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Accidentally - Dirty Little Secrets

von Dr. S

Stundenlang schien James durch den dichten Wald gelaufen zu sein, aber seine Füße schmerzten überhaupt nicht, als er schließlich die lichter werdenden Bäume bemerkte. Er beschleunigte freudig seine Schritte, blinzelte und kniff die Augen leicht zusammen, als die ersten Sonnenstrahlen, die es durch die dichten Baumkronen schafften, so stark blendeten, dass noch lange bunte Punkte vor seinen Augen tanzten. James rieb sich über die Augen, als er den ersten Schritt aus dem Wald herausmachte, allerdings konnte er sich auch nicht lange darüber freuen, endlich das beklemmende Gefühl, das ihn seit Stunden verfolgte, losgeworden zu sein, weil ihn ein Knurren von der Seite erstarren ließ.

Schwer schluckend ließ James die Hände sinken, drehte sich leicht und musterte aus vor Schreck geweiteten Augen den grauen Wolf, der ihm die furchteinflößend scharfen Zähne zeigte. Das verfilzte Fell war dunkel, entweder von Schmutz oder Natur aus, aber James‘ Aufmerksamkeit hing zu sehr an den blutverklebten Strähnen an den Pfoten des Wolfes, dem Unmengen an Speichel aus dem Maul tropfte, weil er James anscheinend furchtbar lecker zu finden schien.

„Braves Hundi“, sagte James und hob abwehrend die Hände, was das Knurren des Wolfes noch bedrohlicher werden ließ. „Bleib da bloß stehen.“ Natürlich tat die Bestie das Gegenteil, fletschte noch einmal die Zähne und sprang mit einem Satz auf James zu, der sich reflexartig duckte. Der Wolf verfehlte ihn knapp, sprang direkt über seinen Kopf und landete hinter James, worauf sich ein weiteres Jaulen zu dem aggressiven Knurren gesellte.

James fuhr herum und beobachtete geschockt wie der ohnehin schon blutbefleckte Wolf sich einen erbitterten Kampf mit einem schwarzen Fellbündel lieferte, dabei aber deutlich überlegen war. Es dauerte nicht lange, dann hatte der arme Hund, für den James in jedem seiner Träume große Sympathien hegte, das Nachsehen und musste sich den scharfen Zähnen des Wolfes ergeben, die ihm kurzerhand die Kehle durchbissen. Der Wolf sah zu ihm, die gelben Augen triumphierend funkelnd und das Maul zu einer beinahe grinsenden Fratze verzogen.

James blinzelte, beobachtete das dunkelrote Blut, das dem Wolf direkt ins Gesicht spritzte und fragte sich, ob er einfach deswegen nichts getan hatte, weil das ein Traum war, oder weil er sowieso nichts hätte ausrichten können…

„James?“ Jemand rüttelte ihn zum Glück wach, aber er war nicht unbedingt froh darüber von seinem Onkel Charlie geweckt zu werden – da zog er blutrünstige Träume wirklich vor, besonders dann, wenn er wusste, dass es nur Träume waren, was allerdings sehr merkwürdig war. „Du hast so komische Geräusche gemacht, da wollte ich nachsehen. Geht’s dir gut?“

James nickte, rieb sich den Schlaf aus den Augen und setzte sich auf. „Jaah… Nur ein… Alptraum“, sagte er und zog sich die Decke höher, als Charlie schon wieder kein Hemd tragen wollte. Man konnte verstehen, dass es warm in der Nähe der Drachen war – und manche konnten anscheinend auch verstehen, dass Charlie dabei warm ums Herz wurde – aber ein perverser, alter Mann sollte in Gegenwart seines unschuldigen Neffen doch bitte auf sowas achten.

„Willst du darüber reden?“, machte Charlie einen auf besorgt, nur damit James nicht darauf achtete, dass er sich dabei ungebeten auf seine Bettkante setzte, wahrscheinlich sogar kurz davor war direkt unter seine Decke zu schlüpfen.

„Hm…“ James fuhr sich durch die Haare, wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. „Man hat mein Hundi umgebracht…“

„Dein… Hundi?“ Sich räuspernd zog Charlie ein Bein auf die Matratze und drehte sich zu James, fasste ihn an den Schultern – an den nackten Schultern! Musste man extra erwähnen, dass man nicht angefasst werden wollte, wenn man keinen Schlafanzug trug? James würde nie wieder ohne ins Bett gehen. „Träume sind gut für die Seele, James. Sie helfen uns dabei Ereignisse besser zu verarbeiten, aber am meisten hilft es immer noch, wenn du darüber redest. Oder willst du jede Nacht zusehen, wie dein Traum-Hundi umgebracht wird?“

„Vielleicht kommt er dann wenigstens nicht wieder. Ist ein kleiner Stalker“, murmelte James, misstrauisch Charlies Hände auf seinen Schultern beobachtend. Wenn er sich vorstellte, wo diese schwieligen, rauen Hände schon überall gewesen waren, dann wollte er sie noch weniger auf seiner Haut spüren.

„Wieso willst du denn nicht von einem zotteligen Köter träumen, Jamie? Ich finde das äußerst… na ja, Harry würde es auf jeden Fall gefallen“, sprach Charlie in Rätseln, die James nicht interessierten. Harry war ihm sowas von egal. Hier ging es zur Abwechslung mal nicht um seinen Vater, sondern um sein Hundi, das wegen ihm zerfleischt worden war. James sah immer noch das Blut vor sich, das aus dem Maul des Wolfes tropfte.

„Glaubst du… Glaubst du, Onkel Bill ist… mordlustig?“, fragte James, worauf Charlie in der Dunkelheit kaum erkennbar die Stirn runzelte.

„Hast du von Bill geträumt?“, wollte er wissen.

James schüttelte den Kopf. „Ich hab… Na ja, ich bin durch einen Wald gelaufen. Als ich endlich draußen war, stand da dieser Wolf. Der wollte mich… auffressen, aber ich hab mich vor ihm geduckt und stattdessen hat er dann mein Hundi umgebracht“, sagte er und schniefte theatralisch, obwohl er nicht umhin kam, dass der Verlust des armen Tieres ihn wirklich schwer traf – auch wenn er den Hund sicherlich bald wiedersehen würde. „Alles, was mir im Zusammenhang mit Wölfen einfällt, ist irgendwie… Onkel Bill. Aber Onkel Bill ist ja sanft wie ein Lamm, also…“

„Na ja…“ Charlie strich James‘ Schultern langsam auf und ab, wodurch er seinen Neffen erneut erstarren ließ. „Ein Werwolfbiss macht einen komplett anderen Menschen aus dir. Zumindest hat er das aus Bill gemacht. Seine Seele ist anders seitdem, auch wenn er gerne sagt, er hätte jetzt einfach etwas mehr Charakter.“ Charlie schmunzelte kurz vor sich hin, bevor er den Kopf schüttelte. „Aber du musst dir keine Sorgen machen, dass er Scorpius wehtun könnte.“

James runzelte die Stirn. „Scorpius? Wieso sollte er auch?“

Charlie zuckte leicht mit den Schultern, ließ die von James auch immer noch nicht los. „Du hast das geträumt, Jamie, sag du mir, wovor du Angst hast“, sagte er und lächelte James ermutigend an.

„Ich träum immer irgendeine Scheiße“, sagte James und winkte ab. „Ich träume, dass Scorpius mich mit einem riesigen Hammer verprügelt und ein paar Stunden später läuft er mit so einem Ding herum. Da kann ich doch nichts für…“

„Du hättest vielleicht doch Wahrsagen belegen sollen“, gluckste Charlie. „Scheinst ein kleines Talent zu haben.“

„Quatsch.“ James schüttelte den Kopf. „Oder sehr klein. Wer soll das denn verstehen?“

„Deswegen lernt man das ja“, gab Charlie altklug zurück. „Ich meine… ich träume davon, dass ich den Stall der Drachen saubermache.“

James wich leicht zurück. „Zu viele Informationen“, sagte er angewidert und brachte Charlie damit zum Lachen. „Oder du hast… dunkle Geheimnisse und wünschst dir eigentlich, dass du die endlich loswirst“, fügte er hinzu, wobei er die Augen misstrauisch zu schmalen Schlitzen verengte.

Charlie nahm die Hände endlich von James‘ Schultern und schenkte ihm einen konfusen Blick, bevor er wieder vor sich hingrinste. „Ich wollte dir nur helfen, Jamie, wenn du das nicht willst, dann sag es und ich werde es lassen. So einfach ist das“, meinte er zwinkernd. „Vielleicht ist es besser, wenn du mit Freddie darüber sprichst. Und damit du ihn nicht verpasst, ziehst du dich jetzt an und kommst frühstücken. Sein Portschlüssel kommt davon auch nicht früher, aber was soll’s…“

James schüttelte sich leicht, als Charlie endlich wieder das Zimmer verließ. Die warmen Stellen auf seinen Schultern prickelten unangenehm und er musste sich eine halbe Ewigkeit über seine Haut wischen, bis das Gefühl verschwinden wollte. Mit jedem Tag den er hier verbrachte wurde Onkel Charlie ihm suspekter, aber er fühlte sich trotzdem schlecht, dass er sich manchmal bestätigt in seinem Verdacht fühlte, Grinse-Charlie wäre ein pädophiler Dreckskerl. Es war leichter gewesen sowas zu behaupten, als Charlie meilenweit weggewesen war und James vergessen hatte, wer sein Lieblingsonkel gewesen war, nachdem er vor einer ganzen Weile herausgefunden hatte, was Onkel Bill für ein fremdgehendes Arschloch war.

Im Gegensatz zu Onkel Charlie bekam er bei Onkel Bill also nicht ansatzweise ein schlechtes Gewissen, als er darüber nachdachte, ob der vielleicht eine blutrünstige Bestie war. Wahrscheinlich war es sogar besser, dass seine dreckigen Hände nicht mehr in Fleurs Nähe kamen und sich stattdessen an Malfoy Senior vergriffen. Der hatte das auch verdient, nachdem er unbedingt jede Beziehung zerstören wollte, die ihm über den Weg lief.

James stand kopfschüttelnd auf um sich fertig zu machen, wobei er versuchte nicht darüber nachzudenken, dass er in ein paar Stunden vielleicht dabei zusehen musste, dass irgendjemand anstatt des Traum-Hundis von einem Wolf zerfleischt wurde. Oder Onkel Bill kam hierher und zerfleischte ihn, weil er schlecht über ihn gedacht hatte. Aber zur Abwechslung hatte sein Traum einmal nichts mit Scorpius zu tun gehabt. Das musste er einfach als Fortschritt ansehen. Wenn er damit abgeschlossen hatte, bevor die Schule wieder anfing, dann musste er nicht weinend davonrennen, wenn er Louis und Scorpius Händchen haltend durch die Gegend hüpfen sehen würde.

„Schau dir mal die Zeitung an“, rief Charlie ihm vom Herd aus zu, als James in die Küche schlurfte. „Da hab ich mich eben aber geschüttelt… Willst du Rühr- oder Spiegelei?“

„Beides“, murmelte James, plumpste auf seinen Stuhl und griff sich die Zeitung, bekam große Augen bei der Schlagzeile: „Ministerium ruft ‚Wolf‘, aber glaubt das noch irgendwer? Wer hat das denn geschrieben?“

„Bestimmt ein muggelstämmiger Ministeriumsgegner“, erwiderte Charlie grinsend, stellte James‘ Frühstück auf den Tisch und setzte sich neben ihn. „Seit Scorpius‘ Vater angegriffen wurde sind die Zeitungen voll von dieser Panikmache und das Vertrauen in das Ministerium ist auch erschüttert. Vor allem dein Onkel Ron hat damit zu kämpfen. Wenn das so weitergeht muss Harry ihn doch suspendieren, einfach um das Image zu retten.“

„Suspendieren?“, fragte James geschockt und knallte die Zeitung fast auf seinen Teller, den Charlie gerade noch wegziehen konnte. „Aber das kann Harry nicht machen. Onkel Ron kann doch nichts dafür, dass Greyback Malfoy… lecker findet.“

„Das geht schon etwas tiefer, Jamie“, seufzte Charlie. „Du kannst das Verhältnis von Ron und Draco auch gar nicht einschätzen. Das ist im Gegensatz zu dem zu Harry nicht abgekühlt. Nicht mal ich würde stark dagegen argumentieren können, dass es keine Absicht von Ron war Draco an Greybacks Zelle vorbeizuführen. Natürlich hat er nicht gewollt, dass irgendjemanden irgendetwas passiert, aber alleine der Gedanke an Greyback verstört Scorpius‘ Vater enorm – das wusste Ron.“

„Ja, aber… Es war doch keine Absicht…“ James runzelte die Stirn, während er den Artikel überflog und Charlies Seufzern lauschte. „Der ist jetzt aber nicht ausgebrochen… weil er… Blut geleckt hat, oder?“

Charlie lächelte ihn schief an und klopfte ihm auf die Schulter, ließ seine Hand da wieder viel zu lange liegen. „Du musst dir keine Sorgen um Scorpius machen.“

„Aber… Merlin, der steht doch auf kleine, saftige Blondinen… Der wird auch deinen Neffen fressen“, presste James bitter hervor und schob den Teller wieder weg, den Charlie ihm vorsichtig wieder näherbringen wollte. „Oder hat der es jetzt nur auf Malfoy Senior abgesehen? Oder Bill? Oder geht er Teddy fressen?“

„Du, ich bin kein Werwolf-Psychologe“, sagte Charlie und tätschelte erneut James‘ Schulter, bis seine Hand durch eine rollende Bewegung abgeschüttelt wurde. Charlie ließ sich allerdings nicht anmerken, ob das jetzt sein Herz brach oder nicht. „Ich weiß, dass die Malfoys im Krieg… engere Kontakte zu Greyback gepflegt haben. Auch nach Voldemorts Rückkehr, als Draco noch… eine schmackhafte Blondine war.“

James verzog das Gesicht und er wandte sich von Charlies Grinsen ab. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn ein kleiner, unschuldiger Draco – diese Vorstellung war schon zu absurd – in Charlies lüsterne Pfoten gelaufen wäre. Und er war verdammt froh, dass Scorpius nicht hier war, um mit großen Augen zuzusehen, wie Charlie versuchte ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Scorpius‘ Schulter gehörte auch immer noch ihm und niemand würde auch nur daran denken sie zu berühren.

„Scheiße…“ James schüttelte diese Gedanken ab und wich Charlies fragendem Blick aus.

„Machst du dir… Sorgen um Draco?“, fragte Charlie vorsichtig und rutschte wieder näher, worauf James sich nur noch schwer beherrschen konnte nicht aufzuspringen um dann kreischend davonzulaufen. „Jamie, du hast aber nicht Stress mit Scorpius, weil –“

„Merlins Unterhosen, hast du sie noch alle?!“ Jetzt sprang James doch auf, lief aber nicht davon, wurde dafür aber hochrot und wünschte sich, dass er Draco Malfoy nie mehr begegnen würde, weil er ihn dann jetzt als ganz normalen Menschen und nicht nur als Scorpius‘ Vater betrachten würde. „Ich will nichts von dem… Mann…“ Langsam ließ er sich wieder auf den Stuhl fallen, als Charlie beschwichtigend die Hände hob.

„Du hattest immer eine Schwäche für… ältere Blondinen. Ich weiß noch ganz genau, wie du immer an Fleur geklebt hast“, musste Charlie ihn unbedingt an alte Kinderschwärmereien erinnern.

„Ja, aber… so schwul bin ich auch wieder nicht. Malfoy Senior… ist ein Kerl“, presste James angewidert hervor.

„Scorpius nicht?“, hakte Charlie verwirrt nach.

James verdrehte die Augen. „Wenn du ihn kennen würdest, dann wüsstest du, was ich meine“, nuschelte er, die Hände auf seine glühenden Wangen pressend, die einfach nicht mehr erkalten wollten. „Scorpius ist… süß, lieb, hingebungsvoll und verschmuster, als ein Malfoy sein kann.“

„Da täusch dich mal nicht“, gluckste Charlie, verwuschelte James die Haare, bekam ihn so aber nicht zu irgendwelchem Gequietsche, dass seine Frisur ruiniert wurde. „Draco war ein verschmustes Ding, als er noch jünger war.“

„Hast du den etwa auch rangelassen? Ist ja eine richtige… Schlampe, der Kerl“, murmelte James und schnaubte auf, als Charlie schon wieder lachen musste.

„Bill ist mein Bruder, Jamie. Manchmal scheinst du das vergessen“, seufzte Charlie, bevor er sich daran machte James‘ verschmähtes Frühstück zu essen. „Nicht, dass er mir freiwillig auf die Nase gebunden hat, dass er eine Affäre hat, aber hat ihm wohl ganz gut getan, dass er mit irgendjemanden auch darüber reden konnte. Zu Ginny konnte er immer gehen, wenn er mit ‚Schleim‘ Stress gehabt hat, zum Beispiel.“

„Du hattest was mit dem Kerl. Du bist auch eine Schlampe, Charlie“, würgte James hervor und brachte mit seinem Schütteln erneut Charlie zum Lachen. „Versuch es gar nicht zu verleugnen. Ihr habt euch in irgendeiner Schwulen-Bar kennengelernt, wo seine engen Lederhosen dich so dermaßen angeturnt haben, dass du ihn gegen die nächstbeste Wand gefi– hmpf!“

Charlie presste ihm kurzerhand eine Hand gegen den Mund, lehnte sich vor und brachte seine Lippen viel zu nah an James‘ Ohr. „Wir haben doch über dunkle Geheimnisse gesprochen, oder Jamie? Die sollten dunkel bleiben“, raunte er, ließ James wieder los und lachte schallend auf, als der keuchend nach Luft schnappte, die Wangen dabei hochrot werdend. „Hör zu, ich verurteile dich wegen gar nichts. Nicht, weil du sowas Unschuldiges wie Scorpius verführst oder deiner Tante zu oft ins Dekolleté geschaut hast. Es stört mich auch nicht, wenn du Scorpius‘ Vater nicht leiden kannst oder deinen Onkel trotz offensichtlicher Fehler unterstützt. Ich kenn dich ja nicht anders und ich lieb dich genau deswegen. Aber irgendwas schlägt dir gerade ziemlich auf den Magen und es können nicht meine Eier sein, die wolltest du ja nicht.“

James wimmerte leise. „Ganz bestimmt nicht…“

„Soll ich dir lieber Waffeln machen?“ Charlie legte ganz unschuldig den Kopf schief und blinzelte. „Oder möchtest du mir bei einer heißen Schokolade mehr erzählen? Komm schon…“ Die große Hand grabschte schon wieder nach James, rubbelte ihm kräftig über den Rücken. „Es ist nicht schön dich so zu sehen. Ich sag auch nicht, dass es schwul ist, wenn du über deine Gefühle redest. Mit mir kannst du wirklich über alles reden.“

„Außer über… dunkle Geheimnisse?“, schnaubte James und wischte Charlies Hand von seinem Rücken, stand mit verbissenem Gesichtsausdruck auf. „Ich weiß ganz genau, was du für einer bist, Onkel Charlie, und deswegen solltest du aufhören mich so anzutatschen. Das ist widerlich.“

Charlies braune Augen wurden ganz groß und fielen fast aus ihren Höhlen, bevor er etwas verstört auf den Küchentisch sah. „Setz dich und iss, James. Ich muss noch die Betten für Fred und Roxanne vorbereiten…“ Er klang dabei nicht nur verletzt, sondern sah auch noch so aus, als hätte James ihm ein Messer ins Herz gerammt. „Aber wenn du reden willst, dann kannst du –“

„Dann soll ich zu dir kommen, obwohl du mir bei den interessanten Dingen ausweichst?“ James verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust, als Charlie aufstand und versuchte ihm ein schlechtes Gewissen durch diesen falschen Hundeblick aufzuladen. „Sieh mich gar nicht erst so an. Das ist doch nur Fassade. Von wegen, du hättest dir Sorgen gemacht. Du hast dich doch nur in mein Zimmer geschlichen, weil dir mal wieder kalt war, aber dein Lieblingsopfer eben nicht da.“ So, jetzt hatte er es gesagt und fühlte sich viel besser, konnte sich auch mit arroganterem Blick Charlies verdutzter Miene stellen.

„James, ich weiß nicht, wovon du redest“, sagte Charlie, schüttelte den Kopf. „Aber ich verstehe, dass du etwas suchst, das dich ablenken kann, deswegen seh ich drüber hinweg, was auch immer du andeuten willst.“

„Anscheinend weißt du ja, worauf ich anspielen will“, presste James zwischen aufeinander mahlenden Kiefern hervor, während er Charlie abschätzig musterte. „Außerdem hast du doch keinen Grund mir die Wahrheit zu sagen. Wer tut das denn? Scorpius will mir auf die Nase binden, dass er nichts für Louis empfindet, und trotzdem schmachtet er ihm unübersehbar hinterher. Und Louis lügt auch wie gedruckt, wenn er meint, er würde nichts von Scorpius wollen, obwohl er die ganze Zeit seine Pfoten an ihm kleben hat! Ich bin nicht so blöd und merke nicht, wenn man mich anlügt, okay?!“

Charlie nickte, als wäre er auch nur ansatzweise in der Lage zu verstehen, wie James sich fühlte. „Wunderbar, Jamie, lass es raus. Du bist eifersüchtig, das ist in Ordnung“, sagte er, klang dabei allerdings immer noch leicht verletzt.

„Ich bin nicht eifersüchtig! Ich muss mich einfach nicht dermaßen verarschen lassen!“, schnauzte James wütend und wischte den Plüschdrachen zur Seite, als der sich tröstend auf seine Schulter setzen wollte. „Es ist doch offensichtlich, dass sie aufeinander abfahren, sonst würden sie nicht ständig anfangen zu sabbern, wenn sie in den Augen des anderen versinken. In meine Matsch-Augen will nie jemand länger als nötig schauen…“ Er packte schnaubend Charlies Arm, als der sich nach dem auf dem Boden liegenden Plüschtier ducken wollte. „Du bist so gemein, Onkel Charlie. Ich war kurz davor das zu vergessen und du musst mich wieder daran erinnern. Wieso tust du das?“

„Jamie…“ Charlie schüttelte ihn ab und hob den Plüschdrachen auf, der sich mit ängstlicher Miene in seiner Hand zusammenrollte. „Schreib Scorpius einen Brief und klär das doch einfach. Ich –“

„Ich kann das nicht klären!“, fuhr James dazwischen, worauf der Plüschdrache vor Schreck von Charlies Hand zu fliehen versuchte, aber die schloss sich fest um den dicklichen Schwanz. „Immer, wenn ich es versuche, dann heißt es, ich wäre ja nur eifersüchtig, aber unter diesen Umständen kann ich ihnen ja wohl kaum glauben, dass sie mich lieben würden. Äh… Dass Scorpius mich… äh…“

„Jamie, ich weiß, dass Louis dich sehr gerne hat“, sagte Charlie, bevor James‘ Rotschimmer noch leuchtender wurde – allerdings wurde er daraufhin kreidebleich. Er war froh gewesen, dass Neville seinem Vater nicht auf die Nase gebunden hatte, was er so in die Welt rausgebrüllt hatte, und die Aussicht, dass er sich diverse angewiderte Blicke nach den Ferien antun konnte, stimmte ihn auch nicht gerade freudig, aber jetzt wurde er das nicht mal hier los… „Ich kenne die meisten Dirty Little Secrets meiner Familie. Bills schwule Phase, Percys Vorliebe für eine feste Hand…“

James‘ Augen weiteten sich, worauf Charlie sich wieder dem Aufpäppeln des Plüschdrachens widmete. „Ich will unsere Familiengeheimnisse lieber gar nicht wissen… Aber… Louis hat dir das doch nicht… freiwillig erzählt, oder?“

„Ich kann mir denken, dass ausgerechnet dir das unangenehm ist, Jamie, nachdem du Al in dieser Hinsicht das Leben schon immer schwer machst, aber Lou ist deswegen nicht plötzlich ein anderer Mensch. Behandel ihn ganz normal und er wird damit umgehen können“, sagte Charlie und starrte sehnsüchtig zur Tür, wünschte sich anscheinend schnell verschwinden zu können, was James verlegen zu Boden sehen ließ. Vielleicht täuschte er sich doch nicht so sehr in seinem Onkel, wie er geglaubt hatte…

„Er kann nicht damit umgehen. Ich kann es auch nicht…“ James versuchte Charlie einen bettelnden Blick zu schicken, aber der konnte ihn anscheinend nicht mehr ansehen und drehte ihm den Rücken zu. „Charlie, ich wollte nicht… Ich… Es tut mir Leid…“

„Oh, es ist nichts, Jamie. Iss jetzt auf. Ich gehe die Betten fertig machen. Später kannst du dann mit Freddie deine Probleme bereden. Roxy freut sich schon so darauf, dass ich ihr das Jungtier zeige.“ Charlie drückte seinen Plüschdrachen und ließ ihn wieder davonfliegen, bevor er James das schiefste Grinsen schenkte, das man von Onkel Charlie erwarten konnte. „Wenn du noch Hunger hast, es ist noch genug da…“ Charlie trottete mit hängenden Schultern aus dem Raum, worauf James‘ schlechtes Gewissen noch größer wurde. Normalerweise ließ Charlie genauso selten wie Großmutter Molly zu, dass irgendjemand sich bei ihm selbst etwas zu essen machen musste, aber jetzt schien er James wirklich zutiefst zu verabscheuen.

Wenigstens würde das nichts daran ändern, dass er unter dem Einfluss von Veritaserum jedes dunkle Geheimnis ausplaudern musste… Und anscheinend täuschte James sich in so ziemlich jeder Angelegenheit. Vielleicht war er einfach so stur und engstirnig, um alteingesessene Meinungen ändern zu können, aber…

„Merlin, wie schafft Louis das nur immer so objektiv zu bleiben?“, murmelte James, während er sich durch die schwarzen Haare fuhr. Sein Blick fiel wieder auf die Zeitung und er betrachtete das Fahndungsfoto, das man so verhext hatte, dass es dämliche Grimassen schnitt, die verdeutlichen sollten, wie wenig die Presse noch vom Ministerium hielt. „Hoffentlich ist das wirklich eine Ente…“

Sich umschauend horchte James auf Onkel Charlie, glaubte für einen Moment schluchzende Geräusche durch die Wände zu hören, entdeckte dann aber, dass das der Plüschdrache war, der ein Trauma aufgrund James‘ rüder Behandlung davongetragen hatte. James verdrehte die Augen und schnappte sich das Flohpulver, machte es sich vor Charlies Kamin gemütlich, bevor er den Kopf in die Flammen steckte und die Adresse von Onkel Ron murmelte.

„Huch! Hab ich so sehr genuschelt?“, fragte er verwirrt, als er die jüngere Version seines Vaters im Pyjama vor sich auftauchen sah.

„Sehr lustig, James“, schnaubte Albus, sich die Haare noch mehr durcheinander bringend. „Was willst du?“

„Was machst du bei Onkel Ron?“, wollte James wissen.

Albus verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Warum vögelst du deinen Cousin?“

„Oh, halt die Klappe“, knurrte James ärgerlich, worauf Albus beinahe fies grinste. „Ist Ron da?“

Einen Moment musterte Albus ihn, bevor er die Augen verdrehte und wortlos verschwand. Kurz darauf setzte Ron sich vor den Kamin, sichtlich müde wirkend durch die dunklen Ringe unter seinen Augen und der Dreitagebart stand ihm auch absolut nicht.

„James, Partner!“ Die zwei Stunden Zeitunterschied schienen Ron auch nicht davon abzuhalten sich einen kleinen Schluck Alkohol zu gönnen – aber vielleicht stand er auch einfach auf diese heisere Stimme und putzte sich deswegen die Zähne mit einem Becher Whiskey. „Was macht Charlie, die alte Socke?“

„Weint im Nebenzimmer“, murmelte James und wich leicht zurück, als Ron sich zu ihm vorlehnte, als könnte er von seinem Platz aus Charlie erkennen – egal wie viele Wände dazwischen lagen. „Ich wollte wissen, ob es stimmt, was ich im Tagespropheten gelesen habe… Weißt du da was?“

„Ich weiß, dass du der Presse heute nichts mehr glauben kannst. Macht sich ernsthaft lustig über mich… Hallo? Ich hab ihre Ärsche gerettet – unzählige Male!“, regte Ron sich auf. „Und da macht man einmal einen verfickten Fehler und wird gleich behandelt wie der letzte Scheiß… Verblödete Wichser…“

„Dad, halt’s Maul!“, schnauzte Hugo von hinten, tauchte aber nicht im Bild auf, was Ron dazu brachte sich umzudrehen.

„Ich stopf dir dein Maul gleich, wenn du weiter so mit redest, verzogener Bengel!“, brüllte Ron zurück, atmete tief durch und wandte sich breit grinsend James zu. „Er hat seine Kröte verloren. Da wird er grantig. Kennst ihn ja…“

„Ähm… Stör ich gerade?“, wollte James unsicher wissen, als er klirrende Geräusche hörte, die Ron einfach ignorierte und den Kopf schüttelte. „Ah… Also, ist Greyback… Der Werwolf… Ist der echt ausgebrochen? Wie konnte das denn passieren?“

„Ja, also erstmal is‘ er ein Werwolf“, sagte Ron, als würde das alles erklären, starrte James dann eine Weile an und trank sein Glas aus. „Und es kann sein… dass ich ’n bisschen viel getrunken hatte, als ich Wache schieben musste… Aber das verstehen die auch alle nicht! Ich hab voll den Stress grad… Diese Kinder gehen mir auf den Sack, meine Ex will meine ganze Kohle – und die hat so ein wütender Drache in Gringotts gefressen, was scheiße ist, weil meine Versicherung vergessen hat mir Mahnungen zu schicken und ich deswegen… keine Versicherung hab! Und wie soll ich das denn jetzt bezahlen, wenn ich suspendiert wurde? Das hat das Wölfchen eben ausgenutzt…“

„Du wurdest suspendiert und hattest dann noch… Wachdienst?“, fragte James verwirrt.

„Nein!“ Ron schüttelte den Kopf. „Das war danach! Hörst du mir überhaupt mal zu, Junge? Du bist wie dein Vater. Immer denken du wüsstest alles von vorneherein… Schieben wir’s auf Snape, das zieht bei ihm immer… Verfickter Wichser…“

James blinzelte. „Snape?“

„Nein, verdammt!“ Wieder schüttelte Ron den Kopf, aber seine roten Haare konnten nicht noch mehr durcheinanderkommen. „Dein Vater! Hauptsache er steht gut da… Was aus mir und meinen Kindern wird is‘ ihm egal… Arroganter, eingebildeter, verfickter Wichser – das is‘ er. So, jetzt hab ich’s gesagt! Und du kannst es ihm ruhig erzählen. Das ist mir sowas von egal.“

Anscheinend hatte Ron mehr getan als mit dem Alkohol gegurgelt. James glaubte den heißen Atem sogar durch das Feuer hindurch spüren zu können und wandte sich angewidert ab.

„Denk doch mal einer an die Kinder!“, platzte es aus Ron raus und er schniefte theatralisch, worauf Albus wieder ins Bild marschierte.

„Ich helf dir ins Bett, Onkel Ron“, murmelte er, zog Ron hoch und schleifte ihn davon, warf noch einen Blick zurück zu James. „Ungünstiger Zeitpunkt, falls du’s gemerkt hast. Geh doch Scorp und Louis flachlegen, bevor du es nochmal versuchst.“

James klatschte in die Hände. „Das ist es! Wir machen einfach einen Dreier draus. Du bist der Beste, Al“, sagte er euphorisch, worauf Albus die Augen verdrehte. „Ich dich auch, Bruderherz.“ Damit zog James seinen Kopf aus dem Kamin, schnappte sich wieder eine Handvoll Flohpulver und hoffte, dass es nicht unhöflich war, wenn er um drei Uhr nachts in Scorpius‘ Wohnzimmer auftauchte.

Allerdings war es wohl sehr unhöflich, Draco und Bill eine halbe Ewigkeit beim hemmungslosen Knutschen zu beobachten, bevor er sich räusperte. Die zwei halbvollen Weingläser auf dem Tisch gehörten bestimmt nicht Scorpius und auch nirgendwo sonst konnte James ein kleines Zeichen von ihm erkennen. Wahrscheinlich schlief er selig in Louis‘ Armen, während Bill unauffällig versuchte seine Hände unter Dracos Hemd hervorzuziehen.

„Deswegen hab ich gesagt: nicht in den Ferien“, zischte Draco Bill an und warf James einen genervten Blick zu. „Guten Morgen, Arschloch.“

„Morgen?“ Bill schnappte sich Dracos Handgelenk und sah auf dessen Uhr. „Na ja… Ah! Der Zeitunterschied. Verflucht aber auch…“

„Arschloch?“ James versuchte sich an einem Hundeblick, was Draco die Augen verdrehen ließ.

„Du störst. Und anscheinend hast du Scorpius wiedermal das Herz gebrochen“, sagte Draco kalt, wie auch immer er das schaffte, wenn Bill James einfach ignorierte und an dem mit roten Flecken übersäten Hals rumlutschte. „Wenn ich rauskriege, was du ihm angetan hast, dann stecke ich deinen Kopf ins Feuer, aber ohne Flohpulver.“

„Du bist ja so böse, Baby“, gluckste Bill und versuchte vergeblich Draco in eine liegende Position zu drücken. „Komm schon… Die schlafen doch…“

„Dein Neffe schläft nicht, falls du es nicht gemerkt hast“, gab Draco wenig amüsiert zurück, war aber nicht kräftig genug um Bill von sich runterzubekommen. Dementsprechend ähnlich wurde sein Rotschimmer dem von James, als Bill sich ein Kommentar darüber, dass ihn das nicht stören würde, nicht verkneifen konnte.

„Ich, ähm… Ich wollte nur wissen, ob das mit Greyback stimmt und ich mir Sorgen um Scorpius oder andere blonde Menschen, die mir nahe stehen, machen muss…“, murmelte James und versuchte alles, damit er nicht allzu pervers aussah, wenn er denn mal einen Blick wagte. Wieso musste er aber auch immer in den peinlichsten Momenten auf die Idee kommen, irgendwen anzuflohen?

„Greyback?“ Jetzt löste Bill sich doch, offenbarte so aber sehr offensichtlich wo er eben noch seine Hände gehabt hatte. „James, starr da eine Sekunde länger hin und du lernst mich kennen.“

James kniff die Augen zusammen, zückte seinen Zauberstab und beschwor die Zeitung zu sich. Als er die Lider wieder aufschlug hatte Bill sich vor ihn hingesetzt und Draco war dabei sich wieder vernünftig anzuziehen.

„Hier… Die sagen, er sei ausgebrochen… Ich… mach mir nur Sorgen, dass Scorpius am Ende genauso aussieht, wie dein Lover neulich“, gab James zu und zeigte Bill die Titelseite, wodurch er seinen tiefen Rotschimmer relativ gut verbergen konnte.

„Ich bin nicht Bills Lover“, schnaubte Draco, ließ sich neben Bill auf den Boden fallen und schlang ihm einen Arm um die Schulter, einen Blick auf die Titelseite werfend. „Ach, du…“

James ließ die Zeitung sinken und vermisste seinen Scorpius mit jeder Sekunde mehr – vor allem, wenn Bill so liebevoll durch weißblondes Haar streichen durfte, das dem von Scorpius so verdammt ähnlich war. „Glaubt ihr, dass er… na ja, dass er zu Ende bringen will, was er neulich nicht geschafft hat?“, fragte James vorsichtig, weil Draco ganz blass geworden war und sich richtig an Bill festklammerte.

„Wir sind hier ein bisschen sehr weit weg“, sagte Bill beruhigend und lächelte James an. „Wahrscheinlich schafft er es gar nicht über die Grenze. Fenrir Greyback könnte dein Großvater sein, James, du musst dir beim besten Willen keine Sorgen machen. Aber ich werde Scorpius sagen, dass…“

James schüttelte hastig den Kopf. „Sag ihm bloß nicht, dass ich euch schon wieder bespannt habe“, presste er mit heruntergezogenen Mundwinkeln hervor. „Ich dachte nur… dass ihr vielleicht gar nicht mitkriegt, was zu Hause abgeht… Na ja, und der mag doch zartes Fleisch, hab ich gelesen. Scorpius ist ganz zart…“

„Sprich bloß nicht so über meinen Sohn, als sei er etwas zum Naschen“, zischte Draco ihn ärgerlich an. „Wenn du schon mal hier bist, dann kannst du mir gleich sagen, was du ihm angetan hast, anstatt hier einen auf besorgt zu machen. Potter hat das schon unter Kontrolle, sonst hätte er mich längst informiert.“

Bill nickte zustimmend, als Draco ihm einen Blick zuwarf um sich zu vergewissern. „Keine Bange, Draco“, wisperte er und strich über die wieder leicht rosa werdende Wange, bevor er James ansah. „Louis benimmt sich auch sehr merkwürdig. Es wäre nett von dir, wenn du es uns einfacher machen könntest. Du weißt ja, wie Louis ist.“

„Louis heult sich nicht ununterbrochen die Augen aus“, zischte Draco Bill aus dem Mundwinkel an, aber sein genervter Tonfall hielt ihn nicht davon ab sich weiterhin an Bill festzuklammern, als würde er sonst in ein bodenloses Loch fallen.

„Ich wollte nur sichergehen, dass ihr nicht gleich die Tür aufmacht und Greyback irgendwen zerfleischt, okay? Wenn eure Söhne euch nicht vertrauen, dann ist das nicht mein Problem“, versuchte James sich rauszureden, worauf diesmal allerdings Bill kreidebleich wurde. Draco wandte sich ihm zu, strich ihm kurz über die Wange und murmelte irgendwas, was Bill nur aufseufzen ließ. „Wahrscheinlich treiben sie eh das gleiche wie ihr in ihren Zimmern“, schnaubte James und zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen. „Darauf haben sie doch die ganze Zeit gewartet…“

„Potter, du hast sie nicht mehr alle“, sagte Draco kalt. „Ich bin froh, wenn Scorpius dich los ist. Wirklich.“ Er schubste Bill von sich weg, als hätte der ihn angeblafft, und verschwand schneller, als James überhaupt blinzeln konnte.

„Grandios, James… Jetzt geht er nachschauen, ob Louis seine Finger bei sich behalten kann. Unter uns, es scheint ihm schwer zu fallen“, sagte Bill ihm wenigstens die Wahrheit. „Hast du dich deswegen wieder mit Scorpius gestritten? Das war doch schon Weihnachten so. Ich erinner mich, dass du ständig betont hast, du wärest nicht eifersüchtig.“

James hob abwehrend die Hände. „Ich bin nicht eifersüchtig, okay?“ Bill schien ihm das nicht zu glauben, aber widersprechen wollte er auch nicht. „Und du solltest da eh den Mund halten, wenn du schon denkst, ich würde deinem Lover was weggucken wollen.“

„Es ist schon merkwürdig, dass du immer dann reinplatzt, wenn ich Draco gerade weichgeklopft habe“, seufzte Bill, worauf James sich schüttelte. „Das ist gar nicht so einfach. Draco kann sehr schwierig sein, vor allem, wenn er meint, dass unsere Kinder nicht damit zu recht kommen würden, dass wir ein Liebesleben haben.“

James würgte und brachte Bill so zum Lachen. „Na ja, es scheint bei euch besser zu klappen, als bei Scorpius und mir…“, gab er eher widerwillig zu. „Ich meine…“ Bill bedeutete ihm weiterzusprechen, worauf James aufseufzte. „Es kann doch nicht funktionieren, wenn er mir nie unters Hemd will, aber seine Finger immer so merkwürdig an Louis‘ Umhang rumzupfen… Wie war das denn… Du hast dich doch nicht gleich in Draco verliebt, sondern wolltest nur… an seinen Klamotten rumzupfen, oder?“

Bill schüttelte leicht den Kopf und zuckte mit den Schultern, als James ein fragendes Geräusch von sich gab. „Du kannst das nicht vergleichen, James. Ich war älter und fühlte mich trotzdem nicht alt genug für eine Ehe und Kinder… Ich hab meinen alten Job vermisst und brauchte etwas mehr Risiko, etwas Spannendes und vor allem etwas, wo ich meinen Frust ablassen kann. Ich wollte Fleur nicht wehtun, auch wenn ich im Nachhinein denke, dass sie es vielleicht eher vertragen hätte, als Draco. Er ist fragiler, als er aussieht.“

„Er sieht sehr fragil aus, Onkel Bill“, gab James zurück und anscheinend ließ er Bills Gewissen damit fast so schwer werden, wie sein eigenes, das ihn auch ständig zwei Zentimeter kleiner machte. „Aber darum geht’s nicht. Ich will keinen Frust auslassen, aber… vielleicht will Scorpius das ja.“

„Kann ich mir nicht vorstellen. Scorpius ist ein viel zu lieber Junge dafür“, sagte Bill beruhigend.

„Ja, eben! Damit er so lieb und knuffig sein kann, muss er das woanders rauslassen… Und anscheinend will er das eher bei Louis, anstatt bei mir“, sagte James bitter und atmete tief durch. „Ich bin doch nicht blöd. Du hast doch selbst gemerkt, wie sie sich ansehen…“

„Aber du willst nicht, dass Scorpius jemand anderen so ansiehst, oder?“ Bill nickte lächelnd, als James den Kopf schüttelte. „Das ist Eifersucht, James. Ich bin mir sicher, dass… Ah, da bist du ja wieder, Draco. Mein Schoß wird schon ganz kalt…“ Die Arme ausstreckend zog Bill Draco zu sich herunter und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Schlafen sie?“

„Dein Sohn hat irgendwas mit meiner Tür gemacht. Ich komm nicht rein“, sagte Draco und schüttelte verwirrt den Kopf, als Bill die Stirn runzelte. „Wie soll man da denn seine Decke richten?“

Bill seufzte auf. „Er macht das zu Hause auch. Liegt nicht an dir“, murmelte er, Draco durch die Haare fahrend, als der sich gegen seine Schulter kuschelte.

„Bin ich mir nicht so sicher“, sagte Draco kaum hörbar und anscheinend leicht abwesend. „Ich rede heute Nachmittag mit Potter. Vielleicht ist es doch besser, wenn wir die Kinder wieder nach Hause schicken.“

„Das hier ist aber auch zu Hause für sie“, sagte Bill sanft wie eine schnurrende Katze. „Und sie sind gerade erst angekommen. Lass dich von dieser Panikmache nicht anstecken.“

Draco nickte leicht vor sich hin, das Gesicht in Bills Halsbeuge versteckend. „Ich brauch dich jetzt“, wisperte er, aber auch die sehr leise Stimme ließ James‘ Gesicht sofort unangenehm glühen. Er dachte schon darüber nach, ob er seinen Kopf einfach aus dem Feuer ziehen sollte, als man ihn gar nicht mehr wahrzunehmen schien und Bill Draco in eine innige Umarmung zog. Zärtlichkeiten, die James so fürchterlich vermisste, dass alleine der Anblick ihn schon deprimiert zu Boden blicken ließ.

Von wegen, er könnte mit irgendwas abschließen. Sein Herz wollte durch den Kamin hüpfen und sich zu Scorpius schleichen… Zu Scorpius… nicht zu Louis, und irgendwie tat das fast so sehr weh, wie die Tatsache, dass er jetzt nur eine kurze Verabschiedung murmeln konnte und sich dann wieder ganz alleine in Charlies Haus wiederfand.

James seufzte schwer auf und wandte sich der auf dem Boden liegenden Zeitung zu. Er hoffte schwer, dass Harry seinen Job zur Abwechslung mal richtig machen würde und dieses Monster davon abhielt Scorpius irgendwie wehzutun – und sei es nur indem er Draco verletzte, weil das wohl sogar schlimmer für Scorpius wäre.


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