Die Wahrheit tut weh“, sagte Charlie. „Das heißt ja nicht, dass George dich nicht liebt. Du bist sein Sohn. Du bist eben nur nicht das, was er sich erhofft hatte.“

„Aber das ist doch krank“, platzte es entsetzt aus James heraus.

Charlie nickte tatsächlich nur. „Jetzt nenn mir einen Menschen, den der Krieg nicht mehr oder weniger abgefuckt hat.“

„Abgefuckt?“ James glaubte fast, dass er im falschen Film war.

„Ja, dann sag mir doch gleich ein besseres Wort. Ihr seid alt genug um das F-Wort zu hören“, sagte Charlie schulterzuckend. „Einen Bruder zu verlieren war schon für mich das Schlimmste, was mir jemals passiert ist, aber für George war es noch einmal eine ganz andere Sache. Er hat einen Teil von sich verloren. Ihr hättet die Zwillinge zusammen sehen sollen. George heute ist nichts im Vergleich zu damals. Er war immer gut drauf, ein brillanter Kopf und er…“

James wunderte sich darüber, dass Charlie plötzlich stoppte und den Blick abwendete. Gerade wollte er sich beschweren, als er eine kaum sichtbare Träne über Charlies sommersprossenbedeckte Wange laufen sah.

„Ich wollte nie, dass es soweit kommt“, sagte Charlie. „George so zu sehen, so wie ihr ihn alle kennt, das ist, als hätte ich noch einen Bruder verloren.“

„Soll das heißen… Heißt das, es ist nicht das erste Mal, dass Onkel George sowas versucht?“, wollte James wissen, froh darüber, dass Charlie sich die Träne schnell wegwischte. „Oder zumindest hat er darüber mit dir geredet, oder?“

„Wisst ihr, warum Draco Handschuhe trägt?“ Charlie wartete einen Moment, bis James den Kopf schüttelte, Fred neben ihm blieb einfach starr. „Damit er das Überbleibsel von einem Fluch verstecken kann, der erst vor kurzem regelrecht aus George ausgebrochen ist. Ganz zu schweigen von den Dingen, die vor etwa zwanzig Jahren passiert sind. George hat Glück, dass Draco selbst davon ausgeht, dass er solche Behandlungen verdient hätte, sonst wäre längst schon mal in Askaban gewesen.“

„Dann weiß Malfoy, dass Onkel George ihn… nicht ausstehen kann?“ James schüttelte den Kopf. „Dass er ihn hasst, meine ich.“

„Eine Menge Menschen hassen Draco Malfoy. Ein Teil davon tut es still und heimlich und ein anderer schwört regelmäßig Rache. Er ist sowas wie die Personifikation des ganzen Horrors, den wir erlebt haben“, sagte Charlie und schüttelte mitleidig den Kopf. „Dabei ist Draco ein guter Junge, der nur irgendwann einen Fehler gemacht hat. Und vor allen Dingen hat er nie jemanden getötet.“

„Trotzdem gibt George ihm die Schuld“, murmelte James, versuchend sich besser an seinen Geschichtsunterricht zu erinnern.

„Da hat wohl besonders die Nachkriegszeit mitgeholfen“, seufzte Charlie. „George hat ihn in den falschen Momenten glücklich gesehen und das war einfach ungerecht für ihn. Er hat Draco nie leiden können. Ich musste mir schon während ihrer Schulzeit ständig anhören, was er für ein schleimiger, arroganter Bastard wäre, aber dass das derartig ausartet…“ Er schüttelte den Kopf und atmete tief durch. „Ich hab so oft geglaubt, dass George verstanden hätte, dass es falsch ist einem einzigen Menschen die Schuld zu geben… Manchmal glaubt man, dass George damit zurechtkommen würde und dann zerfrisst es ihn wieder überdeutlich. Ihr dürft ihn nicht verurteilen.“

„Dürfen wir nicht? Er hetzt eine wilde Bestie auf einen unschuldigen Mann!“, fuhr James seinen Onkel an, der wieder den Kopf schüttelte.

„Draco ist nicht unschuldig. Das dürft ihr auch nicht glauben. Draco hat Voldemorts Ziele unterstützt, bis sie ihm selbst geschadet haben. Und er hat nur seine Tante verloren, musste nicht einmal ins Gefängnis und es lässt sich nicht bestreiten, dass er schon ziemlich kurz darauf glücklich mit eurem Onkel Bill gewesen ist.“ Charlie zuckte mit den Schultern. „Ein Dauergrinsen hat ihm nicht unbedingt Sympathiepunkte eingebracht.“

„Ja, aber er hat doch… Was Onkel Bill mit ihm gemacht hat, war doch nicht fair. Hat er das auch nur gemacht, weil… Malfoy eben Malfoy ist? Das macht doch kein Spielzeug aus ihm, das man mal eben umbringen kann, als wäre sein Leben nichts wert!“, regte James sich auf. „Das ist krank. Nichts weiter. Onkel George kann doch nicht ernsthaft…“ Er stoppte, als Charlie seine Hand hob.

„Natürlich hast du Recht, James“, sagte er und fuhr sich durch die roten Haare. „George weiß ja selber, dass nichts Gutes dabei rauskommen kann, aber es macht ihn fertig. Immer, wenn er sehen muss, dass es Draco gut geht, während jeder Tag für ihn eine Qual ist, dann steigert sich das. Jetzt mit anzusehen, wie Draco auch noch seine Familie zerstört, das ist zu viel für ihn. Auch wenn es natürlich Bills Entscheidung war, seine Frau zu verlassen… Du kannst das nicht beurteilen, James, aber denk doch auch mal daran, wie fertig du wegen Scorpius bist gerade. Im Gegensatz zu dem, was dein Onkel durchmachen musste, ist das eine Lappalie, oder?“

„Und du glaubst, dass du einfach losrennen und immer in Ordnung bringen kannst, wenn Onkel George mal wieder eine Tasse aus dem Schrank fällt?“ James‘ Stimme rutschte eine Oktave höher. „Das ist auch falsch. Das ist in jeder erdenklichen Hinsicht falsch. Du hilfst deinem Bruder damit doch auch nicht.“ Er drehte sich zu Fred und zog ihn so, dass er ihn ansehen muss. „Und du hilfst deinem Vater nicht, wenn du versuchst das selbst zu regeln.“

Entgegen seiner Erwartung schubste Fred ihn allerdings weg. „Dann willst du meinen Vater in die Klapse stecken, ja? Weil das nämlich passieren wird.“

„Und du willst das einfach akzeptieren?“, gab James fassungslos zurück. „So wie Charlie?“ Er wandte sich seinem Onkel zu und spuckte ihn förmlich an. „Weißt du, was du für Scheiße gebaut hast? Du hättest das alles verhindern können, wenn du dich hier nicht abkapseln würdest, sondern für deine Familie da wärest!“

Zu seinem Entsetzen nickte Charlie nur. „Ich zahle für meine Fehler, da kannst du unbesorgt sein, James. Aber es war kein Fehler George genauso eine zweite Chance zu geben, wie Draco, und das lasse ich mir auch nicht einreden.“

„Du redest dir doch selbst nur irgendetwas ein, damit es deinem Gewissen besser geht“, sagte James enttäuscht. „Ich hab echt gedacht… Ich hab echt mal gedacht, dass sowas in unserer Familie nicht passieren könnte. Dass bei uns alles in Ordnung wäre. Dass wir glücklich wären. Normal, einfach!“ Er hob abwehrend beide Hände und machte einen Schritt nach hinten. „Ich will eure dämlichen Ausreden nicht mehr hören und jetzt einfach meinen Portschlüssel, damit ich aufpassen kann, dass Scorpius nichts passiert. Macht mit Draco doch, was ihr wollt, aber Scorpius kann ganz sicher gar nichts für irgendwelche uralten Feindschaften.“ James winkte ab, als Charlie den Mund öffnete. „Wenn Scorpius oder Louis… wenn irgendjemanden etwas passiert, dann gebe ich dir die Schuld dafür, Charlie. Dir ganz allein.“ Damit drehte er sich um und marschierte hastig zurück ins Haus, nicht ein einziges Mal über die Schulter schauend.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Meine Figur spiegelt sich auf den Gesichtern vieler Kinder, die man trifft. Sogar wenn man normal gekleidet ist, starren sie einen an wie ein Alien.
Tom Felton