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Fanfiction

Accidentally - Fanatismus

von Dr. S

Louis‘ Herz schmerzte, als hätte jemand einen Pflock direkt hinein gerammt und würde jetzt ununterbrochen Salz auf die blutenden Ränder streuen. Sein Herz blutete und keiner bemerkte auch nur ansatzweise, wie weh es getan hatte, was James zu ihm gesagt. Es brachte auch nichts zu wissen, dass James es nicht so gemeint hatte, denn das änderte letztendlich trotzdem nichts daran, dass es die Wahrheit gewesen war. James war nicht in der Lage dazu sich solch schlimme Dinge aus den Fingern zu saugen.

Aber das Schlimmste war nicht zu realisieren, wie penetrant leidend er sich wirklich verhielt, sondern verstanden zu haben, dass James nie wieder normal mit ihm umgehen können würde. Louis hätte nie gedacht, dass er – ausgerechnet von ganz alleine – alles so den Bach runtergehen lassen würde und das nur für einen Augenblick, der nicht länger schön gewesen war, als ein Wimpernschlag. Was brachte es ihm denn jetzt zu wissen, wie sich James‘ Lippen anfühlten, wenn er dafür nie wieder in das faszinierende Paar Augen sehen konnte, ohne dort die Spiegelungen von Scham und Abscheu zu sehen?

Und Scorpius‘ Glück hatte er doch auch nie zerstören wollen… Er hatte sie beide doch nur glücklich sehen wollen. Jetzt musste er sich hier tatsächlich diese Schnulze anschauen und versuchen zu verstehen, ob Scorpius wegen der vorhersehbaren Geschichte weinte, wie die Maulende Myrte, oder doch, weil er sich durch irgendetwas schon wieder an James erinnert fühlte, weshalb er in den letzten Tagen ständig anfing Tränen zu vergießen.

Wahrscheinlich nervte es ihn auch einfach, dass Bill und Draco dort am anderen Ende der zum Glück sehr großen Couch saßen und kaum als zwei Personen zu erkennen waren. Dick eingepackt in eine weiße, sehr flauschig aussehende Decke saß Draco zwischen Bills Beinen, die Finger, immer noch in diesen mysteriösen Handschuhen verborgen, ununterbrochen mit Bills spielend, die ständig zu Dracos Hemdknöpfen zuckten. So viel Geturtel war fast schlimmer als diese schmalzige Geschichte, die man aufgrund von drei weiblichen Hauptcharakteren naturgemäß als Mann einfach nicht ertragen konnte.

Louis drehte langsam den Kopf, als Scorpius sich lautstark die Nase schnäuzte. Skeptisch beobachtete er die großen Tränen, die über die hochroten Wangen liefen, und ballte die Hand zur Faust, damit er die salzigen Spuren nicht wegwischte. Die im Hintergrund dudelnde theatralische Musik, als Asha ihre Tränen vergoss, damit der riesenhafte Flubberwurm sie aufschlürfte um dann selbst davon zu schlürfen, schien Scorpius den Rest zu geben, während sein Vater sich zu Bill drehte und ihm ein schnarrendes Kommentar ins Ohr hauchte, ihn damit zum Schmunzeln brachte.

Louis fixierte sich aber schnell wieder auf Scorpius, als sein Vater diesen Kommentar anscheinend so grandios fand, dass er eine Ausrede für einen viel zu langen Kuss war. Er wusste gar nicht, warum er sich das hier antat… Den Kopf schüttelnd hob Louis den Arm, als Scorpius sich an seine Schulter lehnte. Doch, er wusste natürlich ganz genau, warum er hier war.

„Ich liebe diese Stelle“, wisperte Scorpius, griff über Louis‘ Bauch und schnappte sich einen riesigen Schokoriegel, an dem er wieder eine gute halbe Stunde lutschen würde, nur um die Menschen in seiner Umgebung in den Wahnsinn zu treiben. „Ich konnte sie mal mitsprechen, aber… oh, sorry, jetzt hab ich dir auf’s Hemd gekrümelt…“

Louis winkte ab, ließ Scorpius aber gefühlte Stunden jeden noch so kleinen Schokokrümel von seinem Bauch wischen. Wahrscheinlich tat Scorpius das auch einfach nur, damit Louis‘ Hemd nicht ruiniert wurde, wenn die glühendheiße Wange wieder auf Louis‘ Bauch gebettet wurde. Immerhin war Scorpius plötzlich wieder viel zu unschuldig um sich dabei irgendetwas zu denken. Komplizierter als eine Frau, der Junge…

„Lasst James das nicht sehen“, musste Bill jetzt auch noch in Scorpius‘ Lieblingsstelle sprechen, was den aber gar nicht interessierte, so vertieft war er in seinen Film.

Louis schenkte seinem Vater einen kalten Blick, was der mit einem Zwinkern beantwortete, bevor er sich wieder an Draco kuschelte und durch dieses rücksichtlose Verhalten bewies, dass er niemals bemerkte, wenn es seinen Kindern schlecht ging, sei es auch nur eine Lappalie wie Liebeskummer.

„William“, quietschte Draco richtig und auch wenn es niedlich klang – genauso wie bei seinem Sohn – wollte Louis doch nicht wissen, was der Grund für das hochrot anlaufende Gesicht war, das sich seinem Vater im zweiten Frühling zuwandte. „Wir wollen den Film sehen…“

„Ich weiß gar nicht, was ihr daran findet. Louis hat das Märchen schon nicht ausgehalten, als ich es seinen Schwestern vorgelesen habe“, plapperte Bill, als würde da gerade nicht eine pathetische Rede über selbstverweigernde Tugenden gehalten werden – und von wegen Scorpius könne sie nicht mehr mitsprechen, zwar tat er es sehr leise, aber er tat es. „Als er vier war, hat er das Buch kurzerhand in Brand gesetzt. Du hättest seinen Blick sehen müssen. Das personifizierte Böse.“

Louis verengte die Augen leicht zu Schlitzen und hielt beiden Blicken stand, die ihm zugeworfen wurden, einer amüsiert und einer so kalt, dass man augenblicklich zu zittern begann, als würde durch die eisiggrauen Augen die gesamte Raumtemperatur beeinflusst werden. Der spürbare Hass war das absolute Gegenteil zu dem warmen Glühen, das Dracos Augen ausfüllte, wenn er Bill ansah, aber Louis bezweifelte, dass er stolz darauf sein konnte, in der bitteren Kälte gelassen zu werden. Wahrscheinlich war es eh nur noch eine Frage der Zeit, bis Bill und Draco sich seinetwegen derartig in die Haare kriegten, dass Bill seine wieder verlieren würde und Draco sich demnächst noch mehr Mühe geben musste, die Haare über die zurückgehenden Stellen an seinem Ansatz zu kämmen.

„Würdest du einfach deine Klappe halten?“, presste Draco hervor und machte es sich wieder in Bills Armen gemütlich, zog sich die Decke bis zum Kinn, als hätte er seinen eigenen kalten Blick abbekommen.

Bill öffnete beinahe dreckig grinsend den Mund, sah dann zu Scorpius und schluckte erst, als er Louis‘ bereits angewiderten Blick sah. Seufzend vergrub er einfach das Gesicht in Dracos Nacken und machte so ruhig atmend fast den Eindruck, als würde er bald einschlafen. Louis bezweifelte, dass Draco in der Lage wäre, ihn hoch in sein Bett zu tragen. Falls die beiden überhaupt in einem Bett schliefen, solange ‚die Kinder‘ da waren. Nicht, dass er sich damit brüsten wollte ein oder zwei Zentimeter größer als sein neuer Stiefvater zu sein und damit auch kräftiger, immerhin war das aus Dracos Augen heraus einfach nur noch ein Grund, warum man ihn hassen konnte.

Natürlich konnte man nachvollziehen, dass Draco ihn niemals ausstehen können würde. Dafür hatte Louis wohl einfach zu große Ähnlichkeit mit seiner Mutter und seinem Vater. Victoire kam eindeutig nach Fleur, während Dominique ein paar Weasley-Gene mehr besaß, aber nicht nur, dass Louis der einzige Junge sein musste, er war so eindeutig der Sohn seiner Eltern, dass die sich gegenseitig nicht vorwerfen konnten, sie hätten sich betrogen. Obwohl… Bill machte ja nicht wirklich ein Geheimnis daraus, dass er nicht gerade der Onkel war, den man weiterhin anhimmeln sollte.

Louis konnte trotzdem damit leben, dass Draco ihn nicht leiden konnte, aber es wurmte ihn schon unglaublich, dass der Hass einen so wunderbar perfekten Schutzschild gegen seinen Veela-Charme aufbaute, dass er Draco wohl nicht mal dazu bekommen würde, ihm die Tür aufzuhalten. Aber dafür konnte er ihn immer noch auf ganz subtile Weise ärgern, indem er unter dem eiskalten Blick eine Hand auf Scorpius‘ weißblonden Haarschopf legte und ein paar glatte Strähnen zärtlich über seine Finger gleiten ließ.

Scorpius schien diese Berührung erst wieder auf Louis aufmerksam werden zu lassen. „Manchmal komm ich mir auch wie Sir Luckless vor“, flüsterte er und kuschelte sich dichter an Louis, sodass die feinen Haarspitzen ihn am Kinn kitzelten. „Alles geht schief, egal was ich mache…“

„Bin ich dann Amata?“, murmelte Louis und grinste, als Scorpius den Kopf hob um ihm einen verwirrten Blick zuzuwerfen. „Scherz, die war nur gerade im Bild. Mir hat niemand das Herz gebrochen – ich breche Herzen.“

Scorpius legte schmunzelnd den Kopf zurück auf Louis‘ Schulter. „Dann bist du der bescheuerte Ex von Amata und Towler schüttet gerade alle Erinnerungen an dich in den Fluss.“

„Towler?“ Deswegen redete man nicht über solche Dinge, wenn Eltern dabei waren – vor allem nicht, wenn es Eltern wie Bill waren, die alles daran setzen wollten, dass ihr Sohn sich nicht in den Ex seiner Schwester verliebte. Das hatte Teddy auch wiedermal ganz toll hinbekommen. Bill schien mit jedem Jahr naiver zu werden, wenn er schon glaubte, dass jedes seiner Kinder sich mal für eine Weile in Teddy Lupin verliebte. „Der nette junge Mann, der dich an Weihnachten nach Hause gebracht? Er ist ein lieber Junge, nicht so egoistisch und rüde wie dieser verfluchte, kleine –“

„William“, sagte Draco scharf. „Erinnerst du dich an deine Knebel-Idee? Die greife ich gleich auf.“

„Tust du, ja? Obwohl die Kinder da sind?“, gluckste Bill, worauf Louis sich schüttelte, was Scorpius wiederum ziemlich konfus durch die Gegend starren ließ.

„Du hast wohl ein Gläschen Elfenwein zu viel getrunken“, murmelte Draco sichtlich verlegen, den Blick von ‚den Kindern‘ abwendend.

„Ich will nur wissen, ob ich mal den Vornamen des Jungen erfahre, der so nett zu meinem Sohn war“, sagte Bill und grinste Louis zu, der sich augenrollend abwandte. „Towler ist ein gutaussehender…“

„…tollpatschiger Bursche“, ergänzte Draco. „Marcus schreit ihn nicht aus Spaß an. Und ich hab noch sehr gut in Erinnerung, dass Marcus auch gerne mal aus Spaß einfach anfängt rumzubrüllen.“

„Du weißt, dass ich den Kerl nicht leiden kann“, raunte Bill Draco ins Ohr, anscheinend der Annahme, Louis hätte schlechte Ohren und könne das nicht hören.

„Du weißt, dass mir das vollkommen egal ist“, gab Draco unbeeindruckt zurück. „Jetzt halt endlich deine Klappe, sonst verpassen wir das Finale.“

„Die Liebenswürdigkeit in Person“, seufzte Bill, die Lippen gegen Dracos Nacken drückend, wodurch er ein Lächeln auslöste, das er gar nicht zu Gesicht bekam. „Liebe dich.“

„Halt die Klappe“, war die gar nicht liebevoll klingende Antwort, die Bill auch eher deprimiert aus der Wäsche schauen ließ. Anscheinend fing Louis‘ Glück schon an zu wirken und verursachte mehr als leichte Unstimmigkeiten, die sich höchstwahrscheinlich auf die Tatsache zurückführen ließen, dass Bill nicht nur seine Frau jahrelang an der Nase herumgeführt hatte, aber vielleicht auch daran lagen, dass hier der Sohn der Frau saß, die Dracos Leben zerstört hatte.

„Anscheinend ist es jetzt auch egal, ob ihr euch liebevolle Worte zuflüstert, oder nicht“, sagte Louis, Scorpius einige Haarsträhne aus der Stirn streichend und die friedlichen Züge des im Schlaf entspannten Gesichtes beobachtend. „Scorpius schläft tief und fest – was ich bei dem Film verstehen kann… oh, und natürlich bei diesem Waschbrett an Kissen.“ Er zwinkerte Draco zu, der sich von Bill losgerissen und zu ihm vorgelehnt hatte. Allerdings blieb das vollkommen unbemerkt, auch von seinem Vater, der überdeutlich der Wärmequelle zwischen seinen Beinen nachtrauerte.

„Er ist erschöpft“, murmelte Draco, sanft mit den Fingerknöcheln über Scorpius‘ Wange streichend. „Das viele Weinen hat ihn schon in den Weihnachtsferien müde gemacht.“ Die grauen Augen ärgerlich glimmend wandte Draco sich Louis zu. „Du weißt da was drüber und wirst es mir sagen, Nummer Drei. Wenn Potter und du Spielchen mit meinem Sohn treibt, dann werdet ihr das bitterlich büßen.“ Ohne eine Antwort, geschweige denn Reaktion von Louis abzuwarten rutschte Draco von der Couch und machte Anstalten seinen Sohn hochzuheben.

„Ich mach das schon“, sagte Louis, lächelte Draco freundlich an und wartete auf mehr als ein abfälliges Schnauben, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich Scorpius unter dem hasserfüllten Blick auf den Rücken zu laden. „Wollte sowieso ins Bett gehen. Gute Nacht!“ Er strahlte Draco richtig an, aber das schien den irgendwie nur wütend zu machen – wahrscheinlich hielt er Louis für frech, was er ja auch irgendwie war, immerhin wusste er, dass es Draco aufregen würde. Sympathien zu Gunsten seines Vaters zu gewinnen war aber auch schwer, wenn man von Natur aus ein leicht hochmütiges Lächeln hatte.

„Schlaf gut“, verabschiedete ihn wenigstens sein Vater. „Wenn du irgendwas brauchst musst du nur Bescheid sagen. Du wirst bei nichts stören.“

„Ich habe den Seitenhieb mitbekommen und abgespeichert, danke“, murmelte Draco leicht eingeschnappt und beobachtete mit vor der Brust verschränkend Armen wie Louis mit Scorpius auf dem Rücken die Treppen hochmarschierte. Durch diesen strengen Blick fiel es einem merklich schwerer die Balance zu halten, aber Louis schaffte es trotzdem zu Scorpius‘ Zimmer, das er das erste Mal an diesem Tag betrat.

Durch die Fenster drang genug Licht von der Großstadt, dass er keines anzünden musste und Scorpius sicher zu dessen Bett bringen konnte. Es gab mehr Farbe in diesem Raum als in dem Gästezimmer, vornehmlich Blau- und Grüntöne, und natürlich persönliche Gegenstände, in denen Louis nicht herumwühlen würde. Scorpius‘ Interessen waren nicht gerade ein Buch mit sieben Siegeln, auch wenn James sich schwer damit zu tun schien, herauszufinden, was sein Freund denn mochte und was nicht.

Louis ertappte sich trotzdem dabei nach einem Foto Ausschau zu halten, aber neben der Lampe auf dem Nachttisch lag nur ein Notizblock und eine Feder, anscheinend mit einer Notiz von Draco für seinen Sohn, weshalb Louis sich wieder abwandte und Scorpius auf das weiche Bett legte.

Sofort rollte Scorpius sich zusammen und machte es Louis so schwer ihm irgendetwas auszuziehen, aber vielleicht ließ er das doch lieber Draco machen, der ihn wahrscheinlich aus dem Fenster werfen würde, wenn er Scorpius auch nur ein Söckchen auszog. Die weißblonden Haare aus Scorpius‘ Stirn streichend lehnte Louis sich vor und hauchte einen kurzen Kuss auf die blasse Haut.

„Gute Nacht“, wisperte er Scorpius ins Ohr und beobachtete, wie er so ein kleines Lächeln auf Scorpius‘ Gesicht zauberte. Selbst leicht schmunzelnd drehte er sich um und nahm die Treppe nach unten, von wo er schon leises Gemurmel hören konnte. Durch die vielen Räume hindurch wurde die normale Lautstärke von Dracos Stimme gedämpft, während Bills sich wie immer sehr schnell steigerte und Louis mochte es gar nicht, wenn sein Vater anfing zu schreien.

„…wie ein kleines Kind!“, hörte er Bill knurren, linste vom Esszimmer aus in die Küche und sah Draco an der Theke lehnen, während sein Vater unruhig auf- und abging.

„Findest du? Gut, das merke ich mir einfach auch und versuche gar nicht mehr mich zu bemühen, wenn es jetzt schon überhaupt nicht beachtet wird“, gab Draco schnarrend zurück, während er sich damit beschäftigte irgendetwas in Dosen zu packen. „Es ist eben nicht so einfach für mich! Kannst du das nicht ein bisschen verstehen?“

„Und soll es einfach für mich sein deinen Sohn zu sehen?“ Bill blieb stehen und lehnte sich über die Theke zu Draco, worauf Louis etwas dichter an die Wand rückte, damit man ihn nicht bemerkte. „Möchtest du wieder das einzige Opfer spielen, Draco?“

„Ich spiele kein Opfer. Ich versuche doch nett zu sein. Wenn du mich noch kennen würdest, dann wüsstest du, dass ich nicht sofort jedem um den Hals falle“, zischte Draco, bevor er den Metalldeckel lautstark auf die Arbeitsfläche knallte. „Und versuch gar nicht die Umstände zu vergleichen unter denen du ständig neue Wiesel in die Welt gesetzt hast und –“

„Nicht das wieder! Ich dachte, wir hätten das hinter uns… Ja, ich bin das Arschloch. Ich hab’s mittlerweile oft genug gehört, findest du nicht?“ Bill fasste Dracos Kinn und zog relativ grob das vor Zorn gerötete Gesicht herum. „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede.“

„Ich werfe dir gar nichts vor, wenn du nicht damit anfangen würdest mir Vorwürfe zu machen“, sage Draco ruhig, aber schwer verständlich, weil sich Bills Finger tief in seinen Kiefer gruben. „Er ist nicht mal einen Tag hier und wir haben vorher vielleicht ein, zwei Worte gewechselt. Bill, du kannst nicht erwarten, dass ich ihn wie meinen eigenen Sohn behandele.“ Draco fasste Bills Handgelenk und befreite sich aus dem festen Griff. „Du tust mir weh…“

„Ich bin nicht so zu Scorpius“, murmelte Bill und starrte mit sichtlich schlechtem Gewissen seine Finger an, deren Abdrücke sich bläulich von Dracos Gesicht abhoben. „Dabei hat er meinem Sohn das Herz gebrochen.“

Louis verdrehte die Augen. Wieso auch hatte James Bill unbedingt einmal auf die Nase binden müssen, dass er Scorpius seinem Cousin weggenommen hatte? Das hing Louis jetzt ewig nach und jeder dachte, er würde immer noch tiefe Gefühle für Scorpius hegen, dabei war da wirklich nicht mehr als Freundschaft. Das würde er sonst ja merken, immerhin war er nicht der Typ Mensch, der seine Gefühle nicht analysieren konnte.

„Ich weiß nicht, wovon du redest“, sagte Draco und wandte sich wieder der Dose zu, verschloss sie mit leicht zitternden Fingern. „Aber deinem Sohn scheint es bei Weitem besser zu gehen als meinem, der sich ununterbrochen die Augen ausheult. Kannst du nicht verstehen, dass mein Kopf jetzt erstmal bei Scorpius ist, anstatt dabei, wie ich am besten eine einigermaßen normale Beziehung zu deinem Kind aufbaue?“

Bill lehnte sich mit dem Rücken gegen die Theke, verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will doch nur, dass das hier funktioniert…“ Er warf Draco einen Blick aus den Augenwinkeln zu, als der schwer aufseufzte. „Manchmal hab ich das Gefühl, du willst mich wieder loswerden.“

Sofort schüttelte Draco den Kopf, drehte sich herum und legte eine Hand auf Bills Schulter. „Du willst, dass das alles von heute auf morgen geht, aber so einfach ist das eben nicht“, sagte er merkwürdig sanft, was gar nicht zu der sonst so beherrschten Stimme passen wollte, aber dass Draco sich doch nicht ganz so abweisend Bill gegenüber verhielt stimmte Louis viel zufriedener. „Und du weißt, dass ich nie der Typ dafür war dir fünfzig Mal am Tag zu sagen, was du mir bedeutest. Nimmst du mein ‚Halt die Klappe‘ plötzlich so ernst?“

Bill hob die Hand, strich jetzt zärtlich über die Abdrücke, die er unabsichtlich auf Dracos blasser Haut hinterlassen hatte. „Vielleicht nur heute… Das liegt daran, dass du mir ständig verbietest vor den Kindern an dir rumzufummeln.“

Draco gluckste, als Bill ihn mit einem Arm näher an sich zog und einen Kuss gegen seine Stirn presste, was Louis wieder daran erinnerte, warum er hier herunter gekommen war. Scorpius wollte ja sicher nicht von ihm ausgezogen werden. Allerdings wurde sein Räuspern ignoriert, weil sein Vater lieber seine Lippen schmatzend gegen Dracos drückte und Louis sich dadurch wie ein Voyeur fühlen ließ. Zum Glück konnte er noch auf sich aufmerksam machen, bevor die sich hier direkt vor seinen Augen die Zunge in den Hals steckten.

„Louis…“ Bill schien jedoch sichtlich enttäuscht ihn zu sehen – verständlich, weil er deswegen seinen Draco loslassen musste, der sich peinlich berührt über den Mund wischte. „Was gibt’s denn noch?“

„Ich gehe sicherlich richtig in der Annahme, dass Draco es nicht so gerne sieht, wenn ich seinen Sohn… nun ja, bettfertig mache. Also dachte ich, störe ich mal euer harmonisches Beisammensein, damit Draco nicht nachher zufällig reinplatzt und mir versuchte Vergewaltigung vorwirft“, sagte Louis und lächelte, obwohl das gerade vollkommen fehl am Platz war.

„Ja, das ist richtig“, gab Draco sichtlich genervt zurück, schob Bill weg und marschierte erhobenen Hauptes an Louis vorbei, ohne ihm dabei auch nur einen kurzen Blick zu schenken.

„Du weißt, dass er mich niemals mögen wird“, sagte Louis, als Bill grinsend den Mund öffnete. „Streite dich deswegen doch nicht mit ihm. Das ist es nicht wert.“ Bill schloss den Mund wieder und sah zu Boden, bevor Louis sich umdrehte und Draco folgte, aber nur weil sie denselben Weg hatten. Draco wollte genauso wenig, dass Louis ihm folgte, wie Louis ihm nachlaufen wollte – immerhin hatte es eindeutig keinen Sinn und wäre nur reine Zeitverschwendung.

Er bekam ja nicht mal noch ein kleines ‚Gute Nacht‘ zu hören, obwohl er erwartungsvoll vor seiner Tür stehenblieb und Scorpius‘ Vater nachsah, der den Flur stur entlangrauschte. Warum auch immer er überhaupt darauf wartete, dass ihm vielleicht noch ein Blick geschenkt werden würde. Es war ja nicht so, dass er sich sonst um Aufmerksamkeit riss, aber da er sie normalerweise regelrecht hinterher geworfen bekam, schien er sich einfach schwer damit abzufinden, jemanden derartig egal zu sein.

Kopfschüttelnd betrat Louis sein Zimmer und setzte sich auf die Bettkante, starrte aus dem Fenster hinaus in die Nacht, die bei den vielen Lichtern wohl niemals wirklich dunkel werden würde. Dabei war Dunkelheit so wunderbar beruhigend und beschützte einen, wann immer das Licht einen zu stark blendete.

Gähnend zückte Louis den Zauberstab und schloss die Vorhänge, streckte sich ausgiebig, bevor er sich das Hemd über den Kopf zog. So fühlte es sich gleich viel besser an. Jetzt musste er sich nur noch in Sachen Schutzzauber häuslich einrichten und dann würde er die nächsten Wochen auch überstehen, ohne dass jemand plötzlich sein Zimmer betrat – so wie jetzt…

„Normal wartet man auf ein ‚Herein‘ nachdem man klopft“, sagte Louis und drehte sich auf dem Bett herum, legte erwartungsvoll den Kopf schief, als Draco die Tür hinter sich schloss. Das wenige Licht, das noch durch die Vorhänge drang, ließ nur die weißblonden Haare etwas mehr strahlen, ansonsten fiel Draco wegen seiner dunklen Kleidung gar nicht mehr auf. „Schläft Scorpius gut?“, saugte Louis sich eine Frage aus den Fingern, um die unangenehme Stille zu durchbrechen.

„Hast du ernsthaft geglaubt, ich würde das hier nie wieder erwähnen?“ Draco benutzte seinen Zauberstab um Louis‘ Koffer aufspringen zu lassen.

Louis drehte sich nicht um, als Draco langsam auf die Fensterseite des Zimmers marschierte, wo er dann kaum hörbar auf- und abging. „Gehofft hatte ich es auf jeden Fall“, sagte Louis und seufzte auf. „Ich habe nicht vor, das irgendwie gegen dich zu verwenden. Du solltest froh sein, dass Harry es nicht mehr hat, weil er dich so sicher doch noch irgendwie nach Askaban bekommen hätte.“

„Du nimmst also ernsthaft an, ich könnte ansatzweise froh darüber sein, dass ihr mich bestohlen und fast ins Gefängnis gebracht habt, nur damit dieses Ding dann in ausgerechnet deinem Koffer versauert?“, zischte Draco ihn ärgerlich an, hastete um das Bett herum und klammerte sich am Bettpfosten fest, als er sich zu Louis herunter lehnte. „Die Jugend heutzutage hat anscheinend absolut keinen Respekt mehr vor Dingen, die das Leben anderer Menschen zerstört haben. Wie bist du da rangekommen?“

Louis sah Draco erst an, als der die Finger grob in seine Schulter grub. Allerdings wanderte sein Blick schnell von den in der Dunkelheit aufglimmenden Augen zu dem ledernen Buch, das fast aus Draco heftig zitternder Hand fiel, was merkwürdig war, weil die Hand auf seiner Schulter ganz ruhig war und nicht den schwachen Eindruck der Linken machte.

„Ich bezweifele, dass Potter es dir gegeben hat“, sagte Draco scharf. „Wo es doch so wichtiges Beweismaterial war – immer noch ist! Was geht in deinem kranken Schädel vor, dass du dieses Ding haben willst? Glaubst du, du könntest noch irgendetwas damit anfangen? Ich will sofort eine Antwort, verstanden?“

„Ich halte es einfach für Verschwendung so einen bedeutenden Gegenstand verstauben zu lassen – sei es im Ministerium oder auf einem Dachboden“, sagte Louis in genau dem kalten Tonfall, den Draco immer für ihn übrig hatte.

„Bedeutend?“ Draco richtete sich auf, die Hand von Louis‘ Schulter nehmend. „Fanatismus!“ Mit einer ausholenden Handbewegung schleuderte er das Buch mit voller Wucht gegen die Wand und schubste Louis zurück auf das Bett, als der eher reflexartig hinterher hechten wollte. „Du bewunderst eine Illusion, verdammt nochmal.“

„Ich bewundere gar nichts“, antwortete Louis und starrte finster zu Draco hoch, der aussah, als wollte er ihn am liebsten schlagen. Seine Gesichtszüge lagen größtenteils im Dunkeln, aber die brodelnde Wut glitzerte auf seiner grauen Iris, die sich durch das wenige Licht hervorhob. „Ich finde es nur interessant…“

Schnaubend richtete Draco sich auf, fuhr sich durch die Haare und fing an leise zu lachen. „Sicher, natürlich denkst du, du könntest mich für dumm verkaufen. Ich bin ja nur ein alter, blonder Mann, der im Gegensatz zu dir von nichts eine Ahnung hat“, sagte er spöttisch, was Louis das Gesicht verziehen ließ. „Als ich in deinem Alter war, da hatte ich schon gelernt, dass an dieser Art der Magie absolut nichts bewundernswert ist, aber ich erinnere mich durchaus daran, wie begeistert ich als kleiner Junge genau davon war.“ Er deutete auf das am Boden liegende Buch, das absolut keinen Knick abbekommen hatte, obwohl es schräg aufgeprallt war. „Begeistert von Geschichten meines Vaters und der Vorstellung einer idealen Welt für Leute wie mich, in der jeder spüren konnte, dass ich etwas Besseres bin. Aber es gibt immer Menschen, die sich für noch besser halten. So wie du.“

Louis hob die Augenbrauen. „Es ist auch nicht schwer sich weniger blöd, als dieser Haufen anzustellen. Sich dessen einfach bewusst zu sein ist nicht falsch“, sagte er selbstbewusst und reckte das Kinn, als Dracos schiefes Grinsen in der Dunkelheit aufblitzte. „Ich bin nicht fanatisch.“

„Ach? Du sitzt also nicht ehrfürchtig vor diesem Buch und spürst die alte Magie wie kleine Blitze durch deine Fingerspitzen und deinen ganzen Körper zucken?“ Dracos Stimme war heiser und er räusperte sich, versuchte dabei auch wieder eine geradere Haltung einzunehmen. „Da ist nichts mehr. Da sollte nichts mehr sein, weil Er tot ist, und trotzdem kribbelt immer noch jede Zelle meines Körpers. Hör auf damit rumzuspielen. Das ist nicht gut.“

„Hör auf mit mir zu reden, als sei ich ein Kind“, sagte Louis abfällig. „Ich bin kein Kind und ich lasse mich nicht fortwährend so bezeichnen.“ Langsam rutschte er von seinem Bett und richtete sich auf, starrte stur auf Draco herunter, was dem gar nicht gefiel, aber nicht mal sein erhobenes Kinn konnte den Abstand verkleinern. „Es hat mich fast mein Leben gekostet dieses Buch zu bekommen und ich lasse es mir von niemanden wegnehmen. Es gehört mir und es ist alleine meine Angelegenheit was ich damit tun werde.“

Dracos Mundwinkel begannen leicht zu zucken. „Du hast keinen blassen Schimmer, was darin geschlafen hat. Rede doch einmal mit deiner Tante, dann –“

„Das hab ich schon längst getan, trotzdem danke für den Hinweis.“ Louis lächelte freundlich. „Ich weiß eine ganze Menge über früher.“

„Und du denkst, du könntest es besser machen?“ Draco lachte auf, was Louis zu ignorieren versuchte, aber dafür musste er die Hände schmerzhaft fest zu Fäusten ballen. „Ach, das ist ja beinahe goldig, wenn es nicht so verrückt wäre.“

„Nein, ich will einfach nur mehr wissen. Was soll daran falsch sein?“ Louis schüttelte den Kopf und fixierte sich wieder auf die amüsiert funkelnden grauen Augen direkt vor ihm. „Mach dich nicht über mich lustig. Ich warne dich…“

„Und ich warne dich, Junge“, gab Draco todernst zurück. „Ein falsches Wort aus deinem Mund und ich erzähle deinem Vater eine ganze Menge, was er lieber nicht hören will. Dann bin ich dich auch los und muss deinen Anblick nicht mehr in der Nähe meines Sohnes ertragen.“ Louis ein letztes Mal musternd drehte Draco sich schwungvoll herum und sammelte das Buch vom Boden auf. „Das kommt wirklich immer wieder zu mir zurück“, wisperte er und strich beinahe zärtlich über den Einband, lächelte kaum merklich. „Jaah, ich auch… Ich auch…“

Louis räusperte sich, worauf Draco herumfuhr, ihn aber nicht wirklich ansah, während er sich fahrig durch die Haare fuhr. „Fanatismus… das sagt der Richtige“, sagte Louis noch laut genug damit Draco es hörte, bevor er die Tür hinter sich zuschlug. Glucksend setzte Louis sich wieder auf sein Bett und ließ sich nach hinten fallen. „Du willst spielen, Draco? Ich spiele gerne… Und du fällst genau drauf rein, wenn du denkst, ich wäre blöd genug das Teil so offensichtlich rumliegen zu lassen, damit du es zufällig entdeckst.“

Louis grinste zufrieden. Ja, er wusste ganz genau, warum er hier war…


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Mike ist Engländer, ein sehr englischer Engländer. Jeden Tag trug er seine Anzugweste, was mir gut gefällt – man erlebt es heute kaum mehr, dass jemand Westen trägt. Er hat ein unglaubliches Charisma und flößt uns großen Respekt ein. Doch er verinnerlicht den britischen Humor total und kann sich bestens in die Internats-Teenager hineinversetzen.
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