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Fanfiction

Weihnachtswunder - The Night Before Christmas...

von shaly

- James -

"The greatest thing you´ll ever learn, is just to love and to be loved in return."
(Moulin Rouge)


Die Schneeflocken fielen immer dichter, man konnte das Quidditchfeld kaum noch erkennen und es sah nicht so aus, als ob es bald wieder aufhören würde. Außerdem schien die Dämmerung bereits einzusetzen und bald würde es dunkel sein.
Ich gähnte herzhaft. Bei dem Wetter konnte man nichts anderes machen, als im Gemeinschaftsraum vor dem Kamin zu sitzen und Marshmallows zu rösten. Irgendwo summte ein verzauberter Rauschegoldengel ein Weihnachtslied.
Es war das erste Weihnachten, dass ich in Hogwarts verbrachte, in meinem Abschlussjahr. Meine Eltern besuchten Verwandte in Schweden und darauf hatte ich keine Lust gehabt. Sirius ging sowieso nicht nach Hause und Remus und Peter hatten sich deswegen auch entschlossen auch zu bleiben, somit war ein großer Teil meiner Familie bei mir. Ich ließ den Blick durch den ausgestorbenen Raum schweifen und grinste. Überall lagen Kekskrümmel, einzelne Socken, Butterbier – und Feuerwhiskeyflaschen und Spielkarten herum. Die Rumtreiber waren vom Schlafsaal in den Gemeinschaftsraum gezogen und mit uns das Chaos. Dieser Moment der Ruhe war auch eher ungewöhnlich, gerade war Sirius neue Schokoladenplätzchen aus der Küche zu holen, Remus war zur Eulerei hochgegangen, um seiner Mutter einen Brief zu schicken und Peter duschte. Ich hätte auch mit Sirius gehen können, aber ich hatte die Hoffnung einer gewissen Person zu begegnen, die möglicher Weise in Weihnachtsstimmung war. Schließlich waren Lily und Alice direkt nach dem Mittagessen in die Bibliothek gegangen und ehrlich gesagt, wie lange konnte man es da schon aushalten? In den Ferien? Am heiligen Abend? Selbst wenn man Lily Evans hieß, Streberin, Vertrauensschülerin und Schulsprecherin aus Leidenschaft war. Sie war doch auch nur ein Mensch.
Hoffte ich zumindest, auch wenn es vieles gab, was dagegen sprach. Zum Beispiel, dass sie überhaupt an Weihnachten in die Bibliothek ging. Oder dass ich sie nach dreieinhalb Jahren verzweifelter Bemühungen, in denen sie einfach nicht mit mir ausgehen wollte, noch immer liebte und das Interesse nicht im mindesten verloren hatte. Ich seufzte leise und starrte die Rückseite des Portraitlochs an. Dann beschloss ich, mit einem Anflug von Mut der Verzweiflung, dass heute vielleicht meine Chance war. Jetzt oder Nie. Weihnachten war doch angeblich eine Zeit der Wunder.
Und wenn jemand ein verdammtes Wunder brauchte, dann ich.

Zehn Minuten später, als ich vorm Eingang zur Bibliothek stand, war ich nicht mehr ganz so zuversichtlich. Würde ich wirklich so verzweifelt sein jetzt da rein zu gehen? Ich brauchte nicht sehr lange, um mir klar zu werden, dass ich auf jeden Fall so verzweifelt war. Sirius würde mich zwar dafür für immer auslachen, aber Lily war es wert. Mal ganz davon abgesehen, dass Sirius wahrscheinlich alle Plätzchen alleine gegessen hatte und voll gefressen in der Küche lag. Vorsichtig und leise, um nicht schon wieder eine Verwarnung von Madam Pince zu kassieren, schritt ich in die Stille der Bibliothek. Heute war es natürlich noch leiser als sonst, weil Lily und Alice die einzigen Anwesenden waren. Ich sah sie an einem Tisch sitzen und blieb stehen. Alice kritzelte auf einem Stück Pergament herum, während Lily in einem dicken, alten Wälzer las. Ihre tiefroten, glatten Haare fielen teilweise über ihr Gesicht, aber ich konnte trotzdem sehen, wie sie konzentriert die Stirn in Falten legte. Ich schmunzelte und hätte wahrscheinlich auch stundenlang an dieser Stelle stehen bleiben können. Doch heute wollte ich weiter kommen, endlich nicht mehr nur der verzweifelte Verehrer sein. Ich atmete tief durch und ging mit festen Schritten auf die beiden Mädchen zu. Alice erkannte mich und lächelte mir zu, Lily hingegen sah erst von ihrem Buch auf, als ich in lockerem Ton sagte: „Hallo Alice, hallo Lily. Wie geht’s euch so?“
Ihre grüne Augen trafen meine und zuerst konnte ich nur Erstaunen herauslesen, bevor sie sich zu Schlitzen verengten. Jetzt ging das wieder los.
„Gut.“, sagte sie zickig. „Hier ist schön ruhig im Gegensatz zum Gemeinschaftsraum, wo du und deine kleinen Freunde Casino spielt und es ständig Explosionen gibt. Ach nein, ich muss mich korrigieren, hier war es ruhig, bevor du aufgetaucht bist.“
„Ja, ich hab dich auch vermisst, Lily.“, sagte ich und grinste als ich sah, dass sie rot anlief, weil er sie schon zum zweiten Mal beim Vornamen nannte. Ich fragte einfach mal nicht, was ein Casino war, um mir den Vortrag über Unwissen Muggeln gegenüber zu ersparen.
„Sehr witzig, Potter.“, sagte sie kühl und schlug demonstrativ eine neue Seite in ihrem Buch auf.
Aber so schnell würde ich nicht aufgeben. Heute nicht. Meine neue Taktik lautete höflich und nicht zu aufdringlich sein. Eine kluge Idee von Moony, der eindeutig besser darin war Evans zu verstehen als Sirius.
„Ich wollte euch nicht stören, sondern nur fragen ob ihr vielleicht schon einmal mit zum Essen kommt, heute fängt das ja früher an. Sirius, Remus und Peter sind noch nicht soweit.“ , erklärte ich ruhig.
Alice grinste und packte ihre Sachen zusammen. „Das ist doch eine gute Idee, nicht wahr Lily?“, sagte sie fröhlich.
Lily sah aus, als hielte sie das für alles andere als eine gute Idee. „Ich bin aber noch nicht fertig.“, behauptete sie steif.
„Und es gibt auch keinen Grund, in diesem Jahr noch fertig zu werden, Lilylein.“, sagte Alice sanft.
Ich gab mir Mühe nicht zu triumphierend oder begeistert auszusehen, als Lily aufgab, das Buch zu schlug und weg stellte. Ich konnte sein Glück noch gar nicht fassen, als ich mit Alice und meiner Angebeteten in Richtung Große Halle ging.
„Was schenkst du denn deiner Mutter zu Weihnachten, James?“, fragte Alice mich freundlich.
„Einen Schal und eine Schachtel Pralinen aus dem Honigtopf.“, sagte ich, sehr stolz, dass ich ihr dieses Jahr tatsächlich ein ordentliches Geschenk gemacht hatte.
„Und das hast du mit schönem Klischeé – Papier eingepackt?“, fragte Lily bissig.
„Was soll das heißen?“, fragte ich etwas verletzt.
Musste sie mich jetzt schon an pampen, wenn ich etwas ganz normales sagte?
„Pralinen und einen Schal, das ist einfach so ein Standartgeschenk.“, erklärte Lily mit einem genervten Gesichtsausdruck. „Du schenkst Mädchen ja auch immer rote Rosen und Schmuck.“
Ich seufzte. Es war besser nichts zu sagen, denn alles wäre jetzt das Falsche. Meine Gedanken sowieso. Aber ich konnte mich nicht davon abhalten.
„Woher weißt du, was ich Mädchen schenke und wieso interessiert dich das?“, fragte ich und sah Lily prüfend an.
Sie schnaubte. „Du hattest mittlerweile so viele Freundinnen, dass ich leider schon ziemlich oft, irgendwelche Blondchen mit einem dümmlichen Grinsen und einem Strauß Rosen gesehen habe, die dich früher oder später am Hals kleben hatten.“
Das zum Thema Weihnachtswunder. Sie war noch gemeiner zu mir, als sonst, trotz Remus ´ tollem Plan. Ich schwieg bedröppelt und wir erreichten die Große Halle. Es roch unglaublich gut, doch das konnte mich nicht aufheitern. Erst Recht nicht, als ich sah, dass Sirius mit einem sehr ungewöhnlichen Gesichtsausdruck am Gryffindortisch saß. Und ungewöhnlich nicht in einem positiven Sinne. Er hatte nichts vom Essen angerührt, vor ihm lag ein Tagesprophet und er starrte mit leerem Blick vor sich hin. Schnell lief ich zu ihm und setzte mich neben ihn.
„Tatze?“
Er reagierte nicht.
„Sirius?“, versuchte ich es, um einiges besorgter.
Wortlos schob er mir die Zeitung hin. Ich sah aufs Titelblatt.
„Angriff auf eine Zaubererfamilie in London“ hieß es da. Darunter war ein Bild von einem zertrümmerten Haus über dem das dunkle Mal schwebte. Ich überflog den Artikel nur. Anscheinend waren die Eltern und die drei Kinder durch den Avada Kedavra getötet worden. Und beide Eltern kamen aus Muggelfamilien. Die Wut kochte in mir hoch, als ich den Propheten an Alice und Lily weiter reichte. Dieses sinnlose Töten, es machte sich breit. Wie als wollten sie uns zeigen, dass sie Spaß daran hatten und keine Skrupel. Und das waren Kinder...
„Das ist so schrecklich.“, flüsterte Alice und Lily nickte stumm. Sirius starrte immer noch Löcher in die Luft. Ich wartete ab. Nach sechs ein halb Jahren Sirius Black – Erfahrung wusste ich, dass er sagen würde, was er zu sagen hatte. Früher oder später jedenfalls. Lily wusste dies scheinbar nicht.
„Kanntest du die Leute?“, fragte sie vorsichtig.
Er schüttelte erst den Kopf, nickte und schüttelte wieder den Kopf.
„Das war Regulus.“, sagte er mit brüchiger Stimme.
Ich starrte ihn an. Der kleine Regulus? Niemals. Zu so etwas war er nicht fähig. Doch eine kleine Stimme meldete sich in meinem Hinterkopf, die mich fragte, bei wem ich denn glauben würde, er sei fähig Kinder zu töten. Und mich darauf aufmerksam machte, dass ich Regulus kaum kannte.
Alice und Lily schienen erstarrt zu sein, von dieser furchtbaren Behauptung.
„Woher willst du das denn wissen?“, fragte ich Sirius vernünftigerweise und übertönte die Stimme in meinem Kopf.
„Sie wohnen nur ein paar Ecken von uns entfernt.“, erklärte er leise. „Meine Eltern haben über sie gelästert. Und er ist gerade dort. Er war dabei, ich weiß es einfach.“
Ich sagte darauf nichts mehr, gegen Gewissheit in seiner Stimme konnte man nicht argumentieren.

Die Stimmung blieb das ganze Essen über sehr gedrückt. Remus und Peter kamen nach und während Ersterer sofort bemerkte, dass etwas faul war, schwatzte Peter munter vor sich hin. Darüber dass Sirius nichts sagte und den Tisch früher verließ machte er sich scheinbar keine Gedanken. Remus sah mich fragend an, doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich wollte Sirius´ Worte nicht wiederholen. Auch wenn das so gar nicht gryffindorwürdig war, am liebsten ignorierte ich die Meldungen über neue Todesfälle, neue Vermisste. Wenn man nicht darüber nachdachte, war es einfacher. Mit einer ständigen Wut im Bauch, einem ständigen Gefühl von Ohnmacht konnte ich nicht leben.
Als wir in den Gemeinschaftsraum zurück kehrten, war Sirius nicht da. Ich ließ den Blick über unser Chaos schweifen. Wir waren noch Kinder. Lily und Alice saßen in zwei Sesseln am Feuer und sahen Remus, Peter und mich an. Und zu meiner Überraschung war in den hellgrünen Augen keine Feindseligkeit zu sehen.
„War Sirius hier unten?“, fragte ich.
Lily schüttelte den Kopf, sie sah bedrückt aus. Ich setzte mich neben sie und Peter und Remus taten es mir gleich.
„Was hat er denn?“, fragte Peter ahnungslos.
„Pete, du merkst auch gar nichts.“, seufzte ich.
„War es eine Familiensache?“, fragte Remus leise.
Ich sah ihn an und mir wurde wieder bewusst, was ich an ihm schätzte.
„Ja.“, antwortete Lily für mich.
„Es gab einen Angriff und er glaubt, dass Regulus dabei war, weil es in der Nähe vom Grimmauldplatz passiert ist.“, fasste ich die Situation leise zusammen.
Remus nickte mit einem schmerzhaft – wissenden Gesichtsausdruck, Peter riss die Augen auf. Keiner sagte etwas, ich fragte mich, wie viel Stille in der heiligen Nacht erlaubt war. Remus holte ein paar Marshmallows, die übrig geblieben waren und wir rösteten sie über dem Feuer. Alice erzählte in ihrer beruhigenden Stimme, wie ihr großer Bruder mit seiner Arbeit im Ministerium zurecht kam, wo er als Vergiss-mich angefangen hatte. Irgendwann ging Peter, kurze Zeit später auch Remus. Bis jetzt schien es das traurigste Weihnachten aller Zeiten zu werden und ich überlegte gerade auch ins Bett zu gehen, als mir auffiel, dass Lily mich beobachtete. Mein Herz machte einen Hüpfer, doch sie sah schnell wieder weg.
„Ich geh auch ins Bett.“, sagte Alice und stand auf. „Gute Nacht, ihr beiden.“
Lily biss sich auf die Lippe. Würde sie mit gehen? Würde sie tatsächlich bleiben, hier mit mir alleine? Ich schickte Stoßgebete an jeden Gott von dem ich schon mal gehört hatte.
„Gute Nacht, Alice.“, sagte sie dann und sah weiter in die Flammen.
Ich konnte mein Glück überhaupt nicht fassen, trotz dieses verkorksten Tages saß ich alleine mit Lily Evans vor dem Kamin.Und ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.
„Was schenkst du denn deiner Mutter?“, war das erste, was mir einfiel. Ganz toll.
„Einen Fotokalender mit Bildern von mir oder Familienbildern.“, antwortete sie und lächelte über meine Frage. Doch trotzdem sah sie immer noch sehr besorgt aus. Wegen Sirius? Die Eifersucht brodelte in mir hoch. Würde sie sich um mich auch solche Sorgen machen? Wahrscheinlich nicht.
Nach all den Jahren, wo ich versucht hatte, mir einzureden, dass Lily nur schüchtern war oder zu stolz, kam mir immer mehr der Gedanke, dass sie vielleicht einfach nicht auf mich stand. Auch wenn es nicht zu mir passte, so etwas zu akzeptieren.
„Was denkst du gerade?“, fragte ich und musterte sie genau.
Lily sah mich an und zuckte mit den Schultern. „Dieser ganze verdammte Krieg, der sich da zusammen braut. Und dass wir eigentlich noch viel zu jung sind, um da mit rein gezogen zu werden.“, sagte sie nachdenklich.
„Und Regulus ist erst sechzehn.“, murmelte ich.
Lily nickte. „Und ich denke nicht, dass er böse ist, er hatte nur die falschen Freunde und seine Eltern haben ihn da mit rein gezogen. Aber jetzt ist es nicht mehr wichtig, was für ein Mensch er einmal war, er hat einen Totenkopf auf dem Arm und eine Maske auf. Damit gehört zu der dunklen Masse von Verrückten, die Unschuldige umbringen.“ Ihre Stimme klang so bitter, dass ich das Gefühl hatte, es ging ihr nicht um Regulus Black. Nicht nur zumindest.
„Redest du von Snape?“, fragte ich leise.
Sie warf mir einen misstrauischen Blick zu, als könne sie gar nicht glauben, dass ich Snape gesagt hatte und nicht Schnievelus. Dann nickte sie kaum merklich.
„Wir müssen uns genauso entscheiden. Ob wir kämpfen wollen oder ob wir einfach weglaufen.“, sagte ich. Meine Wahl war schon gefallen, auch wenn ich Angst hatte. Wenn ich die Schule verlassen würde, könnte ich es nicht mehr ertragen nichts zu tun, das war mit klar.
„Zwischen dem was richtig ist und dem was bequem ist.“, sagte Lily zustimmend. „Ich glaube nicht, dass ich es mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, nichts zu tun. Wenn man Voldemort nicht aufhält, wird es nichts mehr geben, was lebenswert wäre. Und ich werde mich sicher nicht verstecken, weil ich von Muggeln abstamme.“
Sie verblüffte mich immer wieder. Sie sagte seinen Namen, einfach so. Und sie sprach davon, den wahrscheinlich gefährlichsten Magier aller Zeiten aufzuhalten. Aber nicht nur das, allein der trotzige, wild entschlossene Blick, dem ich nichts entgegen zu setzen hatte, machte mir wieder klar, dass ich sie liebte. Ich liebte Lily Evans. Mit jeder Faser meines Herzens.
„Ich will auch kämpfen.“, sagte ich bestimmt.
Sie schenkte mir ein so seltenes Lächeln, dass mein Gehirn wieder aussetzte. Bevor ich wusste, was ich tat, legte ich meine Hand auf ihre, die auf der Sessellehne lag. Ihr Lächeln verblasste, doch sie zog die Hand nicht zurück. Ihre Blick war unsicher, aber nicht abweisend.
„Mir war klar, dass du kämpfen würdest, James.“, sagte sie mir zittriger Stimme. „Du gibst nicht einfach auf.“
Ich drückte ihre Hand, wie um ihre Worte zu bestätigen. Die Spannung, die in der Luft lag war angenehm, obwohl sie mich fast zerriss. Ich hatte es nicht eilig, nicht jetzt wo ich ihr zum ersten Mal so nah war. Allein die leichte Berührung unserer Hände und ihr schüchternes, warmes Lächeln verursachte ein berauschendes Kribbeln in meinem ganzen Körper. Es fiel mir schwer zu glauben, dass es davon noch eine Steigerung geben konnte. Ob es an Lilys Gegenwart lag oder an meiner offenbar fehlerhaften Intuition, auf einmal hatte ich das Gefühl, dass alles möglich war.
„Komm mit.“, sagte ich und zog sie mit mir, in Richtung Portaitloch.
Wie nicht anders zu erwarten, blieb sie stehen und blockierte. „Wir dürfen nicht mehr raus.“
Ich lachte leise. „Na und? Wir sind Schulsprecher, Lily.“, erinnerte ich sie. „Wenn uns einer erwischt, dann sagst du einfach, dass wir Lärm gehört haben und einen Kontrollgang machen.“
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Achja? Und das würde ich sagen, weil - ?“
„Damit wir nicht von der Schule fliegen.“, sagte ich grinsend. War das nicht offensichtlich?
„Das hab ich auch verstanden, Potter.“, sagte sie hochnäsig. „Was ich wissen wollte war, wieso ich in Merlins Namen mit dir nachts im Schloss herum laufen sollte.“
Ich seufzte betrübt. Jetzt hatte ich alles kaputt gemacht und war wieder Potter. Oder hatte sie nur Angst?
„Weil Weihnachten ist?“, versuchte ich es vorsichtig.
Ihre Mundwinkel zuckten, als würde sie ein Lächeln unterdrücken. Ich wollte mit ihr auf den Astronomieturm, aber mir war auch klar, dass ich das nicht einfach so sagen konnte. Dann würde sie niemals mit kommen. Aber meine jahrelange Freundschaft mit Sirius hatte meinen Glauben gefestigt, dass man manchmal einfach etwas verrücktes tun musste.
„Okay.“, sagte sie plötzlich, auf ihrem Gesicht spiegelte sich noch immer ihr Zwiespalt wider, aber sie ging mit schnellen Schritte auf den Ausgang zu. Schnell folgte ich ihr und hielt das Portrait für sie auf.
„Danke.“, schnaubte sie amüsiert.
Außerhalb des kuschligen Gemeinschaftsraums war ich nicht mehr ganz so sicher, dass mein Vorhaben eine gute Idee war. Es war kühl, dunkel und ich hatte nicht mal daran gedacht meinen Tarnumhang mitzunehmen. Ich konnte nur hoffen, dass Lily meine Unsicherheit nicht bemerkte.
„Wo gehen wir denn hin?“, fragte sie ungeduldig, als wir schon zehn Minuten gingen und gerade eine weitere Treppe hoch stiegen.
„Sterne gucken.“, sagte ich wage.
Nicht wage genug für Lily, wie ich feststellen musste. Vielleicht konnte sie Gedanken lesen, vielleicht lag es auch daran, dass sie trotz der Dunkelheit wusste, welche Treppe es war und wo sie hinführte.
„Moment mal.“, sagte sie und packte mich am Ärmel. „Du willst doch nicht zum Astronomieturm, oder?“
Ich brauchte nicht zu antworten, mein Gesichtsausdruck, den sie im Schein ihres Zauberstabs erkennen konnte, verriet mich sowieso. Schauspieler würde ich wohl nie werden können.
„Vergiss es!“, zischte Lily wütend. „Das ist selbst für uns verboten!“
„Lily Elizabeth Evans. Wann hast du das letzte Mal etwas wirklich verrücktes getan?“, fragte ich sie vollkommen ernst.
Sie überlegte viel zu lange. Ich hätte gar nicht überlegen müssen, aber dass sie so lange brauchte, machte mir fast Angst.
„An Halloween.“, sagte sie schließlich etwas kleinlaut.
„Und was hast du da gemacht?“
„Feuerwhiskey getrunken.“, sagte sie fast trotzig.
„Wow, du bist ja wirklich ein Bad Girl.“, prustete ich.
„Tut mir leid, wenn ich dir zu langweilig bin, Don Juan.“, sagte sie zickig.
Manchmal konnte sie sehr anstrengend sein, auch wenn sie das unglaublichste Mädchen der Welt war. Aber vielleicht war es gerade die Herausforderung, die mich nicht aufgeben ließ.
„Jetzt komm einfach mit, es ist toll, es wird dir gefallen.“, sagte ich so überzeugend, wie ich konnte.
„Du bist der starrköpfigste Mensch, den ich je -“, fing sie an, doch ich hörte Schritte und hielt ihr abrupt den Mund zu.
„Verdammt!“, hauchte ich und ihre Augen weiteten sich panisch.
Rasch griff ich nach ihrer Hand und zog sie mit mir. Wieso war ich nur so ein Idiot und hatte meinen Tarnumhang nicht mit genommen?
„Wenn wir erwischt werden, bring ich dich um.“, drohte Lily mir düster, ließ meine Hand beim Rennen aber nicht los. Ich kam mir absolut albern vor, wie wir wie die Erstklässler durch die Korridore rannten, um nicht erwischt werden. Trotzdem oder gerade deswegen musste ich auf einmal lachen. Mein Leben war so unglaublich verrückt. Und ich wollte es auf gar keinen Fall anders haben.
„Shhh.“, machte Lily panisch. „Drehst du jetzt völlig durch?“
Gute Frage. Kann gut sein, dachte ich grinsend. Auf einmal erklangen wieder Schritte hinter uns, viel näher als vorher. Schlagartig erstarb mein Lachen, denn daraus folgerte ich zwei Dinge. Erstens, es war Filch. Zweitens, er hatte mit einem Geheimgang abgekürzt und würde so schnell nicht aufgeben. Ich sah mich um. Der Raum der Wünsche war das einzige, was mir einfiel. Ich zog Lily, die mittlerweile Verwünschungen gegen mich murmelte, eine Treppe herunter und wir erreichten die Statue von Barnabas und den Trollen. Ich war wohl noch nie so froh gewesen sie zu sehen. Ohne groß nachzudenken, lief ich dreimal an der Tür vorbei.
„Was machst du da?“, fragte Lily und sah mich an, als wäre ich komplett durchgedreht.
„Uns retten.“, verkündete ich, als die Tür sich öffnete.
Lily machte große Augen, folgte mir aber rasch in den Raum und ich schloss die Tür uns atmete tief durch. Das wär´s also, Filch würde nicht folgen können.
„Potter, was ist das hier für ein Raum?!“, zischte Lily mich an.
Ich wollte schon etwas erwidern, von wegen, dass sie sich nicht beschweren sollte, aber als ich mich umdrehte, sah ich, was sie meinte. Im Grunde bestand der ganze Raum nur aus einem riesigen, dunkelroten Himmelbett. Es waren sogar Rosenblätter auf dem Boden verstreut. Oh mein Gott, kann man sein Unterbewusstsein wegen unpassender Wünsche verklagen? Das wahrscheinlich allererste Mal in vielen Jahren lächerlich machen für Lily, wurde ich rot.
„Ähm, also da - das tut mir leid.“, stotterte ich. „Das ist der Raum der Wünsche, ich wusste nicht, dass er so aussehen würde, ehrlich nicht.“
„Das heißt, du hast dir das hier auch noch gewünscht?“
Oh oh. „Mein Unterbewusstsein, ich hab damit nichts zu tun.“, erklärte ich schnell.
„Das reicht, ich gehe.“, beschloss Lily resolut.
„Dir kann es doch nicht lieber sein, von der Schule zu fliegen!“, protestierte ich verletzt.
Lily stemmte die Hände in die Hüften und funkelte mich böse an. „Weißt du, wieso ich nie mit dir ausgegangen bin?“
„Nein, aber ich wüsste es gern.“, sagte ich leise.
„Also erstens, weil du die meiste Zeit ein angeberischer Aufreißer bist und ich mir mein Selbstwertgefühl und meinen Stolz gerne erhalten würde.“, sagte sie hitzig.
Das kannte ich ja schon.
„Und zweitens, und das ist noch viel wichtiger, auch in den Momenten, in denen du anders bist, bist du einfach wie ein Kind. Du schaffst es noch nicht einmal zu deinen eigenen Wünschen zu stehen. Du hast mich ständig gefragt, ob ich mit dir ausgehen will, aber du hast mir nie zugehört, wenn ich etwas zu sagen hatte. Du hast mir gesagt, ich soll meine Gefühle nicht verleugnen, aber im Grunde war es dir doch egal, wie es mir gerade ging, du wolltest nur, dass ich endlich ja sage.“
Ich starrte sie an und hatte einen riesigen Kloß im Hals. „Das denkst du doch nicht wirklich, oder?“, flüsterte ich. Sie sah zu Boden.
„Lily, ich liebe dich. Das ist alles, was ich weiß.“, sagte ich mit erstickter Stimme. „Ich weiß nicht, wie es dir gerade geht oder was du willst. Sags mir.“
Lily war wie erstarrt. Sie öffnete einmal den Mund, wie um etwas zu sagen, doch dann schloss sie ihn wieder und schluckte. Dann plötzlich, ohne jede Vorwarnung, warf sie sich schluchzend in meine Arme.
Etwas hilflos tätschelte ich ihr den Rücken. „Was ist denn bloß los mit dir?“
„Ach ich weiß auch nicht.“, schniefte sie in meinen Pulli hinein. „Tut mir leid, dass ich so durchdrehe.“
„Ist schon gut.“, sagte ich leise und hielt sie fest.
„Es ist nur, meine Schwester, die mich entgültig hasst und all diese Morde da draußen und ich hab keine Ahnung, was ich werden soll und du, du machst mich wahnsinnig.“, sie schien erneut den Tränen nahe. Und das wegen mir?
„Ich will nicht, dass es dir wegen mir schlecht geht.“; murmelte ich verletzt.
Sie gab ein ersticktes Lachen von sich. „So war das doch nicht gemeint.“
„Nein?“
Sanft aber bestimmt machte sie sich von mir los und sah mich an. Selbst mit tränenverschmierten Augen war sie wunderschön.
„Es ist nicht deine Schuld.“, sagte sie seufzend. „Ich denke nur mal wieder zu viel nach.“
„Oh.“, sagte ich und verstand absolut gar nichts mehr. Meinte sie das, was ich glaubte, das sie meinte?
Lily bemerkte meinen verwirrten Eindruck und lachte leise. Unter den Tränen lächelte sie schüchtern. Es war wie vorhin, als ich ihre Hand genommen hatte. Wie ein Einverständnis. Mein Herz klopfte wild, ich versuchte normal weiter zu atmen.
Ganz langsam strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht, nahm ihr Gesicht in meine Hände und küsste sie.

All die Stunden, die ich damit verbracht hatte mir vor zu stellen, wie es wäre Lily Evans zu küssen, kamen kein bisschen an die Wirklichkeit heran. Ich war in einer anderen Welt, einem Paralleluniversum, in dem es nur uns gab. Es war ein Gefühl so intensiv, dass ich Angst hatte, es könnte stärker sein als die Schwerkraft. Es war verrückt, dass sie mich gleichzeitig schwerelos machte und dafür sorgte, dass ich auf dem Boden blieb.

Irgendwo schlug eine Turmuhr zwölf. Das war das beste Weihnachten aller Zeiten.


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