Das neue Jahr war herangebrochen und bot kaum merkliche Unterschiede zu seinem Vorgänger. Es hatte sich nicht viel in den Ferien getan, es war wie immer. Die Schüler kehrten über die Feiertage zurück nach Hause, unter ihnen auch die Weasleys. Ginny hatte ihre freien Tage bei ihrer Familie gebracht, so wie jedes Jahr. Sie hatten zusammen Weihnachten gefeiert, hatten gemeinsam das neue Jahr begrüßt und sich Vorsätze gemacht, die eh nur die Wenigsten wirklich einhielten und sich erholt. Es war genau wie immer und genau wie geplant, einfach ruhig. Und genau das verwunderte die junge Weasley.
Die Feiertage hatte sie sich anders vorgestellt, denn schließlich hatte sie an ihrem letzten Schultag einen Versuch gestartet, Dumbledore umzubringen. Sie hatte eine Flasche Met mit einer vergifteten vertauscht, mit der Anweisung von Draco, der ihr versichert hatte, dass Slughorn eben jene dem Schulleiter zu Weihnachten schenken würde. Dumbledore hätte die Flasche also vor mehr als einer Woche als Geschenk erhalten haben sollen und wenn der Plan aufgegangen wäre, dann hätte sein Tod Schlagzeilen gemacht. Es wäre die Sensation des Jahres gewesen und hätte sogar den Auserwählten von der Titelseite vertrieben.
Jeden Tag hatte sie also eine Eule erwartet, die eine Ausgabe des Tagespropheten bringen würde, oder gar ein Sonderblatt mit der schrecklichen Verkündung über das Ableben des Schulleiters im Abendpropheten. Wohlmöglich wären Bekannte oder Nachbarn zu ihnen apparriert oder wären herüber gefloht, um persönlich über das neuste Gerücht zu tratschen, aber weder eine Eule, weder ein Brief, noch irgendwelche Gerüchte erreichten den Fuchsbau.
Zuerst hatte Ginny die Feiertage abgewartet und dies als ungefähren Zeitraum eingeschätzt, bis die Meldungen verkündet wurden. Als aber diese verstrichen und sich das Jahr dem Ende neigte, wunderte sie sich und hegte allmählich Zweifel ob etwas an dem Plan schief gegangen wäre. Aber auch wenn der Met nicht Dumbledore, sondern jemand anderen erreicht hätte, falls Slughorn selbst sich diesem bedient hatte, wäre dies doch sicherlich ebenfalls eine Schlagzeile Wert gewesen.
Lehrer vergiftet in Hogwarts. Danach lechzten die Leute von der Presse doch nur.
So blieb ihr nichts übrig als abzuwarten und mit jedem Tag stieg die Verunsicherung. Habe Geduld hatte Tom immer daraufhin geschrieben, wenn sie ihm ihre Bedenken geschildert hatte. In Gedanken war sie oft bei Malfoy, der derjenige war, der sich diesen ganzen Spaß überhaupt ausgedacht hatte. Irgendwie schienen seine Pläne keinen großen Erfolg zu haben, doch sie konnte sich nicht weiterhelfen. Sie hatte doch alles richtig gemacht. Vorsichtig war sie gewesen und niemand hatte sie gesehen. Da war sie sich sicher! Oder hatte vielleicht jemand den vergifteten Met vorher entdeckt, bevor er seinen Zweck als tödliches Weihnachtsgeschenk erfüllen konnte? Würde die Spur zu ihr zurückverfolgt werden?
All diese Gedanken zerfraßen sie und mit jedem Tag rückten sie dem Schulanfang näher. Alles würde sich klären, wenn sie wieder in Hogwarts war. Bis dahin wollte sie erst einmal abwarten. Spätestens entschied sich alles im Schulgelände. Würde Dumbledore unter ihnen am Lehrertisch fehlen?
Zusätzlich zu diesem ganzen Wirrwarr machte der Weasley noch etwas zu schaffen: Es machte sie verrückt Harry um sich zu haben. Zwar war sie es gewohnt, da der Waisenjunge, seitdem er die Bekanntschaft mit der Familie Weasley gemacht hatte in seinen Ferien stets dort zu wohnen schien, doch dieses Jahr war es irgendwie unangenehmer.
Es ein wenig ungewohnt nicht mehr die gleichen Gefühle wie früher zu empfinden, an dem jeder Tag, an dem sie mit Harry unter einem Dach schlafen durfte, ein Glückstag zu sein schien, und ihn nun zu sehen und nichts weiter als Hass und Abscheu zu empfinden. Sie fühlte sich unbehaglich ihn in ihrer Nähe zu wissen, ohne die Möglichkeit nutzen zu können, diese Nähe zu ihrem Vorteil zu nutzen. Sie wollte einen Auftrag erfüllen, ja, aber sie wollte es nicht hier tun, konnte es gar nicht hier tun. Die ganze Zeit über war er umzingelt von Personen, von Ron und ihren Brüdern, von ihren Eltern, von Tonks und Remus. Harry beherrschte stets die Aufmerksamkeit aller und somit war es ihr nicht möglich auch nur ungesehen einen Gedanken daran zu verschwenden, dem Helden zu nahe zu treten.
Ginny merkte, wie schnell nun die Zeit verging und was sich alles in dieser Dauer verändern konnte. Sie liebte Harry nicht mehr, diese galt nun jemand anderem, einem der dunklen Seite. Wie in einer verkehrten Welt fühlte es sich an, war ihre Familie doch bekannt als „Muggelliebhaber“ so genossen sie trotz ihrer Reinblütigkeit wenig Ansehen in der Zaubererwelt. Welch eine Ironie, dass sie sich genau demjenigen zugewandt hatte, den ihre Familie und so viele andere Zaubererfamilien zu bekämpfen versuchten. Sie befolgte die Anweisungen desjenigen, der Chaos und Zerstörung bedeutete, der skrupellos mordete, derjenige, von dem sie sich geschworen hatte, dass er nie wieder Macht über sie besitzen würde.
Doch wie schon gesagt, die Zeit vergeht und Dinge ändern sich.
Am letzten Tag vor den Ferien saß Ginny in ihrem Zimmer im Fuchsbau an der Fensterbank und richtete den Blick in die Ferne. Das Tagebuch lag aufgeschlagen auf ihrem Bett, der letzte Eintrag war noch nicht vor all zu langer Zeit geschrieben worden. Tom war ihr stetiger Begleiter und sie fühlte sich in ihr erstes Schuljahr zurückversetzt, denn es schien als lägen keine vier Jahre dazwischen, dass sie von Tom getrennt war. Es fühlte sich an wie früher, die Erwartung auf seine Antworten, die Vorfreude. Das Gefühl einen besten Freund zu haben kehrte wieder zurück und Ginny stellte fest, dass sie nach Tom damals in ihrer Schulzeit nie wieder so einen Freund gehabt hatte. Da waren zwar einige Mitschüler, Luna Lovegood oder die DA, aber all das war nicht zu vergleichen mit Tom Riddle, dem einzig wahren Freund den sie je hatte, der nun zu ihr zurückgekehrt war.
Langsam wurde es jedoch Zeit, dass sie Tom ein wenig entgegenkam, denn sie spürte seine wachsende Ungeduld, hörte es aus seinen Fragen heraus. Sie wollte ihn nicht enttäuschen und ihm keinen Grund geben sich wieder von ihr zu entfernen. Tief in ihrem Herzen hatte Ginny Angst davor, Tom wieder zu verlieren und wieder einsam zu sein. Dieses mal würde sie sich nicht vormachen können, ohne ihn ein besseres Leben zu führen, denn jetzt wusste sie wie schmerzhaft es ohne ihn sein würde
Es musste also ein neuer Plan daher, der so gut ausgetüftelt war, dass er gelingen würde, der weder fehlerhaft noch lückenlos war. Über eine Sache war sie sich bereits klar, es sollte in Hogwarts geschehen, nicht hier. Sie wollte nicht, dass ihre Eltern es miterlebten, wollte nicht in ihre Augen sehen wenn sie erfuhren, dass ihre Tochter eine Verräterin war. Unwissend würden sie sich morgen von ihr verabschieden und es irgendwann erfahren. Vielleicht würden sie sich nie wieder sehen. Ihren enttäuschten Eltern wollte sie nicht unter die Augen treten. Auch wenn Ginny sich darüber bewusst war, was ihr Handeln für Folgen haben würde, wusste sie dennoch, dass es das Richtige war, was sie tat.
Hogwarts galt zwar als der sicherste Ort schlechthin, dennoch war die Festung kein Hindernis. Schließlich war schon einmal jemand dort umgekommen. Ein Mädchen, welches durch den Basilisken, den Tom kontrolliert hatte, verstarb. Diese Schülerin geisterte nun als „Maulende Myrthe“ im Mädchenklo herum, dem Ort, an dem ihr Lebenslicht erlosch.
Diese Schule war vielleicht ein sicherer Schutz, jedoch gab es Möglichkeiten durch die behütenden Mauern zu kommen. Das Schloss war ohnehin viel zu groß, als das jedes Geschehen gesehen werden konnte. Wenn es also Sirius Black in seiner Animagusform geschafft hatte ins Schloss zu kommen und Barty Crouch Junior es geschafft hatte, fast ein ganzes Jahr mittels des Vielsafttranks, in Gestalt von Alastor Moody sich hier unbemerkt aufzuhalten, ohne dass es auch nur ein Lehrer oder gar Dumbledore bemerkt hatte, dann gab es auch eine Möglichkeit für Ginny. Eines Tages würde Harry unvorsichtig sein und dies würde sie zu nutzen wissen.
Diese ganzen Überlegungen bescherten der Rothaarigen allmählich Kopfschmerzen. Angespannt rieb sie sich über die Augen und beschloss sich etwas Kühles zu Trinken zu holen. Bevor sie ihr Zimmer verließ, klappte sie das Tagebuch zu und versteckte es unter ihrem Kopfkissen. Schließlich wollte sie nicht unvorsichtig werden.
Sie schritt die Treppe des Fuchsbaus hinab, die – wie dieses gesamte Haus – völlig schief war und wenn sie hier nicht schon seit fünfzehn Jahren leben würde, hätte sie sich sicherlich am Geländer festhalten müssen oder wäre sogar gestolpert. Ginny kannte sich hier gut aus und würde den Weg auch im Dunkeln oder mit geschlossenen Augen finden.
Am nächsten Morgen schon würde sie wieder in Hogwarts sein. Sie musste unbedingt mit Malfoy sprechen. War er eigentlich über die Ferien ebenfalls nach Hause gefahren oder war er eventuell über Weihnachten im Schloss geblieben um am Ort des Geschehens zu bleiben? Dann wüsste er ganz bestimmt was mit Dumbledore geschehen war. Sicher war Draco zu seiner Mutter gefahren, schließlich saß sein Vater in Askaban und seine Mutter war ganz allein zu Hause – für die Malfoys war es dieses Jahr kein ansehnliches Weihnachtsfest.
Nur noch ein Stockwerk tiefer und sie hatte die Küche erreicht, doch als Ginny an Rons Zimmer vorbei kam, hielt sie irritiert inne. Hatte sie gerade Malfoys Namen vernommen?! Still blieb sie stehen und rührte sich nicht, versuchte ein wenig zu lauschen.
„Alter, fängst du schon wieder damit an?“, drang es gedämpft von der Tür, die eindeutig von ihrem Bruder stammte.
Nun gut, es war nicht verwunderlich, dass die beiden Jungs über den Slytherin sprachen, schließlich waren sie alle in einem Jahrgang, kannten sich seit der ersten Klasse und Ron hatte ohnehin andauernd etwas über den Blonden zu meckern. Trotzdem bewegten sich ihre Füße nicht vom Platz. Ihre Neugierde war geweckt worden...
„Ich werde bestimmt nicht mit dir Malfoy ausspionieren! Wer weiß, was ich da zu sehen kriege.“ Ginny hörte ein würgendes Geräusch von Ron und anschließend sprach eine Stimme, die sie als die von Harry identifizierte.
„Aber wir müssen ihn im Auge behalten! Er führt etwas im Schilde und Crabbe und Goyle helfen ihm dabei.“
„Vielleicht planen sie ja nur wieder irgendwelche Erstklässler zu verprügeln und ihnen ihre Süßigkeiten wegzunehmen.“
Ein empörter Laut von Harry folgte. „Versteht du denn nicht? Es geht hier um weitaus mehr! Er ist einer von denen!“
Ginnys Herz setzte für einen Moment aus, als sie dies hörte. Harry wusste bescheid?! Er wusste von Dracos Plan? Wie? Woher? Ihre Gedanken überschlugen sich und sie musste sich auf die folgenden Worte konzentrieren um überhaupt noch etwas mit zu bekommen.
„Ich weiß nicht was er vorhat, aber sein Plan benötigt noch Zeit, dass war es, was er zu Snape gesagt hat. Und er hat Wachen, Crabbe und Goyle helfen ihm! Und er hat noch andere Leute, bessere!“
Ginnys Augen weiteten sich. Sie wusste ganz genau, wer damit gemeint war.
„Na wenn Crabbe und Goyle ihm zur Seite stehen kann ich dir versichern, dass er scheitern wird.“ Ron gluckste.
Vorsichtig legte Ginny ein Ohr an die Tür und versuchte mehr zu hören, ihre zitternden Finger legte sie an die hölzerne Tür. Wenn sie in Hogwarts war würde sie Draco warnen. Gleich nachdem sie ihn zurechtgewiesen hatte wie unvorsichtig er war!
„Vielleicht hast du auf der Weihnachtsfeier von Slughorn nur ein Butterbier zu viel getrunken?“
„Ich habe nichts getrunken!“, rief Harry aufgebracht. „Ich habe mir das nicht eingebildet! Ich habe Snape und Malfoy gehört! Jedes Wort!“
„Du hast an einem Schlüsselloch gelauscht, richtig? Also wenn du mich fragst, kannst du da sonst was gehört haben.“
Entsetzt riss Ginny die Augen auf. Sie erinnerte sich an Draco, wie er während der Weihnachtsfeier von Filch entdeckt wurde. Anscheinend musste Harry ihm und Snape gefolgt sein. Dieser verdammte Potter! Der schaffte es auch immer wieder zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein – als hätte er eine Spürnase dafür.
„Vergiss es Ron, ich finde auch allein heraus, was er im Schilde führt.“ Eine kurze Pause trat ein. „Wenn wir wieder in Hogwarts sind, werden wir weiter sehen.“ Dann hörte sie Schritte – jemand musste in dem Zimmer umher laufen und bevor jemand die Türe öffnen konnte und sie hier lauschend antreffend würde, beschloss sie sich so leise wie möglich aus dem Staub zu machen.
Fassungslos eilte sie die Treppe hinunter und lief in die Küche. Glücklicherweise war hier niemand mehr und Ginny atmete erst einmal erleichtert auf. Sie versuchte ihre Atmung zu beruhigen und ihre Gedanken zu ordnen. Harry ahnte etwas! Ron schien ihm keinen Glauben zu schenken, doch wem würde er noch alles davon erzählen? Und wie lange verdächtigte er Malfoy schon?
Sie mussten vorsichtiger sein und es würde sich als schwierig gestalten, wenn jemand Verdacht schöpfte. Gerade wenn es sich um Harry Potter handelte, dem Jungen, der bisher alle unlösbaren Rätsel gelöst hatte.
Ihr Mund war ganz trocken, sie musste etwas trinken und da fiel ihr ein, dass dies auch das eigentliche Ziel von ihr war. Aus dem Schrank holte sie sich ein sauberes Glas und füllte es an der Spüle mit klarem Wasser. Sie stürzte es hinunter und im Moment wäre ihr auf diesen Schock ein Feuerwhiskey eigentlich lieber gewesen.
Nachdem sie das Glas abgestellt hatte, stütze sie sich mit beiden Händen an der Spüle ab und versuchte angestrengt zu überlegen. Nun war es umso wichtiger diesen Feind aus dem Weg zu räumen, bevor er etwas ausplapperte. Aber andererseits – wer würde ihm glauben?
Ginny erschrak aus ihren Gedanken, als sie plötzlich Schritte hinter sich hörte. Als sie einen Blick über ihre Schulter warf erkannte sie George, der bereits im Pyjama in die Küche gewatschelt kam.
„Na Ginny, bist du schon aufgeregt wegen morgen?“
Die Angesprochene wandte den Blick wieder ab. Smalltalk war das Letzte worauf sie sich jetzt konzentrieren konnte. Jedoch brauchte sie sich gar nicht die Mühe zu machen um zu antworten, denn ihr Bruder quasselte einfach weiter, während er sich mit einem Schwenker seines Zauberstab ein Glas aus dem Schrank zu sich beschwor, es selbstständig zur Spüle schwebte, der Wasserhahn sich selbst betätigte, das Glas mit Flüssigkeit füllte und letztendlich auf George gemütlich zu schwebte, ohne auch nur einen Tropfen zu vergießen.
„Fred und ich vermissen die Zeit in Hogwarts. Dort gab es so viele Freiwillige, die unsere Scherzartikel testeten. Es gibt noch so viel was wir tun wollten. Aber man sollte eben aufhören wenn es am Schönsten ist, nicht wahr?“
George lächelte verträumt und schien sich an alte gemeinsame Zeiten mit seinem Zwillingsbruder zurück zu erinnern, während er sein Glas gedankenverloren mit der Hand schwenkte. Ginny wollte diesen Moment nutzen um sich aus dem Staub zu machen.
Sie hatte jetzt keine Zeit! Sie musste unbedingt Tom schreiben!
Jedoch machte ihr George einen Strich durch die Rechnung, indem er einen Arm um sie legte und sie mit einem warmen Blick bedachte, einem Blick, dem die junge Schwester nicht lange stand halten konnte.
„Es kommt mir vor als wäre es gestern gewesen, als du deinen ersten Tag in Hogwarts hattest. Du warst so aufgeregt“, sagte er und kniff ihr in die Wange, was ihr ein Grummeln entlockte. „Und jetzt machst du schon bald deine ZAG’s.“
„Du klingst schon so gefühlsduselig wie Mom“, entgegnete Ginny und schüttelte seinen Arm ab. „Fehlt nur noch, dass du anfängst zu weinen und mich an deine Brust drückst.“
„Erstens fange ich bestimmt nicht an zu weinen – ich bin ja nicht so weinerlich wie Fred – und zweitens ist an meiner Brust jedes hübsche Mädchen willkommen“, grinste er und strich sich mit der freien Hand über seinen Brustkorb. Ein Mundwinkel von Ginny zuckte leicht, dann schüttelte sie den Kopf und wollte gehen, als George sie erneut aufhielt.
„Ginny.“ Innerlich mit den Augen rollend wartete sie ab, während George in seiner Hosentasche kramte. Zum Vorschein kamen ein paar Knuts, zerknülltes Papier und ein kleines Tütchen, dessen Inhalt man nicht erkennen konnte.
„Das Instant-Finsternispulver das du haben wolltest.“ Er hielt ihr die Hand direkt vor die Nase und mit einem Mal kam die Erinnerung zurück. Im Laden der Zwillinge hatte sie dieses Instant-Finsternispulver gesehen, als sie ihre Brüder vor Monaten in der Winkelgasse besucht hatte. Am Anfang der Ferien hatte sie danach gefragt, denn es konnte nicht schaden so etwas zu besitzen.
„Ich habe Verity geschrieben und darum gebeten. Die Eule kam heute morgen. Du erhältst natürlich Familienrabatt.“
Ginny nahm ihm das Tütchen aus der Hand und er steckte seine Knuts und Papierknöllchen wieder zurück, trank einen großen Schluck und stellte das Glas auf den Tisch. „Ich kann mir schon denken wofür du das haben möchtest“, sagte er und zwinkerte, was Ginny aufseufzen ließ. „Im Dunkeln lässt es sich gut Munkeln.“
„Schon klar, George“, sagte sie, rief ihm noch ein Danke zu und verließ dann eilig die Küche. Auf der Treppe hörte sie ihn noch rufen: „Tu nichts, was ich nicht auch tun würde!“ Kopfschüttelnd ging sie hinauf in ihr Zimmer.
Abgehetzt warf sie sich auf ihr Bett, dessen Matratze quietschend unter ihrem Gewicht nachgab. Sie steckte ihre Hand unter das Kopfkissen und wühlte nach dem Tagebuch. Augenblicklich zog sie es heraus und schlug es auf und langte nach der Feder, die zwischen dem Pergament eingeklemmt war. Sie musste Tom unbedingt die Neuigkeiten mitteilen!
Das Finsternispulver war erst einmal vergessen. Irgendwann würde sich schon noch eine Gelegenheit dafür finden.
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